MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

KOLUMNE / COLUMN

 

 

 

 

 

Cherry Red Records/Rough Trade

Remastered, Reissued & Expanded - Soul-, Funk- & Jazz-Klassiker neu aufgelegt!

 

 

 

 

 

 

Cherry Red Records/Rough Trade

Remastered, Reissued & Expanded - Soul-, Funk- & Jazz-Klassiker neu aufgelegt!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Cherry Red Records/Rough Trade

Remastered, Reissued & Expanded - Soul-, Funk- & Jazz-Klassiker neu aufgelegt!

 

Der SOUL TRAIN wird nicht Müde, darüber zu berichten: Soul, Funk und Jazz brachten immer schon unzählige Stilblüten, Klassiker und obskure Trittbrettfahrer in Form von Künstlern und Alben hervor, welche bis heute die Klangfarbe des Genres bunter machen, nachhaltig verändern und schließlich ausmachen.

 

Das britische Cherry Red Records-Label und der deutsche Rough Trade-Vertrieb bringen seit geraumer Zeit regelmäßig große, kleine und bemerkenswerte Klassiker des weit verzweigten Soul-, Funk- und Jazz-Genres der Siebziger und Achtziger Jahre auf CD heraus.

 

Diese erscheinen wahlweise als Reissue, als Album-Doppelpack (2 Original-Alben auf einer CD), als Remastered Original-Album oder als Expanded Edition mit einer Menge faszinierendem Zusatzmaterial wie Bonus Tracks jeglicher Couleur, Liner Notes von versierten Kennern des Soul-Genres, Fotostrecken, Coverabbildungen und allerlei weiteren interessanten Zusatzfeatures.

 

Der SOUL TRAIN nimmt sich im Rahmen dieser Kolumne regelmäßig diesen Klassikern in neuem, teils edlem Gewand an und wird ausführlich über alle Aspekte der Veröffentlichungen wie die Musik, den bzw. die Künstler, den Sound, die Hintergründe, die Philosophie und nicht zuletzt das Produkt als Ganzes berichten.

 

Die SOUL TRAIN-Redaktion wünscht viel Spaß beim Lesen und Studieren sowie, last but not least, beim Hören!

 

 

4. FOLGE: Smoked, Dynamic & Superior - An Mtume Odyssey

 

Aus heutiger Sicht klingt der Soul und Funk der Achtziger Jahre durchaus mal etwas plastisch, sogar dürftig, eben wie eine leere Keksdose. Dass das aber auch eine durchaus liebevolle und gerade retrospektiv sehr charmante Sache sein kann, belegt das 1985er “Lisa Lisa And Cult Jam with Full Force“-Album der Latino/Soul/Funk/Pop-Formation Lisa Lisa And Cult Jam, die mit diesem Album und dem Megahit “I Wonder If I Take You Home“ ihren wohl größten Erfolg überhaupt feierten. Produziert wurde das Werk von eben jenem im Titel erwähnten Produzententeam Full Force, dass damals Marktbeherrschend eine sehr eigene Handschrift trug, die bis heute von seinen dicken, zähen Beats lebt. Der Opener der vierten Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne kommt als Teil der Remasters-Reihe und beinhaltet neben fünf Bonus-Tracks, darunter der legendäre “Shep Pettibone Remix“ von “I Wonder If I Take You Home”, auch mit ausführlichen Liner Notes zu Lisa Lisa And Cult Jam und zum Album von Quentin Harrison.

 

Ganz ähnlich ist es mit dem typischen Sound von Yarbrough & Peoples, deren “Be A Winner“-Album aus dem Jahre 1984 heute ebenfalls als sehr charmantes Stück reinem Street Sounds-Soul, Disco-Boogie wenn man denn so will, durchgeht, und besonders mit dem großen Hit “Don’t Waste Your Time“ noch heute gerade Freunden von gemäßigten Funk große Freude bereitet.

 

Die liebevoll aufbereitete Neuauflage des kleinen, aber feinen Funk-Album-Klassikers, der seinerzeit auf Total Experience Records erschien, präsentiert gleich sechs Bonus Tracks sowie ein dickes Booklet mit der üblichen Fülle an allem Wichtigen und weniger Wichtigen in Sachen Yarbough & Peoples.

 

 

Surface gehörten freilich zu den erfolgreichsten Soul-Projekten der Achtziger Jahre überhaupt. Besonders ihr gleichnamiges Debütalbum “Surface“ aus dem Jahre 1986 macht in seinem unerreicht gelungenen Konzept zwischen Slow Jam und Midtempo, konzeptioniert, komponiert, arrangiert und produziert von SurfaceDavid “Pic“ Conley, David Townsend und Bernard Jackson – selbst bis heute eine mehr als gute Figur und gilt als eine kleine, aber sehr wichtige Säule für die Entwicklung des Soul der Ära überhaupt. Zusammen mit dem zweiten Surface-Album “2nd Wave“ aus dem Jahre 1988, dass noch einmal mehr Wert auf jene Slow Jams legte, dem aber etwas mehr Biss durchaus gut gestanden hätte, erfährt das Meisterwerk nun seine verdiente Neubelebung.

 

Das Doppelpack, auf eine einzige CD gebannt, überzeugt neben den insgesamt 18 Originaltracks auf ganzer Breite und macht das Fehlen von Bonus-Tracks durch den sehr ausführlichen Klappentext von Malcolm Dome wieder wett. Definitiv ein erstes Highlight der heutigen Folge mit Neuauflagen aus dem Hause Cherry Red Records.

 

Mtume, benannt nach ihrem Gründer und hauptsächlichen Mitglied James Mtume, war eine heute legendäre Soul- und Funk-Formation der späten Siebziger- und frühen Achtziger Jahre, die sich wagte, über den eigenen Tellerrand aus Funk und Soul in andere Richtungen zu blicken und sogar zu experimentieren. So gehörten Instrumentale und komplexere Arrangements ebenso zur Mtume-Magie wie kurze Anleihen bei Black Music-Subgenres wie Reggae oder Disco bis zu zeitgenössischem Pop und Rock.

 

 

Legendär wurden Mtume insbesondere durch ihren Megahit “Juicy Fruit“, doch sollte man auch und gerade den beiden früheren Silberlingen dieses Cherry Red Records-Reissue-Doppelpacks ein gutes Ohr schenken. Beide Alben des Doppelpacks, “Kiss This World Goodbye“ aus dem Jahre 1978 und “In Search Of The Rainbow Seekers“ aus dem Jahre 1980 sind bis heute echte Füllhorne an individuellen Black Music-Konstrukten, von denen das “Love Lock“-Instrumental vom “Kiss This World Goodbye“-Album eines der gelungensten und musikalisch inspirierendsten Höhepunkte sein dürfte. Soulmusic.com-Mastermind David Nathan vom zuständigen Label gleichen Namens füllte höchstpersönlich das dazugehörige Booklet mit Inhalt und zeigt, zusammen mit zahlreichen Abbildungen, auf, warum Mtume bis in die Gegenwart eine ganz besonderen Platz am Black Music-Himmel der Ära haben.

 

Odyssey waren in ihren Anfängen stilistisch gar nicht so weit von Mtume entfernt, wie man es meint, obwohl die in der gleichen Ära erfolgreiche Formation oberflächlich natürlich viel deutlicher im Disco-Geschehen mitwirkte.

 

Ihr unvergleichliches 1977er Meisterwerk und Debütalbum “Odyssey“ mit dem weltweiten Riesenhit “Native New Yorker“ zeigt das gerade als Remasters-Edition im Zeichen der Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Reihe mit zwei Bonus Tracks und informativen Liner Notes von Christian John Wikane (SOUL TRAIN-Belesene werden den Namen kennen) einmal mehr nachdrücklich, was ebenso für ihr 1980er “Hang Together“-Album mit dem gleichnamigen, moderat erfolgreichen Singlehit gilt.

 

“Don’t Tell Me, Tell Her“ war neben jenem Titelsong und dem Charthit “Use It Up And Wear It Out“ die große Single-Auskopplung des Erfolgalbums, dass sich dem Zeitgeist entsprechend etwas mehr vom Disco-Thema hin zum gerade wachsenden Disco-Boogie-Ding entwickelte und wie schon Odyssey-Album Nummer 1 als Remasters-Edition mit etlichen Bonus Tracks und Liner Notes von, einmal mehr, Christian John Wikane glänzt. Beide Alben wurden seinerzeit übrigens von Soul-Produzenten-Legende Sandy Linzer produziert…

 

 

Die Funk-Formation Smoked Sugar gilt als eine der unbekannteren Bands des Genres. Die Remasters-Neuauflage ihres selbstbetitelten “Smoked Sugar“-Albums von 1975 zeigt die Soulgetränkte Funk-Philosophie der Sugars in seiner ganzen Blüte: tiefe Vocals und fette, klebrige Funk-Breaks halten das Werk auch 37 Jahre nach seinem Erscheinen auf rigoros unterhaltsamen Niveau.

 

Die Tatsache, dass lediglich ein einziger Bonus-Track das Sahnehäubchen des Silberlings ausmacht (die “Promotional Single Version“ von “My Eyes Search A Lonely Room For You“) wird durch die unüblich üppigen Liner Notes von Rico “Superbizzee“ Washington und einer Menge hochwertigem Fotomaterials wieder mehr als notwendig wett gemacht – sicher eine der besten Veröffentlichungen dieses vierten Cherry Red Records-Reissues-Kolumne.

 

Etwas weniger Funk-orientiert kommen die legendären O’Jays auf dem Remasters-Reissue ihres vermutlichen legendärsten und erfolgreichsten Albums überhaupt, dem 1972er “Back Stabbers“-Set, daher. Obwohl die O’Jays sich bereits 1958 formierten und seit den frühen Sechzigern fleißig Platten aufnahmen, stieg ihr Zenith auf internationalem Level erst mit diesem Album, dass das legendäre “Love Train“ enthält, ins Unsterbliche.

 

“A Tom Moulton Mix“ von “Love Train“ und die “Single Version“ von “992 Arguments“ und die vermutlich ausführlichsten Liner Notes dieser Kolumne von Christian John Wikane mit einer Fülle an Abbildungen und ein Sound auf der Höhe der technischen Möglichkeiten (unter Berücksichtigung des Alters der Masterbänder) machen dieses Remaster-Ding zu einem weiteren Höhepunkt der vierten Folge mit Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues.

 

The Dynamic Superiors schlagen eigentlich in die gleiche stilistische Kerbe wie die O’Jays, wobei hier klar der Charakter einer Soul-Band klassischer Zeichnung vorliegt, auch wenn Bruder Funk immer mal wieder ein Stelldichein hält.

 

Die zwei Expanded Editions ihrer Alben “You Name It“ von 1976 und “Give & Take“ von 1977, beide im Original bei keinem geringeren Label als Motown Records in Detroit erschienen, präsentieren die Dynamic Superiors auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und zeigen exemplarisch auf, was es braucht, eine erfolgreiche Soul-Formation zu sein: Streicher, Stimmen, Atmosphäre und Charisma. Wenn die rein musikalische Umsetzung dann noch so routiniert wie bei den beiden Alben der Dynamic Superiors abläuft, ist der Abend mit Soul der Siebziger vom Feinsten gerettet.

 

Liner Notes von Sharon Davis, Original Coverabbildungen, interessante Fotos sowie eine Handvoll Bonus Tracks veredeln beide Expanded Editions zu zwei ganz großen Soul-Reissues dieses vierten Teils der Cherry Red Records-Reissues-Kolumne.

 

 

Eine der für mich vermutlich schönsten und auch harmonischsten Soul-Kombos aller Zeiten war und ist nach wie vor The Manhattans. Gerald Alston als Frontmann (der SOUL TRAIN berichtete: ...weiter lesen›››) hinterließ mit seiner seidigen, unvergleichlich smoothen Soul-Stimme, dem Soul-Übervater Sam Cooke nicht unähnlich, einen immens wichtigen Fußabdruck am großen Soul-Firmament.

 

Das selbstbenannte 1980er Album “The Manhattans“ ist nicht nur eines der erfolgreichsten Soul-Album klassischster Zeichnung seiner Ära sondern nach vielfältiger Meinung auch eines der Besten – inklusive einem der wohl größten Slow Jam-Soul-Erfolgssingles der Musik-Geschichte: dem, süffisant ausgedrückt, obersülzigen aber immens intensiven und charmanten und unvergessen intensiv gesungenen “Kiss And Say Goodbye“. Zum dahinschmelzen.

 

Zusammen mit dem ebenfalls sehr gelungenen “After Midnight“-Albums aus dem gleichen Jahr präsentiert sich das meisterliche Set als Doppel-CD im Rahmen der Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Reihe. Die zusammen 23 Titel beinhalten neben diversen Bonus-Track und einem ausführlichem Klappentext von Bob Fisher auch ein Interview mit den Manhattans. Gerade für Fans ein absolutes Muss!

 

“Blam“ lautete der schlichte Titel des 1978er Albums der Brothers Johnson und beherbergte unter anderem die Charthits “Ride-O-Rocket“ und “Ain’t We Funkin’ Now“. Wesentlich Funk-orientierter als die Manhattans war es die Philosophie der Brothers Johnson, druckvolle Funk-Breaks und Boogie-Soul mit ausreichend Fluss und Vorwärtsschub zu besprenkeln.

 

Kein geringerer als Brothers Johnson-Mentor und Überproduzent Quincy Jones war hinter den Reglern für das Album verantwortlich und holte entsprechend hochkarätige Album-Gäste- bzw. Musiker mit ins “Blam“-Boot: Schlagzeuger Harvey Mason, Gitarristen Larry Carlton und Steve Khan, Trompeter Jerry Hey, Sängerin Gwen Guthrie, Saxofonist Michael Brecker, Bassist Louis Johnson, Keyboarder David Foster oder Pianist Richard Tee (der SOUL TRAIN berichtete bereits mehrfach über alle genannten) sind nur einige wenige der hochkarätigen Namen, die das Album veredelten.

 

Lewis Dene schrieb die detaillierten Liener Notes zur Neuauflage von “Blam“ und betont die eklektische Sogwirkung, die die Brothers Johnson auf den Soul der Ära überhaupt hatten. Die Wiederveröffentlichung auf Soulmusic.com Records von David Nathan kommt mit der “Single Version“ von “Ride-O-Rocket“ als Bonus Track.

 

 

Bei den O’Jays begegnete er uns bereits schon mal (und in diversen anderen Cherry Red Records-Reissues-Kolumnen sowie unzähligen weiteren Zusammenhängen im SOUL TRAIN zuvor auch): Tom Moulton. “The Tom n’ Jerry/Tom Moulton Sessions“ heißt so der Zusatz zur Neuauflage des 1980er People’s Choice-Albums gleichen Namens, dass Shout! Records im Cherry Red Records/Rough Trade-Verbund mit neuen, liebevollen Details und Bonus Tracks auf den Markt gebracht hat.

 

In den langen, Detailverliebten Liner Notes von Clive Richardson finden sich so auch Hinweise auf Moulton und den Umstand, dass sich die Produktion etwas wegbewegt vom damaligen Disco-Zenit, den eben jener Tom Moulton maßgeblich mit beeinflusst und überhaupt erst möglich gemacht hatte. Ein Prallgefülltes Reissue, dass besonders Sammlern das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen sollte.

 

Das gilt für Schwerenöter und Soul-Ikone Isaac Hayes, der heute mehr denn je schmerzlich vermisst wird, und der während der Siebziger und Achtziger Jahre eine regelrechte Album-Flut auf uns hereinprasseln ließ, ganz Besonders, waren seine Alben doch stets der Quell des so genannten Baby-Makin’-Music, Soul, der in seiner Würze, seiner Schwere und seiner bewussten Behäbigkeit nur den Zweck der musikalischen Untermahlung der nicht immer jugendfreien Zweisamkeit erfüllen sollte.

 

Freilich ist Isaac Hayes’ Schaffen auch das eines erstklassig durchstrukturierten Soul-Musik-Routiniers allererster Güteklasse, der auch und gerade in den Mid- und Uptempos erstaunliche Dinge ans Tageslicht beförderte.

 

Die zwei Remasters-Alben, die derzeit über Cherry Red Records erhältlich sind (“New Horizon“ von 1977 und “Don’t Let Go“ von 1979) zeigen das auf beeindruckende Art und Weise und werden durch die wie üblich detaillierten Liner Notes und diverse Bonus Tracks tatkräftig unterstützt.

 

Eines der hierzulande eher unbekannterten Isaac Hayes-Alben war wohl sein Duett-Longplayer mit der großartigen Dionne Warwick, “A Man And A Woman“ aus dem Jahre 1977, das Highlights aus der heute fast vergessenen, legendären Live-Tournee des “Black Moses“, wie Hayes damals genannt wurde, mit Dionne Warwick, die eigentlich aus einer anderen Ecke des Entertainments kam, beinhaltete. Die Zwei kreirten so eine überraschend funktionale und kongeniale Schnittmenge, die gerade in seiner ungewöhnlichen Live-Konstellation so einiges über beide Superstars verriet.

 

Kein geringerer als David Nathan, Labelchef des zuständigen Labels Soulmusic.com Records höchstpersönlich versorgte die Neuauflage des seltenen Albums mit Liner Notes. Bonus Tracks sucht man hier zwar vergeblich, doch wo das Dutzend Songs so viele Einblicke in die Soul-Magie zwei der ganz großen Black Music-Entertainer der Musikgeschichte gibt, ist jede weitere Beigabe beinahe überflüssig.

 

 

So schnell kann es gehen, sich der Vernetzung der Welt des Soul bewusst zu werden. “Take It Or Leave It“, einer der schönsten und sehnsüchtigsten, Streicher-beseelten Songs des vorab erwähnten “Manhattans“-Albums, ist auch eines der schönsten und gelungensten Songs der nächsten Neuauflage eines Soul-Albums der Siebziger Jahre.

 

“I Keep Coming Back to You“ von Brenda And The Tabulations (Shout! Records via Cherry Red Records/Rough Trade) aus dem Jahre 1976 bedient sich ebenfalls an Soul-Spezialist Clive Richardson, die Liner Notes des herausragend gelungenen Reissues mit Leben zu füllen. Die Musik selbst ist freilich über jeden Zweifel erhaben und benennt auf der Trackliste selbst die Marschrichtung: “Foxy Philly Floorfillers“. Ein echter Segen für Discosoul bzw. Phillysoul, die insgesamt sieben langen, intensiven Tracks des Sets. Die Neuauflage eines schier unendlich schönen und rundum guten Soul-Klassikers – eine Pflichtübung für jeden echten Soul-Fan.

 

Evelyn “Champagne“ King, die das “Champagne“ in ihrem Namen immer mal wieder heraus- oder hinzuaddiert, war in der Hoch-Zeit jenes Discosouls eine der schillerndsten und erfolgreichsten Künstlerinnen überhaupt.

 

Als Kontrast erschienen nun in einer Remasters-Version ihr 1977er “Smooth Talk“-Album mit dem mitreißenden “Shame“ sowie ihr 1983er Longplayer “Face To Face“, der offiziell das Ende der persönlichen Affinität Kings zum klassischen Discosouls bedeutete aber auch das endgültige Aus für den Soul-Substil Discosoul einläutete.

 

 

Beide Wiederveröffentlichungen glänzen mit einer Fülle an Abbildungen und Informationen in Form von liebevoll aufbereiteten Liner Notes, dem Original-Cover-Artwork sowie einer Vielzahl an Bonus-Tracks wie der “12“ M&M Dance Remix“ (John Morales & Sergio Munzibai, der SOUL TRAIN berichtete: ...weiter lesen›››) von “Shake Down“ auf dem “Face To Face“-Album. Mindestens “Smooth Talk“ gilt bis heute als Meilenstein des Discosoul-Hypes, der höchstens noch von Acts wie Melba Moore getoppt werden konnte – und wurde.

 

Denn Melba Moores “Melba“-Album von 1978 ist nur eines einer ganzen Reihe an wegbereitenden Discosoul-Klassikern Moores, die das Genre sozusagen eben durch die beiden Evelyn “Champagne“ King-Alben und insbesondere durch den großen Erfolg von “Melba“ überhaupt erst möglich gemacht hat – lang lebe Discosoul.

 

Produziert vom legendären Discosoul-Produzententeam McFadden & Whitehead (Gene McFadden & John Whitehead) zeigt sofort der Opener des Longplayers, das charismatische und überaus klassiche “You Stepped Into My Life“ (geschrieben übrigens von den Bee Gees), wohin es für Melba Moore in den folgenden Jahren ihrer Kariere gehen sollte – kaum jemand im Discosoul-Business hat so kontinuierlich so viele große Klassiker des Genres herausgebracht wie Melba Moore.

 

Der für die Remasters-Reihe der Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues typische Überfluss an Infos im Booklet sowie drei überzeugende Bonus Tracks, darunter die ”Instrumental Version” von “Pick Me Up, I’ll Dance”, runden die Album-Neuauflage elegant ab.

 

Diese Stimme ist das Maß aller Dinge, denkt man an ihre Musik. Kaum jemand hatte nämlich ein derartig prägnantes Organ wie Esther Phillips, von der nur wenige wissen, dass sie neben ihrem weltweiten Superhit “What A Difference A Day Makes“ eine vielbeschäftigte Soul-Sängerin der Sonderklasse war, die durchaus mehr hervorgebracht hat denn nur die vorab erwähnte vermeintliche One Hit Wonder-Single.

 

Unter dem Banner der Soulmusic-com Classics-Reihe von Soulmusic.com Records gibt es nun mit “Here’s Esther Are You Ready“ (1979) und “Good Black Is Hard To Crack“ (1981) zwei ihrer unbekannteren Alben auf einer CD. Einmal mehr fühle ich mich in meiner vorab verkündeten Meinung bezüglich der phänomenalen Stimme Phillips’ bestätigt: das quiekige Organ mit dem immens hohen Wiedererkennungswert könnte einfach jeglichen Song spielend tragen. Und wenn diese dann noch so hochwertig wie diese Zwei Alben produziert sind, ist die insgesamt 17 Titel lange CD bereits ihr Geld wert.

 

Die ausführlichen Liner Notes, sämtliche Credits zu den Songs sowie die zahlreichen Abbildungen im beiliegenden Booklet sind da schon fast nur willkommenes Beiwerk.

 

 

So gut Cissy Houstons 1970 auf Janus Records erschienener Soul-Klassiker “Presenting Cissy Houston“ auch ist, die Bonus-Tracks sind hier noch mal so richtig das Salz in der Soul-Suppe.

 

Die insgesamt neun besonders durch Cissy Houstons beeindruckend samtenes Organ und durch unwiderstehliche Streicherpassagen geprägten Originaltitel werden durch sage und schreibe zwölf Bonus Tracks veredelt, die Houston auch mal in ein anderes, dem Blues nahe liegendem Licht tauchen.

 

Doch damit nicht genug: Neben jenem Bonustrack-Festival und den Liner Notes von, man ahnt es, David Nathan, ließen es sich der unvergessene Luther Vandross (aus dem Jahre 1995) und Cissy Houstons Tante Dionne Warwick nicht nehmen, die Karriere und das vorliegende Album von Whitney Houstons Mutter zu kommentieren.

 

“Presenting Cissy Houston“ versetzt auch über vier Dekaden später mit Sechziger Jahre-Soul und an der Pforte zu dem, was sich mal zum Siebziger Jahre Discosoul, zu Philly-Soul und anderen wichtigen, oft tanzbaren Strömungen entwickeln sollte, in Staunen und ist fraglos das Highlight des vierten Teils dieser Ehrenwerten SOUL TRAIN-Kolumne mit Neuauflagen, Remasters, Expanded Editions und Reissues aus dem Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Konglomerat.

 

Junie Morrisons in Soul-Kreisen seit vielen Jahren als Geheimtip gehandeltes “Bread Alone“-Album aus dem Jahre 1980 ist auf gleich mehreren Levels ein sehr Außergewöhnliches. Denn neben staksigem, zugleich sehr lebhaftem Funk und gradlinigem Soul liebäugelt Morrison hier mit Jazz und sogar mit folkigen und rockigen Elementen – für damalige Zeiten ein gewagtes Unterfangen, dass aber gerade in seiner Gänze wunderbar funktionierte – und es noch tut!

 

Andy Kellman lieferte die Liner Notes zum herausragend eigenwilligen Album, dass es nun endlich auch auf CD gibt. Ein Soul-Remasters-Album, dass in keinem Soul-Sammler-Plattenschrank, pardon: CD-Schrank, fehlen sollte.

 

Bryan Lorens Album-Wiederauferstehung kommt zwar mit dem Veröffentlichungsjahr 1984 aus einer bereits geänderten Soul- und Funkzeitrechnung und gilt nicht als ganz so selten wie Junie Morrison, besitzt jedoch ebenfalls den Status als kleines, weitestgehend unterschätztes Soul- und Funk-Kleinod, dem nun die lange überfällige Aufmerksamkeit geschenkt wird.

 

Loren, der überwiegend in den Achtziger Jahren als Produzent von durchschlagenden Soul- und Funk-Erfolgsalben- und Singles eine sehr deutliche Handschrift mit hohem Widererkennungswert an den Tag legte, setzte sich mit dem selbstbetitelten Set “Bryan Loren“ ein kleines Denkmal, dass neben der Haupt-Zutat Funk auch flüssigere Soul-Elemente sein Eigen nannte, und besonders durch die Nutzung von damals neuen technischen Möglichkeiten eine eigene Duftmarke bekam.

 

Co-Produzent des seinerzeit auf Philly World Records erschienenen Albums war übrigens kein Geringerer als Nick Martinelli – der SOUL TRAIN berichtete unzählige male.

 

Konkrete Liner Notes von Justin Kantor, die Original-Credits zum Album und immerhin sieben Bonus Tracks, die sich allesamt makellos ins Bild einfügen, vervollständigen die Remasters-Edition.

 

 

Ein ähnliches musikalisches Merkmal wie der damals junge Bryan Loren hatte seinerzeit auch Bernard Wright, der eigentlich ein Pianist war, und dessen vorliegende zwei Longplayer “’Nard“ (1981) und “Funky Beat“ (1983) fälschlicher Weise damals überschnell dem gerade aufkeimenden Breakdance-Hype und dem daraus resultierenden Mikro-Genre Electro (nicht zu verwechseln mit Electronica bzw. elektronischer Musik, wie wir sie heute kennen) zugeordnet wurde (man betrachte das Coverartwork beider Alben), tatsächlich aber sehr funkige, Soulorientierte Jazzfusion-Alben höchster spielerischer Qualität waren.

 

Jazz-Produzenten-Legenden Dave Grusin und Larry Rosen (GRP Records – der SOUL TRAIN berichtete mehrfach) waren bei beiden Alben als Produzenten verantwortlich und achteten penibel auf musikalisch einwandfreies Material, dass nun in Form der “2 Classic Albums On One CD“-Reihe aus dem Cherry Red Records-Archiv auf eine CD (zusammen immerhin 17 Titel, darunter auch das obercoole “Haboglabotribin’“) gebannt wurde. Die Liner Notes stammen übrigens von keinem Geringeren als Expansion Records-Mastermind Ralph Tee (der SOUL TRAIN berichtete auch über ihn immer wieder).

 

Bevor wir zum letzten Künstler der diesmaligen Cherry Red/Rough Trade-Reissue-Kolumne kommen, wenden wir uns kurz “All The Faces“, dem 1974er Album von Buddy Miles zu. Produziert von Johnny Bristol ist es die Stimme Miles’, die hier die richtige Würzung abgibt.

 

Selbstredend kommen auch knackige Funk- und Soul-Breaks und überaus lebendiges Material mit einer frischen, spritzigen, Streicher-orientierten Produktion nicht zu kurz – das Set wirkt auch heute noch sehr kurzweilig.

 

Die Remasters-Edition des zehn Titel langen Füllhorns an Soul-Entertainments punktet neben dem herausragend und auch nach heutigen Maßstäben immens coolen Musik selbst mit einem ausführlichen Klappentext von Justin Cober-Lake sowie einer Masse an Abbildungen, welche die Neuauflage des wunderbaren Albums des eigentlichen Schlagzeugers Buddy Miles zu einer echten Wohltat werden lassen – als sei es das nicht im Original sowieso schon.

 

 

Womit wir schon beim letzten Akt der vierten Cherry Red Records-Reissue-Folge wären. Michael Henderson ist ein Sänger und Bassist, der in Soul, Funk und Blues genauso wie in Jazz zuhause ist, und der sich besonders in den Siebziger und Achtziger Jahren als Session-Bassist bei Miles Davis und immer wider auch als Solo-Künstler mit zahlreichen Alben einen Stammplatz auf dem Black Music-Olymp verdient hat.

 

Zwei Alben aus seiner Zeit bei Buddah Records“In The Night-Time“ aus dem Jahre 1978 sowie “Wide Receiver“ aus dem Jahre 1980 fanden bereits 2010 auf SuperBird Records über das Cherry Red Records-Konglomerat ihre verdiente Neuveröffentlichung.

 

Dass Michael Henderson dabei immer wieder gerne von seinen angestammten Gefilden in Jazz und Blues zu zeitgenössischen Soul- und Funk-Strömungen ausbrach, tut beiden Alben immens gut und lässt sich auch über 30 Jahre nach den Original-Veröffentlichungen  noch richtig rund hören.

 

Knackige Funk-Akkorde und sehr rundlaufende Discosoul-Elemente und Michael Hendersons herrlich individuelle Stimme sind nur zwei der Elemente, die beide Alben zu kleinen, heute eher selten gewordenen Highlights des unvergleichlichen Discosoul-Genres machen.

 

Beide Reissues kommen mit entsprechend detaillierten Liner Notes, die einmal mehr aufzeigen, wie vielfältig und eklektisch und, zumindest in Deutschland, unterschätzt das Muttergenre Soul eigentlich und tatsächlich ist. Ein gelungenes Schlusswort der vierten Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne im SOUL TRAIN, wie ich finde. Oder, wie es Michael Henderson auf dem “In The Night-Time“-Album so schön sagt und singt: “Yours Truly, Indiscreetly“. Wir sehen uns bei Folge 5!

 

© Michael Arens

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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