CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

Various - DJ Spinna presents The Boogie Back-Post Disco Club Jams (BBE Records/Alive)

Various - DJ Spinna presents The Boogie Back-Post Disco Club Jams (BBE Records/Alive)

Ich bin mir nicht sicher, warum gerade zur Zeit das Thema “Boogie” so oft auf den Tisch kommt. Bitte nicht falsch verstehen – ich liebe Boogie. Die Frage ist vielmehr, ob sich tatsächlich genug Käufer für das unvergleichliche Nischenthema zwischen Soul, Disco, Electro, und tanzbarer Pop- und Latin-Musik der späten Siebziger- und frühen Achtziger Jahre findet. Uns vom SOUL TRAIN würde es ohne Frage begeistern, ist genau das doch eines der Hauptgründe für die Existenz dieses Magazins!

Zur Sache. DJ Spinna alias Vincent Williams, mittlerweile eines der Top-Verdiener unter den Black Music-DJs der Welt, fing eigentlich im Hip Hop-Umfeld von Rawkus an, sich zu etablieren. Der aus Brooklyn stammende DJ zeigte Black Music-Begeisterten schon früh, dass sich Genres und Strömungen innerhalb der Black Music-Familie kaum trennen lassen.

So landete Spinna recht schnell beim House, dann bei Soulful House. Mit “The Boogie Back“ zeigt er in der ersten Folge einer ganzen Reihe, in der er sich nach und nach jenen Subströmungen (als nächstes steht Hip Hop an) widmet, wie wichtig dieser Boogie für die Entwicklung der Tanzbaren Pop-Musik überhaupt in den letzten 30 Jahren war.

Die Doppel-CD erscheint ebenfalls als Dreifach-Vinyl und hätte um ein Haar den Olymp dieser SOUL TRAIN-Ausgabe in Form des “Album des Monats“ erklommen, wären da nicht die Alben von Grey & Hanks und Jackie Moore gewesen. Dass auch diese beiden Themen reinster Boogie sind, ist dabei die Ironie des Schicksals, und ein Beleg für den Eingangs erwähnten momentanen Run auf das herrliche, zuckersüße Boogie-Genre.

Auch unser SOUL TRAIN-Interview mit John Morales, dessen Kompilation mit einer Retrospektive der unvergessenen “M&M“-Mixe (...weiter lesen›››) auf dem gleichen Label wie der erste Teil der “Boogie Back“-Kompilation, bei BBE Records erscheint, unterstreicht diesen Eindruck. Boogie wohin das Auge blickt.

Zurück zum Album. CD1 offeriert einen exklusiven Party Mix von DJ Spinna, der Tracks von Stargaze, Chemise (natürlich mit “She Can’t Love You“, einem der besten Tracks des Albums, jedoch auch einer, der meiner Meinung nach schon etwas zu oft auf Kompilationen Erwähnung fand), Mtume, Ronnie Dyson, Slyck, T.J. Swan, Foxy, Masurrati & Huey Harris (mit ihrem unvergleichlichen “Super Duper Lovin’“) oder etwa Modern Romance (mein Gott, alleine dafür, dass ein Stück von Modern Romance noch mal auf CD erscheint, hätte “The Boogie Back“ schon die Auszeichnung “Album des Monats“ verdient, abgesehen davon, dass neun Punkte in der Bewertung in jeder anderen Ausgabe wie selbstverständlich Auszeichnung und Voraussetzung dazu genug gewesen wäre), während CD2 die selben Titel ganz nüchtern wie eine Perlenkette auflistet, ungemischt, unberührt; wobei das analoge Soundgefühl der Songs, wie es im Original auf Vinyl dazugehörte, Weitenteils erhalten scheint.

Das Doppelpack ist ganz bestimmt eines der besten Alben der letzten Monate und darf auf gar keinen Fall im Regal eines Boogie-liebenden SOUL TRAIN-Jüngers fehlen. Einmal mehr verbürgt sich der SOUL TRAIN für die schiere Qualität und den fast unverschämten Unterhaltungswert und das sagenhafte Déjà-vu-Gefühl eines Albums – “DJ Spinna presents The Boogie Back“!

© Michael Arens

UP