CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

Candy Dulfer - Crazy (Listen 2 Entertainment Group/In-Akustik)

Candy Dulfer - Crazy (Listen 2 Entertainment Group/In-Akustik)

Eigentlich war und bin ich ein Riesen-Fan der holländischen Saxofonistin mit dem Soul und dem Funk im Blut – Candy Dulfer (der SOUL TRAIN berichtete bereits mehrfach). Ihre Alben platzten vor knackigem Vorwärtsgang und versoultem Groove förmlich aus den Nähten. Candy Dulfer alleine erbrachte den Beweis, dass innovatives Jazzsaxofon mit Anspruch und messerscharfer Funk und Soul sich mitnichten ausschließen müssen.

In den letzten Jahren mischte sich dann jedoch immer mehr eine irgendwie experimentell geartete Linie in die Dulfersche Klangfarbe, die mit ihrem neuen Longplayer “Crazy“ ihren bisherigen Höhepunkt feiert.

Bereits der Anfang wirft so direkt große Fragezeichen auf und lasst mich bis zur Mitte des Albums hin wünschen, Candy wäre kompositionstechnisch bei ihren originären Steckenpferden Soul und Funk geblieben. Denn “Crazy“ vermischt Elemente aus Pop, Chill/Lounge, Electronica, Eurodance und House zu einer Mischung, welche die Erwartungen an ein neues Candy Dulfer-Album kräftig aushebelt und mich, typisch Deutsch vermutlich, erst einmal ganz stark zweifeln lässt.

Dass sich in der zweiten Hälfte des Albums dann doch hier und da altbewährte Zutaten aus der Soul und Funk-Ecke einstellen (“Rocket Rocket“ ist so ein Song), rettet den Sound am Ende doch auf die Haben-Seite einer glaubwürdigen Candy Dulfer-Platte hinüber.

Ungewöhnlich ist das allemal, allerdings ebenso gewöhnungsbedürftig, weswegen man sich Zeit nehmen sollte, das 15 Titel lange Werk auf sich wirken zu lassen.

“Crazy“ – vermutlich zeigt es der Albumtitel schon auf: sicher nicht das Beste, aber mit Abstand das Ungewöhnlichste und zugleich mutigste Candy Dulfer-Album, dass auch ihre Fans zumindest beim ersten Hören vor eine schwierige, aber durchaus lösbare Aufgabe stellen wird.

© Holger S. Jansen

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