CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

Mascara - See You In L.A. (Reissue) (Expansion Records/Rough Trade)

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Mascara - See You In L.A. (Reissue) (Expansion Records/Rough Trade)

Einmal mehr beweist Expansion Records im 26. Jahr seines Bestehens ein Händchen für Reissues, die es Wert sind, endlich auf CD gebannt den Soul-Markt neu zu erobern.

Zugleich ist “See You In L.A.“ von Mascara das wohl bisher rarste Stück Soul-Geschichte dessen sich Label-Mastermind Ralph Tee, der auch die Liner Notes beisteuert, annahm – Original-Vinyl-Pressungen des vorliegenden Meisterwerkes sind extrem selten und werden mit weit über 200,- Euro gehandelt.

Dass dieses Album dann tatsächlich sogar eine Amerikanisch-Deutsche Koproduktion ist, macht die Sache umso faszinierender.

DJ-Legende Chris Hill war das Gehirn hinter dem einmaligen Projekt, dessen wahre Front-Sänger/Innen selbst auf dem Original-Cover aus dem Original-Veröffentlichungsjahr 1979 nie erwähnt bzw. abgedruckt wurden.

Freilich ließ sich selbst für nur halbwegs Soul-interessierte auch damals schnell ausmachen, dass kein Geringerer als der unvergessene Luther Vandross (der SOUL TRAIN berichtete immer wieder) hier federführend die Lead-Vocals übernahm.

Dass aber Ula Hedwig, Ex-Background-Sängerin für Sharon Redd sowie David Lasley, der später unter anderem so zeitlose Soul-Perlen wie Anita Bakers “You Bring Me Joy“ oder Aretha Franklins “There’s A Star For Everyone“ schrieb und bereits bei Chic und den Sister Sledge als Background-Sänger in Erscheinung trat, weitere Vocals bedienten, dürfte bis heute ein weitestgehend unbekannter Fakt sein.

Chris Hill kam auf die Idee zu Mascara, nachdem sein Lipstique-Projekt gerade in Europa ein Jahr zuvor großen Erfolg feierte. Der Unterschied zwischen Mascara und Lipstique sollte jedoch der Gesang sein, der, wie auf diesem Reissue leicht nachzuhören ist, eben deutlich souliger und schlicht überwältigender sein sollte denn der von Lipstique.

Die Suche nach der richtigen Inspiration führte Hill nach München, wo er auf Jürgen S. Korduletsch traf, ein heute weitgehend vergessener Pionier des originären Seventies Discosoul-Sounds - Korduletsch war unter anderem der Produzent (und späterer Ehemann) von Claudja Barry und ihrem damals immens erfolgreichen Genremix aus Soul, Pop und Disco.

Gesagt, getan. Gemeinsam mit Produzent Jörg Evers wurde das Projekt Mascara auf den Weg gebracht und nach instrumentaler Fertigstellung von Chris Hill nach New York gebracht, um dort die entsprechenden Vocals aufzunehmen.

Luther Vandross, der seinerzeit ganz kurz vor seinem internationalen Durchbruch als DIE Stimme des Soul stand, bot sich an, Hill Wege aufzuzeigen, wie die Vocals auf einem musikalisch ausgereiften Album wie diesem mit Streichern, und allem Bombast, der damals aufgeboten werden konnte, klingen sollten. Selbstredend endete das darin, dass Vandross sich bereit erklärte, gleich die Lead-Vocals alleine einzusingen – ein enormer Glücksgriff, der alle Songs des Albums veredelt und besonders den Titeltrack, “See You In L.A.“ zu einem unglaublich guten, wunderschönen, zeitlosen Stück Discosoul der auslaufenden Siebziger Jahre macht.

Das Album bietet neben den sieben Original-Tracks drei Radio Versionen von “See You In L.A.“, “Jet Plane Ride“ und “It’s Cool“, die bereits damals enthaltene Coverversion des David Bowie-Klassikers “Golden Years“ (die verdächtig nah an der Loose Ends-Version, die einige Jahre später entstand, liegt) sowie ein umfassender geschichtlicher Abriss zur Entstehung und Folgegeschichte dieses unglaublich guten und zeitlosen Meisterwerkes, dass dank der exzellenten Labelpolitik von Ralph Tee und Expansion Records nun endlich wieder der breiten Masse zugängig gemacht wird. Mascara – “See You In L.A.“ - unbedingte Kaufempfehlung!

© Michael Arens

Album des Monats

Februar 2012:

Mascara -

See You In L.A.

(Reissue)

(Expansion Records/

Rough Trade)

UP