MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves |
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INTERVIEW / KALETA |
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Kaleta & ZoZo Afrobeat - The Message Aktuelles Album: Kaleta & ZoZo Afrobeat - Country Of Guns (Tramp Records) (Vinyl) |
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Afrobeat ist einer der wenigen Musikstile, die zwar den Roots und den vielen Kulturen Afrikas zugeordnet werden, zugleich aber Gefühlsmäßig dem Soul am Nächsten steht. Leon Ligan-Majek bearbeitet unter dem Künstlernamen Kaleta bereits seit Jahren dieses weite Feld. Der in Benin, Westafrika, geborene und im 15 Kilometer entfernten Nigeria (natürlich in Afrobeat-City Lagos) aufgewachsene Kaleta ist einer der Künstler, die sich dem Afrobeat verschrieben haben, und es nicht lassen können, die Musik mit Message (wohl eines der Genres mit der größten „Message-Dichte“) zu zelebrieren und zu produzieren.
Herausragend ist dabei nicht nur, dass Kaleta mit der ultimativen Afrobeat-Legende Fela Anikulapo Kuti auftrat oder Lauryn Hill bei ihrer letzten Tour begleitete, sondern, dass er auch nach vielen Jahren bei unzähligen Afrobeat-Projekten Federführend aktiv war, und trotzdem erst jetzt mit seiner Band ZoZo Afrobeat sein Debütalbum auf dem Tramp Records-Label veröffentlicht. Wie bei Afrobeat üblich erst einmal nur auf Vinyl.
Und „Country Of Guns“ hat es in sich. Nicht umsonst bedeutet ZoZo „heiß“. Auch der Name und das Coverdesign, die amerikanische Freiheitsstatue mit einem automatischen Schnellfeuergewehr, unterstreicht die Politisierung, die für Afrobeat so typisch ist.
Als wenn das alles nicht genug ist, arbeitet der Wahl-New Yorker gerade an einem Buch über Fela Kuti. Wer könnte besser über den Urvater des Afrobeat und das Aushängeschild der Afrikanischen Musik schlechthin schreiben, als ein musikalischer Wegbegleiter Kutis selbst, zugleich einer der ganz Grossen des Afrobeat selbst.
Der SOUL TRAIN beauftragte Tom B., Kaleta nach der Magie und seiner Definition des Afrobeat zu befragen.
Tom B.: „Erkläre uns bitte mit deinen Worten, was genau Afrobeat ist, und was Afrobeat für dich bedeutet!“
Kaleta: “Das Album und Afrobeat allgemein sind eigentlich Roots-Musik aus meiner Heimat Nigeria. Eine Kombination aus Funk, James Brown-Style, und Highlife aus Westafrika, der besonders in Nigeria, Benin und Ghana sehr beliebt ist. Afrobeat wird oft gesungen in Yoruba, meiner Nigerianischen Heimatsprache. Afrobeat ist eine Kombination aus all diesen Stilen. Die Message, der Beat und das über allem liegende Gefühl ist jedoch Soul. Alles ist sehr Soulful. Afrobeat ist eine Hochzeit. Eine Hochzeit von Amerikanischem Funk, Soul, Jazz und Yoruba-High Life. Das wichtige daran ist die Yoruba-Sprache und die Wurzeln von Yoruba, da hier raus auch die Beats, die Rhythmen, die Melodien, bestimmt werden, und sich daraus der Song als solches ergibt. Afrobeat ist eine Musik des Protests.“
Tom B.: „Also politische Musik?“
Kaleta: „Afrobeat ist sehr politisch, und er ist bewusst in Broken English gesungen, so dass absolut jeder ihn verstehen kann. Auch Menschen, die nie Englisch in der Schule hatten, die vielleicht nie zur Schule gegangen sind. So, wie das in Afrika immer wieder Tatsache ist. Afrobeat ist Musik, die die Menschen aufwecken soll, do dass diese auf die Strasse gehen und sagen „Wow - was geht hier nur ab?!“. Das ist besonders wichtig in politisch kritischen Gebieten, wie eben Afrika. Noch mal: Afrobeat ist eine Musik der Message. Zur gleichen Zeit ist sie sehr tanzbar. Sie beflügelt deine Seele. Da sind wir wieder beim Wort Soul. Wenn Du also tanzt, springst, und die Musik zugleich eine Message hat, dann befindest Du dich im Afrobeat. Es geht auch um Spaß. Das ist meine Definition von Afrobeat.“
Tom B.: „Charakteristisch für Afrobeat ist auch die für das ungeschulte Ohr ungewöhnliche Laufzeit der einzelnen Titel. Auf „Country Of Guns“ finden sich zwar nur vier Titel, aber sie gehen jeder deutlich über zehn Minuten….“
Kaleta: „In Afrika musst Du dich den Menschen gegenüber sehr genau erklären. Und je größer die Message ist, je länger der Erklärungsbedarf. Darum sind beim Afrobeat die Songs immer sehr lang, teilweise sogar über 20 Minuten. Ich verstehe schon, dass wir uns mit dem Album natürlich in der westlichen Hemisphäre der nördlichen Halbkugel befinden, und damit nicht in Afrika. Und in diesen westlichen Ländern ist das ungewöhnlich. In Afrika jedoch wollen die Menschen die Message sehr lange und intensiv hören. Deshalb haben wir uns auch ein wenig in den Bereich des Reggae begeben, da dort der Beat mehr dem Gefühl der Länge der Songs entspricht. Die Message kann jetzt sehr gut gehört werden, die Songs sind nicht zu kurz.“
Tom B.: „Du kommst selbst aus Benin, was bekannt ist für seine kulturelle Nähe zur Trance, die oft gerade durch Musik bewusst erzeugt und herausgefordert wird. Gibt es eine Verbindung zum Afrobeat?“
Kaleta: „Afrobeat hat auch mit Trance zu tun. Zunächst mal muss man dazu wissen, dass Kommunikation in Afrika für eine sehr, sehr lange Zeit durch Beats und Drums funktionierte. Je mehr Drums man hörte, je inhaltsvoller und wichtiger war die Nachricht. Je länger also heute der Beat und das spielen der Drums sind, je mehr steigern sich die Leute in die Musik, und damit in ihre Traditionen und in die Message hinein. Die Musik in Westafrika hat also mit sehr viel Realität, mit einem realen Hintergrund zu tun. Und damit ist Musik einfach Spirituell.“
Tom B.: „Daher auch die Identifikation mit Soul-Musik als Grundgefühl?“
Kaleta: „Richtig. Wenn es keine Musik mehr gibt, gibt es keine Seele mehr. Dann müsste die Spiritualität von woanders her kommen, Und das wäre schade. Musik und Leben arbeiten und funktionieren zusammen. Bis zu den Lyrics. Alles.“
Tom B.: „Das Album heisst „Country Of Guns“. Das Artwork mit der Freiheitsstatue und dem Gewehr in ihrer Hand unterstreicht die Politik hinter der Musik. Was genau steckt dahinter?“
Kaleta: „Der Albumtitel „Country Of Guns“ entstammt meiner Erinnerung. Ich lebe heute in den USA. Als ich vor Jahren zum ersten Mal in den USA ankam und den Fernseher einschaltete, hörte ich als erstes, dass jemand erschossen wurde. Und ich dachte „was ist hier los?“. Am nächsten Tag das gleiche Spiel. Und am nächsten Tag, und so weiter. TV an, wieder jemand erschossen. Also dachte ich mir, dass hier etwas mächtig falsch läuft. Besonders in New York. Kurz danach hielt ich mich in Louisiana auf. Ich macht den Fernseher an, und was war? Jemand wurde erschossen. Also fragte ich mich: „Was ist hier eigentlich los? Ist das ein „Country of Guns“? Ich sah mir an, wie viele Menschen in den USA leben. Ich multiplizierte die Zahl, es waren damals ca. 250 Millionen, mit zehn. Dabei kam dann raus, dass es also 250 Milliarden Schusswaffen in den USA geben muss. Da schrieb ich dann sofort meinen ersten Song. Meine Message daraus ist, dass ich überhaupt nicht mag, was hier, in den USA, abgeht. Menschen werden erschossen. In Schulen, in Poststellen, auf der Strasse, überall werden Menschen erschossen. „Country Of Guns“ ist meine Message an die Menschen der USA.“
Tom B.: „Gerade weil deine Musik eine so starke Message hat, würde ich gerne etwas mehr über die vier Stücke auf dem Album erfahren. Starten wir mit „Get Up“….“
Kaleta: „Bob Marleys „Get Up, Stand Up“ klang für mich schon immer irgendwie nach Afrobeat. Da die Message des Songs „Get up, stand up for your rights“ ist, war das genau passend für mich. Die Zeit ist jetzt. Stand Up! Tu es einfach!“
Tom B.: „“Baba Nla Iya”?”
Kaleta: „“Baba Nia Iya“ handelt vom Leiden der Afrikaner. Wenn Menschen aus Europa oder Nordamerika Menschen suchen, die leiden, sollten sie nach Afrika kommen. Der Titel bedeutet „intensives Leiden“ und soll Leuten in den reichen, westlichen Ländern vor Augen halten, dass es ihnen, verglichen zu Afrikanern, doch eigentlich gar nicht so schlecht geht. Eines der Leiden ist der tägliche Umgang mit Töten. Es gehört in Afrika dazu, dass täglich Menschen sterben, getötet werden. Daher der Titel.“
Tom B.: „“Shake Your Nyansh“…ist ein Nyansh das, was ich vermute?“
Kaleta: „Nyansh ist das Hinterteil der Menschen in Afrika! Also „Beweg deinen Hintern“! Sehr viele der afrikanischen Tanzbewegungen stammen aus dieser speziellen Körperbewegung… mit dem Hintern zu wackeln. Shake your booty. Der Songs ist gleichzeitig dazu gedacht, den Menschen etwas Leichtigkeit zu geben. Ich möchte nicht, dass sie zu viel nachdenken und zu wenig Spaß haben. Ich möchte, dass die Menschen glücklich sind und nicht zu viel Dunkelheit in sich tragen.“
Tom B.: „Wo wir schon beim letzten Track des Albums wären, „Fimile“!“
Kaleta: „“Fimile“ ist Yoruba und heißt „Lass mich alleine!“. Gehe, und lass die Menschen Leben. Aber: Du kannst nicht einfach gehen und die Menschen leiden lassen. Wohin sollen die Menschen gehen? Es muss Gesetze, Autorität, einen Staat geben, damit die Menschen wissen, wohin sie sich wenden können. Mein Vater wollte, dass ich Doktor werde. Ich möchte Menschen aber nichts injizieren. Dann sollte ich ein Anwalt sein, aber ich will kein Lügner sein (im Englischen ein schönes Wortspiel: „Lawyer-Liar“, Anmerkung der Redaktion). Ich will einfach sein, wer ich bin. Ich bin Kaleta, der Afrobeat-Musiker. Ich bin, wer ich bin.“
© Tom B.
Passend zum Afrobeat-Thema gibt es eine Besprechung des erstklassigen, aktuellen Doppel-CD-Albums „Nigeria Special: Modern Highlife, Afro-Sounds and Nigerian Blues 1970-1976“ (Soundway Records/Groove Attack) sowie das große Interview mit dem Französisch-Nigerianischen Star des „Nigerian Soul“, Asa. Ein weiterer faszinierender Baustein für die Entwicklung des Afrobeat wird in unserer ausführlichen CD-Besprechung aus der Januar-Ausgabe des SOUL TRAIN geliefert: „Drums Of Cuba-Afro-Cuban Music From The Roots-Grupa Oba-Ilú“ (Soul Jazz Records/Indigo), ein fast dokumentarisches Album über den Zusammenhang zwischen Drums mit afrikanischen Ursprüngen und neuzeitlicher Black Music. Die Redaktion
Hier gibt’s die links: „Nigeria Special“-CD-Besprechung: ...weiter lesen››› „Drums Of Cuba-Afro-Cuban Music”-CD-Besprechung: ...weiter lesen››› „Asa”-Interview: ...weiter lesen›››
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Leon Ligan-Majek a.k.a. Kaleta
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Kaleta & ZoZo Afrobeat - Country Of Guns (Tramp Records) |
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Leon Ligan-Majek a.k.a. Kaleta
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Kaleta & ZoZo Afrobeat - Country Of Guns (Tramp Records)
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