MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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INTERVIEW

 

 

 

 

 

Freddy Fischer - King of gefühlsduselig Discosoul oder Alles ist ok, wenn sich die Discokugel dreht

Aktuelles Album: Freddy Fischer & His Cosmic Rocktime Band – Tanz Doch! (Doppelalbum) (Sounds Of Subterrania!/Cargo Records)

 
 

Freddy Fischer & His Cosmic Rocktime Band

 

Freddy Fischer - King of gefühlsduselig Discosoul oder Alles ist ok, wenn sich die Discokugel dreht

Aktuelles Album: Freddy Fischer & His Cosmic Rocktime Band – Tanz Doch! (Doppelalbum) (Sounds Of Subterrania!/Cargo Records)

 

 
     

Mein Grinsen wird mit jedem Song immer breiter. Nicht wegen dem vermeintlichen Spaßmusik-Hintergrund oder dem Faible für durchgeknallte Easy Listening-Retro-Attitüde, die ich, unterstützt durch meinem ersten Eindruck, hinter dem neuen Album von Freddy Fischer & His Cosmic Rocktime Band, “Tanz Doch!“ vermute.

 

All das schießt nämlich am Ziel vorbei, trotz der selbstironischen Haltung, die man so auch bei Parallel-Feingeistern des deutschen Retro-Groove wie Rocko Schamoni, Guildo Horn oder Mambo Kurt findet.

 

Denn was ich hier zu hören bekomme, ist eines der ganz, ganz wenigen Alben, die eigentlich Soul, Funk und immer wieder Seventies-Disco mit DEUTSCHEN Texten machen. Verzeihung – Doppel-Album. Auch, wenn die Presse-Info hier von “Unterhaltungsmusik“ spricht, was zwar stimmt, aber nur einen Teil der Wahrheit anbietet.

 

Tatsächlich knarzt und wummert sich das Beatgesteuerte Disco-Feuerwerk so unterhaltsam und Funk- und Disco-Fahnentreu von einem Track zum nächsten, dass man, wäre der Gesang englisch, keinen Zweifel daran hätte, dass man es hier mit einem reinrassigen Album von Tom Moulton oder John Morales (hier geht's zum SOUL TRAIN-Interview mit John Morales: ...weiter lesen›››) oder meinetwegen sogar Giorgio Moroder zu seinen besten Zeiten zu tun hat.

 

Songs wie “Safari“, vom “ersten“ Album des Doppelpacks, nutzen zwar ganz eindeutig die Selbstironie des besagten Klamauk-Retro-Genres, sind aber eigentlich nur Beiwerk und Pausenbrot des funkelnden, grundehrlichen Discosouls eines der gleißendsten Acts des uralten, und trotzdem Niegelnagelneuen Musikgenres German Discosoul.

 

Ein Widerspruch? Keineswegs. Denn, ich muss es noch einmal sagen, nur an der Oberfläche ist Freddy Fischers “Tanz Doch!“ eben ein Discogetriebenes Retrogroove-Album mit vermeintlichem Spaßmusik-Hintergrund und einem Faible für durchgeknallte Easy Listening-Attitüde und selbstironischen Texten, wie es etwa Rocko Schamoni oder Mambo Kurt zelebrieren.

 

Denn im einfach zugänglichen Soul-Universum ist diese Art von Discosoul, eben authentischer Discoboogie mit deutschen Texten, ein Unikum, das Fischer und seiner Cosmic Rocktime Band einen Ehrenplatz in der deutschen Musiklandschaft verschafft. Die Discokugelfunkelnde Wahrheit ist: Freddy Fischer macht schlicht Discosoul mit deutschen Texten. Von wegen Selbstironie - Wahrhaftigkeit strahlt einem hier sonnendurchflutet entgegen.

 

Das Produkt selbst überzeugt mich ebenfalls auf ganzer Linie. 24 unverschämt unterhaltsame, authentische Disco-Songs, verteilt auf zwei sehr geschlossenen wirkenden Disco-Soul-Alben, die ebenfalls wiederum einen starken gemeinsamen Bezug aufweisen, Fotos und Hintergrundinfos im viersprachigen (!) Booklet (Deutsch, Polnisch, Griechisch und Japanisch), beide CDs in ansprechender Vinyl-Optik. Ein Leckerbissen auch für Sammler.

 

Freundliche Streichereinlagen an der richtigen Stelle, schnittige Bläsersätze, die dem ganzen das Funk-Versprechen abnehmen, authentische Tanzboden-Breaks und bewusst knarzige und kuschelwarme Seventies-Sounds mit dem Genreüblichen fiepen, brummen und wummern in den korrekten Ecken und Kanten machen “Tanz Doch!“ zu einem wahrhaftigen Discosoul-Monster, wie ich es seit Jahren nicht besser gehört habe – die Urväter des Subgenres aus Nordamerika mit einbezogen.

 

Freddy Fischer und seine Cosmic Rocktime Band scheinen dabei tatsächliche Urväter des Genres zu sein. So ist ein nicht unwichtiger Teil des Gesamtkunstwerkes “Tanz Doch!“ von Fischers Rocktimern die eigene Geschichte, die im Booklet aufgeschlüsselt wird und einige bewusste Fragen aufwirft.

 

Doch lassen wir an dieser Stelle die etwas im nebulösen gehaltene Historie des Doppelalbums, bestehend aus einem vermeintlichen Reissue eines vergessen geglaubten Kleinods der Disco-Ära und eines verdächtig ebenbürtig klingendem neuen Studioalbum einfach mal Geschichte sein (Fischer: “Es ist eine Idee. Du musst überlegen, ob du mit dieser Idee hantieren möchtest. Wir verorten uns. Und verankern uns mit dieser Zeit. Wir kommen und sind eben aus dieser Zeit.“) und konzentrieren uns auf die Musik und Herrn Freddy Fischer und seine Cosmic Rocktime Band (netter Bandname übrigens, den sich Fischer und Rex, Ron und Rufus Rocktime, so die illustren “Namen“ der Rocktimers, da ausgedacht haben). Denn die hat es Fußwippender Weise, aber auch textlich, deutlich in sich.

 

Freddy Fischer ist die, im ursprünglichsten Sinne des Wortes, Seele des deutschen Discosoul, energetisch, selbstironisch, tief und bewegend. Das gleich in epischer Doppel-Ausgabe erscheinende “Tanz Doch!“ ist dabei nicht nur einfach eine Aufforderung zum gemeinschaftlichen Discofox, sondern das beseelte Versprechen, dass waschechter, nachvollziehbarer und konsequent umgesetzter Discosoul auch aus Deutschland und mit deutschen Texten kommen kann und muss. Kurz: Disco lebt!

 

Ehrensache für den SOUL TRAIN, sich Freddy Fischer und seine Cosmic Rocktime Band zur Seite zu nehmen, und dem Album “Tanz Doch!“ sowie dem Mythos hinter dem Projekt auf das Tanzbein zu fühlen…

 

 

Michael Arens: “An der Oberfläche wirkt das Album zunächst mal wie das übliche Selbstironische Retro-Allerlei á la Rocko Schamoni oder Mambo Kurt oder sogar Helge Schneider. Tatsächlich würden aber die ganzen Discosoul-Sachen der Siebziger Jahre bei einer Eins-zu-Eins-Übersetzung ins Deutsche eben genau so klingen.“

 

Freddy Fischer: “Du bist echt ein Held… Das checken nämlich viele nicht. Die meisten rudern rum und versuchen, das irgendwie mit Guildo Horn oder Dieter Thomas Kuhn zu retten. Und es gibt natürlich Querverweise dazu, aber es ist eben zugleich eine ganz andere Geschichte. Das macht mich sehr froh, dass das für dich so rüberkommt. Respekt!“

 

Michael Arens: “Danke. Ich komme selbst aus dieser Zeit und meine zumindest, dafür ein gewisses Gespür zu haben…“

 

Freddy Fischer: “Ja. Es geht hier eben nicht so sehr um eine Retro-Party. Eine Ecke, in die man uns immer gerne hinpacken möchte. Wir sind mit unserer musikalischen Vorliebe in dieser Zeit verankert, wollen aber nicht als Retro-Museums-Band verstanden werden, die die Siebziger Jahre feiert. Wir glauben, dass die Songs gut genug sind, alleine bestehen zu können. Wir lieben den Sound dieser Zeit und die Art, wie damals Musik gemacht wurde und mit Musik umgegangen wurde. Diese Unbefangenheit. Deshalb auch der gelegentliche Querverweis auf diese Manfred Krug-Sachen (überhaupt ist eine gelegentliche Anleihe bei DDR-Musik-Poesie bei “Tanz Doch!“ bewusstes Werkzeug, Anm. d. Red.). Dieser unverzagte Umgang mit der Deutschen Sprache ohne Angst zu haben, irgendwie kitschig oder peinlich zu sein...“

 

Michael Arens: “Dabei sorgen aber gerade Songs wie “Safari“ dafür, dass der Spaß trotzdem nicht zu kurz kommt…“

 

Freddy Fischer: “Natürlich ist da auch ein Augenzwinkern dabei. Das ganze Konzept ist für uns natürlich irgendwie zugleich schwer zu vermitteln. Deswegen freut es mich auch so, dass Du so was auf den Punkt bringst und es sofort richtig verstehst. Das Problem, was viele mit der deutschen Sprache in populärer Musik haben, ist die schnelle Einordnung von Sachen wie etwa Blumfeld, wo Leute aufgrund der deutschen Texte schnell von Schlager sprechen. Oder wie damals bei Rio Reiser, der ja auch sehr angegriffen wurde. Wobei gerade ein Song wie “Junimond“ ein toller Song mit einem tollen Text ist…“

 

Michael Arens: “…über Liebe.“

 

Freddy Fischer: “Genau. Es ist doch so: Wenn du einen Sonnenuntergang am Strand fotografierst, wirkt das halt total kitschig. Wenn ich also etwa von Liebe singe, dann kann man das also durchaus als Schlager verstehen. Leider ist es dann auch sofort negativ belastet. Denn es ist gefühlsduselig, kitschig und pubertär. Aber genauso ist doch die Liebe – gefühlsduselig, kitschig und pubertär. Eigentlich sollte in der Liebe nichts peinlich sein.“

 

Michael Arens: “Zurück zum Disco-Ding.“

 

Freddy Fischer: “Für uns ist künstlerisch die Auflösung von Raum und Zeit wichtig. Ich höre was, und das gefällt mir, oder auch nicht. Dazu dann eben auch das Vehikel der Disco-Musik, von Soul und Funk, kleine Beatanleihen, Orgel..“

 

Michael Arens: “Das Doppelalbum klingt dabei, und ich ignoriere jetzt einfach mal die vermeintliche Geschichte hinter dem Projekt, besonders hinter der Reissue-Sache, extrem authentisch nach der Disco- und Soul-Ära, nach Siebziger Jahren, warm, knarzig, brummig, analog.“

 

Freddy Fischer: “Das Ganze wurde mit einer Bandmaschine aufgenommen, mit einem alten Röhrenmischpult abgemischt, das ist natürlich dem Sound sehr zuträglich. Das Ganze wurde mit einem  Low Budget-Equipment aufgenommen. Wir haben auch darauf geachtet, dass wir Takes durchspielen. Das erste Album ist sogar live eingespielt worden, alles echte Gitarren, Bass, Schlagzeug… Wir schneiden da nichts. Nichts wurde mit dem Computer geschnitten. Dadurch kommt einfach dieser warme Sound zustande. Das Album hat deshalb viele Ecken und Kanten...“

 

Michael Arens: “So wie es bei handgemachtem Soul, wozu je letztlich die Siebziger-Disco-Musik, die eigentlich schneller, tanzbarer Soul ist, herkommt, eben ist.“

 

Freddy Fischer: “Funk und Soul hat in Deutschland ja leider auch immer so einen Coverband-Beigeschmack. Oder es wirkt, wie in den Achtziger und den Neunziger Jahren stehen geblieben. Disco hat ja eigentlich auch viel früher angefangen, als “I Will Survive“ oder “YMCA“ auf der hiesigen Ü30-Party zu hören. Da ist viel mehr Leidenschaft und Sehnsucht und echtes Disco-Feeling im Spiel. Wir versuchen jedenfalls, authentisch zu sein, mit den Mitteln der Ära und echtem Fender Rhodes und dem ganzen alten Zeug. Deshalb erscheint das Doppel-Album auch auf Vinyl.“

 

Michael Arens: “Das mit der Veröffentlichung auf Vinyl gefällt mir als alter Vinyl-Junkie natürlich besonders gut. Es beschreibt aber auch sehr schön das Gefühl, dass ja eigentlich hinter dem Genre Disco liegt…“

 

Freddy Fischer: “Wenn man mal an Leute wie James Brown mit seinem Umhang und den theatralischen Auftritten denkt, der eine große Portion Selbstironie dabei hatte… Was wir dann immer nicht so glauben wollen. Aber wenn man fest steckt, und man denkt, es geht nicht mehr weiter, schmeißt man die Discokugel an und wirft die Arme hoch, versucht, ein bisschen sexy und peinlich zu sein… das ist Disco. Im Gegensatz zu Rock ist das keine Auflehnung, keine Revolte oder wie Punk keine Revolution, sondern es ist das gebrochene Herz. Darum tut alles weh. Und genau darauf fange ich an, zu lachen und tanze einfach. Alles ist ok, wenn sich die Discokugel dreht!“

 

© Michael Arens

 

Freddy Fischer &

His Cosmic Rocktime Band

 

 

Freddy Fischer &

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Aktuelles Album:

Freddy Fischer &

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Cargo Records)

 

 

 

 

 

"Alles ist ok,

wenn sich die

Discokugel dreht!"

 

 

   

 

 
   

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