CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

Various - Revolution Disco (Trikont/Indigo)

Various - Revolution Disco (Trikont/Indigo)

Sieht man sich Gestaltung, Farben, Symbolik und vor allen den Albumtitel dieser herausragenden, weil ungewöhnlichen Kompilation auf dem Trikont-Label an, wird das Thema schnell klar.

Die 15 Stücke auf “Revolution Disco“ sind allesamt russischer Herkunft, sind immer wieder ein Sammelsurium aus Ska, Klezmer und tanzbaren Beats.

Dieses ganze “Revolution Disco“-Ding, das vom russischen DJ und Kultur-Feingeist Wladimir Kaminer losgetreten wurde und gerade im Moment in einer zweiten großen Welle durch deutsche, Russlandstämmige Discos, Hinterhofpartys und Stammkneipen grassiert, ist an sich schon ein Gewöhnungsbedürftiges. Wäre da nicht diese für ungeschulte, deutsche Ohren, ungewöhnliche Sprache, das Ganze wäre wohl einfach nur bizarre Folklore.

Doch durch den Disco-Anspruch, der, nebenbei erwähnt, betrachtet man sich die Musik ohne den ganzen “Revolution Disco“-Anspruch drumherum, eigentlich nur selten musikalisch umgesetzt wird, bekommt die Musik, hier eigentlich nur Klezmergetriebene russische Popularmusik, eine brandaktuelle Daseinsberechtigung im Zeichen des Zeitgeist.

Doch Stile hin, Nachricht her – das Ganze macht selbstredend auch Spaß. Selbst dann, wenn man der Texte überdrüssig ist, wird man durch Instrumentale wie “Di Intzenationale“ vom Yiddish Twist Orchestra oder auch von skurrilen Stücken wie “Arbeitsloser Marsch“ von Banda Bassiotti in eine Art Freischwingenden, extrem tanzbaren und Partyfähigen Sog gezogen, der schnell Frieden schließt mit der vermeintlichen Thematik des Albums.

Weitere Acts des wie immer bei Trikont sehr liebevoll gestalteten Albums mit jeder Menge Infos zum Thema sind unter anderem Vavamuffin, die Modena City Ramblers, Che Sudaka, Attwenger, die Rotfront oder Babylon Circus, um nur einige zu nennen.

Ungewöhnlich und mitreißend, folkloristisch, bizarr, leicht zugleich und grundsätzlich tanzbar. Das ist die “Revolution Disco“.

© Dr. Chuck

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