MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

 ««« BACK TO THE SOUL TRAIN

 

 

Michael Arens' SOUL TRAIN - Germany's Soul Music-Magazine Nr.1! (www.soultrainonline.de)

 

 

 

MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

CD-BESPRECHUNGEN / CD-REVIEWS

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

CD-BESPRECHUNGEN / CD-REVIEWS

 

 

 

 

Busy Signal - Reggae Music Again (VP Records/Groove Attack)

Das aktuelle Busy Signal-Album macht dem schwer angesagten Namen seines Künstlers alle Ehre. Denn der Sound von Busy klingt auch ebenso. In den immerhin 17 Songs von “Reggae Music Again“, einmal mehr beim Reggae-Megalabel VP Records erschienen, passiert so unglaublich viel, dass man dem Album mehrmaliges Durchhören gönnen sollte, alle Aspekte, sofern möglich, erfassen zu können. Busy Signal arbeitet mit Dancehall, mit Roots-Reggae, mit Dub, Lover’s Rock und sogar mit Electronica und Versatzstücken aus Soul, Rock, Pop und Jazz – der Albumtitel lässt grüssen. Busys Manager und Produzent der überwiegenden Songs des Albums, Shane C. Brown, weiß im Presseinfo mehr zum warum: “Dancehall alleine kann Jamaikas Musikindustrie nicht am Leben erhalten. Reggae hat soviel mehr Substanz und Langlebigkeit und Busy (Signal) ist einer dieser seltenen Künstler seiner Generation, der zugleich singen kann als auch als DJ authentische Reggae-Rhythmen verwertet.“. Nachzuhören auf jedem der 14 regulären und drei Bonus-Tracks des hochgradig anspruchsvoll produzierten neuen abendfüllenden Longplayers von Reggae-Superstar Busy Signal. Big Up!

© Marco Steinbrink

UP

 

Various - Obsession Lounge Vol. 6 (Clubstar)

Endlich nimmt mal jemand den Begriff “Lounge” wieder für das, was er ursprünglich einmal war: eine Art Clubtaugliche Meditationsmusik, auch, wenn sich dieser Vergleich etwas holprig liest. Tatsächlich wurde jenes Lounge-Genre (seit seinen Anfängen addierte sich noch der Begriff “Chill“ dazu) über die vielen Jahre seines Bestehens immer mehr durch House, Jazz und sogar Beats, Breaks, Hip Hop und allem, was ansonsten noch als Electronica zu bezeichnen wäre, verwässert. Doch zur Sache. Der sechste Teil der “Obsession Lounge“-Reihe kommt auf zwei CDs und insgesamt über 150 Minuten Material auf immerhin 24 Songs, die so homogen klingen, wie es die Ideologie des “Lounge“-Begriffs ursprünglich mal vorgesehen hat. Alex Butcher feat. Kevin Iszard, Christopher Goze, Sambox, Easy L, Ronny Morris, De Spira oder Mathieu & Florzinho sind beispielhaft dabei, den durchweg gelungenen Sound des sehr hochwertig gestalteten Doppelpacks zu veredeln. Der Münchener DJ Jondal war einmal mehr für die mit sehr viel Fingerspitzengefühl zusammengestellte sechste “Obsession Lounge“-Folge verantwortlich und zeigt, dass das Lounge-Genre langsam aber stetig wieder zu seiner ursprünglichen musikalischen Identifikation zurückkehrt.

© Oliver Gross

UP

 

Vibratanghissimo - Ciudades… Berlin (big-tone-records/NRW Vertrieb)

“Ciudades… Berlin“ ist der erste Teil einer Trilogie von Vibratanghissimo, die in Berlin beginnt und die in weiteren Folgen Paris und schließlich die Heimat des Tango, Buenos Aires, behandeln wird. Juan Lucas Aisemberg (Violine), Tuyêt Pham (Piano), Arnulf Ballhorn (Bass) und Bandnamensgebend Oli Bott am Vibraphon vermischen auf dem inhaltlich unstrittig anspruchsvollen Album jenen Tango mit Versatzstücken aus Weltmusik und zeitgenössischem Jazz und sind sich dabei ebenfalls nicht zu Schade, es immer mal wieder richtig pointiert einem mitreißenden Groove zu überlassen, das Zepter in die Hand zu nehmen. Natürlich dürfen neben diversen Originalstücken auch einige der großen Klassiker von Tango-Gott Astor Piazzolla nicht fehlen. Wer nun aber erwartet, dass die neun Songs des Albums ein reines Tango-Ding seien, wird mit jedem Song aufs Neue eines Besseren belehrt - hier herrscht zugleich der Geist von Jazz und Groove. So ist “Ciudades… Berlin“ ein teils mitreißendes und dankbarer Weise nur selten kopflastiges Werk, dass seine wahre Kraft aus der virtuosen, stilistisch exakten Vermischung der diversen Musikströmungen zieht. Ob die Musik nun tatsächlich die Seele der Hauptstadt atmet, sollte jeder für sich selbst entscheiden… Paris und Buenos Aires werden die nächsten beiden musikalischen Ziele von Vibratanghissimo sein. Man darf getrost gespannt sein.

© Michael Arens

UP

 

Adam Palma - 2012 (Acoustic Music/Rough Trade)

Adam Palma ist ein polnischer Fingerstyle-Gitarrist, der in seiner Heimat alles andere als ein Unbekannter ist. Sein Debüt gab Palma, der bereits mit Chris DeBurgh, Tommy Emmanuel und Martin Taylor arbeitete, 2009 und etablierte sich seither als eine der größten Hoffnungen in Sachen europäischer, akustischer Gitarrenmusik. “2012“ soll nun sein Jahr werden, dachte sich Palma wohl, und benannte das immerhin zwölf Songs lange, neue Werk - sein erstes beim Osnabrücker Acoustic Music-Label (der SOUL TRAIN berichtete bereits unzählige male) - schlicht ebenso. Zielsicher, virtuos und gradlinig strukturiert fliegt Adam Palma hier über seine Saiten und verpasst so dem Album, dass er mal eben selbst geschrieben hat und das von Peter Finger produziert wurde, neben einem sehr angenehmen Tempo, dass gleichzeitig bewegt und zurückgelehnt zu sein scheint, tatsächlich einen sehr starken und lange nachschwingenden Charakter und einen Groove, der mitunter gar zum vorsichtigen Fußwippen anregt – keine Selbstverständlichkeit bei akustischen Gitarrenalben. Nach Aussage der Presseinfo ist Adam Palma einer der “hellsten Sterne“ des gegenwärtigen Akustik-Gitarren-Firmaments. Dem schließe ich mich gerne und voller Überzeugung an – nachzuhören auf “2012“!

© Holger S. Jansen

UP

 

John Sund - The Open Road-A Travelogue In Four Parts (Exlibris)

Der Album-Untertitel “A Travelogue In Four Parts” weist bereits eindeutig darauf hin: dieses Album ist kein Alltägliches. Unterteilt in die Bereiche “The Open Road“ (Afrika), “A Northern Song“ (Europa), “Balkano“ (Balkan) und “Sandy’s Journey“ (Indien) fungieren die insgesamt 15 Stücke des Sets tatsächlich eher wie ein Reisejournal. Die Musik selbst ist dabei zugleich eine Mixtur, die sich seine Einflüsse aus den unterschiedlichsten folkloristischen Strömungen der jeweiligen Regionen holt, mal mit Jazz, mit Weltmusik im weitesten Sinne, aber auch mit Blues, mit Soul, Funk und Pop und sogar klassischer Musik liebäugelt. Ein weiteres, oft gefühltes Element ist die fast Hörspielartige Struktur des Werkes, dass es sicher verdient, hinterfragt und unbedingt wiederholte Male konsumiert zu werden. Der Däne John Sund, der Komponist als auch Produzent von “The Open Road“ ist, nimmt sich im Booklet ausgiebig Zeit, die Geschichte hinter dem ungewöhnlichen Album zu erklären - sicher ein Zugeständnis an Interessierte, denen bereits der Albumtitel wohl etwas zuviel Anspruch und einen schwierigen Zugang anzusagen scheint. Dabei fällt auf, dass die Musik, so sehr sie auch mit Gefühlswelten jener unterschiedlichen Regionen arbeitet, oft gar nicht so unterschiedlich ist, was sicher einmal mehr Sunds Verdienst ist, ist er doch Geistvater des Projektes, dass sogar vom Danish Arts Council unterstützt wurde. Kein ganz einfaches Album, dem man aber unbedingt die Gelegenheit geben sollte, seine ganz eigene Reise durch Afrika, Europa/Balkan sowie Indien zu beschreiben.

© Michael Arens

UP

 

Kira - Memories Of Days Gone By (Stunt Records/Sundance Music/Challenge/Sunny Moon)

Auch, wenn im Presse-Info in Zusammenhang mit Sängerin Kira immer wieder der Vergleich zu Billie Holiday gezogen wird, scheint mir dieser Vergleich doch etwas irreführend. Da ist zunächst mal die Stimme Kiras, die einen viel progressiveren Umgang mit ihrer Musik pflegt. Vom rein musikalischen Anstrich her klingt die Musik von “Memories Of Days Gone By“ sogar deutlich eher wie das eines weiblichen Tom Waits. Dort wird eine gehörige Portion retrospektiver Gefühlswelten längst vergangener Zeiten (der Albumtitel lässt grüssen) auf den Tisch gebracht, da finden sich auch schon mal Querverweise auf Kate Bush, auf Nina Simone oder auf die poetische Ehrlichkeit eines Leonard Cohen. Selbstverständlich ist das Album ein Individuelles, eines, das seine ganz eigenen territorialen Musik-Ansprüche selbstbewusst einfordert. Lediglich an einigen wenigen Stellen quält mich doch der Gedanke, dass hier etwas weniger Individualcharakter und ein Hauch mehr Mainstream-Gefälligkeit dem Antlitz des ansonsten souverän eingespielten Longplayers gut getan hätte. Dass die gleiche Presseinfo dann in Zusammenhang mit Kira von einer “Rock-Sängerin“ spricht, stimmt zwar auch nur im gefühlten Zusammenspiel mit Kiras Begleitmusikern, zeigt jedoch zugleich auch das Dilemma auf, dass Kira dann am Ende zu diesem Individual-Album führt, dass an den besten Stellen hervorragend funktioniert.

© Holger S. Jansen

UP

 

Gradischnig-Schwinn-Pirker - Under Western Skies (Cracked Anegg Records/Handsemmel Records/Sunny Moon)

Vielleicht wäre es ein sinnvolles Zugeständnis an die kommerziellen Fähigkeiten des Trios Herwig Gradischnig (Saxofon und Bass-Klarinette), Frank Schwinn (Gitarre) und Herbert Pirker (Schlagzeug) gewesen, ihren eigenen Namen in eine schlichtere Form zu packen. Gradischnig-Schwinn-Pirker geht nun wirklich nicht einfach von der Zunge. Andererseits ist es genau das, was die Musik des Trios, dass eigentlich Jazz macht aber Country-Nostalgie ist, bereits in eine korrekte Ansprache packt. Auch der Albumtitel spielt auf die fast subversive Vermischung aus Jazz und Country an. Faktisch ist die Musik anfänglich eher zeitgenössischer Jazz, das Gefühl der zehn Titel, die solch Westernartige Titel wie “Dakota“, “Mexican Shootout“, “The Doc Is On Holiday“ oder “Way Out West“ haben, gehört jedoch immer wieder in den Country- und Western-Bereich. Erst zur Mitte hin klingt wie etwa bei jenem “Way Out West“ auch melodisch und spielerisch der Wilde Westen endgültig eine tragendere Rolle. Die Eigenkompositionen des Trios sind schon ein wenig starrsinnig, spielen dabei frei von der Leber auf und tun ihr Bestes, das Country-Element, mitunter in selbstironischem Gewand und zumeist unter Federführung des Saxofonspiels des Herrn Gradischnig, so flüssig es das Konzept zulässt in den Album-Sound einzuweben. Um die Verliebtheit mit dem Western-Genre abzurunden, ist “Under Western Skies“ einigen der größten Regisseure des Genres mit den rauchenden Colts gewidmet: Anthony Mann, Nicholas Ray, Howard Hawks und John Ford. Für mich hätte zwingend Sergio Leone dazu gehört, doch lassen wir diese cineastischen Spitzfindigkeiten und belassen das Album als das, was es ist: ein zeitgenössisches Jazzalbum mit spielerischen Querverweisen auf Country- und Western-Ideale. Ungewöhnlich.

© Michael Arens

UP

 

Neil Yates - Five Countries (Edition Records)

Etwas wild und ungestüm scheint mir zunächst der Einstieg in das erste abendfüllende Werk von Trompeter Neil Yates, Gitarrist Zsolt Bende und Perkussionist Cormac Byrne – gemeinsam Musiker mit einem Hintergrund aus insgesamt fünf Ländern - der Albumtitel lässt herzlich grüssen. Einige Stücke später wird klar, dass hier wirklich das Spiel von Trompetenvirtuose Yates das vordergründige Element ist, dass es hier seitens der zwei Begleitmusiker Bende und Byrne zu unterstützen gilt. Auch, wenn im Albumtitel als auch in der Presseinfo von den verschiedensten Einflüssen jener fünf Länder - Irland/Schottland, Spanien, Rumänien, Ungarn und die USA - auf die Musik die Rede ist - die Presseinfo spricht beispielsweise ebenfalls etwa von Flamenco - ist es doch tatsächlich das gerne an Bebop und klassische Jazzelemente angelehnte Spiel um die Trompete des Herrn Yates, der seinem Instrument so einiges Beeindruckendes abringen kann. Was bleibt ist ein beachtliches Erstlingswerk eines Musikers, der sich der Magie seines Instruments - der Trompete - mehr als bewusst ist, jedoch der selbst auferlegten Marschrichtung im Titel nur bedingt treu bleibt, sodass das Album in weiten Strecken eher wie ein konsequentes zeitgenössisches Jazz-Album eines überaus talentierten Jazz-Trompeters als eines, das eine musikalische Weltreise bebildern möchte, klingt. Aber das ist schließlich alles andere als schlecht.

© Michael Arens

UP

 

Tania Maria featuring Eddie Gomez - Tempo (Bel Horizon/Naїve/Indigo)

Der erste Blick auf das neue Album der brasilianischen Gesangs- und Pianisten-Legende Tania Maria gibt auch zugleich eine Inhaltsbeschreibung von “Tempo“ ab: Eddie Gomez, einer der profiliertesten Bassisten weltweit stellte sich der Herausforderung und erstellte gemeinsam mit Maria den Reigen aus acht Songs jenseits der üblichen Werke aus brasilianischer Musik mit Jazz-Einschlag. Tania Maria ist dabei souverän genug, einfach ihren in Jahrzehnten legendären Jazz-Superstar-Daseins gewonnenen Selbstwert immer wieder ohne die Frage nach der Meinung der breiten Masse zum Ausdruck zu bringen. So ist Brasil-Legende Tania Maria bei “Tempo“ eigenwillig und individuell bis ins Mark, dichtet ihrer Musik, dabei Coverversionen von Antonio Carlos Jobim oder Roberto Carlos, immer wieder ihre ganz eigene Geschichte auf und lässt das Set damit erzindividuell und außergewöhnlich abwechslungsreich erscheinen. Tatsächlich trägt das auch Stilblüten, die mal in zeitgenössischem Jazz, mal in brasilianischer Musiktradition, mal aber auch in Blues, in Pop oder in Folk verweilen - Tania Marias Musik ist nach wie vor die des Unerwarteten, aber auch die des musikalisch Nachvollziehbaren. “Tempo“ spiegelt dabei mitnichten das tragende Element der herausragenden und einmal mehr durchweg überzeugenden Arbeit der unvergleichlichen Tania Maria wider, sondern beschreibt eher das Werkzeug - eben das Tempo - das dem Album zusammen mit Marias Stimme und Pianospiel eine noch eigenere, souveränere Würzung gibt.

© Holger S. Jansen

UP

 

Maria Bethânia - Oásis de Bethânia (Sarapui/Galileo MC)

Das neue Album von Maria Bethânia, eine der wohl erfolgreichsten und populärsten brasilianischen Musikerinnen überhaupt, befasst sich auf seinen zehn Titeln mit Songs von Marias Lieblingsinterpreten. Die Coverversionen im typischen Bethânia-Folk-Stil reichen von Material aus der Feder von Chico Buarque und Roque Ferreir über Djavan bis zu Jata Velloso, was die erste gute Nachricht ist. Denn Bethânia ist Profi genug, nicht noch die zehntausendste Version eines Antonio Carlos Jobim-Songs mit ins Albumprofil zu nehmen. So entstand hier eine absolut homogene Mixtur, die seine Lebensenergie insbesondere aus seiner dichten Atmosphäre und seinem bewusst behäbigen, intensiv-schweren Tempo zieht. Unterstützt wurde Maria hier unter anderem von Hamilton de Holanda, Jorge Helder, Lenine, Jaime Alem und Marcelo Costa, um nur einige wenige zu nennen. Maria Bethânia zeigt auch auf ihrem aktuellen Album “Oásis de Bethânia“, dass die fünf Jahrzehnte seit ihren Anfängen nicht ohne Professionalität und Souveränität an ihr vorübergezogen sind. So klingt das Album trotz der Unterschiede der einzelnen Lieder wie aus einem Guss und wirkt oft so intensiv dabei unglaublich natürlich, dass sich das Ganze eher wie ein sehr langes Gedicht anhört und vor allen Dingen anfühlt – typisch Maria Bethânia eben. Magie nennt man so etwas wohl…

© Gregor Poschoreck

UP

 

Eda Zari - Toka Incognita (Intuition/Schott Music & Media)

Wem bereits der Titel ungewöhnlich erscheint, wird sich von der auf dem Album befindlichen Musik durchaus bestätigt fühlen. Eda Zari kommt aus Albanien und pflegt die hierzulande seltene Kunst des iso-polyphonen Gesangs. Das zeigt sich ebenfalls im mehrsprachigen Textfundament (Albanisch und Englisch), dass Zari auf “Toka Incognita“ (Toka bedeutet übrigens soviel wie “Welt“ auf albanisch) an den Tag legt. Doch auch in Intonation, Phrasierung und Interpretation setzte und setzt Eda Zari Maßstäbe - so klingt das Album mitunter regelrecht geheimnisvoll, spannend, auch mal irritierend. Dass Zari bereits seit vielen Jahren eine feste Größe zwischen Jazz, Folklore und einprägsamer Sangeskunst ist und bereits seit etlichen Jahren auf den großen und kleinen Bühnen der Welt zuhause ist, zeigt der Umstand, dass unter anderem Gäste wie Trompeter Sebastian Studnitzky oder Gitarrist Dominic Miller sich die Ehre eines Stelldicheins geben. Eda Zari komponierte, arrangierte und produzierte ihre “Toka Incognita“ fast im Alleingang und stellt so sicher, dass ihr Gesang als auch der eigenwillige, aber überaus hörenswerte Klangteppich eine fest ineinander verschmolzene Einheit ergeben, die Geheimnisvoll und Eklektisch zugleich wirkt. Fairer Weise sollte man dem Album Zeit zum Atmen und damit ein wiederholtes Hören gönnen, seine eigene Schönheit glaubhaft vermitteln zu dürfen und können.

© Michael Arens

UP

 

Jonas Schoen Sextet & Steve Swallow - Agnostic Chant Book (Schöner Hören Music/NRW Vertrieb)

Atmosphäre heißt hier das Zauberwort, dass das “Agnostic Chant Book“ von Saxofonist Jonas Schoen von einem tiefenentspannten Titel zum nächsten trägt. Dabei ist bei aller bewussten Zurückgelehntheit eine angenehme, mit Spielfreude angereicherte Vorwärtsbewegung allgegenwärtig, die den selbstbewussten Auftritt des Albums in seinen Grundfesten unterstützt. Dass sich das Album nicht nur im Titel mit dem Agnostizismus befasst, wird spätestens im sehr edel gehaltenen Äußeren des Albums und den Erklärungen und Bemerkungen im Booklet deutlich – Jonas Schoen, Bassist Steve Swallow, Sandra Hempel (Gitarre), Buggy Braune (Posaune), Pepe Berns (Bass), Heinz Lichius (Schlagzeug) und Robby Geerken (Perkussion) war der Inhalt als Message ebenso wichtig wie spielerische Vielfalt bei gleichzeitiger, struktureller Disziplin. “Agnostic Chant Book“ ist ein emotionales Album mit tiefsitzender Thematik, dass sich aber immer wieder selbst diszipliniert und den gewählten Pfad aus gradlinigem zeitgenössischen Jazz mit Free Jazz-Attitüde nie verlässt. Ein atmosphärisch beeindruckend dicht gewebtes Stück Jazz-Gut, das Brillanz und Produktivität aber auch Genügsamkeit und Langsamkeit als Charakter benennt.

© Holger S. Jansen

UP

 

Dennis Rollins Velocity Trio - The 11th Gate (Dennis Rollins/Motéma Music/Membran Music)

Dennis Rollins spielt Posaune. Als Sohn jamaikanischer Einwanderer machte der 1964 in Birmingham, England geborene Rollins bereits vor einem viertel Jahrhundert von sich Reden und gehört heute zu einem der weltweit anerkanntesten Posaunisten überhaupt - neben Arbeiten mit Sting, Blur, Tom Jones oder Jamiroquai lieferte Dennis immer wieder auch großartige Solo-Arbeiten ab. Gemeinsam mit Schlagzeuger Pedro Segundo und Organist Ross Stanley widmet er sich als Velocity Trio nun dem Datum 11.11.11 und der damit verbundenen Mystik und den entsprechenden Eigenarten. So ist auch der Albumtitel bereits eine Anspielung auf das wiederkehrende Album-Thema… Im Booklet erzählt Rollins von einem Gespräch mit dem großen Jazzsaxofonisten Courtney Pine (der SOUL TRAIN berichtete wiederholt), durch das er die Inspiration um die Albumthematik fand. Dass aber immer wieder, wie im Presseinfo als auch von Dennis Rollins in jenem CD-Klappentext selbst erwähnt, Funk eine Rolle im Geflecht des elf Stücke langen Albums spielen soll, ist nur schwer nachvollziehbar. Vielmehr jagt Rollins hier selbst immer in ausgesprochen interpretatorischem, zeitgenössischem Jazz, in Bebop oder gar in Free Jazz, freilich, um hier und da auch mal kurz echte Groove-Qualitäten herauszuspielen. Aber jener Funk klingt allenfalls zum Ende des Albums in eher gefühlten Stromlinienformen eine untergeordnete Rolle, was zugleich irgendwie schade ist, hätte doch gerade Funk hier dem Fluss des Longplayers etwas auf die Sprünge helfen können. Was bleibt ist ein konzeptionell starkes Album eines herausragenden Posaunisten. Und das ist immerhin schon sehr viel.

© Michael Arens

UP

 

Mike Longo Trio + 2 - To My Surprise (Consolidated Artists Productions)

Vielleicht liegt es am Produzenten von “To My Surprise”, Saxofonist Bob Magnuson, dass sich das zweite Album von Jazzpianist Mike Longo in immer wiederkehrenden Phasen eher wie ein Album eines Saxofonspielers anhört, denn das eines Pianisten. So spielt sich immer wieder Lance Bryant, Tenorsaxofonist der Formation zwischen Mike Longo, Bob Cranshaw (Bass), Lewis Nash (Schlagzeug) und Jimmy Owens (Trompete und Flügelhorn) und scheint so unbewusst die tragende Rolle zu spielen. Dabei ist es gerade dieser Formation wichtig, als gemeinsames Kunstkonglomerat zu funktionieren und sich frei von jeglichen Plattenfirmen-Zwängen zu bewegen, weswegen sich Longo und Co. gleich zur unabhängigen Plattenfirma Consolidated Artists Productions zusammen taten. Herausgekommen ist ein zwölf Songs langes Werk, dass oberflächlich mit Mainstream Jazz und New York Jazz, unterschwellig mit Melodien, Harmonien und gelegentlichen Gefühlsausbrüchen aus Bebop oder Funk liebäugelt. Dass alle Titel live in Studio als gemeinsame Band eingespielt wurden (statt am PC zusammengestückelt zu werden), tut dem Musikgefühl von “To Me Surprise“ ebenfalls gut. Denn nur so kann sich die sehr lebendige Natürlichkeit des Mike Longo Trios +2 (dank der +2 zum Quartett gewachsen) frei entfalten. Neben einigen eigenen Kompositionen kommen Klassiker aus der Feder von Wayne Shorter (“Limbo“) oder Herbie Hancock (“Eye Of The Hurricane“) zum Tragen und verschmelzen das Material zugleich zu einer erdigen Masse, die deutliche Geradeausbewegungen ebenso ihr Eigen nennt wie verschnörkelte Winkelhaken.

© Michael Arens

UP

 

Mohammad Reza Mortazavi - Geradeaus (Flowfish Music/Broken Silence)

Völlig wertfrei sage ich an dieser Stelle, dass der Albumtitel absolut korrekt gewählt wurde, jedoch aufgrund des Inhalts von “Geradeaus” zunächst leicht irreführend ist. Denn tatsächlich spricht das Album mit seinen sechs Titeln, unterteilt in “Geradeaus Nr.1-3“ in unterschiedlichen Teilen, nur ein sehr bestimmtes Klientel an. So macht der in Berlin lebende iranische Trommelvirtuose Mohammad Reza Mortazavi keinen Hehl aus seiner ansteckend intensiven Leidenschaft für sein Instrument bzw. seine Instrumente Daf und Tombak, beides persische Handtrommeln, die hier zugleich die einzigen Instrumente des Albums überhaupt sind. Die selbstkomponierten Stücke sprechen fast ausschließlich, dafür mit intensivem Nachdruck all jene an, deren Welt jene zwischen abendländischer Musikkultur, instrumentaler Weltmusik und folkloristischer Weltanschauung ist. Im sparsamen CD-Klappentext erläutert Mohammed Reza Mortazavi die Idee hinter dem Album und seinem “Geradeaus“-Konzept, kann so aber nur ein wenig mehr zur Entschlüsselung der Musik des Albums beitragen. Ganz sicher nicht Jedermanns Sache - an “Geradeaus“ werden sich zugleich aber auch nicht die Geister spalten, denn entweder man mag minimalistische, mystische und esoterisch verklärte Trommelmusik, oder man hört sich ein Album wie dieses erst gar nicht an. Ein klassisches Nischenprodukt, dass, so viel Objektivität muss sein, jedoch vom virtuos aufspielenden Mortazavi erstklassig interpretiert wurde.

© Michael Arens

UP

 

 

 

UP

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

UP

MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

Advertise in the SOUL TRAIN! Email to: soul@michaelarens.de!