MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves |
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CD-BESPRECHUNGEN / CD-REVIEWS |
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CD-BESPRECHUNGEN / CD-REVIEWS |
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Various - Fever-A Rhyhm & Blues Trilogy (Le Son du Maquis/Broken Silence) Die Stilrichtung, die den eigentlichen Kern des SOUL TRAIN bildet und ohne die die Musikwelt eine gigantische Portion ärmer wäre – Soul – entstand nach dem zweiten Weltkrieg als eine Vermischung aus Gospel, Jazz und Blues und verband jene durch Gesang und Harmonien und Melodien geprägten Stile mit den Rhythmen des damals aufkeimenden Rock’n’Roll. Zunächst nannte sich das Ganze nüchtern “Rhythm and Blues“ und ging erst in den Sechziger Jahren in die heutig gültige Begrifflichkeit Soul über. Soviel zu den Hintergründen. Das vorliegende, sehr sensibel zusammengestellte Album stellt nun einmal mehr (es gibt eine Unmenge an Kompilationen auf dem Markt, die sich mit diesem Thema beschäftigen) die ursprünglichen Ära des frühen Rhythm and Blues vor. Die drei CDs wurden in die Bereiche “Classics“, “Dance Craze“ und “Rarities“ aufgeteilt. Inhaltlich gibt es immerhin 51 Stücke, von denen 17 zum ersten mal überhaupt auf CD erscheinen. Der Albumuntertitel verrät bereits, dass die Stücke ausnahmslos aus den Jahren 1945 bis 1959 stammen. So findet sich auf den drei Silberlingen Geniales, Seltenes und Skurriles von Little Esther & Johnny Otis, The Dominoes, Joe Turner, Fats Domino, The Cadillacs, Wynonie Harris, T.V. Slim, Piney Brown, Al Jackson, Eddie Johnson, Big Boy Dougherty oder The Metropolitans, um nur einige ganz wenige zu nennen. Das ganz große Plus dieser herausragenden Kompilation dürfte jedoch im äußerst umfangreichen Booklet liegen, dass über die Hintergründe und jeden einzelnen Titel des Albums unter Mithilfe diverser Fotos der Ära detailliert zu berichten weiß. “Fever-A Rhythm & Blues Trilogy“ ist nicht nur für Fans von Rhythm and Blues der ursprünglichsten Sorte, sondern für Anhänger von Soul grundsätzlich ein Muss. © Michael Arens |
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Juan Carlos Cáceres - Noche De Carnaval (Buena Manana/Naive/Indigo) Eigentlich eine Unmöglichkeit, die Musik von “Noche De Carnaval“ irgendwie in Worte fassen zu wollen, bleibt mir lediglich der Hinweis auf Cáceres’ Heimat, Argentinien, dass sich heute mit Uruguay den Rio de la Plata teilt, für viele der breiteste Fluss der Welt, für andere eine Meerenge zwischen den Toren von Buenos Aires und Montevideo. Juan Carlos Cáceres’ Musik bezieht sich im wesentlichen auf die kulturelle Vielfalt dieser Region und überrascht mit einem für unsere Ohren ungewöhnlichem Mix aus dem, was wir im weitesten Sinne als New Orleans Blues sowie Dixieland und Charleston kennen sowie folkloristischen Einflüssen seiner südamerikanischen Heimat sowie seiner Wahlheimat Paris. Auch vorwitzige Zutaten aus klassischem Jazz oder der Musik Kubas wurden in das ungewöhnliche Album eingewoben und zementiert das ohnehin schon fast legendäre Fundament und Ansehen des Herrn Cáceres in ewig währenden Stahlbeton. Vermutlich ist das gutgelaunte “Noche De Carnaval“ nicht wirklich für jedes Ohr bestimmt, liefert ganz sicher aber einen unglaublich ehrlichen und erdigen Einblick in eine Musikregion, die den meisten Menschen bis dato verschlossen blieb. © Gregor Poschoreck |
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Tschebberwooky - Dance King Doctor (Tschebberwooky/Broken Silence) Tschebberwooky hat zwar einen für unsere Ohren durchgeknallten Namen, gehören aber bei unseren Österreichischen Nachbarn zu den ganz großen Reggae-Acts. Die Band, die bereits 1997 gegründet wurde, arbeitet überwiegend mit klassischen Reggae-Elementen wie Roots-Reggae und Dub, macht aber, und da wären wir bei einem der großen Pluspunkte des neuen Albums, auch vor Ska und Rocksteady nicht halt. Das hält das Werk auf einem äußerst ausgewogenen und unkomplizierten, unterhaltsamen Niveau, zugleich klingen die immerhin 14 Tracks absolut erwachsen und durchdacht. Das Album, der “Dance King Doctor“, ist in optisch hohem Maße anspruchsvoll und haptisch erstklassig gestaltet – das Booklet liefert neben den Texten hochwertige Fotostrecken der Tschebberwooky-Mitglieder. Alles in allem lässt sich der Sound von “Dance King Doctor“ mit einem einzigen Wort beschreiben: Sommer. Gibt es ein schöneres Kompliment für ein Reggae-Album?! © Dominique Dombert-Pelletier |
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Various - Blank & Jones presents So 80’s 5 (Soundcolours) Der fünfte Teil der “So80s”-Reihe beschert uns einige echte Leckerbissen und Raritäten. Auf gleich drei CDs gibt es 43 große und kleine Hymnen der Achtziger Jahre im “Maxi“-Gewand. Da finden sich die Thompson Twins, New Order, Murray Head, Rick Springfield oder Duran Duran ebenso wie Icehouse, William Pitt, The Style Council, ABC oder Tears For Fears. Dass dieser, fünfte “So80s“-Teil einmal mehr immer wiederkehrend auch mit Italo Disco liebäugelt, beweisen Tracks von Fun Fun, Ryan Paris oder die legendäre Disco Version von John Carpenters Filmmusik “The End“, die damals durch alle Dorfdiscos Europas zog. Der eigentliche Höhepunkt ist für mich jedoch, und hier sind sich vermutlich auch die Herren Blank & Jones als Kurator der Reihe selbst nicht des Stellenwertes bewusst, die Extended Version von Amii Stewarts “Friends“, dass eine regelrechte Seltenheit ist und meines Wissens nach noch nie vorher in dieser Version auf CD gebannt wurde - ein wunderschönes Stück Discosoul-Ballade mit seichtem Italo Disco-Touch und einer gehörigen Portion mediterraner Sehnsucht. Danke dafür. Fazit: Auch der fünfte Teil der erfolgreichen Reihe kann sich hören lassen und belegt eindrucksvoll, dass die Achtziger Jahre ihren schlechten Ruf in vermeintlichen “Musikkenner“-Kreisen absolut nicht verdient haben. Charme ist hier das Zauberwort. © Oliver Gross |
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Harry Belafonte - Best Of-Live At Carnegie Hall 1959 (Membran Music/New Music) Hierzulande gilt Harry Belafonte zwar als feste Größe der afroamerikanischen Musik- und Entertainmentkultur, wird aber weniger als eigenständiger Musiker denn als eine Art Black Entertainment Galionsfigur á la Bill Cosby wahrgenommen, was vielleicht daran lag, dass – die wenigsten werden sich daran erinnern - Belafonte gerade in den Siebziger Jahren einmal zu oft im deutschen TV als “Stargast“ verheizt wurde. Wie gut jedoch Belafonte als Musiker zu seine Hoch-zeiten war, zeigt dieses Album elegant auf, dass ihn 1959 in einem Konzert in der Carnegie Hall präsentiert. Der 1927 in New York City geborene Harry Belafonte zeigt auch hier die für ihn typische, elegante Vermischung von lateinamerikanischen Rhythmen und Werten mit Jazz, Rhythm and Blues, Gospel und dem, was damals als Pop begann, die Welt zu erobern, tatsächlich aber eher der handgemachten Unterhaltungsmusik, der Welt aus Big Band und Swing, zuzuordnen war. Die 15 Titel dieses wunderbaren Zeitzeugnisses werden im Booklet durch diverse Abbildungen und einen kurzen geschichtlichen Abriss des künstlerischen Lebens Harry Belafontes unterstützt. © Dominique Dombert-Pelletier |
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Stefan Grossman - Shining Shadows (Acoustic Music/Rough Trade) Eine der zahlreichen Wiederveröffentlichungen des Siebziger- und Achtziger Jahre Kicking Mule-Labels, die durch das Acoustic Music-Label in letzter Zeit auf den Markt gebracht wurden, ist “Shining Shadows“ von Stefan Grossman, dass 1985 zum ersten mal erschien. Wie so oft beim Thema akustische Gitarrenmusik liegt dabei die Kraft des Materials in der Ruhe und der Atmosphäre, die durch die besonnene, intensive Spielart des Materials erreicht wird. Die elf Stücke des Albums haben auch ein viertel Jahrhundert nach ihrer erstmaligen Veröffentlichung nichts an ihrer schnörkellosen und unprätentiösen Schönheit verlosen - Grossmans Spiel ist konkret, besonnen und gradlinig. Ein kleines, kraftvolles Werk voller magischer Schönheit, dass sich ganz auf seine ureigenen Kräfte – die Aussagekraft der Gitarre – verlässt und so sicher auf beiden Beinen kurzweilige Unterhaltung bietet, die weder angestaubt noch aufgesetzt wirkt. Im Booklet findet sich ein ausführlicher Klappentext Von Jas Obrecht zum Album und zu Gitarrist Stefan Grossman selbst. © Holger S. Jansen |
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Ialma - Simbiose (Fol Musica/Galileo MC) Magali, Marisol, Natalia, Nuria und Verónica sind die Namen der fünf Sängerinnen aus Galizien, Spanien, die mit “Simbiose“ ihr zehnjähriges Jubiläum feiern. Das Quintett vermischt traditionelle Musik ihrer Heimat mit neuesten Strömungen aus Pop und Zeitgeist und belegt mit ihrer “Simbiose“ einmal mehr, dass sich das durchweg melodiös und harmonisch, ja sogar in weiten Teilen unerhört unterhaltsam anhört. Besonders witzig klingt ihre Version des Bangles-Hits “Walk Like An Egyptian“. “100 Voltas“ kommt dagegen gleich unter Mithilfe des Rappers El Puto Coke und belegt so einmal mehr, wie gut Tradition und Moderne als Einheit funktionieren können. Ein eindrucksvolles Album, das sich auch ohne entsprechende Sprachkenntnis genießen lässt. Obendrein gibt es ein wunderschön gestaltetes Booklet, dass neben den Texten auch gleich eine wirklich gelungene Fotostrecke der fünf mittlerweile in Brüssel lebenden Sängerinnen liefert. Schön. © Gregor Poschoreck |
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Claasue 4 - Yafo (A-Jazz/NRW Jazz) Trompeter und Komponist Claas Ueberschär und seine Mitstreiter Matthäus Winnitaki (Piano), Oliver Karstens (Bass) und Derek Scherzer (Schlagzeug) klingen auf dem runden, geschlossenen “Yafo“ immer wieder mal wie Herb Alpert & Tijuana Brass mit einem eindeutigem Schwerpunkt auf mitteleuropäischem Mainstream Jazz. Das liest sich nicht nur charmant und ein wenig anders, es ist es auch. Atmosphärisch dicht und unterhaltsam bis in die Haarspitzen spielt sich das Quartett durch Ueberschärs Eigenkompositionen und macht dabei sich selbst, das Quartett, zur Hauptperson. So ordnen sich die einzelnen Spieler dem Ganzen unter und halten Soli in einem erträglichen, dem Genre angemessenen Rahmen. Ebenfalls wurde auf ausgewogene Tempi und einen durchweg gelungenen Durchfluss geachtet, dem das Werk seinen wohl temperierten Spannungsbogen zu verdanken hat. Dazu kommen interessante Liner Notes von Götz Bühler sowie ein – heute leider immer mehr eine auslaufende Kunst - sehr ansprechendes Äußeres. “Yafo“ – ein neues, überaus hörbares neues Kleinod auf dem noch jungen, aufstrebenden, faszinierenden A-Jazz-Label. © Holger S. Jansen |
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Diego Urcola - Soundances (Timba Records/Termidor/In-Akustik) Diego Urcola kam bereits in jungen Jahren mit Musik in Verbindung. Mit 9 begann er, Trompete zu spielen – seit 1991 ist er festes Mitglied des Paquito D’Rivera Quintetts (der SOUL TRAIN berichtete). Zeitgleich ist Urcola ein heißbegehrter Session-Musiker, der in den vergangenen zwei Dekaden mit einer beeindruckenden Riege an Jazz- und Latin-Altmeistern wie Dee Dee Bridgewater, Wynton Marsalis oder Steve Turre im Studio und auf der Bühne stand. Das vorliegende Solo-Album zeigt, dass Urcole auch unter eigenem Namen mehr als nur Bestand hat, sondern geschickt und durchweg ausgewogen eine zurückgelehnte, fließende Atmosphäre zeichnen kann, die warm und melodiös zwischen Einflüssen aus Jazz und lateinamerikanischen Rhythmen hin- und herpendelt, ohne dieses Pendel zu durchtrennen. Das von Juan “Pollo“ Raffo produzierte Werk verdient es, gehört zu werden und zeigt, wie gradlinig und harmonisch zeitgenössischer Jazz klingen kann, ohne spielerisch die Contenance zu verlieren. Bravo, Diego Urcola! © Holger S. Jansen |
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Brian Setzer - Setzer Goes Instru-MENTAL! (Surfdog/Neo/Sony Music) Brian Setzer, Weltenbummler der Musikgenres, der von Rock’n’Roll über Jazz, von Big Band und Swing, von Punk zu Soul und von Rhythm and Blues über Blues, Pop und Roots bzw. Americana alles bearbeitet hat, wo sich nur im entferntesten eine Gitarre wieder finden könnte, haut mit diesem Album mit dem Richtungsweisenden Titel “Setzer Goes Instru-MENTAL!“ ein unwiderstehlich mitreißendes Instrumental-Album raus, dass, wie bei Setzer üblich, keine Gefangenen macht. Die Spielfreude spritzt bei jedem der elf Titel, darunter Klassiker wie “Cherokee“, “Lonesome Road“, “Blue Moon Of Kentucky“ oder, das durfte nicht fehlen, “Be-Bop-A-Lula“ aus dem Material wie eine frische Sommerdusche. Brian Setzer zeigt hier einmal mehr, dass er zu den besten Gitarristen der Welt gehört, ihm zugleich das Bewusstsein von Tradition und Moderne die nötige Inspiration gibt, Alben wie dieses zu kreieren, dass in seiner konzeptionellen Einfachheit absolut hinreißend gelungen ist und mich auf ganzer Linie überzeugt - das nenne ich Musik! © Lukas Juessen |
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Dennis Brown - The Crown Prince Of Reggae-Singles (1972-1985) (VP Music/Groove Attack) Dennis Brown gehört fraglos zu den größten internationalen Namen im Reggae. Dass er grundsätzlich eher der kommerzielleren Seite des Genres zugeordnet wird, liegt wohl auch daran, dass seine Musik immer wieder Elemente aus Soul und Pop in die Musik einarbeitete und dementsprechend große Erfolge erzielte. Wie bei vielen anderen Reggae-Legenden wie Bob Marley, Peter Tosh, Gregory Isaacs und Co. gibt es auch über Dennis Brown eine schier unüberschaubare Fülle an Kompilationen, welche die Kariere des unvergleichlichen Dennis Brown vorstellen. Die vorliegende Zusammenstellung offeriert gleich 3 CDs, auf denen insgesamt 40 seiner besten Songs sowie, auf CD3, ein Live-Mitschnitt eines Auftritts Browns in Montreux 1979 angeboten wird. Für mich ist bis heute sein dahin schmelzendes “Let Me Down Easy“ eines der ganz großen Höhepunkte des Bronwschen Schaffens, das exemplarisch als Lover’s Rock-Perle Browns Wandlungsfähigkeit in Sachen Muttergenre Reggae zeigt. Ein umfangreiches Booklet mit ausführlichen Liner Notes zur Reggae-Legende Dennis Brown veredelt diese Zusammenstellung zu einem echten Muss für Fans des Genres als auch des großen, unvergessenen Dennis Brown, der 1999 im Alter von gerade mal 42 Jahren verstarb. © Marco Steinbrink |
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Various - Sonic Sci-Fi (Chrome Dreams/In-Akustik) Skurril ist dieses Werk, bombastisch, cineastisch, aber auch mystisch und unglaublich unterhaltsam zugleich. Auf gleich zwei CDs präsentiert Chrome Dreams, das Label mit dem Fokus auf das Spezielle und vermeintlich Vergessene aus Pop, Jazz, Rock, Glanz und Glamour, Krempel und Trödel, Fitsch und Kitsch, mit “Sonic Sci-Fi“ Soundtrack-Material aus der Feder von keinem Geringeren als Filmkomponisten-Legende Bernard Herrman. Dass aber auch vermeintliche Underground-Komponisten wie Bebe und Louis Barron in den Reigen passen, macht ein taktischer Schachzug möglich: es geht um Soundtracks aus gleich mehreren mittelgroßen und kleinen Science Fiction-Filmklassikern aus der Mitte des letzten Jahrhundert. Allen voran schreitet auf CD 1 Bernard Herrmans Score des Originals “The Day The Earth Stood Still“, wobei, das gilt für beide Silberlinge, die heutzutage etwas selbstironisch wirkende Sound-Kulisse heute wie damals sehr atmosphärisch, geheimnisvoll und mystisch erscheint. Die ausführlichen Liner Notes im Booklet von Musikhistoriker Derek Baker schlüsseln die Geschichte hinter diesem immens faszinierenden Doppeldecker ausführlicher auf, als dass in der Kürze möglich wäre. Nur so viel sei verraten: Wen das Cover anspricht, der bekommt präzise das, was es verspricht. So verspielt klang musikalisch bebilderte Science Fiction in den guten Fünfzigern! Metaluna 4 antwortet also doch! © Gernoth Kleinlogel |
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The Cookers - Cast The First Stone (Plus Loin Music/Soulfood) Auf dem weltweiten Jazz-Markt gibt es gleich mehrere Formationen, die sich The Cookers nennen. Diese hier dürfte dabei fraglos die versierteste Aller sein. Jedes der sieben Mitglieder kann dabei auf mehr als vier Jahrzehnte Erfahrung zurückgreifen - ein Zusammenkommen großartiger Jazz-Dinosaurier, die es einmal mehr richtig krachen lassen wollen. Neben Superstar-Trompeter Eddie Henderson sind Saxofonist Billy Harper, Trompeter David Weiss, Saxofonist Craig Handy, Pianist George Cables, Bassist Cecil McBee sowie Schlagzeuger Billy Hart dabei. Dabei hört man dem Album die Kraft der spielerischen Solo- und Gemeinschaftserfahrungen in jedem Takt überdeutlich an. Das Material wurde überwiegend von Billy Harper und George Cables geschrieben, kommt jedoch wunderbar improvisiert und spontan daher. Fast scheint es so, als hätten sich die Jazz-Schwerenöter zu einer spontanen Jam-Session im heimischen Studio getroffen und hätten diese einfach mal mitgeschnitten. Keine Sekunde von “Cast The First Stone“ klingt steril oder analytisch. Vielmehr bezieht das Album seine Kraft so aus dem unglaublich intensiven, wenn oft auch recht wilden Zusammenspiel der großen Sieben, das gekonnt zwischen Bebop-Elementen und zeitgenössischem Jazz und einer Spur erdigem Funk wandelt. Zugleich steht gerade bei Stücken wie “Croquet Ballet“ oft der Groove im Vordergrund. Auch ist es immer wieder die mitreißende Art der Improvisation, die den Songs des aufwühlenden, überaus aktiven Albums Kraft und Charakter verleiht. So sollte Jazz klingen - einfach und schnörkellos, dabei aufgrund der geschlossenen spielerischen Qualität schlichtweg brillant. © Michael Arens |
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Sofia Petersson & Petter Bergander - Det Liknar Ingenting (Prophone/Naxos) Pianist Petter Bergander und Sängerin Sofia Petterson, beide aus Schweden stammend, geben sich auf dem Cover entspannt retrospektiv – das Design wurde bewusst der Ästhetik der Siebziger Jahre angelehnt. An Plüsch und Lounge erinnert das vom Cover – wie schön, dass sich dieses Gefühl auch durch die Musik bestätigt. Ruhiger, sanfter Akustik-Jazz, mal verhalten, mal leicht verspielt, aber nie unkontrollierbar, mal melancholisch, mal fröhlich, so klingt “Det Liknar Ingenting“. Schade, dass mein Schwedisch doch ein wenig eingerostet ist und ich den Texten nur, um es vorsichtig auszudrücken, sehr zaghaft folgen kann. Getröstet werde ich aber durch die anmutige Sanftheit und das gleichzeitige Liebäugeln der Zwei mit Werten aus Jazz und Pop-Zeitgeschichte. Ein kleines, unaufdringliches, schlicht schönes Album, das Freunde von Vokal-Jazz als auch Anhänger etwas exotisch klingender zeitgenössischer Pop-Musik überzeugen wird. © Lukas Juessen |
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Helge Lien Trio - Natshukashii (Ozella Music/Galileo MC) Der norwegische Pianist Helge Lien lässt sein neues Album auf einer Wolke aus Verträumtheiten und ruhigen Sphären dahin gleiten. Das widerrum beschreibt dann auch bereits den Inhalt des japanischen Albumtitels, eine Art Erinnerung die, im weitesten Sinne, Gerüche, Gegenstände aber auch Gefühle vermittelt. Unterstützt wird Lien in dem sehr sensibel und auf anmutige Langsamkeit bedachte Atmosphäre ausgerichtetem Album von Bassist Frode Berg und Schlagzeuger Knut Aalefjoer. Das Album wurde von Helge Lien selbst komponiert und gemeinsam mit Ozella Music-Mastermind Dagobert Böhm produziert. Herausgekommen ist ein zehn Stücke währendes, in sich ruhendes Energiebündel, dass seine spielerische Kraft nach innen richtet und so eine unglaublich mitreißende, mitunter aber auch nachdenkliche, dunkle Atmosphäre schafft, die zugleich stets seinen Spannungsbogen halten kann und einen ganz eigenen Charme versprüht. © Gregor Poschoreck |
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Elisabeth Lohninger - Songs Of Love And Destruction (Lofish Music) Man muss sich schon was einfallen lassen, um heutzutage als weibliche Jazz-Stimme aus der breiten Masse herauszuragen. Individualität ist eine mögliche Maßnahme, der sich auch Elisabeth Lohninger auf ihrem neuen Longplayer mit dem wegzehrenden Titel “Songs Of Love And Destruction“ zugewendet hat. Diese gilt zum einen für ihre Stimme, die Tiefe und Breite, zugleich aber auch interpretatorische Winkel- und Hakenschläge gemeinsam mit durchgehender Jazz-Sensibilität koppelt und so eine Art Ästhetik entwickelt, die Geheimnisvoll und Mystisch, aber auch Verspielt an einen Tisch bringt. “Ich habe die Idee für dieses Album schon seit Jahren in mir herumgetragen“ wird Lohninger in der Presseinfo zum Album zitiert, was man dem Album durchweg anhört. Das Dutzend Titel sprüht förmlich vor Vielschichtigkeit, ob nun durch die Vermischung von Eigenkompositionen mit Klassikern von K.D. Lang oder Joni Mitchell, oder in der Verwendung von Englisch und Spanisch, oder aber durch die teils aus einem Musical entnommen wirkende Verwunschenheit, die eine ureigene, mitunter etwas zu individuelle Stimmung erzeugt. “Songs Of Love And Destruction“ ist alles andere als ein gewöhnliches Vocal Jazz-Album, dass es verdient hat, einer breiteren Masse zugänglich gemacht zu werden; gleichzeitig wehrt sich das Album-Konzept mit jeder Faser gegen jenen öffentlichen Zugang. Wenn es jemals so etwas wie Underground-Vocaljazz gab - dieses Album lebt ihn. © Michael Arens |
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The Staff Band Of The Norwegian Armed Forces - A Tribute To The Northern Winds (Simax Classics/Naxos) Gerade in Deutschland hat die Blasmusik, haben die großen Blasorchester, natürlich auch die Orchester grundsätzlich, in der Armee eine lange Tradition, ohne die der hiesigen Musiklandschaft eindeutig etwas fehlen würde. Dass das nicht nur in Deutschland so ist, sondern in vielen anderen Ländern auch, belegt das wunderschöne, vorliegende Album der Norwegischen Armee. Die Staff Band Of The Norwegian Armed Forces zeigt mit diesem einzigartigen, unglaublich kraftvollen Werk, dass Blasmusik, insbesondere in einem Kontext wie diesem mit konzeptionell starkem Inhalt zu den ausdrückstärksten, mitreissendsten Formen klassischer Musik gehört. Von den umwerfenden Melodien und Harmonien einmal ganz zu schweigen. Das Besondere an “A Tribute To The Northern Winds“ dürfte aber hier sicherlich die Beteiligung der jungen Trompeterin Tine Thing Helseth sein, die das Werk, dass von Ole Kristian Ruud eindrucksvoll dirigiert wird, in einen Schleier aus Atmosphäre spielt, der eine fast Angsteinflössende Anziehungskraft in sich birgt, die nicht nur Freunde von klassischer Musik in ihren Bann ziehen dürfte. © Gregor Poschoreck |
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Twana Rhodes - Home-The U.F.O. Sessions (Redwind Records/Warner Music) Es stimmt mich etwas nachdenklich, dass das Werk bereits im November 2008 aufgenommen wurde, aber es erst jetzt den Weg in die Plattenläden der Nation findet. An Twana Rhodes’ Qualitäten als Sängerin und Künstlerin kann es nicht liegen, sind doch die 13 Stücke von “Home“, die Rhodes allesamt selbst geschrieben und gemeinsam mit Adam Holzman produziert hat, durchaus ein Aufhören wert. Dass Twana seit ihrem Debütalbum vor zehn Jahren eine feste Anhängerschaft aufgebaut hat, dürfte dem Album sicherlich helfen, aus der momentan schier unglaublichen Masse an weiblichen Jazz-Stimmen mit Weltmusik-Einschlag herauszuragen. Dazu kommt, dass die Musik der “U.F.O. Sessions“, wie der Untertitel des Werkes lautet, absolut unterhaltsam gehalten wurde. So finden sich neben besagten Einflüssen aus klassischem Jazz auch Elemente aus Pop, Rock, Blues, Funk und immer wieder auch Singer/Songwriter, was dem Album eine feine, wenn auch etwas grobkörnige Note gibt. Ein wunderschönes Äußeres sowie ein dickes, umfangreiches Booklet mit allen Songtexten und einer sehr eleganten Fotostrecke machen das Album zu einem leicht über dem Durchschnitt anzusiedelndem, das zugleich eines der Werke ist, dass mit jedem Hören an Kraft und Tiefgang gewinnt. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass das nächste Twana Rhodes-Album einen schnelleren Weg zu seinen Fans machen wird. © Michael Arens |
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Iiro Rantala - Lost Heroes (ACT Music + Vision/Edel) Iiro Rantala ist ein finnischer Pianist, der fast zwei Jahrzehnte lang ein festes Mitglied des in Finnland überaus populären Jazztrios Töyeät war. Das vorliegende “Lost Heroes“-Album, seinem Solo-Debüt auf dem Münchener Vorzeige-Jazz-Label ACT, lebt vom ersten Ton an von der Kraft der Ruhe. Dabei macht es kaum einen Unterschied, ob Rantala Eigenkompositionen spielt oder Charlie Parkers “Donna Lee“ interpretiert oder aber Toots Thielemans “Bluesette“ dahinhaucht. Gleichzeitig widmet Rantala seine besonnenen Titel seinen großen musikalischen Vorbildern, angefangen bei Bill Evans, über Erroll Garner bis zu Art Tatum oder Oscar Peterson. Der letzte Titel des durchweg sehr intimen, gelungenen Albums, “Intermezzo“, ist gar dem großen Luciano Pavarotti gewidmet. Aus der Langsamkeit des zeitgenössischen Jazz und der damit verbundenen Intensität macht Iiro Rantala derweil keinen Hehl, sondern ergießt die insgesamt zehn Songs in den Strom der behäbigen, aber stetig voranschreitenden Zeit und verbleibt nachdrücklich, aber immer wieder auch spielfreudig und lebensbejahend im persönlichen Gedanken, dass weniger manchmal, tatsächlich sogar meistens, einfach mehr ist. “Lost Heroes“ ist ein Beleg dafür, dass gerade in der Langsamkeit oft die größere Energie, die bedeutendere Nachhaltigkeit liegt. © Michael Arens |
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