Sheree
Brown - Straight Ahead/The Music (Two Classic Albums One One CD) (Reissues)
(Capitol Records/Expansion Records/Rough Trade)
The Chi-Lites
featuring Eugene Record - Heavenly Body/Me And You (Two Classic Albums One
One CD) (Reissues) (BR Music/Expansion Records/Rough Trade)
Es ist ein Segen, zugleich aber auch Synonym für die Ideenlosigkeit der (Soul)Musikindustrie
der Gegenwart, dass einmal mehr Musik, die bereits 30 Jahre alt ist, unser
Album des Monats wird.
Genau genommen sind es sogar vier Alben, die auf zwei CDs verteilt, einmal
mehr beweisen, wie wunderschön das Genre, dem der Name unseres Magazins, der
SOUL TRAIN, entliehen ist, tatsächlich sein kann.
Denn die vier Alben, zwei der Chi-Lites sowie zwei von Sheree
Brown, jeweils zusammengefasst auf der mittlerweile legendären “Two
Classic Albums On One CD“-Reihe des britischen Expansion Records-Labels,
sind absolute Paradebeispiele für die Kraft und die fast magische
Anziehungskraft des Souls der Ära, die ich persönlich für die beste in der
Soul-Geschichte halte: die frühen Achtziger Jahre.
Doch fangen wir mit Sheree Brown an, die übrigens gerade an einem
brandneuen Album arbeitet, auf das wir hier in der Redaktion gespannt
warten.
Ihre zwei Alben aus dem Jahre 1981 (“Straight Ahead“) und 1982 (“The
Music“) erinnern mehr als einmal an die großen Alben von Soul-Ikone
Patrice Rushen, was nicht weiter verwundert, war Rushen doch gleich in
beide Produktionen involviert.
Überhaupt waren an beiden Alben, die auf diesem Doppelpack mit seinen
insgesamt 20 herausragenden Soul-Perlen vorhanden sind, das Who-is-Who der
damaligen Soul-Szene beteiligt: Angefangen bei “Straight Ahead“-Produzent
Dick Rudolph, beim legendären Drummer John Robinson, bei
Perkussionist Paulinho Da Costa, bei Soul-Chanteuse Syreeta
über Bassist Paul Jackson Jr. bis zu Perkussionist Lenny Castro
oder Jerry Hey (der SOUL TRAIN berichtete bereits mehrfach
über Hey) und Michael Boddicker. Oder wie wäre es mit keinem
geringeren als Stevie Wonder persönlich, der für “The Music“
mal eben ein Mundharmonika-Solo hinlegt?
Sheree Brown
setzte ihre Karriere nach diesen zwei hervorragenden Alben insbesondere als
Songschreiberin in Kooperation mit besagter Patrice Rushen fort. Im
Alleingang schrieb sie übrigens das gesamte Material der vorliegenden zwei
Longplayer des Doppelpacks – das alleine eine kleine Sensation.
Zwei kleine, bis dato in Deutschland eher unbekanntere kleine Meisterwerke,
gebannt auf eine CD, die Aufmerksamkeit gerade unter Soul-Freunden unbedingt
verdient haben.
Das gilt nicht viel weniger auch für die zwei Alben der zweiten “Two
Albums On One CD“-Folge - Alben der Chi-Lites.
In Deutschland eher als untergeordnete Soul-Formation der Siebziger Jahre
wahrgenommen, genossen die Chi-Lites aus der Windy City Chicago
(daher das Wortspiel im Bandnamen) in den USA Kult-Status und standen
zeitweise auf dem gleichen Olymp wie die ganz großen Formationen des
Soul-Genres wie den Temptations oder den Four Tops.
Die Northern Soul-Bewegung in Großbritannien sorgte schließlich dafür, dass
die Chi-Lites auch in Europa zu größerem Ansehen gelangten.
Der vorliegende “Two Albums On One CD“-Sampler, unserer zweiten
Hälfte der Album des Monats-Krone, offeriert zwei Alben der Chi-Lites
aus der eher späteren Schaffensphase der Band – “Heavenly Body“ von
1980 sowie “Me And You“ aus dem Jahre 1982.
Unter der Federführung des unvergessenen und Zeitlebens unterschätzten
Eugene Record, der zugleich auch der hauptsächliche Songschreiber sowie
Frontmann der Formation war, die in den vielen Jahren ihres Bestehens von
den Sechziger Jahren bis in die Gegenwart unzählige personelle Veränderungen
durchmachte, wurden aus den hier vorhandenen zwei Alben kleine Meisterwerke,
die unter anderem mit einem der größten Erfolge der Chi-Lites,
“Have You Seen Her“ begeistern.
Gleichzeitig war und ist das Albumübergreifende Soul-Gefühl, die
Instrumentierung und die Melodieführung eine der stärksten Kräfte im
Chi-Lites-Firmament.
“Heavenly Body“
und “Me And You“ stehen in ihrer magischen Sogwirkung in Sachen
lupenreinem Soul dem besagten Material von Sheree Brown in nichts
nach und bilden gemeinsam einmal mehr die verdiente Speerspitze des SOUL
TRAIN des Monats Mai 2011.
© Michael Arens
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