MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

CD-BESPRECHUNGEN / CD-REVIEWS

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

CD-BESPRECHUNGEN / CD-REVIEWS

 

 

 

Barbara Cuesta - Shine (Dunefish/SPV)

Barbara Cuesta ist authentisch” behauptet die Info der Plattenfirma, was im Verlaufe der 14 Titel seine ganz eigene Dynamik entwickeln soll. Denn bereits der erste Titel führt das Deutsche Pop-Phänomen, wie es durch Bands wie Mia, Paula oder Juli vertreten wird und seit gut zehn Jahren Marktbeherrschend der Pop-Musik aus Deutschland eine ganz neue, deutschsprachige Ästhetik gab, ad absurdum. Denn der einzige, dabei jedoch alles entscheidende Unterschied macht das Salz in der Suppe: Barbara singt das alles auf Englisch, was jenem Genre Deutschpop, das tatsächlich aber vor 15 Jahren noch nicht existierte, mit frischem Zeitgeist eine ganz eigene Note gibt. Eine übrigens, die der Düsseldorferin mit spanischem Blut gut steht - man nimmt ihr den Spagat ab - einmal mehr fällt der Begriff der Authentizität. Hört man genauer hin, lässt sich jenes Deutschpop-Appeal, auch, wenn es hier auf Englisch umgesetzt wird, sogar in den Texten nachverfolgen. Diese graben sich tief in die Seele jener Strömungen, die heute von Mia & Co. zelebriert wird und als selbstverständlich wahrgenommen wird, ein. Das spiegelt sich sogar in der passgenauen Phrasierung und Intonation der Wahlberlinerin wider, die dem Genre ebenfalls schmeichelt. Kurze, knackige Liebäugelein mit Soul, Funk und Jazz versüßen Barbara Cuestas durchweg konkret nach vorne gehenden Longplayer, der die Erwartungshaltung auf weitere Cuesta-Werke in schwindelnde Höhen rasen lässt. “Shine“ traut sich was und macht seinem eigenen Namen wie selbstverständlich alle Ehre. Ein letztes mal fährt mir dieser Begriff durch den Kopf, der das Werk schlichtweg am besten beschreibt: “Barbara Cuesta ist authentisch”. Recht so.

© Michael Arens

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Honeycut - Comedians (Discograph/Alive)

Gerade erst mit seinem eigenem Solo-Album unter seinem Alias General Elektriks unterwegs (der SOUL TRAIN berichtete) fungierte hier Hervé Salters, Frontmann von Honeycut, zugleich als Produzent und verpasste dem neuen “Comedians“-Longplayer eine stilistische Anmutung, die so schnell kaum zu toppen sein wird. Wo sich das Honeycut-Debütalbum “The Day I Turned To Glass“ 2006 noch merklicher mit dem eigentlichen Steckenpferd des Trios - Soul und Funk - befasste und Hip Hop-Beats als weitere wichtige Zutat beinhaltete setzt sich “Comedians“ aus eines scheinbar willkürlicheren und diffuseren Stilvermischung zusammen und lässt insbesondere den Hip Hop-Einfluss weitestgehend hinter sich. Das birgt dann aber nur Vorteile. Denn was sich wild und unstetig liest, hat Melodie, hat Arme, Beine und ein Herz, das dann doch wieder in gefühltem Soul liegt, ohne die direkte Verwandtschaft zu deutlich zu pflegen. Keyboarder Bart Davenport, Tony Sevener (Schlagzeug) und Mastermind Hervé Salters liefern so mit “Comedians“ ein umtriebiges, groove-orientiertes Werk (besonders Songs wie “Can We Relate?“ zeigen das überdeutlich) ab, dass mit Soul und Funk liebäugelt, dieses jedoch mit ungewöhnlichen stilistischen Mitteln tut: so klingt das Werk mitunter nach Don Henley, nach Gerry Rafferty, nach Afro oder Garage-Rock, nach Blue Eyed Soul, nach Chicago, nach den Beatles oder nach Achtziger Jahre-Pop. Dieses Zusammenspiel funktioniert überraschend rund und sinnig und zeigt, dass es auch in einer Zeit, in der es mehr Musikstile gibt, als das menschliche Ohr erfassen kann, noch neue und innovative Ansätze gibt, aus Altem etwas tatsächlich Neues zu kreieren. Innovativ nennt man so etwas.

© Michael Arens

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Roger Matura - World Gone Wrong (Songways/Ozella Music/Galileo MC)

Roger Matura ist so etwas wie der ewige Geheimtip einer Musikfamilie, die im Kern durch Ideale aus akustischer Gitarrenmusik, Rock mit sozialkritischen Anprangerungen und Folk lebt und deren Hauptvertreter Legenden wie Tom Waits, Woody Guthrie oder Lead Belly, um nur einige wenige zu nenne, waren und sind. Ein weiteres verbindendes Glied zwischen jenen Welten ist dabei ebenfalls die Stimme der Protagonisten, die, ebenso wie bei Roger Matura, nichts mit der breiten Masse gemein hat. Im Falle des in Gelsenkirchen geborenen Folk-Barden Matura ist die Stimme gar, Tom Waits lässt grüssen, größtes und nach den Texten vermutlich wichtigstes stilistisches Mittel, sein erstes Vocal-Album nach über zehn Jahren zu einem Eindrucksvollen zu machen. Dabei sollte man den 21 Songs insbesondere im textlichen die Luft zum Atmen geben. Denn es ist nicht nur die unvergleichliche Reibeisenstimme Maturas, die hier im Mittelpunkt steht. Rogers Texte gehen bis ins Mark und sparen nicht mit Melancholie, Verdruss, Frust, Kritik und immer wieder Emotionen, die kraftvoll und bewegend unterstreichen, dass echter musikalischer Tiefgang, echte musikalische Wehmut und damit echte musikalische Kreativität doch immer nur aus der Arbeiterschicht kommen kann. “World Gone Wrong“ kündigt es bereits im Titel an: das hier ist alles andere als Fahrstuhlmusik. Roger Maturas unbändige Kraft macht keine Gefangenen und muss einfach begeistern.

© Michael Arens

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Paula Morelenbaum & Joao Donato - Àgua (Skip Records/Soulfood)

Das dritte Album auf Skip Records ist für Paula Morelenbaum etwas ganz Besonderes, ist es doch eine Zusammenarbeit mit einem der legendärsten brasilianischen Musiker überhaupt, der Bossa Nova-Pianistenlegende Joao Donato, der zeigt, dass Alter (Donato ist stolze 77) nur etwas ist, dass im Reisepass steht. Und damit des Personenkults nicht genug: Morelenbaum nimmt sich auf “Àgua“ die Highlights des Donato-Repertoires vor und zelebriert dessen große und kleine Klassiker, die einst durch die Legenden brasilianischer Musik wie Gilberto Gil oder Caetano Veloso interpretiert wurden und veredelt diese durch ihre sagenhaft warme Stimme zu kleinen, sehr feinen Ausflügen in echte Perlen der wohl harmonischsten Musikrichtung der Welt: Bossa Nova. Songs wie “Muito À Vontade“ bringen zusätzlich ein erfrischendes Zeitgeist-Element - groovige Electronica-Beats - ins Spiel, die dem Album die gerade richtige Abwechslung bringen und das Werk überaus treffend ausbalancieren. Auch das Endprodukt selbst - die CD - kann sich sehen lassen: Eindrucksvolle Fotos aus dem Hotel Fasano in Rio de Janeiro, eine ansprechende Haptik sowie die mitgelieferten Texte im Booklet machen das Album zu einem eigenen, kleinen Sommer mitten in der kalten Jahreszeit. Fazit: “Àgua“ ist sicher nicht die Neuerfindung des Rades, erfüllt aber die Erwartungen an ein neues Paula Morelenbaum-Album mit Leichtigkeit und Eleganz.

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Orinoko - Viajerós (Heideck Records/Löwenzahn/Galileo MC)

Das Spektrum von Orinokos neuem Longplayer “Viajerós“ reicht von Folklore über Jazz Fusion bis zu Pop, Soul und Rock. Als wäre das nicht schon genug, ruht über allem ein innovativer Schleier aus Lateinamerikanischen Rhythmen, der zugleich allem anderem als dem Pfad der Normalität folgt. Dabei sind die nur sieben Stücke des Albums durchweg überraschend gut zu hören und behandeln ihren eigenen Groove als den eigentlichen roten Faden. Sicher ist es ein wegweisender Umstand, dass die Band sich aus Mitgliedern aus einem halben Dutzend Ländern von Venezuela über Italien bis Kuba und Deutschland zusammensetzt. Diese geben der auch mal melancholisch klingenden Mischung einen durchweg professionellen Anstrich, der sich auch mal durch unorthodoxe Elemente wie der Anlehnung an Johann Sebastian Bach oder der Verwendung von Violinen Ausdruck verschafft. Das als mikrokosmischer Comic gestaltete Äußere rundet samt gelungenen Booklet im gleichen Stil die eklektische Achterbahnfahrt der Orinoko-Formation stylish ab und macht das Album zu etwas, dass es immer seltener gibt: zu etwas tatsächlich Anderem! Bravo.

© Michael Arens

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The Banty Roosters - Songs We Like (ATS Records/MVH Heinzelmann)

Keine Missverständnisse - The Banty Roosters machen Blues. Tiefen, ehrlichen, erdigen Blues, den sich Sänger und Gitarrist Frank Schwinn und Blues Hamonika-Spieler Anton Willinger alias The Banty Roosters seit ihrer Gründung vor drei Jahren auf die Fahne geschrieben haben. So verliert “Songs We Like“ vom ersten Ton an keine Zeit und knüppelt sich konsequent durch Material von Robert Johnson, Blind Boy Fuller, Rufus Thomas oder gar The Velvet Underground und eine Handvoll Traditionals, die dank der ungewöhnlich gradlinigen, stilsicheren Umsetzung der Roosters eher wie ein einziger zusammenhängender Blues-Monster-Track wirken. Elegant schaffen es Schwinn und Willinger zugleich, trotz aller erdverbundenen Blues-Ästhetik den Songs eine spielerische Leichtigkeit mit auf den Weg zu geben, die sicher auch aus der konsequent sparsamen Instrumentierung ihre Kraft schöpft. Die 13 Stücke wurden dabei sensibel ausgewählt und so aneinandergereiht, dass sich ein absolut ausgewogenes Bild ergibt, dass dich in keiner Sekunde mit Langeweile oder Fragezeichen füllt. Das alles funktioniert garantiert - solange man denn ein echter Blues-Fan ist, womit sich der Kreis der Besprechung des Banty Roosters-Albums schließt. “Songs We Like“ ist Blues, Blues und immer wieder Blues. Nicht mehr, verdammt noch mal aber auch nicht weniger. Hallelujah!

© Michael Arens

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Didier Malherbe & Eric Löhrer - Nuit D’Ombrelle (Melherbe/Löhrer/Naïve/Indigo)

Das Konzept von Duduk- und Saxofonspieler Didier Malherbe und Gitarrist Eric Löhrer ist zunächst mal gar kein so seltenes. Neben den elf eigenen Kompositionen liefert “Nuit D’Ombrelle“ umfangreiches Material des Great American Songbook aus der Feder der großen Klassiker wie Thelonius Monk, Benny Golson oder Duke Ellington, um nur einige wenige zu nennen. Das Ungewöhnliche ist dabei jedoch die Schnittmenge aus klassischem Jazz und Malherbes Interpretation zeitgenössischer Folklore - Neudeutsch World Music - die sich nicht nur durch seine Wahl des Instruments, dem Duduk, auch als armenische Flöte bekannt, vom weitläufigen Weltmusik-Allerlei abhebt. Denn Malherbe und Löhrer begrenzen hier ihre Einflüsse nicht nur auf jenes American Songbook, sondern verarbeiten gleichzeitig die Herkunft des Duduk, die Musik des Kaukasus sowie musikalische Strömungen aus Andalusien und Querverweise aus Blues und Folk. Das alles klingt weitaus weniger angestrengt, als es sich hier liest, sind doch sowohl Didier Malherbe als auch Eric Löhrer viel zu erfahrene Profis, um der Experimentierfreudigkeit vor schlüssigen Melodien und Harmonien den Vortritt zu lassen. So funktioniert das Werk auf einem durchweg selbstbewussten Level, der es punktgenau schafft, Spielfreude und Tiefgang gleichzeitig zu vermitteln. “Nuit D’Ombrelle“ ist ein nachdenkliches Werk, das zeigt, wie feinsinnig Musik und deren Hintergründe sein können, ohne dabei allzu realitätsfremd aufzuspielen. So sollte gute Musik funktionieren.

© Michael Arens

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