MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

 ««« BACK TO THE SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

INTERVIEW

 

 

 

 

 

Conya Doss - Still Selbstbewusst

Aktuelles Album: Conya Doss - “Still…“ (Dome Records/Rough Trade)

 

Conya Doss hat nicht nur einen faszinierenden Namen, der schon im Ansatz deutlich in Richtung Soul und Groove schwingt, sie sieht auch noch unbeschreiblich gut aus und hat eine Stimme, die als Vereinigung von klassischer Soulstimme und beatorientiertem Neo-Soul-Gesang gesehen und gehört werden darf. Nicht zu vergessen ihre unvergleichlichen Songschreiber-Qualitäten, die sie mit „Still…“, ihrem insgesamt vierten Album und dem dritten auf dem englischen Dome Records-Label, beeindruckend unter Beweis stellt.

 

Selten ist Musik so konkret und attraktiv wie bei den Alben von Frau Doss. Die Musik selbst ist Soul. Nicht mehr und nicht weniger. Und das auf einem Level, der sich jenseits von purer Unterhaltung oder nachdenklichen, modernen RnB-Beats, irgendwo auf einer Wolke aus eben anderer Musik schwebt. Neuer Soul. Neo-Soul. Aber nicht im Sinne der ausgetreten Pfade des vermeintlichen Subgenres.

 

Und so beschreitet Doss den Weg, den sie in den letzten Jahren mit ihren ersten Alben „A Poem About Ms. Doss“ (2002), „Just Because“ (2004) und „Love Rain Down“ (2006) so beeindruckend eingeschlagen hat. Ihr neuester Longplayer klingt wieder eine feine Spur reifer, die Texte kommen authentisch rüber und sind nachdenklich, passen dabei zur Musik, wie es ganz ursprünglich wohl mal gedacht war – philosophisch sozusagen. Das Ganze kommt dabei trotzdem so unbeschwert und gerne tanzbar rüber, dass man das Kopfnicken nur gegen die Tanzfläche tauschen möchte. „Still…“ ist schlicht ein wunderschönes Soul-Album.

 

Lex, der „Soul Man“ unter uns Eingeschworenen im SOUL TRAIN, sprach sich mit Conya Doss aus…

 

 

Lex: “Bis auf dein erstes Album, was ich leider nicht besitze, habe ich alle Alben von dir gehört und sofort geliebt...”

 

Conya Doss: “Na ja, das erste…das ist eine völlig andere Geschichte…“ (lacht)

 

Lex: “Aha?!“

 

Conya Doss: “Um ehrlich zu sein. Beim ersten Album musste ich nur die Songs schreiben und ins Studio gehen. Ab dem zweiten Album bis zum neuen Album „Still…“ musste ich mich eine ganze Menge ums Geschäft kümmern. Was alles sehr viel schwieriger macht.“

 

Lex: “Das ist eine schöne Überleitung zu meiner nächsten Frage. Denn Du hast praktisch alles am Album in die eigenen Hände genommen, das Songwriting, aber auch die geschäftlichen Aspekte… Ist es damit nicht einfacher, seine eigene Musik zu produzieren?“

 

Conya Doss: “Ich denke schon. Besonders wichtig ist dabei doch, dass wenn was schief läuft, du nur dich selbst verantwortlich machen kannst. Wenn du die ganze Sache an jemanden abgibst, kannst du vielleicht jemand anderes in die Verantwortung nehmen, hast aber auch nicht die komplette Kontrolle. Ich bin wahrscheinlich sogar mein persönlichster schlimmster Kritiker, ob nun Musik oder Business.“

 

Lex: “Andererseits kommt irgendwann der Punkt, besonders beim Produzieren im Studio, wo man loslassen muss, wo ein Track nicht besser wird. Wie schaffst Du das, wo Du so hohe Ansprüche an dich selbst stellst?“

 

Conya Doss: “Das stimmt. Manchmal ist es gut, ein Ohr außerhalb deines eigenen zu haben, jemand anderes die Stücke hören zu lassen. Jemanden zu haben, der dich drängt und vorantreibt; sonst wird das Projekt nie fertig. Man ist meistens zu hart zu sich selbst.“

 

Lex: “Einige deiner Texte klingen sehr persönlich. „Common Ground“ zum Beispiel… Basieren die Songs auf persönlichen Erfahrungen?“

 

Conya Doss: “Oh ja. Das läuft alles im weitesten Sinne unter Erfahrungen. Wir müssen alle unseren Weg gehen. Es ist, was es ist. Niemand kann meine eigenen Geschichten so gut erzählen wie ich selbst! Viele der Songs habe ich sogar bei mir zu Hause aufgenommen. Ich lerne aber noch immer dazu. Der Vorteil dabei war erst einmal, dass ich jederzeit ins Studio kann, ohne vorab Zeiten zu buchen etc.. Und meine Schwester singt einige der Background-Vocals. Das machte alles einfacher. Dann hatte ich irgendwann 5, 6, 7 Songs fertig, und mir wurde bewusst, dass es wohl so aussieht, als wenn ich ein Album zusammen habe. Also schrieb ich einfach weiter. Die 14 Songs, die es auf das neue Album geschafft haben, sind dabei nur einige der Stücke, die ich geschrieben hatte.“

 

Lex: “14 ist eine Menge…“

 

Conya Doss: “Ich weiß! Als ich meine Auswahl getroffen hatte, hörte ich von allen Seiten, dass ich diesen und jenen Song nehmen sollte… also wurden 14 daraus. Besonders meine Mutter hatte ihre eigenen Vorstellungen, welcher Song auf das Album soll…“

 

Lex: “…und man sollte immer auf seine Mutter hören!“

 

Conya Doss: “Genau. Und es sind trotzdem alles Songs, die ich richtig mochte. Es ist kein Mittelmass vorhanden.“

 

Lex: “Du hast die meisten der Songs ebenfalls selbst produziert.“

 

Conya Doss: “Der Grossteil des Albums wurde nicht nur von mir und einem Freund geschrieben, sondern, was das gesamte Album als solches betrifft, auch von mir unter Mithilfe einiger, bewährter Produzenten, Rodney Jones und Myron Davis, sowie meiner  Labelkollegin Angela Johnson (ein Interview mit Angela Johnson aus der März-Ausgabe gibt es hier: ...weiter lesen›››, Anmerkung der Redaktion).

 

Lex: “Dabei klingen deine Album in sich sehr stimmig, fast wie ein Film.“

 

Conya Doss: “Vielleicht sollte ich ein Video drehen!“ (lacht) Nein, wirklich. Ich kann das in meinem Kopf sehen. Wenn ich Songs schreibe, ein Album schreibe, kann ich den ganzen Vorgang in meinem Kopf sehen, wie einen Film, der sich dort abspult. Ich bin ständig kreativ. Nie mit der Intention, dass ich jetzt das neue Album fertig bekommen muss oder so. Eine Melodie kommt mir plötzlich in den Sinn, und ich schreibe sie auf. Alles fließt und kommt auf ganz natürliche Art und Weise zu mir...“

 

Lex: “…und das ist es doch, was dich zu einem Künstler bzw. einer Künstlerin werden lässt!“

 

Conya Doss: “Wow – vielen Dank!“

 

Lex: “Nein, wirklich. Das genau ist es doch, was einen Künstler ausmacht. Das Kreieren, das Denken – es hört nie auf! Doch zurück zur eigentlichen Musik auf „Still…“. Was würdest Du sagen, war das wichtigste Element, die wichtigste Idee für und bei der Entstehung des Albums?“

 

Conya Doss: “Das es nur Songs mit Substanz gibt, und keine Lückenfüller. Es sollten nie Lückenfüller vorhanden sein. Wenn du nur fünf gute Songs hast – mach eine EP. Aber benutze keine Lückenfüller! Das ist nicht richtig!“

 

Lex: “Wo wir wieder bei dem Filmgefühl sind. Denn das könnte mit Lückenfüllern vermutlich gar nicht erst entstehen.“

 

Conya Doss: “Richtig. Ich werde nicht nur ein paar gute Songs haben und den Rest mit Lückenfüllern zukleistern. Das ist es doch, was viele Musiker machen. Und dann sind die Leute enttäuscht über die Musik.“

 

Lex: “Wenn Du heute auf deine Zeit vor deinem ersten Album zurückblickst. Hast du das alles, deine ersten drei Alben, dein neues, viertes Album, den großen Erfolg damit, den Respekt, den Du dir in den entsprechenden Kreisen damit erworben hast, damals voraus gesehen?“

 

Conya Doss: “Absolut nicht. Um ehrlich zu sein habe ich mein Debütalbum damals überhaupt nicht Ernst genommen. Für mich war alles egal. Mir musste aber auch alles egal sein, da beim ersten Album noch recht viel schief lief. Viel Politik. Ich musste dafür kämpfen, dass mein Album damals überhaupt herauskam, denn das Label bevorzugte einen anderen Star. Als das Album dann draußen war, waren die Reaktionen überall super positiv. Und dann hat es mich getroffen. Das hatte ich nicht erwartet. Ich bin aber trotzdem noch immer recht entspannt. Vor meinem Debüt habe ich übrigens in verschiedenen Gruppen gesungen und sogar Alben produziert, die aber nie veröffentlicht wurden.“

 

Lex: “Dann wäre es doch jetzt, mit deinem Erfolg und deinem Einfluss, soweit, die Alben herauszubringen?“

 

Conya Doss: “Ganz genau. Dann würde ich vielleicht auch endlich für mein erstes Album die Bezahlung erhalten, die mir das Label heute noch schuldet.“

 

Lex: “Das ist ein interessantes Thema. Die Musikindustrie befindet sich seit Jahren in einem gigantischen Umschwung. Warum sollte jemand dein Album, deine CD kaufen, wenn er sich stattdessen die Songs im Internet billiger oder wahrscheinlich sogar umsonst herunter laden kann?“

 

Conya Doss: “Da sind wir wieder bei meinem Verständnis von Alben. Ich denke, dass man kein Album machen darf, dass nur eine gute Single beinhaltet, und der Rest ist Müll. Wenn Du aber Musik mit Substanz machst, kaufen die Leute, auch junge Leute, dein Album! In den USA gibt es darüber hinaus das Problem, dass es keine richtige Plattform dafür gibt, Musik zu verkaufen, wie ich sie mache. Das Marketing der Industrie ist da sehr aggressiv, ganz auf Singles ausgelegt. Die Industrie verlässt sich auf Acts, die Singles machen. Ich dagegen mache einfach gute Musik, ein gutes Album, und lasse dann die Hörer entscheiden. In der Industrie ist gerade eine riesige Revolution im Gange in Bezug auf das Internet. Ich bin mir aber auch sicher, dass sich die Industrie schnell was Neues ausdenken wird, wie sie die Leute übers Ohr hauen können…“

 

Lex: “Last but not least… Ich habe gehört, dass Chubb Rock, DER Chubb Rock, Rapper der ersten Stunde, was mit dem Album zu tun hatte?!“

 

Conya Doss: “Ja. Er hat einen Remix von „Something 2Nite“ gemacht. Es war alles ganz flockig. Wir haben praktisch getauscht. Er hat das für mich gemacht, und ich habe im Gegenzug was für sein Album gemacht, Vocals eingesungen. Ich mag den Song, den ich für ihn eingesungen habe, sehr, und ich hoffe, dass er veröffentlicht wird.“

 

© Lex

 

 

Mehr Infos zu Conya Doss gibt es hier:

www.conyadoss.com

www.myspace.com/conyadoss

www.domerecords.co.uk

 

Ebenfalls interessant:

Unser Interview mit Angela Johnson, Co-Produzentin einiger Songs auf „Still…“ und Labelkollegin von Conya Doss: ...weiter lesen›››

 

Conya Doss

 

 

 

 

 

 

Conya Doss - “Still…“

(Dome Records/Rough Trade)

 

 

 

 

   
   
   

 

UP

MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

www.michaelarens.de / Michael Arens' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves!