CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

The Manhattans - Black Tie/Love Talk (Two Classic Albums On One CD) (Sony Music/Expansion Records/Rough Trade)

Keni Burke - You’re The Best/Changes (Two Classic Albums On One CD) (Sony Music/Expansion Records/Rough Trade)

The Manhattans - Black Tie/Love Talk (Two Classic Albums On One CD) (Sony Music/Expansion Records/Rough Trade)

Keni Burke - You’re The Best/Changes (Two Classic Albums On One CD) (Sony Music/Expansion Records/Rough Trade)

Vielen klassisch orientierten Soul-Formationen der Siebziger und frühen Achtziger Jahre wird oft nachgesagt, nichts anderes zu sein als ein Sammelsurium aus schmalzigen Texten und klebrigen Streichern, die das Ganze auf geradezu unerträgliche Art und Weise gefährlich Nahe an unaussprechliche Dinge wie deutschen Schlager rücken.

Den oberflächlichen Ansatz kann man sogar durchaus noch nachempfinden, denn gerade Alben wie “Black Tie“ aus dem Jahre 1981 und “Love Talk“, 1979, der Manhattans, leben und sterben mit eben jenen Texten, die selten mehr oder weniger als die wahre Liebe als Thematik haben und durch den legendären Manhattans-Frontsänger Gerald Alston (der SOUL TRAIN berichtete bereits ausführlich: ...weiter lesen›››) so unglaublich samtig und seidig veredelt wurden.

Blickt man jedoch etwas in die Tiefe beider hier vorgestellten Alben (und das gilt im wesentlichen für alle Manhattans-Alben, insbesondere seit ihrem 1976-Welterfolg “Kiss And Say Goodbye“) stellt man schnell fest, dass beides Manifeste für das sind, was Soul wirklich ausmacht: Harmonien, Melodien und zuckersüße Soul-Vocals, die so perfekt eingesungen sind, dass es einem heutzutage, in Zeiten von viertklassigen Castingshows und stimmlichen Nullnummern in praktisch allen Charts, fast so vorkommt, als könnte diese Stimmenakrobatik nur noch vom Computer generiert sein.

Doch weit gefehlt – Gerald Alston war und ist hier das Genie, dass die beiden Alben, gerade durch die besonders bei uns im SOUL TRAIN überaus beliebte “Two Classic Albums On One CD“-Reihe auf einem Doppelpack neu veröffentlicht, zu echten Perlen des Soul-Genres veredelt.

Das klingt immer mal wieder magisch und verursacht, trotz der, soviel Ehrlichkeit muss sein, immergleichen Songformel Gänsehaut am Fliessband. Denn Alston verfügt über eine der faszinierendsten und überzeugendsten Soul-Stimmen der Gegenwart – so wie er singt niemand waschechten Soul!

Beide Alben auf der ersten CD des heutigen “Album des Monats“-Reigen funktionieren auch drei Jahrzehnte nach der Original-Veröffentlichung noch immer einwandfrei und sind wunderbar Rundlaufende Beispiele für das, was (amerikanischen) Soul der Ära ausmachte: voluminöse Streicher, ein Fokus auf eingängige und unaufdringliche Harmonien und Melodien, das Thema Liebe sowie die unvergleichliche Stimme von Gerald Alston.

Unvergleichlich ist dann auch die Stimme von Keni Burke, dessen “Two Classic Albums On One CD“-Beitrag mit den beiden Album-Klassikern “You’re The Best“ (1981) und “Changes“ (1982) sich die SOUL TRAIN-“Album des Monats“-Krone dieses mal teilt.

Obwohl Burke eher dem frühen Discosoul der Achtziger Jahre zugeordnet wird (sein ultimativer Mellow Boogie Mastercut “Risin’ To The Top“, ebenfalls auf diesem Doppelpack enthalten, gilt bis heute als der ultimative Slow Jam der Early Eighties Disco Soul-Bewegung), leben gerade diese beiden Alben, als Re-Release im Doppelpack ebenfalls kürzlich beim englischen Expansion-Label erschienen, von einem ähnlichen  Geist wie die erwähnten Manhattans-Alben: Streicher, fantastische Vocals und Harmonien und Melodien bis zu Abwinken.

Dass Keni Burke jene Streicher immer mal wieder auch durch Bläsersätze oder funky Breaks ersetzte, gibt seiner Musik einen charmanten, mitreißenden Drive, der sich auf diesem Doppelpack mit immerhin 16 Titeln, darunter dem “12“ Remix“ von “You’re The Best“, sehr schön nachvollziehen und nachhören lässt.

Die Liner Notes beider CDs der Manhattans und von Keni Burke stammen übrigens von keinem geringeren als Expansion Records-Label-Mastermind Ralph Tee (der SOUL TRAIN berichtete bereits mehrfach), dem man den Spaß und die uneingeschränkte Begeisterung für das Genre Soul bis ins mikroskopisch kleinste Detail ohne wenn und aber abnimmt.

The Manhattans mit “Black Tie/Love Talk” und Keni Burke mit “You’re The Best/Changes” – zwei CDs mit insgesamt vier Alben, die weit mehr als nur den Durchschnitt des schönsten Musikgenres der Welt – Soul – präsentieren, sondern zugleich zeigen, dass Soul auch zeitlos ist und besonders in der schnelllebigen, überaus oberflächlichen digital-anonymen, heutigen, Zeit brillant funktioniert.

Die “Album des Monats November 2010“-Krone haben sich die beiden Doppelpacks jedenfalls mit wehenden Fahnen verdient.

Bleibt zu hoffen, dass die “Two Classic Albums On One CD“-Reihe, die zuletzt mit Re-Releases von Alben von Lou Rawls, Bobby Broom, Carl Anderson oder Norman Connors glänzte (der SOUL TRAIN berichtete), auch weiterhin bestand hat und mit derart genialen Musterbeispielen für das großartige Muttergenre Soul aufwarten kann. Man darf gespannt sein.

© Michael Arens

Album des Monats

November 2010:

The Manhattans -

Black Tie/Love Talk

(2 Classic Albums On 1 CD)

(Sony Music/

Expansion Records/

Rough Trade)

Keni Burke -

You’re The Best/Changes

(2 Classic Albums On 1 CD)

(Sony Music/

Expansion Records/

Rough Trade)

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