CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

Delilah - Sweeter Life (Groove United Entertainment/In-Akustik)

Delilah - Sweeter Life (Groove United Entertainment/In-Akustik)

Bei manchen Alben muss man zweimal hinhören, um sie richtig ins Herz zu schließen. So geschehen bei "Sweeter Life" von Delilah, gebürtige Ungarin mit Wohnsitz in Toronto, Kanada, das zunächst etwas undefiniert zwischen Soul, Funk, Beatbastelverdächtigem Street RnB, Electronica, Smooth Jazz, Chart-Pop und House und sogar einer winzigen Spur Latin pendelt.

Doch schnell merkt man, dass hier nicht alles ist, was es scheint, denn Delilah geht es weder um die Bedienung von neuesten, angesagten Strömungen noch um ein homogenes Stilbild: es geht um Musik mit Seele.

Und die hat "Sweeter Life" immer dann, wenn Delilah ihre zarte, edle Kopfstimme systematisch der Musik angleicht und sich ganz bewusst dem Beat unterwirft.

Dass hier eine Créme aus Mitstreitern aus Soul und Electronica hinter den Reglern maßgeblich am wunderbar eigensinnigen "Sweeter Life"-Set beteiligt war, unterstreicht lediglich den Eindruck, der sich beim Eingangs erwähnten wiederholten Hören einstellt: wahre Black Music-Magie.

So sind es fast magische Namen wie Groove-Innovator Vikter Duplaix, Über-Bassisten Nathan Watts und Cornelius Mims oder Album-Produzent Dave Sereny (der SOUL TRAIN berichtete über alle erwähnten - besonders Duplaix ist bekanntlicher Weise ein Liebling der Redaktion...), die ins Auge und last but not least ins Ohr fallen. Nur zur Orientierung: Erinnert sich noch jemand an das frühe Neunziger Jahre-Ruthjoy-Projekt, so kurzlebig es auch war?! Nun - Delilah klingt wie Ruthjoy 3.0!

Selbstredend ist nicht alles Gold was glänzt, ist nicht alles von blindem Positivismus geprägt. So macht das Rock-Element bei "Hello" oder "I'll Be Over You" eine eher verstörende Figur, was dann wiederum im Gesamtkunstwerk "Sweeter Life" durchaus seine Berechtigung hat - verkehrte Welt.

Dass gerade jenes "I'll be Over You" ebenfalls in einem Dancefloortauglichen Remix vorhanden ist (auch, wenn dieser mittelprächtig umgesetzt wurde), spricht Bände für die Wandlungsfähigkeit und den Songübergreifenden Stilmix und Stilbruch (!) des Sets, dass immer wieder richtig Schmiss entwickelt und gerade aufgrund seiner unperfekten, mitunter fast kindlichen Art zu überzeugen weiß - eine Charmeoffensive.

Delilah gelingt mit "Sweeter Life" eine wunderbar eigenwillige Momentaufnahme mit dem besten, was das Beatorientierte Black Music-Universum momentan zu bieten hat. Charmant, bescheiden, überraschend, zugleich erdig, unvorhersehbar und von einem sehr ausdrucksstarken Charakter, der weniger auf musikalische Genialität sondern den Mut zu Fehlern basiert, ruhend. Dringende Kaufempfehlung!

© Lex

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