CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

Cool Million - Back For More (SedSoul/Denson Music)

Cool Million - Back For More (SedSoul/Denson Music)

Es ist nicht das erste mal, dass wir im SOUL TRAIN über Cool Million berichten. In Ausgabe Nr. 10 war “Going Out Tonight“, damals über das englische Expansion Records-Label veröffentlicht, unser “Album des Monats“ (...weiter lesen›››) und wurde in der folgenden Ausgabe von einem Interview mit der einen Hälfte von Cool Million, Rob Hardt, nachgefüttert (...weiter lesen›››).

Zusammen mit dem Dänen Frank Ryle arbeitet Hardt seit vielen Jahren daran, den authentischen Early Eighties Discosoul, den waschechten Boogie, wieder auferstehen zu lassen.

Nicht genug damit, dass damals hochkarätige Gäste aus Soul und RnB wie Donald McCollum oder Lene Riebau (der SOUL TRAIN berichtete) sich die Klinke in die Hände gaben.

Beim neuen Cool Million-Album gehen Cool Million dann noch einen Schritt weiter und verpflichteten gleich eine ganze Armada an eben jenen klassischen Vertretern, die das Genre richtungweisend überhaupt erst möglich gemacht haben. Das fängt an mit Me’lisa Morgan, und setzt sich in Peggi Blu oder Rena Scott fort, oder etwa Laura Jackson, Leroy Burgess (der SOUL TRAIN berichtete) und Yvonne Gage oder (Al) Broomfield und gipfelt (für mich fulminant) in gleich zwei Titeln mit dem unvergleichlichen Eugene Wilde: “Loose“ und dem Titelsong “Back For More“.

Dabei ist es die Authentizität des Materials, die mir bei jedem Song neu die Nackenhaare aufstellt. Kein einziger der 16 durchweg rundlaufenden Stücke klingt irgendwie nach 2010, was hier sicher als großes Kompliment zu verstehen ist.

Frank Ryle und Rob Hardt alias Cool Million gelingt es hier vielmehr, die Uhr zurück nach 1982 zu drehen, zum absoluten Siedepunkt der gerade in unserer Redaktion so hochgeliebten- und gelobten Hoch-Zeit des Boogie, des Discosoul, wie er eben von Leuten wie jenem Eugene Wilde (man erinnere sich nur an sein noch immer unwiderstehlichen Superhit “Personality“) aber auch und besonders von Me’lisa Morgan gemacht und gehegt und gepflegt wurde.

Was ebenfalls erstaunt, ist das schiere Hit-Potential jedes einzelnen Songs auf “Back For More“ – ein Ohrwurm folgt mit einer unmerklichen Leichtigkeit dem anderen, was nicht nur am leichten Zugang zum Material, sondern ganz sicher auch an der bereits erwähnten authentischen Umsetzung liegt.

Die Tempi bleiben durchweg im Midtempo- und Uptempo-Bereich, obwohl es gerade die etwas langsameren Stücke sind, die für mich alleine aufgrund der großartigen Vocals der bereits erwähnten Gäste den größten Nachdruck verbreiten.

Besonders leckere Zutat ist auch der Einsatz der legendären Roland 808- bzw. 909-Glocke (Musiker und Kenner der Ära und des Stils werden wissen, wovon die Rede ist), die besonders bei Produktionen von Jimmy Jam & Terry Lewis im Verlaufe der Achtziger Jahre (Change, SOS Band, usw.) fast hypnotische Verwendung fand. Das stimmt fast melancholisch. Wäre das Album nicht von so unverblümt schlichter und Soulverliebter Schönheit, wäre ich geneigt, das Ganze als rührigen, aber sinnlosen Retro-Schmalz abzutun.

So bleibt jedoch nur, “Back For More“ von Cool Million als das zu nehmen was es ist: Authentischer Early Eighties Discosoul, Boogie, mit magischen, rückbesinnenden Werten und vergessen geglaubten Soul-Stimmen, die einem, besonders im Falle von Eugene Wilde (der SOUL TRAIN bemüht sich übrigens derzeit um ein Interview mit Eugene Wilde) lange nicht aus dem Kopf gehen wollen.

© Michael Arens

Album des Monats

Mai 2010:

Cool Million - Back For More

(SedSoul/Denson Music)

ebenfalls erhältlich:

UP