CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

Various - Digging The Blogosphere (Heavenly Sweetness/Broken Silence)

Various - Digging The Blogosphere (Heavenly Sweetness/Broken Silence)

Der sehr sympathisch wirkende Sampler mit dem programmatischen Titel “Digging The Blogosphere” arbeitet nach, was abertausende User weltweit jeden Tag neu im Netz entdecken und erleben: unbekannte Vibes, teils halbseidene, dabei verlockend gut funktionierende, charakterstarke Coverversionen und Neubearbeitungen bestehender Songs und Songstrukturen – Bootlegging, Remixen, Neubearbeiten, Covern – das sehr weite Arbeitsfeld hält dafür ein halbes Dutzend Definitionen bereit.

Herausgekommen sind hier 13 Tracks, die klangfarblich zunächst mal in Soul, Jazz und Hip Hop sowie allerlei Electronica zu Hause sind.

Dabei finden sich unter anderem echte Killertracks wie Chet Fakers Neubearbeitung von Blackstreets “No Diggity“ oder “Self Compassion“ von Shigeto oder “What Is Love?“ von Guts - demnächst mit neuem Album im SOUL TRAIN dabei.

Das französische Heavenly Sweetness-Label machte aus ihrer Detektivarbeit im weltweiten Netz ein echtes Schwergewicht an Album, schafft es sogar, dass die unverschämt frisch und unverbraucht klingende Mixtur irgendwie zusammengehörig klingt, mitunter gar fast so, als sei hier ein Konzeptalbum einer Band mit Kopf und Herz am Werk.

Die Namen der Künstler, Bands oder Projekte ist dabei so vielfältig wie, zumindest immer mal wieder, unbekannt: die Colman Brothers, Buddy Sativa, KRTS, Abjo, Erimaj oder Bobby Blunt sind nur einige der Namen, die “Digging The Blogosphere“ zu eine der besseren Kompilationen so genannter Groove-Musik macht.

So sehr das Album den Freiheitsgedanken des Internets auch weiterträumt und damit gerade die modern gewordenen Kritiker (ich denke etwa an den aktuellen Streit GEMA contra YouTube) vor den Kopf stößt, so sehr belegt es, dass es gerade jenes freigeistliche Denken ist, dass das volle Potential des Internets erst ausmacht.

Dabei bedient das Album Club-Kultur und Musik-Analysten gleichermaßen – sicher ein nicht unerheblicher Faktor in der Entscheidung des Labels, das Album auch als Doppel-Vinyl auf den Markt zu werfen.

Last but not least bleibt zu hoffen, dass das Albumkonzept nicht nur ein, zwei, vielleicht sogar drei Fortsetzungen findet, sondern auch jede Menge Nachahmer mit ähnlichem musikalischem Freiheitsempfinden!

© Michael Arens

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