CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

Chlorine Free - Start Fresh (Du Nose Productions/Broken Silence)

Chlorine Free - Start Fresh (Du Nose Productions/Broken Silence)

“Start Fresh” von Chlorine Free klingt wie ein Reissue eines Jazzfunk-Klassikers der Siebziger Jahre, ganz so, wie es beispielsweise von Herbie Hancock oder Donald Byrd oder gar Klaus Doldingers Passport hätte kommen können.

Doch das Gegenteil ist der Fall: Chlorine Free ist eine aktuelle, französische Formation, die sich eben jenem retrospektiven, sehr authentisch umgesetzten Sound der Ära verschrieben haben. Die 13 Titel von “Start Fresh“, dass sogar optisch absolut einem Jazzfunk-Klassiker der Ära entspricht, sind lebhaft, musikalisch akkurat umgesetzt und verlieren sich erst im letzten Drittel in etwas zu viel experimentellen Wirrwarr, das als Ganzes jedoch eine sehr eigene Handschrift trägt und deutliche Nachhaltigkeit im Keller hat.

Sieht man sich alleine die Namensgebung der Songs auf “Start Fresh“ an, funktioniert das als reine Marschrichtung bereits wunderbar: “Hard Funk“, “Bass Shit Fuck“, “Freak Me Dada“ oder “Old School Soul“ lassen bereits im Namen erahnen, dass authentische Black Music-Werte hier das bestimmende Element sind, die das Album überdeutlich auf die Gewinnerseite ziehen und bis zur letzten Note Jazzfunkverliebt halten.

Als Gäste des sehr charmanten Sets kommen unter anderem Rapper Raashan Ahmad und Black Sifichi oder das wunderbare Organ einer Judith Lorach zum Einsatz – freilich nur ein kleiner Bonus, ohne den das Album auch als solches ein Herausragendes geworden wäre.

“Start Fresh“ ist das beste Jazzfunk-Album, das die Siebziger Jahre nie hervorgebracht haben. Ein authentisches, bewegtes, an ausgewählten Stellen eigenwilliges Stück Black Music-Geschichte des Jahres 2012, dass zugleich Standbeine in zeitgenössischer Electronica und Hip Hop sowie eine starke Avantgarde-Zeichnung aufzuweisen hat. Herrlich.

© Michael Arens

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