ALBUM-BESPRECHUNG / ALBUM-REVIEW

Didier Ithursarry Quartet - Kantuz (LagunArte/Broken Silence)

Didier Ithursarry Quartet - Kantuz (LagunArte/Broken Silence)

Starker Tobak, was uns hier auf dem aktuellen Album des französischen Akkordeonspielers Didier Ithursarry und seinem Quartett vorgesetzt wird.

Sofort im Opener und Titelsong "Kantuz" verbindet sich Klezmer mit Balkan Beat und französischer Mittelalter-Ästhetik, bleibt interessanter Weise dabei bewegt und irgendwie frisch und kann sogar mit einer Art avantgardistischem Zeitgeist punkten, der das Album trotz seines Jazz-Anspruchs sehr weit geöffnet hält und auch Freunde elektronisch getriebener U-Musik zumindest konzeptionell fesseln wird.

Dass das Album auch mit Einflüssen aus der Musik des Baskenlandes, französischer Folklore und einem zarten Gespür für die charakterstarke Ausdruckskraft des französischen Kulturgutes Chanson zu spielen versteht, macht das Dutzend Titel von "Kantuz" des Didier Ithursarry Quartets äußerst sympathisch und schafft es an strategisch platzierten Ecken - Momenten - die beim bewegten "L'antichambre" oder dem wunderbaren "La Porte" sogar, Spannungsbögen einzuweben, die sich wie eine Momentaufnahme eines französischen Filmklassikers anhören - freilich mit einem augenzwinkernden Kerngedanken.

"Kantuz" des Didier Ithursarry Quartets ist ein durchaus rundlaufendes Stück Atmosphäre, welche seine Nische in der engen Verquickung mit baskischer Musikidentifikation in Wechselwirkung mit mehr oder weniger urfranzösischem Chansonstrukturen und zeitgenössischem Jazzverständnis findet - ein ungewöhnliches, dafür immens stimmiges Werk, dass jedoch nicht nur unterhält, sondern definitiv eine Auseinandersetzung mit der Thematik einfordert.

© Gregor Poschoreck

Werbung / Ad

UP