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PORTRAIT - CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

 

 

 

 

Chic: Nile Rodgers & Bernard Edwards

Aktuelle Veröffentlichung: “Nile Rodgers presents The Chic Organization Box Set Vol. 1 / “Savoir Faire“” (4 CD Box Set) (WEA/Warner Music)

 

 

 

 

Chic: Nile Rodgers & Bernard Edwards

 
 

Chic: Nile Rodgers & Bernard Edwards

Aktuelle Veröffentlichung: “Nile Rodgers presents The Chic Organization Box Set Vol. 1 / “Savoir Faire“” (4 CD Box Set) (WEA/Warner Music)

 

Kaum eine Band, ein Duo, ein Studioprojekt, war in den Siebziger und Achtziger Jahren derart erfolgreich wie Nile Rodgers und Bernard Edwards, die sich gegen Mitte der Siebziger Jahre (verschiedene Quellen inkl. Aussagen von Nile Rodgers selbst sprechen mal von 1975, mal von 1976, mal von 1977) als Chic zusammentaten, dem Soul eine zeitgemäße Soul-, Disco- und Funk-Magie abzuringen, die noch Jahrzehnte später einen derart hohen Wiedererkennungswert haben sollte, das man Chic heute mit Fug und Recht als eine der einflussreichsten Erscheinungen der Soul-Geschichte überhaupt bezeichnen darf, kann und sollte.

 

Viel wichtiger dabei war noch, dass ihr Sound ein Einzigartiger war, der auch heute noch bereits nach einer Nanosekunde sofort als ein Chic-Produkt zu identifizieren war und ist.

 

Die Geschichte hinter einem ihrer neben “Good Times“, “I Want Your Love“ und “Everybody Dance“ wohl größten Hits, “Le Freak“, ist legendär: Nachdem Nile Rodgers und sein Chic-Spiegelbild Bernard Edwards aufgrund eines Versehens nicht auf der Gästeliste einer Silvesterparty des damals legendären New Yorker Clubs Studio 54 standen und ihnen folgerichtig der Einlass verwehrt wurde, gingen die Zwei kurzerhand zurück in ihr Hotelzimmer, um ihrem Hass auf diese Ablehnung in einem Song auszudrücken. Heraus kam der “Fuck You“-Refrain, der später aus vorstellbaren Gründen eben in jenes “Freak Out“, vielleicht eine der berühmtesten Discoul-Zitate der Musikgeschichte vom “Le Freak“-Monstersong, abgeändert wurde. Beide Singles “Le Freak“ als auch das eingangs erwähnte “Good Times“ waren übrigens die einzigen Nummer 1-Songs von Chic in den USA…

 

Der Rest ist, wie man so sagt, Geschichte. Zwischen 1977 und 1983 erschienen sieben Chic-Studioalben, die allesamt einen Stammplatz im Soul-Olymp verdient haben. Besonders ihre beiden Erstlingswerke “Chic“ (1977) und “C’est Chic“ (1978) gehörten und gehören mit zum edelsten und auch produktionsmäßig besten, was das Genre in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts hervorgebracht hat.

 

1991 erschien ein letztes offizielles Chic-Album, dass jedoch nur ansatzweise an die großen Erfolge des Duos (obgleich Chic eigentlich eine echte Band war, in der Schlagzeuger Tony Thompson und Sängerin Norma-Jean Wright neben Bassist Bernard Edwards und Gitarrist Nile Rodgers (der SOUL TRAIN berichtete unzählige male über beide) zunächst die tragenden Rollen spielten) anknüpfen konnte.

 

Als 1996 Bernard Edwards auf einer Tour durch Japan überraschend verstarb wurde aus Chic schnell die Legende, die es bis heute ist.

 

 

Doch Rodgers und Edwards alias Chic waren nicht nur unter eigenem Konterfei aktiv. Ihr Sound, der wie kein zweiter durch die Funky Guitar von Nile Rodgers und den knackigen, springenden Funk-Bass von Bernard Edwards seine eigene Duftmarke bezog, wurde ebenfalls immer wieder bis weit in die Achtziger Jahre hinein auf andere Künstler umgemünzt.

 

So kam es, dass eine halbe Generation an Soul-Größen ihre Alben oder doch zumindest einzelne Projekte durch die Chic Organization, wie sich das Duo als Produzenten nannte, produzieren, arrangieren und hinter den Reglern begleiten ließ.

 

Diana Ross bescherten Chic unter anderem ihren weltweiten Megahit “Upside Down“, Sheila & B. Devotion (auch als Sheila B Devotion geführt) den Riesenhit “Spacer“ und der Sister Sledge-Familienbande schenkten Nile Rodgers und Bernard Edwards so unvergessene Discosoul-Megahits wie “We Are Family“, “Lost In Music“ und “He’s The Greatest Dancer“, um nur drei ihrer großen Ableger zu erwähnen.

 

Chic nahm in dieser Periode Musik für Soul-Crooner Johnny Mathis auf, für Funkster Fonzi Thornton, für Solo-Projekte ihrer Frontfrau Norma Jean Wright, für Soulpop-Ikone Carly Simon, für Soul-Legende Teddy Pendergrass aber auch für das einzige echte Soul-Album einer gewissen Debbie Harry, legendäre Frontfrau von Blondie auf – der SOUL TRAIN berichtete immer wieder intensiv über alle Erwähnten.

 

Nile Rodgers persönlich sorgt nun mit dem vorliegenden 4 CD Box Set aus dem Hause Warner Music dafür, dass dieses Andenken nicht verloren geht. Mehr noch: Für jeden, dem Soul und die Black Music-Ära des Jahrzehntwechsel Siebziger/Achtziger am Herzen liegt, ist “Nile Rodgers presents The Chic Organization Box Set Vol. 1 / “Savoir Faire““ ein absolutes Muss.

 

Erstmals wird hier mit insgesamt 47 Stücken eine vorläufige Werkschau des gesamten Chic-Treibens im Zeichen der Band Chic als auch der Chic Organization auf CD gebannt. Und diese hat es wahrlich in sich!

 

Über-DJ Dimitri From Paris gesellte sich als Gast zum Projekt und durfte exklusiv für diese Deluxe-Veröffentlichung diverse Hits von Chic remixen – ein lohnenswerter Schlenker in zeitgenössischeren Sound, der jedoch die Chic-Charakteristik der Klassiker nur rudimentär verändert – der SOUL TRAIN dankt es.

 

Single Versionen und immer wieder auch verschiedenste Maxi Versionen der großen und kleinen Chic-Hits säumen die vier Silberlinge. Material, dass von Chic alias Nile Rodgers und Bernard Edwards komponiert, arrangiert, produziert wurde.

 

 

Das ganz große Highlight dürfte dabei jedoch die Fülle an bisher unveröffentlichten Songs sein, die das Box Set besonders für Sammler und Chic-Fanatiker gnadenlos attraktiv und unverzichtbar macht.

 

Selbstverständlich fehlen trotz der Fülle an Material noch eine ganze Reihe an großartigen Chic- bzw. The Chic Organization-Tracks, von denen ich spontan am meisten die Original Version von “Thinking Of You“ der Sister Sledge, einer meiner ewigen Lieblingssong, vermisse. Immerhin: der Gedanke, dass auf dem langen Titel ja auch der Hinweis darauf steht, dass dieses nur der erste Teil einer hoffentlich langen Reihe ist, stimmt mich schnell versöhnlich.

 

Das sehr edel gestaltete Box Set ist über absolut jeden Zweifel erhaben: die vier CDs in klassischem Atlantic Records-Vinyl-Design, das Booklet praller als prall gefüllt mit Fotos, Abbildungen, Covers, Hintergrundinformationen, Credits und, last but not least, mehrseitigem Klappentext von Nile Rodgers, der federführend verantwortlich war für die Entstehung dieser Soul-Perle und der uns ganz in Ruhe und mit seinem üblichen ironischen Unterton die Geschichte hinter Chic und natürlich hinter “Nile Rodgers presents The Chic Organization Box Set Vol. 1 / “Savoir Faire““ aufschlüsselt und uns gleichzeitig aufzeigt, welche Rolle genau die unvergessenen Luther Vandross (der SOUL TRAIN berichtete) und Chic-Mitbegründer Tony Thompson und selbstredend Chic-Ikone Bernard Edwards im Chic-Konglomerat spielten.

 

Nile Rodgers blieb auch nach dem endgültigen Aus des Chic-Konzeptes durch das überraschende Ableben von Bernard Edwards 1996 auf der internationalen Bühne des Soul und Funk allgegenwärtig und steht als Live- und Studiomusiker, als Solo-Künstler als immer wieder auch Mann hinter den Reglern seinen Soul-Grundfesten treu ergeben und ist heute musikalisch aktiver denn je.

 

“Nile Rodgers presents The Chic Organization Box Set Vol. 1 / “Savoir Faire““ ist ganz sicher nicht nur eine der besten Veröffentlichungen, die das Soul-Genre derzeit zu bieten hat. Das 4 CD Box Set ist auch ein Zeitzeuge einer Ära, in der Musik noch und nur auf analogem Material (Vinyl und Magnetbändern in mannigfaltigen Formaten) veröffentlicht wurde, Musik noch mit einem Produkt identifiziert wurde und das unausgesprochene Wort einer Produktionsmaschinerie wie die der Chic Organization noch etwas zählte und verlässlich und unaufhörlich Soul-Klassiker ausspuckte, bis der Arzt kommt.

 

Der SOUL TRAIN empfiehlt: “Nile Rodgers presents The Chic Organization Box Set Vol. 1 / “Savoir Faire““!

 

Selbstverständlich hat der SOUL TRAIN ein Interview mit Nile Rodgers angefragt. Leider stand dieser nicht für ein Gespräch zur Verfügung.

 

© Michael Arens

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

         

 

 

 

 

 

 
 

 

 

 

 

 

 

 
 

 

 

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