CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

Sarah Straub - Red (Donnerwetter Musik/Cargo)

Sarah Straub - Red (Donnerwetter Musik/Cargo)

Wäre "Red" ein neues Album von Amy Grant, Sheryl Crow, Annie Lennox, Sheena Easton, Stevie Nicks oder sogar, und ich sage das mit allem gebotenen Respekt, Pink oder Kelly Clarkson (der SOUL TRAIN berichtete mehrfach über alle genannten), wäre eigentlich alles wie erwartet - business as usual sozusagen: Die Musik ist sehr hochwertig produziert, hat Ecken und Haken, einen immer wiederkehrenden, mitreißenden Groove, der sich mit ausreichend verspielten Anleihen aus Jazz, Funk und vor allen Dingen Rock und Pop einen Kern sucht, der grundsätzlich strukturell dem klassischen Soul eine Spur näher liegt und eine Stimme, die soviel Nachhaltigkeit und Durchzugskraft besitzt, dass man sie ironischer Weise sofort als Selbstverständlich wahrnimmt.

Doch "Red" ist kein neues Amy Grant-Album - es kommt aus Deutschland von einer gewissen Sarah Straub aus Dillingen an der Donau. Das eigentlich Erstaunliche ist dabei allerdings nicht die stimmliche Durchzugskraft und Wandlungsfähigkeit der Sängerin, sondern die routinierte Umsetzung der Dutzend Titel von "Red", die durch und durch überzeugen können und konzeptionell gemeinsam eines der besten MOR-Alben der letzten Zeit ergeben. Ironischer Weise wird es gerade, so zumindest meine bescheidene Einschätzung, nicht die breite Masse sein, welche der Straub-Sound aus Rock, Soul, Funk, Jazz, Pop und immer wieder auch Folk und Singer/Songwriter ansprechen wird.

Nein, insbesondere Freunde von Soul-Strukturen und von Siebziger Jahre Blue Eyed Soul werden hier ganz besonders ihre Freude haben, weswegen das Album  seit geraumer Zeit Dauergast in der Beschallung der SOUL TRAIN-Redaktion ist: Sarah Straubs "Red" ist tatsächlich so etwas wie Blue Eyed Soul 3.0!

Schön auch die, einmal mehr, selbstverständlich durchscheinende Selbstironie und das allgegenwärtige Augenzwinkern, das auch und vielleicht gerade trotz auch ernster Texte einen wichtigen Eckpfeiler des Fundaments von "Red" ausmacht.

Das optisch und haptisch erstklassig produzierte Booklet liefert neben einer netten Fotostrecke und allen notwendigen Credits zur nebenbei erwähnt herrlich organischen und ultraprofessionell, aber nie steril eingespielten Musik des Longplayers auch gleich die Songtexte.

Es mag etwas kryptisch anmuten und soll bitte als kleine Randbemerkung verstanden werden, aber erinnert sich noch jemand an die viel zu früh verstorbene Rosemarie "Rosa“ Precht alias Cosa Rosa, die in den Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts drei bemerkenswerte Alben zwischen Rock, Pop-Zeitgeist und einer Art gefühlter Soul-Struktur herausbrachte? Sieht man mal vom Umstand ab, dass Cosa Rosas Musik deutschsprachig war, erkenne ich hier besonders auf gefühlter Ebene schier unglaubliche Parallelen...

Doch lassen wir hinkende Vergleiche einfach Vergleiche sein. "Red" von Sarah Straub ist ein Album mit immensem Unterhaltungswert, dass auf höchstem musikalischen Niveau zugleich scheinbar spielerisch Rock, Pop, Soul, Funk, Jazz und Folk brüderlich und federleicht und mit immenser Schlagkraft vernetzt. Und das ist schlichtweg und ohne jedes Fremdschämen wunderbar.

© Michael Arens

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Sarah Straub - Red

(Donnerwetter Musik/Cargo)

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