MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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Michael Arens' SOUL TRAIN - Germany's Soul Music-Magazine Nr.1! (www.soultrainonline.de)

 

 

 

MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

CD-BESPRECHUNGEN / CD-REVIEWS

 

 

 

 

 

CD-BESPRECHUNGEN / CD-REVIEWS

Anna Abreu - Now (RCA/Sony-BMG)

Irgendwo zwischen Britney Spears, Rihanna, Christina Aguilera, Shakira und Lady Gaga ist Anna Abreu angesiedelt, die in Skandinavien eine große Nummer ist. Gerade mal 19 Jahre jung ist die Tochter einer Finnin und eines Portugiesen. Diese Wurzeln hört man ihr durchaus an. Ein irgendwie warm anmutender Schmelz in ihrer Stunde verfeinert das eher durchschnittliche, wenn auch sehr rund produzierte Songmaterial. Und nett anzusehen ist das auch noch. Besonders die Bilder im Booklet sprechen da eine deutliche Sprache. Zusätzlich gibt es alle Texte der zehn Stücke, die hierzulande sicher erst in der Heavy Rotation bei Viva und MTV landen müssen, um es dann aber auch schnell an die Pop-Charts-Spitze zu schaffen.

 

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Natasha St-Pier - Natasha St-Pier (Columbia/Sony-BMG)

Die aus Kanada stammende Natasha St-Pier veröffentlichte 2000 ihr Debütalbum und macht seitdem als ernstzunehmende Pop-Sängerin von sich reden, und avancierte zu einer im französischsprachigen Raum sehr populären Künstlerin, die sich Musik-Geografisch zwischen konsequentem Pop, Electronica und gelegentlicher RnB-Attitüde bewegt. Das anziehende an den elf Stücken ist die einfach als fett zu bezeichnende Produktion, die es trotzdem bei allen Beats und druckvollen Breaks schafft, die sensible Stimme St.Piers zu komplimentieren. Eine Gratwanderung. Ein wunderschön gestaltetes Booklet mit den Songtexten und einer Menge Fotos ergänzen den stimmigen Eindruck, den das selbstbetitelte neue Album des französischen Chartstürmers Natasha St-Pier hinterlässt.

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Dienz Mixed Ensemble - Mon Afrique De L’Ouest (Geco Tonwaren/Groove Attack)

Christof Dienz ist der Mann, der hinter diesem Projekt steht. Nach einem Aufenthalt in Westafrika, von dem Dienz Eindrücke und Sounds mitbrachte, stellte er mit Musikern wie Roland Schüler, Lorenz Raab und Joanna Lewis dieses ungewöhnliche Kleinod an Musik zusammen, dass im Juni 2007 im Wiener ORF-Radiokulturhaus seine Uraufführung hatte. Dass man dabei nicht immer und überall von Musik im eigentlichen Sinne sprechen kann, liegt in der Natur der Sache. Dass aber die wenigen waschechten, auf afrikanischen Rhythmen basierenden Musikstücke derart Groovy und Funky rüberkommen, konnte niemand ahnen. Und so hinterlässt “Mon Afrique De L’Ouest“ einen unruhigen, aber nachdrücklichen Eindruck, der einen inspiriert, gleich noch einmal aufs Play-Knöpfchen zu drücken, in der Ahnung, dass man ganz sicher das eine oder andere verpasst hat. Ungewöhnlich. Löblich.

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Lisa Doby - Who We Are (Jazzhaus Records)

Es ist immer eine Gratwanderung, verschiedene Musikstile zu verbinden. Da macht auch Lisa Doby mit ihrem neuen Album “Who We Are“ keine Ausnahme. Hier treffen sich Rock, Rhythm and Blues, Soul und Pop. Die Betonung liegt besonders im ersten Drittel  jedoch konsequent bei Rock, was den elf Titeln des Longplayers eine ganz eigene, nicht immer einfach zugängliche Note gibt. Ich werde an Produktionen von Linda Perry erinnert,aber auch an Sheila E. und Prince, an amerikanischen Mainstream-Pop-Rock á la John Cougar Mellencamp. Irgendwo dazwischen liegt der Sound von “Who We Are“. Als Gesamtkonzept funktioniert das durchaus und unterstreicht die Persönlichkeit von Lisa Doby, die 20006 mit ihrem Debüt “Free 2 Be“ einen beeindruckenden Start in die (im weitesten Sinne) Black Music-Welt hinlegte. Wo genau dieses Album Doby hinführt, bleibt abzuwarten. Bei mir bleiben vom künstlerischen Standpunkt her Zuversicht, vom Albumkonzept her Zweifel. Gemischtes Doppel sozusagen.

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Michael Sagmeister Trio - Bouncing Around (Acoustic Music/Rough Trade)

Spielfreude ist es, die den Frankfurter Gitarristen Michael Sagmeister anzutreiben scheint. Und das nicht zu knapp. Beim neuen Longplayer des mittlerweile weltweit gefragten Musikers swingt und groovt es nur so aus allen Ecken und Enden. Positiv fällt mir auf, dass jedes Stück für sich alleine auf ganz eigenen Beinen steht und neben dem improvisatorischen Gehabe ganz besonders dem Rhythmus, der Melodie und der Harmonie Tribut zollt. Nicht gerade üblich für Contemporary Jazz. Einige Stücke leben gar von Blues- und Rhythm and Blues-Atmosphäre, wobei Sagmeister es sehr entspannt versteht, aufkommende Vorwärtsbewegungen durch zurückgelehnte Balladen wie das wunderschöne “Kis Mama“ auf den Boden zurückzuholen. Ein abwechslungsreiches, sehr gelungenes Album von Michael Sagmeister und seinem Trio, bestehend aus Michael Küttner (Schlagzeug) und Martin Gjakonovski (Double Bass).

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Melody Gardot - My One And Only Thrill (Verve/Universal Music)

Fast wird es mir ein wenig verleidet, auch nur ein Wort über Melody Gardot zweites Album zu verlieren. Denn die massive Berichterstattung, der Hype, der Gardot umgibt, ist zuweilen geeignet, von der eigentlichen Musik und der schieren Qualität der Musik abzulenken. Nachdem ihr Debütalbum “Worrisome Heart“ vor einem Jahr eines der hochgelobtesten Jazzalben überhaupt war (der SOUL TRAIN berichtete: ...weiter lesen›››), fällt es natürlich schwer, uneingenommen an das vorliegende neue Werk zu gehen. Nun gut. Für meinen Geschmack bleibt alles, wie es ist. Positiv fällt mir auf, dass dieses mal noch mehr Wert auch Streicher, auf orchestrale Begleitung gelegt wurde, was dem Album einen sehr edlen, eleganten Anstrich gibt. Und sonst? Brillanz ist das Wort, dass Melody Gardots Stimme sowie das Dutzend Stücke von “My One And Only Thrill“ wohl am besten beschreibt. Ob Gardot dieses Niveau auch bei kommenden Alben halten kann, wir sich zeigen.

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El Nene - Lagrimas De Amor (Connector Records/Termidor Music/In-Akustik)

El Nene gehört zu dem Kreis der “Sons Of Buena Vista“, der neuen Generation kubanischer Musiker zwischen Lebensgefühl und ureigener, kubanischer Folklore im Zeichen des neuen Jahrtausends. Auf “Lagrimas De Amor“ präsentiert er neben dem Titelstück, dass in der lateinamerikanischen Welt ein Megahit wurde, elf weitere Stücke, die irgendwo zwischen Salsa, Jazz, karibischer Leichtigkeit und eben jenem Buena Vista-Gefühl angesiedelt sind. Dabei haben seine Texte eine für das “Genre“ ungewöhnliche Tiefe. Pedro Lugo Martinez, so sein richtiger Name, ist in seiner kubanischen Heimat bereits ein Superstar und darf sich sogar stolzer Besitzer eines Grammys nennen. Der Mann hat potential - und eine große Karriere vor sich. “Lagrimas De Amor“ - ein über die übliche Leichtigkeit kubanischer Musik hinausgehender Liederreigen.

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Omar Sosa - Across The Divide (Half Note Records/Rough Trade)

Wie alle bisherigen Alben des Avantgarde-Jazzers mit Weltmusik- und Weltverbesserer-Anspruch Omar Sosa ist auch dieses Album eines, das schwergewichtig und bedeutungsschwanger mit der afrikanischen Gefühls- und Musikwelt spielt. Sosas Klavierspiel ist dabei eher eine weitere Hülle der unüberschaubar vielen Schichten von “Across The Divide“. Wie immer finden sich auch hier kurze, eher dem Gesamtbild zuspielende Mainstream-Jazz-Monster wie “Glu-Glu“, aber auch das an die US-Südstaaten erinnernde “Across Africa (The Dream)“, dass gerade wegen dem widersprüchlichen Titel (Titel-Inhalt) Sosas Dreifachdeutigkeit, Mehrschichtigkeit, deutlich unterstreicht. Das wirklich Schöne an Omar Sosas Album ist die stets offene Einladung, immer neue Dinge zu hören, finden, erfahren. Ob sich in der heutigen Zeit genug Menschen die Zeit und Muse nehmen, sich auf ein solches Abenteuer einzulassen, bleibt abzuwarten. Das von Jeff Levenson produzierte Werk ist ein Omar Sosa-Album durch und durch, ohne wenn und aber. Aufgepasst…

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Ida Sand - True Love (ACT Music + Vision/edel)

Ida Sand wurde 1977 in Stockholm geboren. Bereits ihr 2007 erschienenes Debütalbum “Meet Me Around Midnight“ strotzte vor Soul in ihrer Stimme, die zwar zuckersüß, aber auch tiefschwarz gefärbt die Schnittmenge aus Soulgefühl und Vocaljazz-Eleganz vermischt. Auch beim neuen Album “True Love“ kommt dieses Organ wieder punktgenau zum Einsatz. Dieses mal entschied sich Sand für Material von Robbie Robertson, Neil Young, Jimi Hendrix, Bob Marley oder Elvis Costello, um nur einige zu nennen. Alleine diese Mischung ist eine klare Hausmarke, die sich zusammen mit ihren eigenen Kompositionen zu einem echten Gewinnerkonzept veredelt. Dass die Musik die richtige Portion Dreck, Rhythm and Blues-Gefühl, Torf, im Gepäck hat, war hier sicher auch die Aufgabe von Gitarrist Ola Gustafsson, der zusammen mit Sand auch als Album-Produzent fungierte. “True Love“ - ein Ausnahmealbum von der Frau mit dem Gold in der Stimme.

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Various - Dinner Jazz (Jazz FM Records/Expansion Records/Passion Music/Rough Trade)

Gleich zwei CDs mit insgesamt 28 Tracks offeriert diese Doppel-CD. Darunter sind im überwiegenden Teil Mainstream-Jazz-Songs von Chet Baker, Art Farmer, Nina Simone, Charles Mingus, Miles Davis, Wes Montgomery & Nat Adderley, Duke Ellington, Cassandra Wilson oder Wayne Shorter. Wer nicht sowieso schon alles dieser Acts auf Vinyl bzw. CD im Schrank stehen hat, ist hier überschläglich sicher bestens bedient. Was aber den Sampler auf die Gewinnerseite zieht sind die kleineren, feineren Stücke wie Beady Belles “Shadow“, Claire Martins “But Beautiful“, Tina Mays “After The Love Has Gone“ oder Joan Viskants “Move Towards The Light“. Keine Neuerfindung des Rades, aber ganz konsequent das, was die Kompilation im Untertitel verspricht: “Jazz to touch your heart & soul“. Hurra.

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Renee Olstead - Skylark (143 Records/Reprise Records/Warner Music)

Endlich mal wieder ein waschechtes Swing-Album, dass, trotz der weiblichen Vocals, nicht in Standard-Female-Vocal-Jazz abdriftet. Die Orchestrierung spielt hier für mich die klare Hauptrolle, obwohl sich Renee Olstead hörbar gut macht und den 13 Liedern ihren eigenen Dreh mitgibt, der sich immer wieder im Retro-Sound der großen Ära des Swing zeigt. Dass die hohe spielerische Qualität des Albums, die nahezu perfekt inszenierte Spielart der Musik, nicht von ungefähr kommt, belegen die Namen der Produzenten: David Foster und Humberto Gatica, lange Zeit Weggefährten bei Chicago (Gatica als Mann hinter den Reglern), bekannt für ihren voluminösen, Bläserorientierten Pop-Sound sind die beiden Namen, die Federführend das Projekt zu verantworten hatten. Ein überaus Ereignisreiches, prall gefülltes Album, das einfach schön und angenehm altmodisch wirkt. Ein Swing-Kleinod, dessen Beispiel, ginge es nach mir, viele der momentan angesagten Female-Vocal-Jazz-Sirenen folgen sollten.

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Meni und Deve - Was Grösseres (Menimusic/Deve Devine Productions/Freakshit Entertainment)

Ich will mich jetzt einfach nicht wieder über das Dilemma des Deutschraps (die allzu ernsthafte Verwendung der deutschen Sprache ohne jeden Sinn für Selbstironie) auslassen. Und zum Glück ist das hier auch nur begrenzt von Nöten. Denn Meni und Deve aus Heidelberg verstehen es, die dringend notwendige Portion Humor und Selbstironie in den Sound und den Charakter des Albums zu gießen. Das macht mitunter, na gut, meistens, richtig Spaß, obwohl, klar, zugleich das Manko, die deutsche Sprache, das Album daran hindert, zu 100% zu Rap zu passen. Das Manko lauert auch hier mit drohendem Finger allgegenwärtig an vielen Ecken der durchaus sinnigen Produktion. Die Beats, der Sound, sind solide und durchdacht. Ebenfalls wurde Wert auf einen guten Albumflow gelegt, der immer wieder durch mehr oder weniger witzige Skits von einem zum anderen Tune weitergeleitet wurde. “Der Sound ist grausam, die Beats sind Müll“ knallen uns die Jungs in der “Meine und Deve Story (A-Seite)“ um die Ohren. Zum Glück trifft das nicht auf “Was Grösseres“ zu. Im Gegenteil. Ich bin durchaus gespannt, was weiter mit Meni und Deve passiert.

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Raf - Metamorfosi (Columbia/Sony-BMG)

Raffae Riefoli ist der vollständige Name von Raf, den man, wenn überhaupt, hierzulande noch immer mit seinem “Self Control“-Charterfolg aus dem Jahre 1983 kennt. Natürlich ist das eine Ewigkeit her. Dazwischen liegt eine Entwicklung, die ihn auf einem runden Dutzend Alben nun zu dieser Metamorphose führt. Ein poetisches Pop-Album, das sich nicht scheut, Attitüden und Sounds aus Country, Soul, Electronica und Rock im Fahrwasser zu führen. Ebenfalls angenehm ist auch der Verzicht auf die englische Sprache und auf jeden Anspruch, es mit Dance oder Disco zu tun zu haben -  Raf, der Pop-Poet. Das Ganze hätte zwar ruhig eine Portion eigenwilliger sein können, andererseits passt die Seichtigkeit des Albums durchaus zu Rafs unaufdringlicher, sanftmütiger Stimme. Keine Revolution, aber ein sehr schlichtschönes Album, das den Fokus auf ruhigere Töne setzt.

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Ralf Gauck - A Hard Day’s Night (Wonderland Records/Rough Trade)

Wieder ein Album mit Beatles-Covers? Doch halt - in dieser Form gab es auch das noch nicht. Die Beatles nur auf dem Bass! Ja, ganz richtig. Ralf Gauck schafft dieses Kunststück. Der Bassist ist dabei sicher einer der ganz wenigen, der diese filigrane Unternehmung umzusetzen versteht. “Eleanor Rigby“ ist dabei, “Come Together“, “You’ve Got To Hide Your Love Away“, “A Day In The Life“ oder aber das Titelstück “A Hard Day’s Night“. Einer meiner persönlichen Favoriten: John Lennons unvergleichliches “Imagine“, dass mich in seiner Schönheit und seinem tiefgehenden, wummernden, aber positiv reflektierenden Sound an ein melancholisches Stück Soundtrack von Eric Serra erinnert. Das Album kommt, der Sparsamkeit der Instrumentierung entsprechend, sehr beseelt, feinfühlig, bewusst langsam daher, was dem Zauber nur hilft. Ungewöhnlicher Ansatz, überraschend überzeugende Umsetzung.

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John Lee Sanders & The World Blue Band - Bucket Full Of Blues (PAO Records/Galileo MC)

Blues, Jazz und Funk sind die Waffen des unüberhörbaren Südstaaten-Musikers John Lee Sanders. Es knarzt, brummt und hämmert, als läge es an ihm, den ultimativen Soundtrack zum Thema Blues mit Nachdruck zu veröffentlichen. “New Orleans Deep Fried Funk“ nennt sich das ganze im Untertitel des Albums, und macht richtig Spaß. Ohne zu tief in den Kaffeesatz des oft recht düsteren Blues-Gebräus zu blicken, verlaufen die 12 Titel äußerst kurzweilig und belegen, wie unterhaltsam das Genre sein kann und sollte. Atmosphärisch auf hohem Niveau vermitteln John Lee Sanders und seine World Blue Band eine selbstverständlich wirkende Professionalität, ohne dabei Arrogant zu wirken. Im Gegenteil. Der “Bucket Full Of Blues“ klingt so verdammt ehrlich, dass die Qualität des Albums einem den Atem nimmt. Ein echter Brüller und Hinhörer.

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Daby Touré & Skip McDonald - Call My Name (Real World Recordings/Indigo)

Eine Zusammenarbeit, die zunächst mal nicht gerade nachvollziehbar scheint, offerieren die sechs Songs der EP “Call My Name”. Bei genauem Hinhören jedoch verschmelzt Skip McDonalds pointiertes Gitarrenspiel auf sehr erdverbundene, warme Art und Weise mit der stimmlichen Magie Tourés. Vielleicht hilft es dabei sogar, dass McDonald seine Wurzeln im Blues hat. Denn der wummernde, leicht schleppende Groove, der eines der Lebensadern des Blues-Genre ist, passt punktgenau auf Daby Tourés Stimme, die dem Geflecht aus afrikanischen Rhythmen, akustischer Gitarrenatmosphäre und Singer/Songwriter-Landschaft erst die nötige Ausdruckskraft verleiht und dem Projekt die richtige Portion Magie verpasst. Anleihen bei Reggae und Jazz helfen dem Album, einen sehr geschlossenen Eindruck zu hinterlassen. Ein Eindruck, der noch lange nachschwingt. Das klingt jetzt etwas einsilbig - aber “Call My Name“ ist ein richtig schönes Album.

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Tierney Sutton Band - Desire (Telarc/In-Akustik)

Im Westen nichts Neues. Wie immer befasst sich Tierney Sutton mit den leisen Noten des Vocal Jazz, was sich Dank ihres sensiblen Organs als absolut stimmig und atmosphärisch erweist. Dieses mal konzentriert sich Tierney auf Klassiker wie “Fever“, “Cry Me A River“, “It’s All Right With Me“ oder “Skylark“. Zwar ist es lobenswert, dass sich Tierney Suttons Alben auf so hohem spielerischem und sangestechnischen Niveau bewegen. Nach meinem Geschmack ist es allerdings dringend an der Zeit, ihr eigenes Konzept zu überdenken. Denn in einer Zeit, in der weibliche Vocal-Jazz-Stimmen wie Regen vom Himmel zu fallen scheinen, kann es sicher nicht schaden, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und mehr Individualität abseits der oft ausgetreten wirkenden Jazz-Pfade anzustreben. Qualitativ natürlich wieder einmal ein waschechtes, anspruchsvolles, und sehr leicht zugängliches Tierney Sutton-Album mit allem, was dazu gehört.

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Mäkkelä & Orkesteri - Means Nothing In Hitchin (9PM Records/Broken Silence)

Mäkkeläs Trash Lounge nannte sich das Projekt früher einmal und trifft irgendwie den Kern des Ganzen. Mit einer fein dosierten Portion Selbstironie erinnert mich das neue Werk bereits nach den ersten paar Tönen an die Boomtown Rats – mit Nachdruck. Dass Mäkkelä seine Wurzeln unter anderem im Punkrock hat, scheint in fast jedem Stück vorsichtig und angedeutet durch, gibt dem Ding einen ganz eigene Spin, achtet aber dabei penibel darauf, sich nicht selbst allen Humor vom Teller zu nehmen. Beispiel: “Christopher Walken Day“. Ein wunderbar, nun, Trashiges Werk, dass von den Melodien her vielleicht sogar Freunde von 40 Jahre altem Soul interessieren dürfte. Aber eben auch Anhänger von Tom Waits, den Ramones, Bob Geldof und Kate Bush zugleich. Wie würde Mr. Vulkanier sagen: Faszinierend.

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Till Kersting - Waiting For Tomorrow (Till Kersting/BSC Music/Rough Trade)

“Vom Zirkuskind zum Rock’n’Roller” lese ich im Info der Plattenfirma und entscheide mich schnell, dass genau das die eigentlich wahre und auf den Punkt präzise Beschreibung von “Waiting For Tomorrow” ist. Ein bisschen Blues und eine Prise Soulgesang mit in die Maschinerie und fertig ist ein eigenwilliges, aber trotz alledem leicht zugängliches zweites Album des Gitarristen, der sein Album zusammen mit Thorsten Rentsch produziert hat. Abwechslungsreich schubbern sich die elf Eigenkompositionen aus den Boxen, ecken auch mal an, reiben an den richtigen Stellen auf. Ganz bestimmt sollte man eine Affinität zu dreckigem Blues-Gefühl und zum Instrument Gitarre haben, um “Waiting For Tomorrow“ richtig zu mögen. Und das ist doch eigentlich gar nicht so schwer. Oder?!

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Susius - Alles muss raus (Susius/Stock & Stein Support/MK Zwo/Rough Trade)

Susius versteht mich. Seit Jahren bete ich in einer Tour die Bedeutung von Humor im Deutschrap runter. Und kaum jemand hört auf mich. Susius macht hier jedoch alles richtig. Die Berliner Kodderschnauze schafft es nämlich auf “Alles muss raus“, die deutsche Sprache so zu verwenden, dass genug Geschichten erzählt werden, ohne den Blick auf die Unterhaltung, die Ironie, zu verlieren. Unterstützt wird sie dabei von den oft Soul-verliebten Beats, die sich um Susius’ Organ winden wie der Schokoguss auf Omas Marmorkuchen. Kurzweilig und unangestrengt wirkt das in den besten Momenten. Und irgendwie klingt das trotz der Beats, dem Gesang und der Attitüde so gar nicht wie Hip Hop. Und schon recht nicht wie Deutschrap. Eher wie Mia mit Funk. Sommer. Spaß. Susius.

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Pat Fritz - Bluer Than Blue (Fritzmusic/Hotrock Records/New Music)

Der Name ist hier Programm. Dass “Bluer Than Blue“ das mittlerweile sechste Album des Kernbluesers Fritz ist, hört man jeder Pore des in Nashville entstandenen Werkes an. Fritz selbst hat die 14 Titel zusammen mit Thomm Jutz produziert und hat die überwiegende Zahl der Songs selbst geschrieben – ein echtes Powerhouse, der Herr Fritz. Seine Stimme passt dem Gusto seiner Blues-Brummer sehr warm und dunkel und unterspült die oft sparsam wirkende Melange aus Blues und einigen spürbaren Country-Anleihen gekonnt. Das alles passiert immer wieder auch auf sehr melancholische Art und Weise. Es fällt schwer, das Werk nicht zu mögen. Ungewöhnlich: Schauspieler Ralf Bauer war an der Produktion des Albums beteiligt. Und im Booklet erzählt Fritz selbst von der Entstehung des Albums. Erdig und ehrlich, dieses “Bluer Than Blue“.

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Meeco - Amargo Mel (Connector Records/Termidor Music/In-Akustik)

Produzent und Komponist Meeco präsentiert auf “Amargo Mel” (“Bitterer Honig”) in erster Linie die leisen, zurückgenommenen Sangeskünste der aus Kuba, Brasilien und Spanien stammenden Sänger/innen Olvido Ruiz Castellanos, Rolando Faria, Eva Ventura und Eloisa. Die sehr intim und warm wirkende Mixtur aus Vocal Jazz, Bossa Nova und vorsichtigen folkloristischen Versatzstücken ist durchaus und ohne falsche Scham als erotisch zu bezeichnen. Die 16 Stücke perlen sich mit wahrhafter Eleganz aus den Boxen. Ganz sicher eine Platte für die schönsten Stunden zu Zweit (oder zu Dritt?). Einzigartig ist auch das Who-Is-Who an Gästen, welche die Laufrichtung des Albums nur Bestätigen: Charlie Mariano, Ron Carter, Hubert Laws, Eddie Henderson oder David “Fathead“ Newman sind nur einige wenige der berühmten Persönlichkeiten aus der Welt des Jazz und Soul, die sich hier die Klinke in die Hand geben.

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Villa-Lobos-Duo - The White Indian (Acoustic Music Records/Rough Trade)

Was sich im Namen ein wenig nach einstigen Easy Listening-Giganten á la Bert Kaempfert, Franz Lambert, Klaus Wunderlich oder James Last anhört, ist tatsächlich sehr weit von diesem Eindruck entfernt. Das Villa-Lobos-Duo, bestehend aus dem Gitarrist Boyan Karanjuloff und Cellist Sven Holger Philippsen, widmet sich auf “The White Indian“ nämlich dem Vermächtnis des brasilianischen Komponisten Heitor Villa-Lobos, dessen Todestag sich heuer zum 50. male jährt. Wer die Werke Villa-Lobos’ kennt, weiß ob der Ruhe und besinnlichen Kraft des Materials. Fast hypnotisch, spirituell beseelt, spielen sich die Zwei durch die 15 Stücke des weißen Indianers. Dabei wirkt das Werk Elegant und Bezaubernd, zugleich, nennen wir es mal so, angenehm gleichförmig. Dass dabei trotzdem ein permanenter Spannungsbogen aufrechterhalten wird, unterstreicht die Qualität des Albums, das im übrigen mit Gitarrist Ahmed El-Salamouny als Gast punkten kann. Wunderbar.

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Alle Rezensionen/All reviews © Michael Arens

 

 
 

 

 

 

 

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