MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

LABELPORTRÄT / INTERVIEW

 

 

 

 

 

SUNDAE SOUL RECORDINGS bittet zum Tanztee

Aktuelle Veröffentlichung: Peo feat. Mirjam - "Tonight" (Sundae Soul Recordings) (Vinyl-Single)

 

Matthias Westerweller

und Andreas Knauf

 

 

DJ Terry Jones,

Matthias Westerweller

und Andreas Knauf

 

 

 

 

 

 

Donald McCollum

 

Donald McCollum -

"U Don't Want My Love"

(Dome Records/

Rough Trade)

 

 

 

Donald McCollum -

"Thin Line Between

Love And Hate"

(Sundae Soul Recordings)

 

 

 

 

 

 

Per-Olof Dahl alias PEO

 

Peo feat. Mirjam - "Tonight"

(Sundae Soul Recordings)

 

 

 

 

Die Singles aus dem

SUNDAE SOUL RECORDINGS-Repertoire gibt's direkt bei

SUNDAE SOUL RECORDINGS

zu kaufen:

www.sundaesoul.de

 

SUNDAE SOUL RECORDINGS

Andreas Knauf & Matthias Westerweller

 

An was und wen denkt man, wenn man zeitgenössische Europäische Independet-Soul-Labels (Modern Soul Labels) fernab des RnB-Mainstream im Kopf hoch- und runter dekliniert? Man hat ja im Regelfall sowieso nichts Besseres zu tun während sich die Badewanne langsam mit heißem Wasser füllt... Man denkt vielleicht an England, an Labels wie Expansion Records und Dome Records oder daran, dass einem gerade beim besten Badewannenwillen gar keine Deutschen Independent-Soul-Labels einfallen mögen.

 

Diese Lücke versucht das Frankfurter SUNDAE SOUL Label seit ca. drei Jahren mit beharrlicher und in der letzten Zeit verstärkter Aktivität wenigstens im Ansatz zu schließen. Ausgestattet mit der generellen Liebe zur Soulmusik in all ihren Spielarten versuchen Andreas Knauf und Matthias Westerweller seit 2005 eine kleine Flamme im ach so verregneten Deutschland zu entzünden und die kleine Flamme, wenn möglich, am Leben zu erhalten. Nahezu anachronistisch setzt das Label konsequent auf den physischen Release in seiner reinsten Form, der Vinyl Single! Ein Song - eine Seite, direkter und altmodischer geht es in Sachen Tonträger wirklich nicht mehr. Aber von vorne:

 

Die Labelinhaber hatten anfänglich die Möglichkeit direkt aus dem umfangreichen und für Soulfans berühmt berüchtigten Fantasy-Katalog zu lizenzieren. Dieser Katalog umfasst unter anderem die Rechte an einem der legendärsten und Stil-prägendsten Soullabels überhaupt: Sax Records, welches vor ein paar Monaten einen Relaunch durch die Veröffentlichung des aktuellen Angie Stone Albums erfahren hat (der SOUL TRAIN berichtete). Aber das ist eine andere Geschichte.

 

In kurzen Abständen veröffentlichte SUNDAE SOUL RECORDINGS drei Vinyl Singles mit Aufnahmen von Mel & Tim, Barbara Lewis, Idris Muhammad, Black Nasty, Round Robin Monopoly und Paul Thompson. Allesamt einem breiteren Publikum eher unbekannte Songs aus den 70er Jahren mit einem entsprechenden Groove und dem Zug zur Tanzfläche, ohne im Discogewitter zu ersticken.

 

Der SOUL TRAIN wollte mehr wissen und schickte Gernoth Kleinlogel, den SUNDAEs nach dem Soul im Namen zu fragen…

 

 

Gernoth Kleinlogel: "Wie kamt Ihr dazu, im Jahre 2005 in Deutschland ein Soullabel zu starten?"

 

Andreas Knauf: "Wenn man musikinteressiert ist, dann gibt es zu verschiedenen Zeitpunkten in deiner Karriere als Konsument verschiedene Wünsche: Man will in einer Band spielen, man will DJ sein, man will tanzen können wie John Travolta als B-Boy, und man will selber Platten raus bringen. Na ja, ich konnte noch nie ein Instrument halten, als DJ habe ich es über einen gewissen Amateurstatus nie hinausgebracht und meine Tanzkarriere scheiterte an der zunehmenden Ungelenkigkeit. Was blieb einem also übrig! Nein, letztendlich hat sich das alles ganz langsam entwickelt. Matthias, ich, und zum damaligen Zeitpunkt auch Lars Bulnheim aus Hamburg, hatten alle schon einen über Jahrzehnte andauernden Hang zur, nennen wir es mal, Schwarzen Musik. Wir organisieren so genannte Soul Allnighter/Weekender in Frankfurt/Main (Uptight – The Frankfurt Soul Weekend) und Hamburg, und sind begeisterte Schallplattensammler (Singles) und natürlich auch „Hobby DJs“. Die Zeit war also reif, das alles in einer anderen Form zu kanalisieren. Mein damaliger Job als Jurist bei einem größeren Tonträgerunternehmen machte es uns möglich, Tonaufnahmen aus dem Fantasy-Katalog zu lizenzieren, so dass schnell die Idee geboren wurde, unserer Liebe zur Soul Musik eine Plattform zu geben."

 

Matthias Westerweller: "Andreas und ich waren zusätzlich angestachelt durch zahlreiche Besuche in England und auf dortigen Tanzveranstaltungen/Soul Weekendern. Bei diesen Veranstaltungen tanzen euphorisierte Engländer zwischen 20 und 65 zu Soulmusik bis in den Morgengrauen und freuen sich Ihres Lebens, fernab von irgendwelchen Modediktaten, außer den Tattoos am Oberarm! Als sich die Chance zur Lizenzierung bot, haben wir zugegriffen und das Label gegründet."

 

Gernoth Kleinlogel: "Warum Vinyl-Singles; und was verbirgt sich hinter dem Begriff Modern Soul?"

 

Matthias Westerweller: "Das Motiv Vinyl-Singles zu veröffentlichen, ist hauptsächlich ein sehr egoistisches. Wir alle lieben dieses Medium. Es ist direkt und bringt die Musik auf den Punkt. Außerdem befindet sich momentan unsere Hauptklientel in England und dort ist die Vinyl-Single im Soulbereich immer noch angesagt. Sowohl bei den Sammlern als auch bei den DJs. Natürlich wird es zunehmend schwieriger, physische Tonträger auf den Markt zu bringen. Auch wir merken, dass vermehrt nach digitalen Formen der Release gefragt wird, jedoch lassen sich diese auch nur bedingt mit Gewinn verkaufen. Aber zum jetzigen Zeitpunkt lassen wir uns die Schallplatte von keinem nehmen! Wichtig ist, dass der Vorgänger-Release seinen Nachfolger gut finanzieren kann."

 

Andreas Knauf: "Vielleicht stirbt mit unserer Generation der greifbare Tonträger aus, aber so lange wir noch nicht unter der Erde liegen, leisten wir uns diesen Luxus. Es werden ja heute auch noch Uhren produziert und getragen und mal Hand aufs Herz, wer braucht heute noch eine Uhr! Doch zurück zum Thema: Modern Soul ist mehr oder weniger vor einiger Zeit als Gegenstück zu dem Genrebegriff Northern Soul geboren worden. In England verbirgt sich hinter dieser Bezeichnung Musik aus den 70er Jahren bis zu zeitgenössischen Interpretationen von Soulmusik ohne RnB zu sein. Der Begriff Modern Soul ist wahrscheinlich in Deutschland nicht wirklich etabliert und kann von den meisten nicht zugeordnet werden. Aber das ist eigentlich auch egal. Es geht uns um gute Musik. Das ist die Hauptsache."

 

Gernoth Kleinlogel: "Wie haben sich die ersten oben genannten Veröffentlichungen  verkauft? Gab es ein Feedback?"

 

Matthias Westerweller: "Es hat gut angefangen. Das schwierigste ist und bleibt der Aufbau eines Netzwerkes, um den Leuten den Release überhaupt näher bringen zu können. Bei uns geht viel über Mundpropaganda usw.. Ein wirklicher Soul Underground auf einem gewissen Level findet in Deutschland schlichtweg nicht statt. Es gibt keine genrebezogene Presse (bis auf den SOUL TRAIN, Anm. von SOUL TRAIN-Betreiber Michael Arens) und in den einschlägigen Musikblättern wie Spex, Intro, Groove, De:Bug etc. hat ein Soulrelease nicht unbedingt Platz. Das führt dazu, dass man alles selbst machen muss. Aus diesem Grund haben wir uns bis jetzt auch bewusst gegen einen exklusiven Vertriebsvertrag mit einem deutschen Vertrieb entschlossen. Das Format Vinyl-Single in Verbindung mit einem sehr speziellen Inhalt kann über einen deutschen Vertrieb nur schwer an die Frau und den Mann gebracht werden, da können wir viel direkter agieren."

 

Andreas Knauf: "Dies hat in unserer Anfangszeit auch dazu geführt, dass wir einen unserer ersten Künstler, Donald McCollum aus Chicago, produziert von dem in Bremerhaven angesiedelten Produzenten Robert Hardt (Seductive Souls), nicht selbst veröffentlicht haben. Wir haben uns entschlossen, die erste Single „U Don’t Want My Love“ und das daran anschließende Album des gleichen Titels an das englische Label Dome Records zu lizenzieren. Das war sicherlich auch eine richtige Entscheidung. „U Don’t Want My Love“ hat sich schnell zu einem Szene-Hit entwickelt und unserem Label eine gute Basis für spätere Aktionen in England verschafft. Ich gehe davon aus, dass das Album von Donald McCollum in Deutschland nahezu unbekannt ist. Wer es kennt soll uns doch bitte mal schreiben!" („Hier - Wir!“ schreit jetzt gerade die SOUL TRAIN-Redaktion, Anm. d. Redaktion)

 

Gernoth Kleinlogel: "Könnt Ihr dieses „Nicht-Stattfinden“ von so genannter zeitgenössischer Independent Soulmusik in Deutschland erklären?"

 

Andreas Knauf: "Nein, nicht wirklich. Um die zeitgenössische Independent Soulmusik hat sich in Deutschland keine wirkliche Szene gruppiert. Entweder gibt es die Retro-Szene, z.B. Northern Soul oder die ebenfalls recht umtriebige Retro-Funk-Ecke um Acts wie z.B. Sharon Jones & The Dap-Kings, für die modernere Musik eher uninteressant ist, oder aber Soulmusik wird als mainstreamiger RnB verstanden. Dann handelt es sich um Leute, die in einem Club stehen, in dem seit vier Stunden ein Mix aus Independent Soul, aus den 60er Jahren bis heute gespielt wird und die dann den DJ fragen, ob er nicht endlich mal Soulmusik zum Tanzen spielen könnte. Das Ganze, vor dem Hintergrund des Erfolges einer Amy Winehouse, ist etwas bizarr. Aber vielleicht wird das ja noch! Ich glaube aber, dass es jegliche Art von Spartenmusik in Deutschland schwierig hat. Der Durchbruch von der Nische in den Orbit ist hier nahezu nicht möglich. Das Musikverständnis ist ein anderes als z.B. in England. Experimente im größeren Stil werden heute von deutschen A&Rs (Artist & Repertoire, die „Talentsucher“ der Plattenfirmen, Anm. d. Redaktion) sowieso nicht mehr gemacht. Man setzt nur auf Bewährtes, sucht den Aufguss des Aufgusses und brüht das ganze dann nochmals auf, bis aus dem Teebeutel nichts mehr rauskommt."

 

Gernoth Kleinlogel: "Ende letzten Jahres 2007 habt Ihr dann noch mal angezogen…"

 

Matthias Westerweller: "SUNDAE SOUL hat in Zusammenarbeit mit dem Darmstädter Produzenten Thorsten Scheu, der bereits unter dem Namen Glance einige House-Produktionen auf diversen Labels veröffentlichte, das Larry London Project vorangebracht. Mit dem Sänger Larry London haben wir unter eben diesem Namen eine 12“ raus gebracht. Der Titeltrack der Maxi „A Love Like That“ wurde auch prompt von dem Londoner DJ Terry Jones für den von ihm zusammengestellten Sampler „Village Soul 2“ für das Expansion Label lizenziert. Das gab SUNDAE SOUL natürlich einen neuen Schub. Musiktechnisch gesehen beschreiten wir mit dem Larry London Project einen neuen Weg. Es wird etwas House-mäßiger, wobei der Soul auch weiterhin im Vordergrund steht."

 

Andreas Knauf: "Nahezu zeitgleich zu der Larry London-Veröffentlichung haben wir eine weitere Single auf den Markt gebracht. Eine Split-Single mit einem Titel des schwedischen Acts Marys Mine und der deutschen Produktion 6AM. Mit dem Titel „Marvin“ von Marys Mine sind wir in England ziemlich gut eingeschlagen und haben offene Türen eingerannt. Veröffentlicht haben wir kurz vor Weihnachten, so dass sich langsam unsere Radio-Promo und DJ-Promo bemerkbar macht. Wir haben dann auch vor zwei Wochen die nächste Single nachgeschoben. Wieder war ein schwedischer Künstler beteiligt, der Produzent PEO mit der Sängerin Mirjam als featured Artist (siehe dazu auch unser Interview mit PEO in der März-Ausgabe vom SOUL TRAIN: ...weiter lesen›››, Anm. d. Redaktion). Bei den beiden Schwedischen Künstlern handelt es sich um Schnellschüsse. Dies ist jedoch nicht abwertend gemeint. Wir haben uns vielmehr das Internet und ganz speziell die Plattform MySpace zu Nutze gemacht. Bei der ständigen Suche auf MySpace nach dem ultimativen Song sind wir zweimal fündig geworden. Haben die Künstler (Marys Mine und PEO) kontaktiert und den Song entsprechend veröffentlicht. Zwischen Entdeckung, Kontaktaufnahme und Veröffentlichung liegen bei diesen zwei Veröffentlichungen nur 3 bis 5 Wochen. In diesem Zusammenhang war das Medium Internet sehr hilfreich. Es bietet die Möglichkeit an Musik heranzukommen, an die man vor Jahren so nicht herangekommen wäre. Selbstverständlich  führt die Masse an verfügbaren Songs auch zu einem gewissen Maß an Beliebigkeit und einer immensen Reduzierung der Halbwertzeit. Man muss halt filtern, filtern und nochmals filtern!"

 

Matthias Westerweller: "Mit Marys Mine und PEO haben wir aus unserer Sicht und für unseren Geschmack zwei exzellente „happy“ Dancetracks mit einem gewissen Retrotouch gefunden, ohne in ein billiges Kopieren abzugleiten. Die Songs stehen für sich und sind modern, obwohl man ihnen ein gewisses 70er und 80er Feeling nicht absprechen kann. Ich kann hier nur unseren Infozettel zitieren: In einer besseren Welt wäre PEO’s „Tonight“ ein Charthit!"

 

Andreas Knauf: "Auf der anderen Seite unser aktuellen Single haben wir eine Interpretation des Persuaders Klassikers „A Thin Line Between Love And Hate“ von Donald McCollum platziert. Erst hatten wir ein wenig Angst, ob man sich überhaupt an einen solchen „Überklassiker“ heranwagen kann. Letztendlich ist es immer schwierig,  gegen einen Klassiker anzustinken. Es ist nicht auszudenken, wenn jemand auf die Idee käme „Casablanca“ und damit Humphrey Bogart neu zu erfinden bzw. neu zu interpretieren. Trotzdem halten wir die McCollum-Version für außerirdisch und die Kritiken geben uns Recht. Donald McCollums Interpretation steht als eine Art “Deep Soul“ gleichberechtigt neben dem Dancetrack „Tonight“ von PEO."

 

Gernoth Kleinlogel: "Aussichten?"

 

Andreas Knauf: "Wir machen weiter!"

 

 

Mehr Infos zu SUNDAE SOUL RECORDINGS gibt es hier: www.myspace.com/sundae_soul

 

 

© Gernoth Kleinlogel

 

Fotos © Ralf Barthelmes

 

 

Hier gibt es das Interview mit dem SUNDAE SOUL RECORDINGS-Künstler PEO:

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Passend zum Thema gibt es im Menüpunkt „PHILOSOPHIE“ eine ausführliche Abhandlung über den Status von Soul-Musik in Deutschland: ...weiter lesen›››

 

 

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