CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

David Becker Tribune - Distance Traveled (Acoustic Music/Rough Trade)

David Becker Tribune - Distance Traveled (Acoustic Music/Rough Trade)

David Becker Tribune ist ein Trio, dass neben Gitarrist Becker aus Bassist Bolle Diekmann und Schlagzeuger Bruce Becker besteht und wunderbar knackigen, durchkonzipierten, melodischen und harmonischen Mainstream Jazz anbietet, der spielerisch und improvisatorisch beseelt und regelrecht genial funktioniert, jedoch die elitäre Anmutung der so genannten Jazz-Elite bzw. Jazz-Polizei, die gerade in Mitteleuropa und im Besonderen in Deutschland immer extrovertiertere, kaum mehr kaum hörbare Auswüchse zu Tage bringt, schlichtweg links liegen lässt und sich auf die eigene bescheidene, spielerische Kraft verlässt.

Der Jazz, auch mal mit einem dezenten Groove und mit Anleihen bei Jazz Fusion angereichert, macht neun Songs lang unaufdringlichen, mit immensem Charme durchzogenen Spaß, sodass man sich am Ende regelrecht dazu genötigt fühlt, erneut den Play-Knopf zu drücken.

Zugleich scheint das Album gefühlt auch ein Bein im musikalischen Gusto der populären US-Musik der Siebziger Jahre zu haben, das es schafft, das Album trotz aller instrumentaler Anmutung auch mal ein echtes Michael Franks-Gefühl mit auf den Weg zu geben – der letzte Titel, “Desperado“ aus der Feder von Glenn Frey und Don Henley alias Eagles spricht hier übrigens musikalisch als auch faktisch eine deutliche Sprache, die diese Theorie überdeutlich unterstreicht.

“Distance Traveled“ von David Becker Tribune hat das, was vielen zeitgenössischen Jazz-Alben schlichtweg fehlt: Charakter. Und wenn der dann auch noch so melodisch und mitunter groovy abgeschmeckt ist wie hier, freut sich nicht nur das Jazz-, sondern auch das Soul-Ohr mit großer Natürlichkeit und unbedingtem Nachdruck.

© Holger S. Jansen

David Becker Tribune -

Distance Traveled

(Acoustic Music/Rough Trade)

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