MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

INTERVIEW

 

 

 

Stereo MCs - "Emperor's Nightingale"  -  Out Now!

 

 

 

 

 

Stereo MCs - 360° Groove Avantgarde

Aktuelles Album: Stereo MCs - Emperor’s Nightingale (!K7/Alive)

 

 

Stereo MCs

 

Stereo MCs - 360° Groove Avantgarde

Aktuelles Album: Stereo MCs - Emperor’s Nightingale (!K7/Alive)

 

 

 

   

An den Stereo MCs merkt man, wie rasend schnell doch die Zeit vergeht. Und auch, wenn das nur ein Klischee ist, das es zu widerlegen gilt, sind es faktisch doch nun 22 Jahre, seit ihr 1989er Debütalbum “33 45 78“ auf ihrem eigenen, in den Achtziger- und Neunziger Jahren legendären Gee Street-Label erschien.

 

Der eigentliche Grund dafür, dass man Sänger Rob Birch und DJ Nick Hallam - die Stereo MCs - als ein Dance-Act neuerer Zeitrechnung wahrnimmt, dürfte ihr fälschlicher Weise gerne mal dem Hip Hop zugeordneter Underground-Status sein, ihr Mix aus Rap, elektronisch getriebener Club-Musik, ihre Vermischung aus Beats, Breaks, treibenden Grooves und legendären Hooklines (Rob Birch im SOUL TRAIN-Interview dazu: “Wir haben uns selbst nie als reine Hip Hop-Gruppe gesehen, wir haben sogar versucht, immer aus dieser Ecke raus zu bleiben. Denn erstens hätten uns die Puristen zu Tode gedisst, zum anderen wollten wir nicht so tun als seien wir etwas, dass wir eben nicht sind. Wir hatten immer ein Gefühl für echte Musik. Sogar in unseren frühen Platten haben wir immer mit Grooves und Breaks gearbeitet, die eine besondere Qualität hatten und sich als Soul in den Gesangspassagen niederschlugen. Wir konnten nie Texte schreiben, wenn es kein emotionalen Zugang zur Musik selbst gab!“).

 

Was im Presseinfo zum neuen Stereo MCs-Studioalbum “Emperor’s Nightingale“ (in Deutschland über das legendäre Berliner !K7-Label erschienen und über Alive vertrieben) als ein “Gebilde aus idiosynkratischen Raps, fantasievollen Breakbeats und souligen Melodien“ beschrieben wird, ist tatsächlich nicht mehr und nicht weniger als der Anspruch, den Rob und Nick seit ihren Anfängen auf einem halben Dutzend Studioalben sowie einer Unmenge an Arbeiten als Produzenten und Remixer an ihren eigenen Musikstil haben – nämlich, dass sie selbst der eigentliche Musikstil sind.

 

Nachdem dann 1992 mit “Connected“ der Giga-Erfolg mit der Single gleichen Namens die Welt im Sturm eroberte und vermutlich eines der auf MTV meistgespielten Tunes überhaupt wurde, geschah es mit dem so immens populären und erfolgreichen Duo, das Club-, Dance- sowie Beatbastler-Szene ebenso beherrschte wie Freunde konventioneller Harmonien und Soul-Strukturen, dass dieser Riesenerfolg mit dem folgerichtigen Druck seitens der Öffentlichkeit und der Musikindustrie eben genau das Gegenteil bewirkte: das Duo zog sich mehr und mehr zurück, die innovative Ideenschmiede versandete.

 

Seit einigen Jahren jedoch ist damit nun endlich Schluss. Ihr neuer, abendfüllender Longplayer heißt “Emperor’s Nightingale“ und unterstreicht den unbeschreiblichen Stil der zwei Stereo MCs - Old School Synthie-Pop mit Beats & Breaks trifft Rock-Attitüde mit Groove-Gedächtnis.

 

Traditionsgemäß ist das Album alles andere als leichte Kost. Hat man sich jedoch erst einmal auf den staubtrockenen Stereo MCs-Wums eingelassen, lässt einen das Werk mit seiner verschachtelten New Wave-Anmutung und seinem 80’s Synthie Pop-Flair und seinem Hang zur Avantgarde-Musik nicht mehr los.

 

Zugleich sagt das Album mit seiner überraschend zeitgeistlichen Dancefloor-Rührigkeit soviel mehr aus als jedes Wort, dass Sänger Rob Birch selbst auf bisher allen MCs-Alben verlor.

 

So kommt es nicht von ungefähr, dass Birch sich dieses mal auch zum tatsächlichen Singen – in Gegensatz zum Stereo MCs-üblichen Rappen – hinreißen ließ.

 

Dass auch ein Gast wie der Megaangesagte Jazz-Tausendsassa Jamie Cullum stilistisch absolut übergangslos in den Genremix der MCs überblendet, sagt eigentlich bereits alles über die Stereo MCs und ihr neues Album “Emperor’s Nightingale“ – oder?! Stereo MCs-Sänger und Frontmann Rob Birch hatte da dann doch noch einiges mehr zu sagen...

 

Im SOUL TRAIN-Interview erfuhren wir dann auch allerlei Internes, Faszinierendes und Innovatives über eines der beachtlichsten Electronica-Duos der letzten drei Dekaden – die Stereo MCs

 

 

Michael Arens: “Es hat ja schon einige Zeit gedauert bis wir endlich ein neues Lebenszeichen in Form eines neuen Studioalbums wie “Emperor’s Nightingale“ von euch bekommen haben…“

 

Rob Birch: “Wir wollten eine Platte machen, die anders ist. Nicht nur anders, als alles andere, was es gerade da draußen gibt, sondern auch anders als alles, was wir zuvor gemacht hatten. Die Art und Weise, wie wir es angegangen sind, hat auch die Art und Weise verändert, wie wir die Produktion von Musik überhaupt angehen. Bisher hatten wir erst immer einen Groove oder einen Backing-Track. Dann haben wir versucht, an eine Stimme zu denken und Texte zu schreiben.“

 

Michael Arens: “Also musste hier etwas Spontaneres herhalten?!“

 

Rob Birch: “Wir hatten in der Vergangenheit so viel gearbeitet, dass wir mit dieser neuen Platte etwas wirklich aufregendes machen wollten, dass uns antreibt. Also sind die meisten Stücke während diverser Jam-Sessions entstanden. Die meisten irgendwo zwischen 30 Minuten und fünf Stunden. Die embryonische Idee zu den Songs wurde also sozusagen während der Jams geschrieben. Wir haben uns mit Menschen, Musikern getroffen und dann einfach mitgejammt. Der eine hatte vielleicht einen Vibe auf einem Laptop, der andere schnappte sich den Bass. Es war ein bisschen wie in der Musikschule für Kinder, wo all diese Instrumente rumliegen, du dir spontan eines greifst bzw. du dir eines aussuchen kannst, und sich plötzlich völlig neue Welten auftun. Und so bekamen wir die Ideen zu unseren neuen Songs zusammen. Das hat eine Menge Spaß gemacht. Das fühlte sich manchmal aber auch wie eine Art Knochenmühle an, aus der dann was völlig anderes – durch ausprobieren – erwächst. Wir haben manchmal auch eine Art Blaupause aus einem Musikgerüst auf unser Laptop gezogen und dann damit experimentiert.“

 

Michael Arens: “Und wie steht es mit dem viel zitierten Zeitgeist?“

 

Rob Birch: “Wir sind ja auch als DJs unterwegs, haben deswegen auch die Hand am Puls der Zeit. Wir wollten, dass unser Album zugleich einen modernen Anstrich bekommt. Also haben die Stücke, die wir schließlich als grobes Gerüst hatten, eine Art Metamorphose durchgemacht. Sie starteten als eine Sache und endeten schließlich als ein gänzlich anders klingender Track. Es ging also darum, die Schlüsselelemente aus einem Song in einen Song zu verwandeln. Zugleich eine Art “Modern Sounding Groove“ dadurch zu bekommen – einen futuristischen Sound, den moderne Musik nun mal hat.“

 

Michael Arens: “Und ist euch das deiner Meinung nach mit “Emperor’s Nightingale“ gelungen?“

 

Rob Birch: “Tatsächlich höre ich die Platte nicht wirklich, jetzt, wo sie fertig ist. Ich habe sie einmal komplett durchgehört als das Mastering fertig war, und war richtig zufrieden mit dem Sound. Ich habe die CD in meinen Auto-CD-Player geworfen, und mein Audio-System in meinem Auto ist wirklich nicht besonders. Also habe ich mir gedacht, dass wenn es sich hier gut anhört, dann weiß ich, dass das Ding echt rockt. Nick (Hallam) und ich waren sehr glücklich damit. Ich finde, dass Set klingt wirklich farbenfreudig, wie ein ganz neuer 360 Grad-Rundumblick auf Musik! Wir fühlen uns glücklich damit und haben sehr viel gelernt während der Produktion.“

 

Michael Arens: “Bei aller Spontaneität klingt das Album aber durchweg, besonders beim wiederholten Hören, nach einem geschlossenen Konzept im klassischsten Sinne – ein Konzept-Album der alten Schule, wenn man so will…“

 

Rob Birch: “Es war ein Kampf, die Tracks - wir hatten immerhin etwa 18 Tracks – zu sortieren und die richtige Reihenfolge zu finden. Schade, dass wir nur elf, zwölf Tracks auf das Album nehmen durften, was mehr oder weniger vom Label so gewollt war. Die meisten Musiker, die mitgemacht haben, arbeiten schon sehr lange mit uns. Vielleicht gibt es auch deshalb eine sehr rund wirkende Kontinuität. Die Idee zur Platte war nämlich eigentlich, alles an uns zu ändern, sogar die Art, wie wir aussehen. Wir wollten wirklich was Anderes machen…“

 

Michael Arens: “So wie der Titel - “Emperor’s Nightingale“?“

 

Rob Birch: “Ja, der kam erst nachdem wir das Album fertig gestellt hatten. Wenn du auch während einer Produktion kein Konzept hast, kristallisiert sich doch hinterher eine Art roter Faden heraus. Was den Titel konkret betrifft hat unser Management uns aufgefordert, uns Zusammen hinzusetzen, und mit ihnen über die Musik auf dem Album, über jeden einzelnen Track, zu sprechen, worum es geht, wovon die Songs handeln. Das war schon ein wenig peinlich… (lacht) Jedenfalls wurde uns jeder Titel einzeln vorgestellt und wir sprachen darüber, wovon der Song handelt, wie wir das gemacht haben, woran wir gedacht haben, wovon wir dazu inspiriert wurden… Während dieser Session erzählte ich dann unter anderem, dass ich während der Entstehung zu irgendeinem Song meinen Kindern immer diese Chinesische Gutenachtgeschichte vorgelesen habe. Und die hieß “Emperor’s Nightingale“ und handelte davon, dass es diesen Vogel, diese Nachtigall (Englisch: Nightingale, Anm. d. Red.) im Garten des Kaisers (Englisch: Emperor, Anm. d. Red.) gibt, die in einen Käfig gesperrt wird und dann sehr traurig wird, da sie nicht mehr für die Menschen singen kann…“

 

Michael Arens: “Einfache, aber effektive Analogie…“

 

Rob Birch: “Ja, der Vogel schafft es, auszubrechen und seine Freiheit wieder zu erlangen, und kann schließlich wieder für die Menschen singen. Das Management meinte dann, dass sich das ja wohl wie ein perfekter Albumtitel anhört… Und ich stimmte zu. Es ist dabei so gar nicht wie wir, so einen leicht abgedrehten Albumtitel zu haben. Aber in einer wirren Art und Weise beschreibt es auch, wie das Album entstanden ist. Wir mussten uns erst von unseren Vorstellungen und Regeln befreien, die wir bisher bei unseren Platten befolgten. Den Frieden zu finden, nach all den Jahren voller Studioarbeit und Konzerten zurück zu den Wurzeln, die du hattest, als du mit 12 Jahren Musik gemacht hast. Mit einem der Stücke, “Boy“, manifestierte sich das Ganze dann noch auf eine sehr autobiografische Art…“

 

Michael Arens: “Wie genau passte denn dann Jamie Cullum in diesen speziellen Song?“

 

Rob Birch: “Wir hatten “Boy“ bereits fertig gestellt. Aber irgendwie klang es, als sei in dem Song etwas zurückgehalten worden. Zufälliger Weise kennt unser Manager Jamie Cullum persönlich, also machte er den Vorschlag, ihn doch den Piano-Part spielen zu lassen. Den ursprünglichen Piano-Part hatte ich selbst nämlich auf einem kleinen abgeranzten Piano in meiner Küche aufgenommen. Da ich kein ausgebildeter Pianist bin, musste ich wirklich daran herumbasteln, bis es sich halbwegs zivilisiert anhörte… Jedenfalls sagte Jamie sofort zu, er liebte den Track. Also kam er vorbei und spielte den Song ein. Jamie ist so bodenständig – er ist unglaublich entspannt. Er ist ja ein unglaublich quirliges Kerlchen, aber er ist dafür völlig am Boden geblieben. Ich war mir erst nicht klar, ob das passt, aber sobald er anfing, zu spielen, wusste ich, dass der Track so viel besser klingt. Manchmal muss man einfach andere Einflüsse auf seine Musik zulassen. Das ergibt oft einen echt magischen Punkt, den du so sonst nie erreichst hättest. Jamie meinte sogar, dass es einen Nicht-Pianisten braucht, um so einen fast unmöglichen Piano-Teil zu machen…“ (lacht)

 

Michael Arens: “Hab schon davon gehört, dass Jamie Cullum extrem umgänglich ist. Von seinem Talent als Pianist und Jazz-Musiker einmal ganz abgesehen…“

 

Rob Birch: “Ja, wir haben sogar einen Film darüber gemacht, der auf unsere Homepage www.stereomcs.com zu finden ist. Es war ein schönes, kleines Abenteuer.“

 

Michael Arens: “Überrascht es dich eigentlich, dass wir, der SOUL TRAIN, mit einem Kern-Fokus auf Soul-Musik, Interesse an der sehr vielschichtigen Musik der Stereo MCs haben? Abgesehen von dem Umstand, dass sich eure Musik seit je her auch an Soul bedient…“

 

Rob Birch: “Wurde mal Zeit, dass das passiert…“

 

(lacht)

 

Rob Birch: “Ich wusste natürlich, dass diese Platte, die sehr anders ist, an Grenzen stößt. Ich wusste, dass unsere Platte in alle möglichen Genres wie beispielsweise auch Rock oder UK Dance Music oder Dubstep vorstoßen würde. Ich wollte, dass unser Enthusiasmus auf dieser Platte sich mit der Art und Weise, wie Musik heute gemacht wird im Vergleich zu einer sehr alten, bewussteren Art, verschmilzt. Aus einer Zeit, als es noch keine digitalen Hilfsmittel gab, eine Zeit, aus der Künstler wie Hall & Oates oder Fleetwood Mac kommen…“

 

Michael Arens: “Echtes Handwerk, die gute alte analoge Welt der anfassbaren Produkte…“

 

Rob Birch: “Ja. Da gab es zum Beispiel einen alten Freund von Nick (Hallam) und mir, Bruce Woolley, den wir praktisch unser ganzes Leben kennen. Bruce hat bereits für Grace Jones und viele andere gearbeitet. Also haben wir nur aus Spaß mit Bruce zusammen gearbeitet, einen Song mit ihm gemacht, was sehr lustig war. Gerade weil ich ihn schon als kleiner Junge auf der Bühne gesehen habe, wie er noch lange Haare hatte und ein Rocker war. Die ganze Musik damals hatte eine Art Geruch, eine Atmosphäre, von der man zehren konnte. Obwohl meine Atmosphäre eher aus dem Rap kommt; aber man kann immer aus Musik sein eigenes Ding ziehen.“

 

Michael Arens: “Zugleich bewegt ihr euch in dieser hochtechnisierten, stylischen neuen Welt mit eurer Musik direkt am Puls der Zeit…“

 

Rob Birch: “Warum auch nicht? Der Geist von Musik dreht sich doch nach wie vor mehr darum, inspiriert zu sein von dieser Art naiven Energie, diesem emotionalem Inhalt, denn von einer perfektionistischen Umsetzung. Wir haben eine lange musikalische Geschichte hinter uns. Und unsere Musik basiert noch immer auf moderner Dance Music! Wir sind noch immer die gleichen Menschen – wir sind ok. Wir sind noch immer die Stereo MCs!“

 

© Michael Arens

 

 

Stereo MCs

(Nick Hallam

und

Rob Birch)

 

 

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