CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

The Impellers featuring Clair Witcher - My Certainty (Légère Recordings/Kudos Records/Broken Silence)

The Impellers featuring Clair Witcher - My Certainty (Légère Recordings/Kudos Records/Broken Silence)

Als Mensch, der praktisch rund um die Uhr mit dem schönsten Musikgenre der Welt, Soul, zu tun hat, ist es wohl kaum möglich, "My Certainty", das neue, dritte Album von The Impellers (der SOUL TRAIN berichtete: ...weiter lesen›››) nicht zu mögen.

Nach ihrem Erstling "Robot Legs" und ihrem letzten Set "This Is Not A Drill" erscheint "My Certainty", theoretisch nur schwer vorstellbar, noch erdiger, noch aufgerüttelter, grobkörniger und nach Blut und Schweiß schmeckender als die beiden ersten Longplayer.

Das Ganze klingt dabei trotzdem so homogen, dass stets auch das starke Gefühl eines Live-Sets, was "My Certainty" nicht ist, mitschwingt.

Auch die unglaublich ausdrucksstarke, traktionsreiche Stimme von Frontfrau Clair Witcher traut sich noch ein paar Meter weiter raus in den dahingerotzten Sumpf aus allem Kantigen und Unentdeckten, was Soul, Funk und Jazz mit retrospektiven Idealen aus den Sechziger Jahren so zu bieten hat. Nicht umsonst ist so beim neuen Album Clair Witcher als viel zitiertes "featuring" bereits im Bandnamen verankert.

Den musikalischen Inhalt von "My Certainty" lediglich mit dem Modewort Deep Funk zu betiteln, ist dabei so viel weniger als die halbe Miete. Tatsächlich kreieren The Impellers hier eine Art eigenes Firmament, welches die bereits erwähnten Hauptbestandteile der 14 Albumtitel, Soul, Funk und Jazz, lediglich als Landkarte benutzt, seinen eigenen Impellers-Groove hinaus in die Black Music-Welt zu tragen.

Dabei spielt einmal mehr auch der Faktor Unperfektion eine nicht unwichtige Rolle: Anstatt, wie heute allgemein üblich, auf den siebten Take oder das wiederholt eingespielte Drum-Solo zu setzen, machen The Impellers hier vor, wie Soul oder Funk eigentlich immer klingen sollten: Lebendig und mit Mut zur musikalischen Unperfektion und zur musikalischen Lücke - ein tatsächlich belebendes Element, welches zugleich den Spaßfaktor beim Hören des neuen, herrlich groben Sets in ungeahnte Höhen schraubt.

Natürlich wurden auch hier Prisen aus Latin oder Pop und Rock'n'Roll mit eingestreut, was dem überirdisch charmanten Sound von "My Certainty" - auch der Albumtitel ein Hinweis auf das vielschichtige ausgespielte Selbstbewusstsein von Gitarrist und Songschreiber Glenn Fallows und seinen zahlreichen Mitspielern - nochmal eine ganz eigentümliche Note gibt, die sich auch und immer wieder in der abwechslungsreichen Vielschichtigkeit des Sets widerspiegelt.

Gleichzeitig klangen The Impellers nie so zusammengehörig und kompakt wie hier: Album-Produzent Ed Meme (der SOUL TRAIN berichtete) leistete ganze Arbeit und verpasste den ohnehin schon magischen Genres Soul und Funk hier ein Ausrufungszeichen, das endlich und endgültig in einer ureigenen Handschrift und einer eigenen musikalischen Identifikation angekommen ist.

So gut und erdig und organisch wertvoll auch die ersten beiden Impellers-Alben in ihrem kratzigen Deep Funk-Anliegen waren: Mit "My Certainty" von The Impellers featuring Clair Witcher aus Brighton, England, öffnet sich ein völlig neues Kapitel des retrospektiven Soul-Subgenres Deep Funk - das Album stößt die Tür zum nächsten, bisher unerforschten Raum gleich hinter "traditionellem" Deep Funk ganz weit auf und erzeugt eine fast kindliche Neugierde auf die Dinge, die von The Impellers (ab sofort featuring Clair Witcher) noch alle kommen können und ganz sicher werden...

© Michael Arens

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