MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves |
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KOLUMNE / COLUMN |
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Cherry Red Records/Rough Trade Remastered, Reissued & Expanded - Soul-, Funk- & Jazz-Klassiker neu aufgelegt!
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Cherry Red Records/Rough Trade Remastered, Reissued & Expanded - Soul-, Funk- & Jazz-Klassiker neu aufgelegt!
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Cherry Red Records/Rough Trade Remastered, Reissued & Expanded - Soul-, Funk- & Jazz-Klassiker neu aufgelegt!
Der SOUL TRAIN wird nicht Müde, darüber zu berichten: Soul, Funk und Jazz brachten immer schon unzählige Stilblüten, Klassiker und obskure Trittbrettfahrer in Form von Künstlern und Alben hervor, welche bis heute die Klangfarbe des Genres bunter machen, nachhaltig verändern und schließlich ausmachen.
Das britische Cherry Red Records-Label und der deutsche Rough Trade-Vertrieb bringen seit geraumer Zeit regelmäßig große, kleine und bemerkenswerte Klassiker des weit verzweigten Soul-, Funk- und Jazz-Genres der Siebziger, Achtziger und Neunziger Jahre auf CD heraus.
Diese erscheinen wahlweise als Reissue, als Album-Doppelpack (2 Original-Alben auf einer CD), als Remastered Original-Album oder als Expanded Edition mit einer Menge faszinierendem Zusatzmaterial wie Bonus Tracks jeglicher Couleur, Liner Notes von versierten Kennern des Soul-Genres, Fotostrecken, Coverabbildungen und allerlei weiteren interessanten Zusatzfeatures.
Der SOUL TRAIN nimmt sich im Rahmen dieser Kolumne regelmäßig diesen Klassikern in neuem, teils edlem Gewand an und wird ausführlich über alle Aspekte der Veröffentlichungen wie die Musik, den bzw. die Künstler, den Sound, die Hintergründe, die Philosophie und nicht zuletzt das Produkt als Ganzes berichten.
Die SOUL TRAIN-Redaktion wünscht viel Spaß beim Lesen und Studieren sowie, last but not least, beim Hören!
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Hier geht's zu den ersten Folgen von Cherry Red Records/Rough Trade - Remastered, Reissued & Expanded - Soul-, Funk- & Jazz-Klassiker neu aufgelegt!
Folge 1:
Folge 2:
Folge 3:
Folge 4:
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5. FOLGE: Tavares, Teena, Tata & Wah Wah
David Grant dürfte aufmerksamen SOUL TRAIN-Lesern noch als der eine Teil des Early 80’s British Jazzfunk-Duos Linx ein Begriff sein – wir berichteten im Zuge der ersten Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne im SOUL TRAIN bereits über die beiden klassischen Linx-Alben “Intuition“ und “Go Ahead“.
1983 veröffentlichte David Grant ein Solo-Album, das ebenfalls einen wichtigen Platz in der Geschichte der britischen Jazzfunk- und Soul-Szene einnimmt. Auf “David Grant“, wie er es damals schlicht nannte, fanden sich Hits wie “Stop And Go“ oder “Watching You, Watching Me“ ebenso wie feiste, kleine Jazzfunk-Perlen mit Soul-Attitüde, die – immerhin wollte David Grant ja auch kommerziell weiterkommen – dem Chartpop deutlich näher standen, als das mit Linx noch der Fall war.
Die Remasters Edition des Longplayers kommt mit sagenhaften neun Bonus Tracks, ausführlichen Liner Notes von Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Stammautor Christian John Wikane sowie last but not least mit einer unglaublichen Fülle an Fotos und Coverabbildungen sowie allen nennenswerten Details zum auch heute noch charmanten Album, dass die Gratwanderung zwischen Jazzfunk, Soul und Pop-Attitüde auch annähernd 30 Jahre nach dem Original-Erscheinungsdatum nachdrücklich hinbekommt.
Ähnlich
verhält es sich auch mit dem ersten Studioalbum von Light Of The World,
die sich später zu Beggar & Co. (der SOUL TRAIN berichtete
bereits mehrfach – das neue Beggar & Co.-Album “Sleeping Giants“
ist das “Album des Monats“ im aktuellen SOUL TRAIN:
Die Remasters-Edition von “Light Of The World“ der Band mit gleichem Namen, die ihre Bezeichnung übrigens dem 1974er Kool & The Gang-Album “Light Of Worlds“ entnommen hat, beinhaltet neben dem Original-Set sechs lohnenswerte Bonus-Tracks, darunter der “Remix“ einer ihrer wohl größten Hits, “Swingin’“.
Ein detaillierter Klappentext von Rico “Superbizzee“ Washington sowie entsprechende Coverabbildungen veredeln die Neuauflage eines der klassischsten Britsoul-Alben und Ikone des Early 80’s British Jazzfunk zu einem der vermutlich besten Alben der britischen Black Music-Geschichte überhaupt.
Das Reissue des 1990er Jeffrey Obsorne-Longplayers “Only Human“ lebt einmal mehr von der unvergleichlichen Stimme des Herrn Osborne, der in den Siebziger- und frühen Achtziger Jahren in der Soul-Formation LTD erste Erfahrungen in Sachen Soul sammeln konnte.
Die Soulmusic.com Records Classics-Neuauflage des Sets vereint neben dem moderaten Charthit “If My Brother’s In Trouble“ gleich fünf Bonus Tracks, welche die elf Original-Titel des Albums wunderbar ergänzen. Kevin L. Goins alias The Soul Ninja war für das Verfassen der kompakten Liner Notes zuständig.
Diverse Abbildungen sowie umfangreiche Infos und Credits zu dem insgesamt 16 Songs langen Album und eine technisch einwandfreie Wiederbelebung machen die Neuauflage von “Only Human“ erst so richtig rund.
Richtig rund läuft es auch für die Remasters-Edition von einem der klassischsten Soul-Alben der Achtziger Jahre überhaupt, das 1984er “Don’t Look Any Further“ von Ex-Temptations Mitglied Dennis Edwards mit dem Soul-Megahit gleichen Namens, der keine Geringere als Soul-Chanteuse Siedah Garrett in den Backing Vocals präsentierte.
Der Song steht bis heute als eine Art ikonisch verehrte Galionsfigur des Soul der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts überhaupt und wurde bereits unzählige Male von allem, was im weit verzweigten Soul-Genre Rang, Namen oder Einfluss hat, gecovert.
Vom Original gibt es dann auch gleich drei weitere Versionen in den insgesamt vier Bonus-Tracks von “Don’t Look Any Further“.
Shelley North zeigt uns in ihren Liner Notes noch mal den Weg von Dennis Edwards auf und addiert so lohnenswerte Extras zu den anderen Boni wie Fotos, Coverabbildungen und der Vielzahl an Infos zum Original-Album.
“Winners“ ist sicher nicht das Beste noch das erfolgreichste Album der Brothers Johnson, das die beiden 1981 auf den Weg brachten. Das Ding konnte nicht mit Brothers Johnson-Hymnen wie “Stomp!“ oder “Strawberry Letter 23“ aufwarten, hatte aber mit “The Real Thing“ einen durchaus erwähnenswerten und produktionstechnisch, wie bei den Brothers Johnson üblich, absolut erfolgreichen und bis in die Gegenwart hörenswerten Hit im Boot.
Das Line-Up des Original-Albums liest sich heute wie eine Traumauswahl aus allem, was in der Ära in den USA in Sachen Soul Rang und Namen hatte: Louis und George Johnson konnten unter anderem Pianist David Paich, Sängerin Lalomie Washburn, Keyboarder Jeff Lorber (der SOUL TRAIN berichtete wiederholt), Percussionist Paulinho Da Costa, Keyboarder Steve Porcaro oder Jerry Hey, der einmal mehr für das Arrangement der Bläser verantwortlich war, verpflichten.
Christian John Wikane schrieb die Liner Notes zur herausragenden Neuauflage des kleinen, feinen Album-Klassikers und ergänzt Fotostrecken und Infos im Booklet so auf das Machbarste.
GQ war eine Soul-Formation, die sich in den Siebziger Jahren dem hoch kochenden Discosoul verschrieben hatte (der SOUL TRAIN berichtete). “Disco Nights“ hieß einer ihrer erfolgreichsten Longplayer, der bereits 1978 das Licht der Erde erblickte und insbesondere mit dem Titeltrack als Megahit bis heute Gänsehaut erzeugen kann.
Steven E. Flemming Jr. klärt uns im Klappentext über die Hintergründe von GQ auf; die für Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues übliche Fülle an Abbildungen und Informationen tun ihr übriges, gemeinsam mit den immerhin sieben Bonus Tracks das Album einmal mehr aufleben zu lassen.
The Dells ist eine der altgedientesten und langlebigsten Soul-Formationen überhaupt. Gegründet 1952 und mit immer mal wieder wechselndem Personal bestückt gelang es ihnen, in jeder Dekade ihres Schaffens bleibende Spuren auf dem hart umkämpften Soul-Markt zu hinterlassen, auch, wenn ihnen die massive internationale Anerkennung und Welterfolge wie die der Temptations, der Four Tops oder der Stylistics (der SOUL TRAIN berichtete) weitestgehend eher vergolten blieben.
Soulmusic.com Records von Soul-Spezialist David Nathan bringt bzw. brachte nun zwei klassische Dells-Alben der Siebziger Jahre als Reissues neu auf den Markt: Das 1977er “Love Connection“-Album sowie das “They Said It Couldn’t Be Done, But We Did It!“-Set aus dem gleichen Jahr beschreiben beispielhaft die erfolgreichste Ära der Dells – die Siebziger Jahre – und zeigen Anhand der schieren Masse an Infos und Abbildungen in den Booklets sowie last but not least den Liner Notes und den entsprechenden Bonus Tracks, dass The Dells gerade in jenen goldenen Siebziger Jahren ganz oben in der Welt der männlichen Soul-Formationen mitspielte.
Ein Attribut, dass noch viel mehr auf die noch erfolgreicheren Tavares zutrifft, denen ebenfalls auf Album-Neuauflagen aus dem Hause Soulmusic.com Records ein Denkmal gesetzt wird.
“In The City“ aus dem Jahre 1975, “Sky-High!“ aus dem Folgejahr 1976 sowie das 1980er “Love Uprising” beinhalten neben dem ultimativen Tavares-Hit “Heaven Must Be Missing An Angel“ vom “Sky-High!“-Set auch den zweiten Megahit der Tavares, das unvergleichliche “It Only Takes A Minute“ vom “In The City“-Longplayer.
Liner Notes von Soulmusic.com Records-Gründer- und Mastermind David Nathan und Kevin L. Goins alias The Soul Ninja vervollständigen die sensibel ausgewählte Masse an Abbildungen und Infos zum herausragenden Material der Tavares.
1982 erschien “New Directions“ der Tavares, das zwar nicht mehr an die oben genannten Megaerfolge der Band anschließen konnte, aber moderate Hits wie “Got To Find My Way Back To You“ mit sich führte. Hayden Jones schlüsselt die Tavares-Historie ausführlich im Klappentext auf und unterstützt so gemeinsam mit den üblichen Abbildungen und vier Bonus-Tracks den überaus gesunden Gesamteindruck der Remasters-Edition der diesmaligen, fünften Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne im SOUL TRAIN.
Drei Jahre später entschied sich einer der profiliertesten Studio- und Sessionmusiker der Nordamerikanischen Soul-Szene, Keyboarder Greg Phillinganes dazu, nach seinem 1981er “Significant Gains“-Soloprojekt ein zweites Solo-Album auf den Markt zu bringen.
Sein 1985er “Pulse“-Longplayer lebt, da spricht das Cover bereits Bände, vom sich damals auf den Zenith befindlichen Keyboard-Wahn und verbastelt so unverblümt charmante Keyboard-Sounds, die heute allenfalls als retrospektive Soundphase angesehen werden kann, was freilich nichts über die rein spielerischen Attribute von Greg Phillinganes’ Album aussagt.
Denn das Album wurde durchweg routiniert eingespielt und wurde seinerzeit von Pointer Sisters-Hausproduzent Richard Perry makellos produziert.
Sechs Bonus Tracks sowie ausführliche Liner Notes und zahlreiche Abbildungen lassen auch diese Remasters-Edition aus dem Hause Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade zu einer ganz besonderen Veröffentlichung werden.
Ähnlich verspielt, mit Keyboard-Sounds der Achtziger Jahre und Dingen wie Vocoder und übertrieben hektischen Funk-Breaks experimentierend präsentierte sich auch Soul-Überproduzent André Cymone auf seiner kleinen Reihe an Achtziger Jahre-Soloalben, die nun als Remasters-Editionen das erneute Licht der Öffentlichkeit erblicken.
“André Cymone“ (1982), “Survivin’ In The 80’s“ (1983) und “A.C.” (1985) zeigen den leidenschaftlichen Umgang Cymones, der insbesondere in den Achtzigern und Neunzigern als Produzent von Soul-Megacts wie Jody Watley sein mehr als verdientes Auskommen hatte, mit dem Genre und sein Verständnis für neue Wege durch Synthesizer und die damals gerade aufkeimende digitale Technik.
Allerdings überspannt er den Bogen auch schon mal, was noch heute, 30 Jahre danach, einen extrem charmanten, plastischen Unterton bekommt, der in seiner Unschuldigkeit, anders, als uns André Cymone etwa als Science Fiction-Bösewicht auf dem Cover von “Survivin`In The 80’s“ weismachen will, überzeugt und vor allen Dingen richtig unterhalten kann.
Die Remasters Editionen kommen mit einer Fülle an Bonus Tracks, den gerade hier besonders faszinierenden Liner Notes sowie der fast als selbstverständlich hingenommenen Menge an Abbildungen und Infos in den jeweiligen Booklets.
Tom Browns “Funkin’ For Jamaica“ ist bis heute ein Segen und Fluch gleichermaßen für den Trompeter, der sich schon früh in seiner Karriere dazu entschlossen hat, nicht in die Jazz-Ecke zu spielen, sondern klar Soul, Funk und Groove zu seinem Instrument zu machen und zu seinem Stil hinzuzuaddieren.
Wenn es auch ohne jenen Smashhit auskommen muss - “Magic“ dürfte fraglos eines seiner besten Alben sein, dass gerade mit den Superhits “Thighs High (Grip Your Hips And Move)“ sowie dem Titeltrack “Magic“ absolut begeistert und noch heute als Paradebeispiel für den so genannten Boogie ist, den wir im SOUL TRAIN seit je her regelrecht verehren.
Dass von Dave Grusin und Larry Rosen (GRP Records) produzierte Werk wirkt auch über 30 Jahre nach seinem Original-Erscheinungsdatum 1981 noch frisch und knackig und sollte gerade Fans von coolem Boogie in Verzückung bringen.
Drei Bonus Tracks, darunter die “UK 12“ Version“ von “Magic“, sowie ein informativer Klappentext von Will Layman, diverse Abbildungen sowie detaillierte Infos zu den Tracks und Discografische Anmerkungen machen aus “Magic“ eines der definitiven Highlights der heutigen, fünften Ausgabe der Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne.
Melvin “Wah Wah“ Watson veröffentlichte 1977 sein einziges Solo-Album mit dem schlichten Titel “Elementary“. Der Gitarrist und gefragte Sessionmusiker schaffte damals den Spagat zwischen dem Anspruch zu pendeln, der zeitgenössischer Jazz, Blues-Gefühl und der Trend der damaligen Zeit – Discosoul – mit sich brachte.
Der Longplayer strahlt auch heute noch vor Spielfreude und immer wieder vor ungewöhnlichen Einfällen, die überaus charmant umgesetzt wurden. Steven E. Flemming Jr. erläutert das Album-Phänomen sowie das Schaffen Wah Wah Watsons ausführlich in den Liner Notes der Remasters Edition des relativ unbekannten Album-Klassikers, der ein viertel Jahrhundert nach seiner Original-Veröffentlichung nichts an seiner Einzigartigkeit eingebüsst hat.
Wie immer bei den Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues wird das Ding mit Abbildungen und einer Fülle an Infos sowie zwei Bonus Tracks veredelt.
Der Salsoul-Sound stand in den Siebziger Jahren Seite an Seite mit dem Disco-Sound der Ära und addierte eine leichte, aber immer wieder spürbare Affinität zu Perkussion und gefühlten lateinamerikanischen Einflüssen, was den Salsoul-Sound überaus charmant und immens erfolgreich werden ließ und ihn von “konkurrierenden“ Sounds wie etwa dem des klassischen Philly Soul klar unterschied.
Paradebeispiele dafür waren First Choice sowie Double Exposure, zwei Formationen, denen nun mit einer Remasters-Neuauflage zweier klassischer Salsoul-Alben, “Ten Percent“ (Double Exposure – 1976) und “Delusions“ (First Choice - 1977) ein kleines Denkmal gesetzt wird.
Beide Produktionen kommen mit großen Hits, wovon Double Exposures Titeltrack “Ten Percent“ und First Choices “Doctor Love“ und “Let No Man Put Asunder“ zugleich einige der ganz großen Salsoul-Hymnen der Ära sein dürften.
“Delusions“ von First Choice als auch “Ten Percent“ von Double Exposure kommen gleich mit jeweils sechs Bonus Tracks, was gemeinsam mit den ausführlichen, liebevoll aufgeschlüsselten Liner Notes und der Fülle an Infos zwei unverzichtbare Veröffentlichungen machen, die besonders Fans des Salsoul-Sounds aber auch der Discosoul-Ära als solches faszinieren dürfte.
Mit einem Labelbezogenen Sound geht es auch gleich weiter: Das Total Experience Records-Label stand in den Achtziger Jahren für einen speziellen Sound unter dem Deckmantel des auslaufenden Discosoul, einer, der mit Funk besprenkelt war und eben sehr nachhaltig den Sound der Ära mitbestimmte.
Yarbrough & Peoples oder die GAP Band (der SOUL TRAIN berichtete) waren beispielsweise zwei der Formationen, die jenen Sound mitkreierten und schließlich davon profitierten.
Im Fahrwasser dieser Entwicklung gaben sich zwei weitere Bandprojekte des Total Experience Records-Konglomerats die Klinke in die Hand: Switch, die 1984 ihr “Am I Still Your Boyfriend?“-Album veröffentlichten sowie die hierzulande unbekannteren Prime Time, die ihr “Flying High“-Set im gleichen Jahr in die Plattenläden (da gab es solche noch an jeder Ecke… lang ist’s her…) brachten.
Während Prime Time deutlich verspielter und mit Synthi-Basteleien jeglicher Schattierung arbeitete, achteten Switch auf ausgewogenere Soul- und Funk-Kost, die immer mal wieder auch in die Beine gehen durfte.
Konzeptionell überzeugten beide Alben und erfahren nun als Remasters Editionen ihre verdiente Respektsbekundung.
Switch wartet mit vier Bonus Tracks und Liner Notes von – einmal mehr – Christian John Wikane – auf, während Prime Time sogar gleich sechs Bonus-Titel aufzuweisen hat, von denen die Instrumental Versionen ihrer Hits “Give It To The Beat“, “I Owe It To Myself“ und ganz besonders “Love Talk“, dass ein waschechtes Electro-Brett ist, die lohnenswertesten Stücke sind. Zwei kleine, eher unbekannte Meilensteine des Soul- und Funk-Wahnsinns der frühen Achtziger Jahre mit Total Experience Records-Klangzeichnung, die noch heute durch ihre charmanten Sounds überzeugen und begeistern.
Mystic Merlin bliesen etwa zur gleichen Zeit ins gleiche Discosoul- mit Funkverständnis-Horn, wobei sich alleine an ihren beiden nun als Remasters Edition erhältlichen klassischen Alben “Mystic Merlin“ 1980 und “Sixty Thrills A Minute“ 1981 eine deutliche Entwicklung ablesen, Verzeihung, abhören lässt.
Denn der Sound von Mystic Merlin wurde mit “Sixty Thrills A Minute“ deutlich gefasster und konzeptionell aufgeräumter und bewegte sich mit etwas weniger Verspieltheit in Richtung des gerade richtig im Aufblühen befindlichen Discosoul.
Beide Remasters Editionen der Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissue-Reihe begeistern dem Gusto der Serie entsprechend mit diversen Bonus Tracks sowie der gewohnt routiniert umgesetzten Masse an Infos und Abbildungen in den mehr als üppigen Booklets, welche die Geschichte und die Hintergründe der leider viel zu kurzlebigen Mystic Merlin-Formation aufzuschlüsseln wissen.
Nicht nur im Bandnamen hatten sich Instant Funk mehr der groben Körnung des Funk ausgesetzt. Ihr Sound war allgemein dunkler und griffiger als der vieler oben genannter, teils konkurrierender Projekte der gleichen Ära.
Ihr 1979er Debütalbum “Instant Funk“, dass seinerzeit von Soul-Produzenten-Legende Bunny Sigler (der SOUL TRAIN berichtete) produziert wurde, überzeugt noch heute in seiner dreckigen, erdigen Anmutung und seiner kraftvollen Verwendung von Funk-Attitüde und coolen Breaks, die Instant Funk während ihrer gesamten Karriere auszeichnete.
Fraglos zählt “Instant Funk“ heute zu den ganz großen Klassikern des Discosoul-Genres, dürfte aber, und das überrascht, weniger zu den klassischen Klangfarben des damaligen Labels Salsoul Records beigetragen haben, fiel der Musikmix in Wechselwirkung mit knietiefen Funk-Licks im Vergleich zu Acts wie den erwähnten Double Exposure oder First Choice doch deutlich anders aus.
Der Klappentext von J. Matthew Cobb zeichnet diese Entwicklung noch einmal nach und unterstützt so den sehr hochwertigen Gesamteindruck der Remasters Edition des Album-Klassikers, der gleich mit fünf Bonus-Tracks, darunter diverse Versionen des wohl größten und legendärsten Instant Funk-Klassikers “I Got My Mind Made Up (You Can Get It Girl)“, einer der wohl am meisten gesampelten Songs der (schwarzen) Musikgeschichte überhaupt, nachhaltig überzeugen kann. Fraglos eines der weiteren Highlights dieser fünften Folge mit Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues.
“Open Sesame“ ist einer der erfolgreichsten Songs der ersten großen Phase von Kool & The Gang, bevor die zweite Kool-Ära, die erst Jahre später mit James “J.T.“ Taylor begann und die größten kommerziellen Erfolge für Kool & The Gang brachte, aber zumindest auf künstlerischer Ebene größere Abstriche in Richtung Pop-Affinität machte, überhaupt einsetzen konnte.
Das dazu passende Album gleichen Namens - “Open Sesame“ – von 1976 offeriert als Neuveröffentlichung im Remasters-Gewand drei Bonus Tracks ihres großen Hits “Open Sesame“ - Shelley Nicoles ausführliche Geschichte zu Kool & The Gang und dem Album sowie eine Fülle an Fotos und Coverabbildungen im Booklet belegen die Geschichte von Kool & The Gang auf das Nachdrücklichste.
Einen ganz eigenen Sound hatten KC And The Sunshine Band aus Florida, die fraglos mit “That’s The Way (I Like It)“ vom Album-Klassiker mit dem schlichten Namen “KC And The Sunshine Band“ aus dem Jahre 1976 einen Soul- und Disco-Meilenstein für die Ewigkeit präsentierten, mit dem die Band sich den Rest ihrer Karriere identifizieren lassen musste.
Ihr Sound, geprägt von klassischen Mid-Seventies-Discofever, Soulband-Volumen, Funk-Attitüde sowie der nachhaltigen, ungewöhnlichen Stimme von Frontmann und gemeinsam mit Richard Finch Mastermind hinter KC And The Sunshine Band, Harry “KC“ Wayne Casey, war und ist ein bis heute einzigartiger, der zugleich immensen kommerziellen Erfolg mit sich brachte.
Die Remasters Edition des Disco-Album-Klassikers kommt mit drei Bonus Tracks sowie einem Klappentext von J. Matthew Cobb, der sehr detailliert auf die Band-Historie eingeht und durch Fotos und Coverabbildungen im umfangreichen Booklet nachhaltig unterstützt wird.
The Staple Singers waren allenfalls zu ihren Anfängen in den Fünfziger und Sechziger Jahren eine Formation, die mit Gospel identifiziert wurde. Mit den Jahren entwickelte sich aus dem Familienunternehmen ein freilaufendes Projekt, dass in Richtung Soul, Funk oder Jazz bis zu Pop gleichermaßen die musikalische Marschrichtung immer wieder änderte und sich zugleich immer wieder neu erfand.
David Nathans Soulmusic.com Records-Label veröffentlicht nun zwei Staple Singers-Sets aus den Achtziger Jahren als Expanded Edition.
“Turning Point“ von 1984 und “The Staple Singers“ von 1985 sind unter Puristen sicher nicht die besten Beispiele für das stimmliche Können der Staple Singers, spiegeln aber sehr Beispielhaft den Sound der Ära wieder und zeigen, dass auch lange Zeit vermeintlich eingefahrene Musikstrukturen noch in der Lage sind, über den eigenen Tellerrand zu blicken und mit dem Rad der Zeit zu laufen, ohne sich zugleich zu verraten.
The Staple Singers gelingt dieser Spagat – nachzuhören auf den üppig ausgestatteten Expanded Editions der zwei Alben, die neben den üblichen detaillierten Liner Notes, Abbildungen und Informationen auch diverse Bonus Tracks mit sich bringen, die allesamt ihr Geld Wert sind.
Die gerade für die Entwicklung des Soul-Genres so wichtige Teena Marie (der SOUL TRAIN berichtete immer wieder) verstarb plötzlich und unerwartet im Dezember 2010 und hinterließ eine nicht zu füllende Lücke im komplexen Geflecht des Soul und dessen Subströmungen Funk und sogar Jazz.
Zwei ihrer nachhaltigsten Alben aus den Achtziger Jahren, “Starchild“ (1984) und “Emerald City“ (1986), werden nun ebenfalls durch das Soulmusic.com Records-Label als Expanded Edition neu aufgelegt und zeigen einmal mehr, warum Teena Marie eine der ganz großen, einflussreichen Persönlichkeiten des Soul im Allgemeinen und des Blue Eyed Soul im Speziellen war: Keine Zweite hatte diese nachhaltige, stimmliche Visitenkarte wie Teena Marie!
Jeweils fünf Bonus Tracks und detaillierte Liner Notes über Lady T, wie Teena Marie liebevoll genannt wurde, sind weitere Highlights der Neuauflagen der zwei Album-Klassiker, die sicher noch weitere Reissues großer Teena Marie-Alben hinter sich ziehen.
Von ihrer Stimme lebte auch die bereits 1984 verstorbene Esther Phillips (der SOUL TRAIN berichtete bereits mehrfach), deren Musik stets eine Gratwanderung zwischen klassischem Soul, Blues, Jazz, Gospel und dem jeweiligen Pop-Verständnis der Zeit war.
So passt auch das Doppelpack der “Two Original Classic Soul Albums On One CD“-Reihe aus dem Hause Soulmusic.com Records ins Bild der Frau Phillips, die auf “You’ve Come A Long Way, Baby” (1977) und “All About Esther Phillips” (1978) noch einmal zeigt, warum ihre Stimme zu einer der Außergewöhnlichsten des Soul-Genres gehörte. Die Musik selbst rückt dabei fast gänzlich in den Hintergrund und bleibt auch ein viertel Jahrhundert nach der Original-Veröffentlichung eigentlich nur Beiwerk.
Soulmusic.com Records-Mastermind David Nathan ließ es sich nicht nehmen, die insgesamt 26 Stücke der zwei Esther Phillips-Alben auf einer CD, darunter der bisher unveröffentlichte “Extended Mix“ von “My Prayer“ vom “You’ve Come A Long Way, Baby“-Set selbst mit Liner Notes zu bestücken und packt als Bonus noch eine Vielzahl an Infos und Abbildungen mit ins dicke Booklet.
Ebensowenig konkret einzuordnen war das “Can’t Hide Love“-Album von Jazzsängerin Carmen McRae, das 1976, auf dem ersten großen Höhepunkt der Discowelle, das Licht der Welt erblickte.
Das Set mit seinen zehn Original Tracks zeigt, dass auch eine Jazzstimme die Schnittmenge zwischen Jazz, Soul und Disco hervorragend bebildern kann, ohne irgendwie deplatziert zu wirken.
Als einzigen Bonus Track bietet die Remasters Neuauflage des raren Albums lediglich die “Single Version“ von “One Women Bleed“. Der Klappentext von Stephen SPAZ Schnee und die Unmenge an Infos und Fotos und Coverabbildungen im mitgelieferten Booklet machen das Manko gemeinsam mit Carmen McRaes unvergessener Jazzstimme wieder mehr als wett.
Beenden wir die fünfte Folge der Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne im SOUL TRAIN mit weiteren vier Frauen, die unterschiedlichste Fußspuren im weitläufigen Soul-Firmament hinterlassen haben.
Carmen Rosa Vega, genannt Tata Vega, ist eine heute fast vergessene Soulsängerin, die gerade in den Siebziger Jahren im Zuge der Discowelle große Erfolge feierte. “Full Speed Ahead“ war der Titel eines ihrer erfolgreicheren Alben, das im Veröffentlichungsjahr 1976 den gleichnamigen Discosoulhit “Full Speed Ahead“ mit sich führte.
Die Expanded Edition der Soulmusic.com Classics-Reihe kann mit den üblichen ausführlichen Liner Notes, drei Bonus Tracks und der zu erwartenden, sehr liebevoll zusammengestellten Masse an Infos durchweg überzeugen.
Von den Siebziger Jahren in die Neunziger Jahre. Ein eher seltenes und undefiniertes Album ist das 1991er “I’m On Your Side“ von der heute fast vergessenen Jennifer Holliday, deren Stimme mich auch heute immer wieder an die der unvergessenen Phyllis Hyman (der SOUL TRAIN berichtete) erinnert.
Ebenfalls Teil der Soulmusic.com Classics-Serie war es einmal mehr David Nathan, der die Geschichte Hollidays und die des Albums, dass überwiegend im Midtempo-Bereich angesiedelt ist und nur in den Spitzen das Tempo nach oben oder unten verlässt, detailliert in der Textbeilage aufschlüsselt und die Neuauflage trotz jeglichen Fehlens von Bonus Tracks spielend auf die Haben-Seite verfrachtet.
Ein deutlich größerer Klassiker war das schon das 1979er “Whatcha Gonna Do“-Set von Stephanie Mills, dass sich der Ära entsprechend dem Discosoul mit Haut und Haaren hingab.
Der gleichnamige Superhit “Whatcha Gonna Do With My Lovin’“ gehörte zu einem der größeren Hits der späten Siebziger Soul-Szene und wird hier im Zuge der insgesamt sechs Bonus Tracks mit gleich zwei Alternativ-Versionen präsentiert.
Die Remasters-Neuauflage kommt noch einmal mit allem, was die Serie ausmacht: Neben der erwähnten Fülle an Bonus Tracks veredeln detaillierte Liner Notes von Christian John Wikane, eine Unmenge an Fotos, Abbildungen und Covers und Informationen zum Album die Wiederbelebung des Discosoul-Albumklassikers, der auch heute noch insbesondere durch Stephanie Mills’ einzigartiges, durchdringendes Organ lebt und gedeiht.
Womit wir beim letzten Album der heutigen Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne im SOUL TRAIN – der Fünften immerhin – wären.
Cheryl Lynn ist im SOUL TRAIN alles andere als eine Unbekannte. Ihr Beitrag zur Geschichte des Soul, des Funk aber insbesondere zur Clubtauglichkeit des Soulgenres ist bis heute ein Anerkannter und durchaus Charismatischer.
Ihr 1982er “Instant Love“-Set kann als Remasters Edition und als Absacker der heutigen Reissues-Kolumne noch mal richtig aus dem Vollen Schöpfen und zeigt die Original acht Albumtracks in ihrer ganzen Brillanz im Wirkungsfeld zwischen sensiblen Soul-Balladen, Discosoul-Burnern und kantigen Funk-Breaks und immer wieder der nachhaltigen Stimme Cheryl Lynns.
Highlight: Das Duett mit dem unvergessenen Luther Vandross (der SOUL TRAIN berichtete unzählige male), “If This World Were Mine“, das als einer der zwei Bonus Tracks auch als “Single Version“ vorliegt – vielleicht eine der schönsten Soul-Balladen der Achtziger Jahre überhaupt.
Ausführliche Infos von, einmal mehr, Steven E. Flemming Jr. sowie Coverabbildungen und Fotostrecken zu Cheryl Lynn und “Instant Love“ lassen noch einmal das Potential der Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues, die wir im SOUL TRAIN in dieser fünften Kolumne präsentieren, aufflammen.
Wir sehen uns in Folge 6!
© Michael Arens
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