MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves |
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INTERVIEW |
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Mezzoforte - Eyjafjallajökull Jazz Funk Aktuelles Album: Mezzoforte - Volcanic (BHM Productions/ZYX Music)
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Mezzoforte von links nach rechts: Sebastian Studnitzky (Trompete/Keyboard), Johann Asmundsson (Bass), Oskar Gudjonsson (Saxophon), Eythor Gunnarsson (Keyboard), Gulli Briem (Schlagzeug), Thomas Dyani (Percussion), Bruno Müller (Gitarre) |
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Mezzoforte - Eyjafjallajökull Jazz Funk Aktuelles Album: Mezzoforte - Volcanic (BHM Productions/ZYX Music)
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Immer wieder wird Mezzoforte mit dem einen Song identifiziert, der ihren Ruhm 1983, also immerhin vor fast drei Dekaden, weltweit begründete und die Heimat Mezzofortes, Island, erstmals im großen Stil und lange vor Björk auf die internationale Musikkarte setzte: “Garden Party“.
Sicher gab es in der gesamten Pop-Geschichte nur wenige Songs, die im Verlaufe der Jahre, besonders im Verlaufe der Achtziger Jahre, so irrsinnig oft als Hintergrundmusik für TV-Sendungen, Dokumentationen oder aber eben, na ja, für Garten Party-Szenen einschlägiger Spielfilme, Fernsehsendungen- und Serien benutzt, ja sogar abgenutzt wurden, wie jenes oftmals unvermeidliche “Garden Party“.
Macht man sich nun klar, dass das Stück, dessen Ohrwurmartige Melodie auch der ungeübteste Musikfan ohne jedes Hintergrundwissen jederzeit in Sekundenbruchteilen wieder erkennen wird, ein reines Instrumentalstück ist, wundert das um so mehr, ist doch die Instrumentalmusik nach dem Glauben der breiten Masse der verkopften Jazz-Elite oder vielleicht noch den Filmemachern oder der klassischen Musik zuzuordnen.
Und genau dieser Umstand machte Mezzoforte damals und heute einzigartig und über alle Maßen sympathisch – denn sie gehören in keine dieser Kategorien: Mezzoforte macht Jazz Funk, Soul, Rock Jazz, Funk, Fusion Pop, wie immer man es auch nennen will. Groove vielleicht?
Jedenfalls spielt mitnichten der Kopf eine Rolle dabei - sieht man mal von den spielerischen Qualitäten der Formation und seinen seit 27 Jahren unverändert agierenden Mitgliedern ab.
Seit jenen Anfängen spielten die vier Gründungsmitglieder Eythor Gunnarsson (Keyboard), Johann Asmundsson (Bass), Gulli Briem (Schlagzeug) und Fridrik Karlsson (Gitarre), der allerdings nur noch im Studio dabei ist und auf Tourneen von Gastmusikern wie Gitarrist Bruno Müller ersetzt wird, abhängig davon, ob man nun die rein isländischen Alben ihrer frühen Schaffensperiode sowie die zahlreichen Kompilationen mitzählt oder nicht, ein rundes Dutzend Alben ein.
Dabei blieben die Jungs sich und ihrem unbedingt wiedererkennbaren Stil, einer oft konkret nach vorne gehenden, mitunter rockigen, vom Gefühl her oft in Soul und Funk liegenden Mixtur, stets treu.
Trotz einer einige Jahre währenden kreativen Schaffenspause, die 2004 durch den persönlichen Einsatz von Deutschlands Jazz-Drummer Nr.1, Wolfgang Haffner, der ein bekennender Fan der Mezzofortes aus Island ist, beendet wurde, standen sich die Mitglieder stets sehr nah und touren heute mehr denn je.
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Gerade live ist die Band ein absoluter Hochgenuss, dem man erst kürzlich auf den Leverkusener Jazztagen im kleinen, sehr feinen Scala in Leverkusen-Opladen beiwohnen durfte.
Dort stellte Mezzoforte ihr neues Album “Volcanic“ (BHM Productions/ZYX Music) vor, dass neben dem augenzwinkernden Wortspiel mit dem Ausbruch des Isländischen Vulkans Eyjafjallajökull, dessen Staubwolke ganz Europa lahm legte, gleich auch zwölf brandneue Songs der energetischen Band hat, die es so ganz sicher einfach nur einmal geben kann.
Auf zwei Sets zu je 60 Minuten verteilten Eythor Gunnarsson (Keyboard), Johann Asmundsson (Bass), Gulli Briem (Schlagzeug) sowie die Gastmusiker Bruno Müller (Gitarre), Oskar Gudjonsson (Saxophon) und Deutschlands Supertrompeter Sebastian Studnitzky die Vorstellung ihres neues Albums, das selbstverständlich immer wieder von den großen Klassikern der Formation vervollständigt wurde – ein echter Ohrenschmaus, der im vollbesetzten Leverkusener Scala am 6. November, ein Samstag, nicht nur die vielen angereisten Fans von Mezzoforte, sondern auch die Stimmung unter den “unwissenden“, den “normalen“ Jazztage-Gästen regelrecht zum kochen brachte: Selten war Mezzoforte so gut wie in dieser Nacht, die mir und meinem Redakteur Marco Meyer noch sehr lange Zeit im Kopf, im Bauch, aber auch im Herzen und in den Füßen bleiben wird. Kaum auszudenken, wenn jetzt auch noch Perkussionist Thomas Dyani mit von der Partie gewesen wäre. Soviel sei verraten: auch ohne ihn war der Gig ein Volltreffer!
Gegen Ende des Konzertes schloss sich dann der Kreis zurück zum Anfang unserer Geschichte, zu “Garden Party“: Als Das, inklusive dem langen, legendären Album-Intro gespielt wird, gibt es kein Halten mehr und eine Welle aus Gänsehaut und wohligem “Ahh…“ zieht sich wie ein roter Faden durch die Zuschauermenge, die einer perfekten, auf alle optischen Spielereien und Mega-Bühneneffekte pfeifenden Show beiwohnt, die von sämtlichen Mezzofortes, ob nun Original oder Gast, nahezu perfekt eingespielt wurde: ein musikalischer Leckerbissen, wie er heutzutage immer seltener wird – die Musik selbst steht hier im Mittelpunkt. So soll es sein.
Bei der Zugabe explodiert der Konzertsaal des Leverkusener Scalas förmlich: Schuld daran ist das überaus tanzbare und immens druckvolle Medley aus einer Reihe von Mezzoforte-Material aus den Achtziger Jahren – von der Band selbst liebevoll “Blast From The Past“ genannt…
Vor dem Konzert gaben die bodenständigen, jung gebliebenen Mitglieder von Mezzoforte dem SOUL TRAIN die Gelegenheit, mit ihnen über ihr neues Album “Volcanic“, dass, der Name grüsst einmal mehr, tatsächlich in der Aufnahmephase vom Ausbruch jenes Vulkans mit dem unaussprechlichen Namen unterbrochen wurde, und in Berlin zu seiner sehr abwechslungsreichen und spielerisch extrem hochwertigen Umsetzung fand, zu sprechen…
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Michael Arens: “Auch wenn es wie ein alter Hut klingt: Ich bin seit euren internationalen Anfängen und Erfolgen wie “Garden Party“ einer euer treuesten Fans! Das ist nun immerhin schon fast 30 Jahre her… Ihr hattet eigentlich nie eine wirkliche Pause, sieht man mal von dem kurzen Break Anfang der Jahrtausendwende ab…”
Eythor Gunnarsson: “Ja, wir entschieden uns 2002, dass es Zeit war, wieder auf Tour zu gehen und Gigs zu spielen. Wir hatten eine längere Auszeit genommen und vermissten es, gemeinsam als Mezzoforte aufzutreten. Also stellten wir unsere Gruppe zusammen und los ging’s. Durch Wolfgang Haffner, der uns damals den richtigen Schub gab, kam wir auch an Bruno Müller und Sebastian Studnitzky, die heute bei der Band mit machen.”
Gulli Briem: “Ja, weißt Du, wir haben Wolfgang Haffner bereits 1989 zum ersten mal getroffen. Wir hatten einen Gig in Frankfurt und er kam Backstage, um uns zu treffen. Er gab uns einige Platten, auf denen er spielte. Dann, elf Jahre später, schreibt er mir eine Email: “Hi, mein Name ist Wolfgang Haffner, wir haben uns vor elf Jahren in Frankfurt getroffen. Erinnerst Du dich?“ (lacht) Lustiger Weise tat ich das aber tatsächlich! Ein paar Tage später rief er mich an und es kam heraus, dass er bereits ein großer Name in der deutschen Jazz-Szene war. Das war eine sehr inspirierende Zeit für mich, die Band wieder zusammen zu bringen…”
Michael Arens: “Gerade erst habe ich während des Soundchecks einmal mehr feststellen müssen, wie geschlossen und nahezu perfekt ihr euch im Zusammenspiel anhört. Das klingt alles so unglaublich stimmig und rund…”
Eythor Gunnarsson: “Wir machen das ja auch schon eine sehr lange Zeit. Und Leute wie Sebastian (Studnitzky), der jeden Abend mit allen möglichen Künstlern und Bands auftritt und die jeweilige Situation perfekt adaptieren kann, zeigen, dass das eben einen perfekten Musiker ausmacht: sich an neue Situationen anpassen zu können.”
Gulli Briem: “Wir fokussieren uns sehr stark darauf, den Sound richtig hinzubekommen. So dass sich alles richtig tight anhört. Das Arrangement… Wir wollen, dass unsere Musik regelrecht scheint und jedem Musiker auf der Bühne die Gelegenheit gegeben wird, für sich zu “sprechen“.”
Michael Arens: “Wie genau wählt ihr euer Live-Material für eure Gigs aus? Das muss schwer sein bei so einem enormen Repertoire…”
Eythor Gunnarsson: “Wir schauen vor allen Dingen, was live gut funktioniert. Manche Songs passen vom Arrangement her nicht auf die Bühne. Aber wir achten auch sehr darauf, dass es Spaß macht, die Songs zu spielen. Bei manchen Songs halten wir uns recht streng an das Arrangement der Platte, bei anderen dehnen wir das etwas aus, um den Spaßfaktor zu erhöhen.”
Michael Arens:
“Das merkt man
euren Live-Gigs auch an. Ich denke da besonders an die fantastische letzte
Live-DVD (“Live in Reykjavik“ erschienen auf BHM Productions/ZYX
Music, der SOUL TRAIN berichtete:
Eythor Gunnarsson: “Das höre ich gerne. Besonders in den Achtzigern war das alles ganz schlimm…”
Gulli Briem: “…ja, ich glaube, unseren verzweifelten Versuch, glamourös zu sein, hatten wir selbst in den Achtzigern, mit den Haaren, den Klamotten und dem ganzen Kram. Wir waren aber niemals wirklich solch eine Band. Wir sind auch keine großen Entertainer, besonders nicht auf der Bühne. Bei uns geht es tatsächlich um die Musik.”
Michael Arens: “Zurück in die Gegenwart. Erzählt mir was zum neuen Album. Ich schätze, es hat diesen Titel nicht nur wegen der Staubwolke des mittlerweile gerade in Deutschland legendär gewordenen Vulkans mit dem für uns unaussprechlichen Namen?!”
Eythor Gunnarsson: “Es gab einen Titel namens “Sleeping Volcano“, der bei der ersten Session in Island entstanden ist, während Bruno (Müller) und Sebastian (Studnitzky) gerade dazu kamen. Wir blieben für ein paar Tage in einer Art Holzhütte nahe einigen der größten Isländischen Vulkane. Nach ein paar Tagen gab es plötzlich ein Erdbeben. Wir rannten alle raus und entschlossen uns direkt dort, diesen Vulkan, der praktisch direkt vor unserer Nase begann, Staub zu spucken, irgendwie in unsere Arbeit mit einfließen zu lassen.”
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von links nach rechts: Eythor Gunnarsson, Johann Asmundsson, SOUL TRAIN-Redakteur Marco Meyer, Michael Arens, Gulli Briem, Bruno Müller, Oskar Gudjonsson, Sebastian Studnitzky |
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Michael Arens: “Ihr müsst, nach so vielen Jahren, einen sehr natürlichen, fast selbstverständlichen Weg haben, Musik zu schreiben, zu komponieren!”
Eythor Gunnarsson: “Da gibt es unterschiedliche Wege. Oft jammen wir einfach nur, und jemand wie Sebastian (Studnitzky) kommt dazu, spielt seinen Part, jeder bringt Ideen ein…”
Gulli Briem: “…oft bringen wir unsere eigenen Songs direkt mit, und auf denen wird dann aufgebaut. Wir machen Demos und solche Sachen. Das passiert oft…”
Michael Arens: “Das hört sich nach einer Menge kreativem Material an. Auf dem Album gibt es zwar schon zwölf Songs, aber jetzt gehe ich mal davon aus, dass es noch mehr Material gibt, dass es nicht auf “Volcanic“ geschafft hat?!”
Gulli Briem: “Eine ganze Menge sogar! Tatsächlich hätten wir zwei Alben daraus machen können.”
Michael Arens: “Aber das war doch sicher bei all euren Alben so?!”
Eythor Gunnarsson, Gulli Briem und Bassist Johann Asmundsson, der eine Minute zuvor den Raum betreten hat und sich zu uns gesellt, gemeinsam und energisch: “NEIN!”
Gulli Briem: “Als wir beispielsweise 1993 “Daybreak“ aufnahmen, hatten wir lediglich sieben Songs, mit denen wir im Studio arbeiteten. Wir mussten also zwei, drei weitere Songs während der Aufnahmen herausarbeiten. Das war dieses mal zum Glück anders. Bruno (Müller) brachte eigene Kompositionen mit; alle brachten eigenes Material mit ein.”
Michael Arens: “Mir gefielen immer besonders euer wenigen Songs mit Gesang, wie etwa “Nothing Lasts Forever“ vom “No Limits“-Album 1986. Gibt es den Wunsch, in der Zukunft mehr Gesang bei Mezzoforte mit einzubringen?”
Johann Asmundsson: “Diesen Song spielen wir in unserem aktuellen Live-Programm als Instrumental! Der Song wurde damals von Noel McCalla gesungen, und er war der einzige echte Leadsänger, den wir jemals hatten. Es ist schwer einen Sänger wie ihn zu finden, der zum einen so gut ist, zum anderen bereit ist, sich einer Gruppe unterzuordnen.”
Gulli Briem: “Ja, Noel McCalla war und ist ein fantastischer Sänger. Er klang damals auch ein wenig wie Al Jarreau, den wir liebten. Allerdings waren wir nie auf der Suche nach einem dauerhaften Lead-Sänger…”
Eythor Gunnarsson: “Auf der anderen Seite gab es diesen immensen kommerziellen Druck. Nach dem Riesen-Erfolg von “Garden Party“…”
Johann Asmundsson: “Es war einfach gerechtfertigter für die Menschen, die Industrie, die für unsere Musik, die Entstehung unserer Musik Geld bezahlten und natürlich Profit erwarteten. Das war also auch der Grund hinter der Gesangssache…”
Saxophonist Oskar Gudjonsson, der sich im Verlaufe des anstehenden Konzertes als eine der tragenden Säulen des Mezzoforte-Urgesteins erweisen sollte, betritt, unvermittelt laut sein Tenor-Saxofon stimmend, den Raum…
Gulli Briem: “Oskar, lass mich dir eine Frage stellen: Was hältst Du von dieser Band?”
Oskar Gudjonsson: “Es ist eine FANTASTISCHE Band!”
…lautes Gelächter erfüllt den Garderobenraum, in dem das Interview stattfindet.
Oskar Gudjonsson: “Nein, im Ernst: Es ist ein totales Privileg, um die Welt zur reisen und mit diesen fantastischen Musikern zu spielen; fantastische Musik zu spielen. Ich habe schon in einer Menge Bands gespielt, und nicht alle haben diese süßen Melodien…”
Eythor Gunnarsson: “Im Wesentlichen halten wir das hier, Mezzoforte, am laufen, da es uns wichtig ist und wir das musizieren genießen. Obwohl es natürlich auch ein harter Job ist. Wir machen immerhin 30, 40 Gigs im Jahr und versuchen ständig, einen Level weiter zu kommen. Aber vor allen Dingen macht es uns Spaß - it’s all fun!”
Interview © Michael Arens Konzert-Fotos © Marco Meyer
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Mezzoforte live, Leverkusener Jazztage 2010, Scala, Leverkusen-Opladen, 6.11.2010 |
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von links nach rechts: Eythor Gunnarsson, Johann Asmundsson, SOUL TRAIN-Redakteur Marco Meyer, Michael Arens, Gulli Briem, Bruno Müller, Oskar Gudjonsson, Sebastian Studnitzky |
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Aktuelles Album: Mezzoforte - Volcanic (BHM Productions/ZYX Music)
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Mezzoforte von links nach rechts: Sebastian Studnitzky (Trompete/Keyboard), Johann Asmundsson (Bass), Oskar Gudjonsson (Saxophon), Eythor Gunnarsson (Keyboard), Gulli Briem (Schlagzeug), Thomas Dyani (Percussion), Bruno Müller (Gitarre) |
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