MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves |
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Heidi - Von der Magie des Soul... Aktuelles Album: Heidi - The Love Album (Havavision Records/Soulchoonz Records) |
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Heidi
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Heidi - The Love Album (Havavision Records/ Soulchoonz Records)
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Die aus Australien stammende und in London lebende Heidi Spiliopoulos brachte kürzlich ein Album heraus, das, anders als die meisten Alben von weißen Frauen der Gegenwart, pure Soul-Musik beinhaltet. Blue Eyed Soul, wenn man möchte. Kein Pop, kein RnB. Das heißt nicht, dass das Album nicht doch auch für Freunde des RnB mit Street-Credibility geeignet ist. Oder für Anhänger von gradlinig arrangierter Pop-Musik.
Denn so unaufdringlich Heidi im Interview erscheint, so unaufdringlich ist ihre Musik, und ihre Stimme. In der April-Ausgabe des SOUL TRAIN besprachen wir bereits ihr zweites Studio-Album “The Love Album“, dass Heidi durch ihr Label Havavision Records, dass sie mit ihrem Produzenten Steve Wellington aka Dreadlox Holmes gegründet hat, derzeit über das englische Soulchoonz-Label (www.soulchoonz.com) vertreibt. Nicht umsonst verfehlte das Album dabei nur knapp den Titel „Album des Monats“ (hier geht’s zur Besprechung: ...weiter lesen›››).
Das auffällige war dabei Heidis Stimme, die nur als sanft und seidig bezeichnet werden kann, ohne dabei in Peinlichkeit zu verfallen. Womit wir auch schon beim zweiten großen Bonuspunkt des Albums wären, das, fast schicksalhaft, schon im Titel das allzu oft kitschig verwendete L-Wort strapaziert. Denn das Liebes-Album schafft es, das besonders im Soul unumstößliche Thema ohne Kitsch und frei von peinlichen Nebeneffekten zu bearbeiten.
Und dann ist da noch die hervorragende Musik, das üppig gestaltete Booklet, der hochwertige Gesamteindruck eines der wohl besten Alben des laufenden Jahres.
Doch lassen wir Frau Spiliopoulos selbst von “The Love Album“ berichten. Da Heidi den überwiegenden Teil der Soul-Songs in Eigenarbeit geschrieben hat, weiß sie selbst am besten um die Magie, die Musik vollbringen kann. Soul Magic.
Also ran ans Diktiergerät, der SOUL TRAIN ist gespannt auf Heidis Magie...
Michael Arens: “Bevor ich auf “The Love Album” zu sprechen komme, würde ich gerne etwas über dein erstes Album erfahren, das ich leider nie gehört habe…”
Heidi: “Das erste Album wurde nicht ganz so, wie ich es mir versprochen habe. Das ist jetzt vier Jahre her, ich lernte noch, ich kam gerade aus Australien. Ich schätze, man lernt besonders als Schreiber, Perfomer, Sänger immer dazu. So wurde also die Produktion zum zweiten Album eine große Lern-Erfahrung. Man kann die Vergangenheit nicht einfach ignorieren.”
Michael Arens: “Heißt das, dass dir dein Debütalbum heute peinlich ist?“
Heidi: “Nein, nein. Das sind schon einige sehr schöne Songs auf dem ersten Album. Es war melancholischer als das aktuelle Album. Es war auch weiter gestreut. Wir hatten Pop, RnB, sogar einen Reggae-Track. Inhaltlich bin ich aber überhaupt nicht enttäuscht davon. Ich habe bisher nie etwas bedauert was ich geschrieben habe.“
Michael Arens: “Was mich zu deinem aktuellen, sehr stimmigen und brillanten neuen Album, “The Love Album“ führt. Was mir sofort auffiel, war, dass trotz der klaren Ausrichtung aufs Thema Liebe das ganze ohne jede Peinlichkeit, ohne Kitsch, behandelt wird. Erwachsen sozusagen.“
Heidi: “Stimmt. Das sollte es auch nicht werden. So bin ich. Ich bin Sternzeichen Löwe. Das passt.“ (lacht)
Michael Arens: “Erzähl mir von der Entstehung des Albums!“
Heidi: “Wir hatten die Pre-Production fertig. Sind dann nach Amerika gegangen, um die Songs aufzunehmen. Unser Ziel war, uns selbst treu zu bleiben und das Album zu Produzieren. Fertig. Steve Wellington, der mit mir das Album zusammen produziert hat, hatte die Idee, in den USA aufzunehmen. Ich wollte eigentlich in London bleiben. Aber er meinte, dass ich neue Inspiration, neue Energie brauchte. Er meinte, es wäre eine gute Erfahrung, aus England raus zu sein. Wenn man hier ist, wird man pausenlos mit Anrufen bombardiert, alle wollen ständig mit dir sprechen. Du kommst nicht zur Ruhe. Man kann nur schwer loslassen. Also meinte ich, „ok, wir versuchen es“.
Michael Arens: “Hat es sich gelohnt?“
Heidi: “Na ja. Ich bekam eine Email von diesem amerikanischen Prouzenten, ich weiß nicht, ob du von ihm gehört hast, Jimmy Levine. Er hatte einen meiner Songs gehört und liebte ihn. Er überredete mich dazu, mein Album mit ihm in einem winzigen Studio in New Jersey aufzunehmen. Er ermutigte mich, das Album mit einem Budget, dass ich mir erlauben könnte, aufzunehmen. Alles klang ganz easy. Alles war bestens organisiert. Verträge wurden unterzeichnet und wir flogen in die USA. Als wir dann da waren, entwickelte sich alles sehr, sehr schnell zu einem Desaster. Zunächst mal war Jimmy schrecklich. Er war ein Tyrann. Er wollte nicht eine unserer Ideen hören. Er hat praktisch alles, was wir geplant hatten, zerstört. Wir wollten nämlich eigentlich eine Art Live-Studio-Album machen. Mit Live-Instrumenten. Er hat das alles weggeworfen. Um es abzukürzen: Wir haben ihn schnell wieder verlassen, sind nach New York gegangen. Steve und ich waren völlig fertig. Steve hatte allerdings, anders als ich, einen Plan B. Er hatte einen Freund, den er einspannte. Und plötzlich bekam alles wieder Bewegung, veränderte sich. Von dunkel, nach Hell, nach Super.“
Michael Arens: “Wie das im Leben oft so ist...“
Heidi: “Ja. Wir haben also noch mal von ganz vorne angefangen. Neue Musiker engagiert, alles kam plötzlich ganz natürlich zusammen. Wir stolperten förmlich über neue Leute, alles machte Sinn. Die meisten Musiker hatten Erfahrung mit Gospel, mit kirchlicher Musik. Wir hatten also dieses Soul, Gospel, Jazz-Gefühl dabei. Sie liebten meine Songs. Und plötzlich hatten wir sogar Live- Bläser, Flöten, Percussion. Alles war live, bis auf einige wenige programmierte Teilchen hier und da. In New York zu sein war natürlich dann auch super. Wir wollten gar nicht mehr nach Hause. Wir nahmen das gesamte Album in einem alten Studio in Brooklyn auf. Es hatte einen alten Holzboden, altmodischen Schallschutz, etc., das machte diesen ganzen warmen, wolligen Sound. Gelebt haben wir in Manhattan...dieser ganze Vibe hat sich irgendwie auch in der Musik nieder geschlagen. Es war Sommer, das Wetter war darüber hinaus super. Ich hatte nebenbei angefangen, für mein eigenes Label, Havavision Records, das Album im Internet zu promoten. Währendessen mixten Steve und unser Mixing-Engineer Paul Ralston Snook die Stücke. Es war alles echtes Teamwork. Wir kamen total erschöpft, aber überglücklich nach London zurück. Wir hatten gefunden, wonach wir suchten!“
Michael Arens: “Dann sollte es wohl so sein...“
Heidi: “Das glaube ich auch. Jeder, der in das Projekt involviert war, war sehr leidenschaftlich bei der Sache. Alle Beteiligten können es kaum erwarten, die Songs in den USA live zu spielen. Das fühlt sich so gut an, Musiker zu haben, die die Musik, die sie für andere im Studio aufgenommen haben, auch live spielen wollen. Das ist großartig.“
Michael Arens: “Das gilt besonders für deine Zusammenarbeit mit Steve Wellington!“
Heidi: “Ich schreibe alles mit Steve. Bis auf ein paar wenige, wie “My Eyes“, der Jazztrack, “If We“... aber die meisten Songs sind aus meinen eigenen Erfahrungen entstanden. “You Take Me There“, “Love“. Das sind Texte, die ich bereits vor einem Jahr geschrieben habe.“
Michael Arens: “Deine Kooperation mit Steve scheint je eine regelrechte Initialzündung zu sein...“
Heidi: “Steve weiß genau, was ich in den Songs fühle. Ich fange an zu singen, und er weiß genau, was er dazu an Melodien einspielen muss. Er kennt die genauen Akkorde, die ich in meinem Kopf höre. Er hat einfach eine Antenne dafür. Ich singe ihm also, was ich fühle. Und er spielt diese perfekten, jazzy, soulful Akkorde. So arbeiten wir zusammen. Schließlich fügt er noch einige Extras hinzu, wenn er fühlt, dass etwas noch fehlt, oder ihm etwas in den Kopf schießt, was da irgendwie noch hingehört.“
Michael Arens: “Mir fällt auf, dass der Albumtitel schnörkelloser, ehrlicher und passender nicht hätte sein können!“
Heidi: “Der Titel ist ganz natürlich gewachsen. Normaler Weise ist es hart, einen Titel zu finden, der die Stimmung und das Gefühl und das, was du sagen willst, zusammenfasst. Ich wusste bei dem Album aber bereits vorab, wie sich alles anhören wird, wovon des handelt. Es hat also überhaupt nicht lange gebraucht, den Albumtitel “The Love Album“ zu finden. Wenn du dir die Stücke anhörst, merkst du, dass praktisch alles irgendwie auf Liebe abzielt. Es ging dabei nicht nur um Beziehungsliebe, familiäre Liebe, spirituelle Liebe. Die Songs sind mehr eine Kombination aus allen vorhandenen Arten der Liebe. In einem total positiven Licht. Keine negativen “why did you break my heart“-Gefühle. Wir machen ein Album über Liebe im Allgemeinen, also nennen wir es doch „The Love Album“! Es war so natürlich, dass so zu benennen...“
Michael Arens: “Poetisch...“ Heidi: “Danke. Wir wollten eine Geschichte erzählen. Es ist interessant. Wenn du versuchst, die Reihenfolge der Stücke festzulegen, musst du dich dafür entscheiden, was für dich selbst richtig erscheint. Also für Steve und mich. Nach all diesen Erfahrungen während der Entstehung des Albums fiel es uns wirklich leicht, diese Entscheidungen zu treffen. Es war uns wichtig, auf uns zu hören. Nicht auf das, was andere uns rieten.“
Michael Arens: “Das alles hört sich an, als wenn du zu aller erst einmal, besonders auf einem emotionalen Level, eine Songschreiberin bist. Wie fing das alles an?“
Heidi: ““Love“, die erste Single vom Album, war zugleich auch der erste Song des Albums, den ich geschrieben habe. Ich hatte damals überhaupt keine Idee, dass ich Songs schreiben kann. Ich traf Steve, war damals eigentlich in Frankreich mit einem Französischen Act Live unterwegs. Ich macht Urlaub in London und traf dann durch einen alten Schulfreund Steve. Er hörte sich “Love“ an und inspirierte mich, mehr Songs zu schreiben. Er half mir dabei. Er sorgte dafür, dass ich mich wirklich entspannt dabei fühlte. Und zuversichtlich. Das hat wohl auch meine Reise in Sachen Songwriting gestartet.“
Michael Arens: “Wie schreibst du Musik? Wie muss ich mir das vorstellen – sitzt Du am Klavier und legst einfach los?“
Heidi: “Ich spiele zwar Klavier, habe aber seit Jahren keines mehr. Ich trage immer ein Diktiergerät mit mir herum. Normalerweise entstehen dabei die Texte vor den Melodien. Der Rhythmus der Worte ergibt dann irgendwie die Melodien und ich fange an, sie zu summen. Es kommt aber auch vor, dass ich mich hinsetze, mir vornehme, jetzt einen Song zu schreiben und einfach loslege. Grundsätzlich habe ich irgend eine Erfahrung, oder ich sehe irgend etwas in den Nachrichten, höre, was jemand sagt, oder erfahre ein Gefühl, dass mich wirklich mitnimmt. Und so fängt dann der Song an. Das Texten. Der Rest ergibt sich von alleine.“
Michael Arens: “Weiter?!“
Heidi: “Ich weiß nie wirklich, wie es enden wird. Oft ergibt sich auch das von alleine. Es kommt irgendwie von oben. Es ist irgendwie dieses göttliche Ding, das von ganz alleine aus mir herauskommt. Ich kann es nicht richtig beschreiben. Es ist etwas bizarr. Ich hatte zum Beispiel gar nicht vor, einen Jazztrack wie “My Eyes“ zu schreiben. Ich habe zwar immer Jazz geliebt, und jeder, der den Song vorher gehört hat, hat mir gesagt, dass ich doch unbedingt eine Jazzsängerin werden solle. Aber irgendwie kommt diese Melodie in mir hoch und ich fange an, sie zu singen. Der ganze Song, von Anfang bis Ende. Etwas, dass ich nie vorher gehört habe, ist plötzlich da. Es kommt einfach so... das ist echt bizarr.“
Michael Arens: “Es ist gar nicht so bizarr. Ich kann das sagen, denn ich sehe und höre mir die Sache als Beobachter an. Von Außen, sozusagen. Dafür gibt es nämlich tatsächlich ein Wort. Es nennt sich Talent!“
© Michael Arens
Hier geht’s zur Besprechung von Heidis Album "The Love Album": ...weiter lesen›››
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