CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

Kindred The Family Soul - Love Has No Recession (Purpose Music Group/Expansion Records/Rough Trade)

Paul Carrack - A Different Hat (Carrack-UK/Absolute/Universal)

Kindred The Family Soul - Love Has No Recession (Purpose Music Group/Expansion Records/Rough Trade)

Bereits mit ihrem ersten Album “Surrender To Love” 2003 begeisterten Fatin Dantzler and Aja Graydon, ihres Zeichens verheiratete Soul-Duo par excellence, über alle Massen und ließen die Erwartungen an mögliche Folgealben in kaum erreichbare Höhen klettern.

Dass Kindred, so die Kurzversion ihres für deutsche Ohren und Augen recht sperrigen Namens, mit Alben Nummer Zwei (“In This Life Together“ 2005) und Drei (“The Arrival“ 2008) sogar noch mal einen Scheit nachlegen konnten, liegt vielleicht an der unausgesprochenen Chemie eines verheirateten Paares aus dem Dunstkreis des in Philadelphia angesiedelten Hidden Beach-Konglomerats, dass die gleiche Leidenschaft teilt, die eben die Würze von Kindred The Family Soul ausmacht: Tiefgehender Soul mit Nachhaltigkeit, der mit Message und stylishem, mitunter gar individuellen RnB-Gewand mächtig nach vorne geht.

So macht auch der neue Longplayer “Love Has No Recession“ nicht halt vor tiefgehenden Balladen, die im krassen Kontrast zu knackigen Midtempos mit seichtem Inhalt und gradlinig pumpenden Uptempos mit einer Riesenportion Zeitgeist liegen.

Tatsächlich ist es gerade der sehr frisch wirkende Mix aus einer ganzen Menge Subströmungen des großen Soul- und RnB-Genres, der hier regelrecht fantastisch funktioniert. So finden sich neben extrem groovigen Dancefloor-Burnern beispielsweise auch Spoken Poetry und kurze, Nachdenklich stimmende Interludes, die zugleich durch eine beeindruckende Fülle an hochkarätigen Gästen untermauert wird.

Alleine diese Tatsache, dass beispielsweise Superstars wie Snoop Dogg, Ursula Rucker oder Raheem DeVaughn ihre Spuren auf “Love Has No Recession“ hinterlassen haben, zeigt, wie Groß das ehemals kleine, bescheidene Duett-Projekt Kindred The Family Soul mit den Jahren und den Alben geworden ist.

Bei alledem halten es Dantzler und Graydon mit dem Klangteppich als solches, wie sie es auf ihren bisherigen Longplayern gehalten haben: Fette Beats, funkige Breaks, spritzige Bässe und ein musikalischer Anspruch, der den Spagat zwischen den Welten eines Donny Hathaway, dem zeitgeistlichen RnB-Schmiss einer Mary J. Blige und dem Songgefühl der Siebziger und frühen Achtziger Jahre regelrecht spielerisch erscheinen lässt.

Besonderes Highlight ist dabei für mich Intro und Outro des Albums – beides Versionen des Instrumental-Monsters “The Sheddington“ – das beste Instrumental, dass Brass Construction, Rufus, Maze und Tower Of Power nie gemacht haben. Alleine dieser Song ein kleines Meisterwerk!

Ein elegantes Äußeres und ein informatives, edel wirkendes Booklet mit allen notwendigen Infos zu den 16 Titeln (inkl. dem Bonus Track “You Got The Love“ mit Snoop Dogg als Remix) machen das neue Album des eklektischen Duos Kindred The Family Soul schließlich einmal mehr zu einem echten Ereignis, dass im Club, vor dem Kamin als auch als ganzheitliches Konzeptalbum hervorragende Dienste leistet.

“Love Has No Recession“ darf man mit Fug und Recht als zeitlosen Soul-Klassiker bezeichnen, der sich nahtlos in die Meisterhaften Alben des Duos einreiht und auch in 20 Jahren noch so frisch und authentisch klingen wird wie heute.

© Michael Arens

Album des Monats

Oktober 2011:

Kindred The Family Soul -

Love Has No Recession

(Purpose Music Group/

Expansion Records/

Rough Trade)

UP