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INTERVIEW

 

 

 

 

 

Smith & Mighty - Old School Soundsystem Attitüde

Aktuelles Album: Smith & Mighty - The Three Stripe Collection 1985-1990 (Bristol Archive Records/Broken Silence)

 

 

Smith & Mighty (Ray Mighty & Rob Smith)

 

Smith & Mighty - Old School Soundsystem Attitüde

Aktuelles Album: Smith & Mighty - The Three Stripe Collection 1985-1990 (Bristol Archive Records/Broken Silence)

 

 

 

   

Bereits der Albumtitel der vorliegenden Smith & Mighty-Kompilation lässt erahnen, wie speziell das Material von “The Three Stripe Collection 1985-1990“ ist. Selbstredend ließ und lässt sich die Musik, irgendwo zwischen Soul, Reggae, Dub, Dancehall, Pop, Funk, Hip Hop und Club-Attitüde gelegen, auch ohne Hintergrundwissen über das britische Smith & Mighty-Duo bis heute wunderbar genießen.

 

Andererseits ist es alles andere als verkehrt, sich vorab mit dem Schaffen der besonders in den Neunziger Jahren immens populären und erfolgreichen Beatbastler-Duos aus dem musikalisch auf legendären Füssen stehenden Bristol, England, vertraut zu machen. Denn das Schöne an Smith & Mighty war und ist, dass ihr eigenwilliger, dabei sehr gefälliger Sound einen extrem hohen wiedererkennungswert hat, der deutlich über das eigentliche Musikalische Hinausgeht.

 

Anfang der Neunziger Jahre waren Rob Smith und Ray Mighty eine Art Gütesiegel für alles, was sich im Firmament zwischen britischem Soulgefühl, Reggae-, Dub- und Dancehall-Attitüde, linksgedrehter Hip Hop-Kultur und rotzigem Brixton Bass-Charakter -  eben dem Bristol-Sound - bewegte – Smith & Mighty – Meister alles Beat-Klassen, ein Vorbild einer ganzen Black Music-Generation… sofern diese denn in den zehn Jahren zwischen Mitte der Achtziger und Mitte der Neunziger Jahre Clubtechnisch ihr Unwesen trieben.

 

“The Three Stripe Collection 1985-1990“ befasst sich nun umfangreich mit den eigenen Old School-Anfängen und den ersten großen und kleinen, bekannten und unbekannteren Highlights von Smith & Mighty – als Solo-Acts als auch als Zauberer hinter den Reglern und Kulissen.

 

Einige der Tracks des Sets wurden bis heute nie erneut veröffentlicht und scheinen eine Art Geheimtip geblieben zu sein. So oder so fasziniert das Schaffen von Smith & Mighty bis in die Gegenwart. “The Three Stripe Collection 1985-1990“ schlüsselt die Bedeutung eines der einflussreichsten britischen Black Music-Acts des letzten drei Dekaden detailliert auf und macht gerade mit dem gehörigen chronologischen Abstand Nachdruck mit ganz eigenem Linksdrall – Beats und Breaks und analog anmutende Dub-Welten, die bis heute an Faszination gewonnen haben. Kein Wunder, dass die herausragend und unverschämt gut gelungene Werkschau mit dem langen Titel auch als Doppel-Vinyl erscheint – alles andere wäre auch eine Enttäuschung gewesen.

 

Der SOUL TRAIN ergriff die Gelegenheit beim Schopfe und befragte Rob Smith & Ray Mighty zu ihrer überaus beeindruckenden, erzindividuellen, gerade heute richtig coolen, ersten und vorläufigen frühen Werkschau “The Three Stripe Collection 1985-1990“ und insbesondere nach ihren Geschichten aus eben jener Ära – die frühen Achtziger bis in die anfänglichen Neunziger. SOUL TRAIN-Funk- und Linksdrall-Fetischist Dr. Chuck war so frei…

 

 

Dr. Chuck: “Als eingefleischter Smith & Mighty-Fan der ersten Stunde bin ich bin ja richtig froh, dass es endlich eine Kompilation gibt, die eure frühen Werke auf einem Album bündelt!“

 

Smith & Mighty: “Bereits vor einigen Jahren hatten wir die Idee zur Kompilation. Wir haben einige unserer alten Tracks neu abgemischt. Allerdings war zu dieser Zeit unser Verhältnis zu unserem Label schwierig, sodass die Idee zu einem Album erst einmal verworfen wurde. Eines Tages sprach ich mit Mike von Bristol Archive Records über diverse lokale Reggae-Bands, und er schlug vor, doch einige der alten Smith & Mighty-Stücke neu herauszubringen. Also wurde die Idee von der Kompilation mit dem, älteren Smith & Mighty-Material wieder aus der Versenkung geholt. Wir haben dann die meisten Songs aus der Ära 1985 bis 1990 verarbeitet. Es war schon fantastisch, allen Songs gemeinsam als Kompilation lauschen zu können…“

 

Dr. Chuck: “Euer Sound war immer ein ganz Eigener. Diesen pflegt und entwickelt ihr seit euren Anfängen in den Achtziger Jahren. Gibt es ein Geheimnis, dass eure Arbeit irgendwie magisch oder doch zu dem macht, was sie ist? Euer Name – Smith & Mighty – ist heutzutage ja schon fast eine Art musikalische Stil-Ikone denn der Name eines Musiker-Duos!“

 

Smith & Mighty: “Also ich bin mir nicht sicher, ob es da ein Geheimnis gibt. Als wir anfingen, zusammen zu arbeiten, stellten wir fest, dass wir einen sehr ähnlichen musikalischen Geschmack hatten. Wir entschieden uns früh, dass es unmöglich ist, jedem Wunsch gerecht zu werden. Also haben wir stets Musik für uns selbst gemacht, haben Zutaten benutzt, die uns persönlich gefielen, in der Hoffnung, dass andere das auch mögen…“

 

Dr. Chuck: “…was ja offensichtlich der Fall war. Wir fühlt sich rückblickend der ganze Erfolg dieser Ära heute an?“

 

Smith & Mighty: “Jeder Track bringt für uns Erinnerungen zurück, wie wir was gemacht haben, welches Equipment wir benutzt haben, oder auch was gerade auf sozialer Ebene bei uns los war. Den Tracks zu lauschen ist erstaunlich persönlich – wie in einem alten Tagebuch zu lesen…“

 

Dr. Chuck: “So sehr eure Musik damals auch mit Hip Hop, Reggae und allem anderen möglichen und unmöglichen experimentierte, der Schirm, der über allem wachte und für mich die gefühlte stilistische Grundlage all eurer Musik war, war für mich stets Soul. Wir denkt ihr darüber?“

 

Smith & Mighty: “Danke! Es macht uns glücklich, dass Du den Soul in unserer Arbeit hörst! Soul war definitiv immer eine Geschmacksrichtung, die wir, zusammen mit allen, machen wollten. Viele der Einflüsse unserer Musik kamen aus der Musik, die wir als Kinder liebten. Da war der Motown-Sound, Phil Spector, Burt Bacharach-Streicher, Siebziger Jahre-Pop, aber auch Reggae, Dub, Punk und Sechziger Jahre Acid-Zeug.“

 

Dr. Chuck: “Heute werdet ihr zusammen mit einigen anderen als die sogenannten “Erfinder“, als die “Pioniere“ des Trip Hop gehandelt, ohne den so weltweite Superstars wie Massive Attack, Tricky oder Portishead nie existiert hätten. Was sagt Ihr dazu?“

 

Smith & Mighty: “Das ist natürlich schon eine Ehre, so etwas immer wieder zu lesen. Wir müssen aber sagen, dass wir den Begriff “Trip Hop“ immer GEHASST haben. Die Phrase wurde, soweit ich mich erinnere, von einem Journalisten namens Dom Phillips, in die Welt gerufen. Einmal traten wir zusammen mit Tricky in London auf, und mitten im Set rief Tricky dem Publikum zu “Wer mag Trip Hop?“. Ein paar Leute im Publikum rief “Jaaaaa“, und Tricky rief ihnen zu: “Dann verpisst Euch nach Hause!“!“

 

Dr. Chuck: “Verstehe…“

 

Smith & Mighty: “Siehst Du, wir sind mit Pop und Soul aufgewachsen und der erste Sound, der zu uns sprach war Reggae und Dub. Es inspirierte uns, Musik zu machen, die irgendwie produktionstechnisch unterrichtet. Wir liebten die Punk-Ära nicht nur, weil sie Musik vermittelte, sondern auch das Gefühl, “für sich selbst zu denken“. Die Rave-Ära hat Spaß gemacht, die Jungle-Ära war sehr aufregend und wichtig für uns, genauso wie die erste große Dubstep-Welle. Musik, die eine Art Soundsystem-Attitüde hat, ist für die weltweite Community da draußen immens wichtig. Sie reißt Grenzen nieder zwischen Rassen und Altersunterschieden. Musik ist schon so etwas wie eine Geheimsprache…“

 

Dr. Chuck: “…was genau unserer Philosophie im SOUL TRAIN entspricht. Möchtet ihr den SOUL TRAIN-Lesern noch etwas mit auf dem Weg geben?“

 

Smith & Mighty: “Wir sind beide so dankbar und glücklich dass es so ein großes Interesse an unserer Arbeit gab und gibt über all diese Jahre hinweg… Es ist wirklich mehr, als wir jemals erwartet hätten… Danke!“

 

© Dr. Chuck

 

 

Smith & Mighty

 

 

Smith & Mighty

 

 

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