ALBUM-BESPRECHUNG / ALBUM-REVIEW

Götz Rausch Orchester - Niemand wartet hier (Seña Music)

Götz Rausch Orchester - Niemand wartet hier (Seña Music)

Was für ihr umstrittenes Album "Schaurige Märchen" (der SOUL TRAIN berichtete: ...weiter lesen›››) galt, gilt auch für das neue Werk des Götz Rausch Orchesters, "Niemand wartet hier": es traut sich was.

Musikalisch oberflächlich mit Jazz jonglierend wird hier schnell klar, dass retrospektive, deutsche Sprachverflechtungen, die immer mal wieder an die burlesken, legendären Zwanziger Jahre erinnern, dazu benutzt werden, dem aktuellen Trend der deutschsprachigen populären Musik ein Schnippchen zu schlagen und aufzuzeigen, dass anders tatsächlich und wahrhaftig besser ist.

So, wie es Sänger und Gitarrist Götz Rausch im dritten Song der CD, "Unendlich" proklamiert ("Der Himmel versprach, immer offen zu sein...") ist auch die Musik des elf Titel langen, augenzwinkernden Füllhorns "Niemand wartet hier" inklusive wunderbar auf die Thematik abgestimmter Optik stets offen und schert sich einen Dreck um vermeintliche Gesetzgebungen in Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft von Jazz oder Pop oder welchen Namen auch immer man dem Kind nun geben möchte.

Immer wieder ist so die eigenwillige, aber stets mit einem süffisanten Lächeln verwendete deutsche Sprache in all seiner Vielschichtig- und Vielseitigkeit der wahre Hauptdarsteller der oft fast akustisch wirkenden, angenehm aufgeräumten Musik, die durch Dirk Flatau (Klavier, Akkordeon, Orgel), Benjamin Wellenbeck (Schlagzeug) und Benjamin Hiesinger (Kontrabass) - Götz Rauschs Orchester - wunderbar eingefangen und entsprechend feinfühlig auf die Texte transponiert und transportiert wird.

Und wenn etwa zur Mitte von "Niemand wartet hier" mit "Frau meiner Träume" ein schönes, erstaunlich schwebendes Stück retrospektives Rhythmusgruppengefühl den Unterhaltungs-Hot Spot des "Niemand wartet hier"-Sets liefert ist endgültig klar, dass mit dem Götz Rausch Orchester nicht nur immer wieder, sondern immer wieder neu zu rechnen ist, ganz egal wie man die stilistischen E- bzw- U-Musik der Formation und des Albums denn nun definieren kann, soll und/oder möchte.

© Gregor Poschoreck

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