MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves |
|
CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW |
|
|||||||
|
|||||||||
|
|||||||||
Jon Lucien - I Am Now…and forever! - Cherry Red Records/Rough Trade-Album-Remasters
|
|||||||||
|
|||||||||
|
|||||||||
Jon Lucien |
|||||||||
|
|
|
|
|
|||||
|
|||||||||
|
|||||||||
|
|
Jon Lucien - I Am Now…and forever! - Cherry Red Records/Rough Trade-Album-Remasters
Ich will versuchen, realistisch und objektiv zu sein. Viel zu viel ist Jon Lucien über die Jahrzehnte seines Schaffens hochgelobt, ja sogar mystifiziert und ikonisiert worden als der Gralshüter des Black Music-Genres, der unausgesprochene Soul-Geheimtip aller Soul-Geheimtips, der seiner Zeit stets Jahre voraus war und sich vom Status und vom Talent her eigentlich gar nicht im gleichen Universum wie alle anderen Black Music-Größen befindet - eine Klasse für sich sozusagen.
Ich sage übrigens an dieser Stelle ganz bewusst Black Music, denn Jon Lucien macht, um mit der ersten Legende aufzuräumen, alles andere als klassische Soul-Musik. Doch der Reihe nach.
John Lucien “Billy“ Harrigan lautete der eigentliche Name von Jon Lucien (dann ohne “h“ im Vornamen). Er wurde 1942 in Tortola auf den Jungferninseln in der Karibik als Sohn eines blinden Gitarristen geboren und starb 2007 in Orlando, Florida.
1961 machte Lucien sich nach New York City auf, sein Glück als Sänger zu versuchen, was schließlich 1970 dazu führte, dass sein erstes Album, das legendäre “I Am Now“ erschien.
Zunächst wurde Lucien von seiner Plattenfirma RCA als eine Art schwarzer Frank Sinatra oder Dean Martin aufgebaut, was jedoch schnell dank Luciens karibischen Wurzeln und seiner dazu eigentlich nur bedingt passenden Stimme zu einem Selbstläufer in Sachen eigener Handschrift wurde. Bereits besagtem Debütalbum nahm man so bereits trotz aller verschmalzten Musical-Coverversionen die Rolle nicht wirklich ab, sondern erkannte in Jon Lucien ein großes Potential, dass gleich in mehreren Teichen fischt – von Crooner-Jazz über tiefsten Soul bis zu romantischen Pop mit Karibik-Flair bis zu Jazz und einer Art frühkindlichem, poetisch durchtränktem Sprechgesang – Rap, wenn man denn so will – der jedoch oft nur gefühlt ein Element seiner Musik war.
Bestechend und charakteristisch für seinen Sound war auch, dass zu seinen früheren Ideengebern, Produzenten, Bewunderern und musikalischen Wegbegleitern beispielsweise keine geringeren als Dave Grusin, Jazz-Ikone und Soundtrack-Komponist erster Güteklassen sowie Henry Mancini, der in gleichen Sphären legendär war, zählten – ein echter Grenzgang, der gemeinsam mit den erwähnten stilistischen Einflüssen und der wohl wichtigsten Zutat des Jon Lucien – seiner unvergleichlichen, samtenen, tiefen, zugleich immens ausdrucksstarken Stimme – eben jenen einzigartigen Jon Lucien-Sound ergeben, wie ihn einst eben nur er machte.
Zur Mysterien-Bildung um Lucien trug sicher auch der Umstand bei, dass er nach einer Handvoll Alben in den Siebzigern und frühen Achtzigern, die bis heute zu absoluten Album-Meilensteinen des weit verzweigten Black Music- und Soul-Genres zählen, und nach dem plötzlichen Tod einer seiner beiden jungen Töchter 1982 für rund zehn Jahre gänzlich von der Bildfläche verschwand.
Die Acid Jazz-Welle brachte Jon schließlich 1991 als Legende zurück auf die Bildfläche, in welcher er bis zu seinem Tod teilweise auf seinem eigenen Label ein rundes Dutzend weiterer Alben veröffentlichte, die von Soul über karibische Musik bis zu Jazz und christlicher Musik einmal mehr unterschiedlichste Bereiche des großen Black Music-Umfelds beinhalteten. Der Legende Jon Lucien nahm oder gab des freilich kaum noch etwas sondern manifestierte seinen Status endgültig für die Ewigkeit.
Seine vier wohl wichtigsten Alben bringt nun das britische Cherry Red Records-Label auf den Markt. Lizensiert von Big Break Records gibt es nun Jon Luciens Debütalbum “I Am Now“ aus dem Jahre 1970, sein wohl populärstes Album “Rashida“ von 1973, sein mehr in Richtung klassischen Soul neigendes 1975er “Song For My Lady“-Set sowie sein “Premonition“-Album aus dem Jahre 1976, das ebenfalls deutlicheren Soul abgibt als seine Alben zuvor, als Remastered-Editionen mit Bonus Tracks und jeweils einer schier unglaublichen Fülle an Infos zum unvergessenen Jon Lucien und den jeweiligen Alben in den Booklets.
Justin Cober-Lake schrieb für alle vier herausragenden CDs, die insbesondere für Sammler ein absolutes Muss sind, die sehr ausführlichen und faszinierenden Liner Notes. Eine Menge Fotos, Fakten und Coverabbildungen ergänzen die Fülle an Infos zu den auch haptisch absolut reizvoll gestalteten CDs, die als Bonus-Tracks zwar selten mehr als kürzere bzw. längere Versionen einzelner Tracks des jeweiligen Albums beheimaten, dafür rein musikalisch einen immensen musikalischen Schatz darstellen.
Doch ich drifte schon wieder ab vom eingangs angesagten Pfad der Objektivität. Also die Fakten: Wer die Black Music-Legende Jon Lucien im Kern seines Schaffens, den Siebziger Jahren, studieren möchte, wird wohl nie wieder eine so geeignete Gelegenheit finden wie bei den Big Break Records/Cherry Red Records-Remaster-CDs, die in Deutschland übrigens über den Rough Trade-Vertrieb zu beziehen sind.
Jon Lucien und “I Am Now“, “Rashida“, “Song For My Lady“ und “Premoniton“ als klanglich hochwertige Remastered Edition - der SOUL TRAIN verspricht erstklassige, abendfüllende, Historiegetränkte Unterhaltung jenseits ausgetretener Soul-Pfade zum genießen aber immer wieder auch zum genauen hinhören.
Dass diese Pfade, diese Individualität, ihre Zeitlosigkeit bis heute behalten haben, ist mit jedem Song neu offenkundig. Und da haben wir’s – es bleibt bei dem Versuch, objektiv zu bleiben. Jon Lucien – Black Music-Legende? Aber ja!
© Michael Arens |
|
|
|||||
|
|
|
|
||||||
Jon Lucien - I Am Now…and forever! - Cherry Red Records/Rough Trade-Album-Remasters |
|||||||||
|
|||||||||
|
|||||||||
|
|||||||||
|
|||||||||
|
|||||||||
|
|||||||||