MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves |
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INTERVIEW |
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Tower Of Power - Great American Soul-Power Aktuelles Album: Tower Of Power - Great American Soulbook (TOP Records/C.A.R.E. Music Group/edel kultur) |
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Tower Of Power |
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Tower Of Power - Great American Soul-Power Aktuelles Album: Tower Of Power - Great American Soulbook (TOP Records/C.A.R.E. Music Group/edel kultur)
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Eigentlich unnötig, hier noch ein Wort über die 40 Jahre lange Geschichte der Soul-Band Tower Of Power aus Oakland, Kalifornien, zu verlieren. Mit Emilio Castillo und Stephen “Doc“ Kupka als Kern der oft mehr als zehnköpfigen Formation, die sich dem handgemachten Soul und Funk der ursprünglichsten Art verschrieben hat, veröffentlichte die Band seit ihrer Gründung 1968, sollte ich richtig mitgezählt haben, 18 Studio-Alben.
Dazwischen gab es immer wieder Live-Alben und Kompilationen, auf denen gerne der eine oder andere bis dato unveröffentlichte Song präsentiert wurde. Ein gigantischer Fundus.
Doch die eigentliche Kraft ziehen Castillo & Band aus ihren Live-Auftritten, die sich besonders in Deutschland großer Beliebtheit erfreuen. Tower Of Power war und ist in erster Linie eine Live-Band, was sich zugleich an jedem einzelnen Studio-Album nachhören lässt.
Auch ihr neuer Longplayer mit dem findigen Titel “The Great American Soulbook“ (eine schlichte Inhaltsangabe, zugleich ein Seitenhieb auf den ausufernden Cover-Wahnsinn das so genannte “Great American Songbook“ betreffend – Kompositionen von den Gershwins, von Rogers & Hart oder von Cole Porter, um nur einige wenige zu nennen) hat es wieder in sich: Soul und Funk wie er knackiger und ursprünglicher nicht sein könnte.
Wie der Titel bereits so doppeldeutig verrät, werden hier, eine neue Erfahrung für Tower Of Power, Songs aus der großen Amerikanischen Soul-Ära gecovert. Allerdings wird hier mitnichten die tausendste Version von “My Girl“ zum besten gebracht. Und das hat seinen Grund.
In einem Interview mit Bandgründer und unausgesprochenen Chef der TOPs (“Am Ende des Tages muss auch einer das Sagen haben… aus all den Ideen, die jeder hat, irgendeinen Sinn herausarbeiten...“), Emilio Castillo, weiß dieser eine Menge über die Hintergründe zur Albumidee zu berichten: “Es war eine harte, demokratische Entscheidung. Wir haben uns zusammengesetzt und darüber gesprochen, welche Soul-Songs wir verwenden sollten. Larry Braggs wählte den Bill Withers-Song ”Who Is He And What Is He to You?“ aus, ich suchte mir “Heaven Must Have Sent Your Precious Love“ von Ashford & Simpson aus. Wir haben eine Liste mit unseren Favoriten erstellt und dann nach und nach miteinander gesprochen und angefangen, sie durchzuarbeiten, bis wir schließlich etwa 25 Songs übrig hatten. Mit der Liste sind wir dann ins Studio gegangen und hatten diese Liste schließlich auf neun Songs runtergearbeitet.“
Bei einer als absolute musikalische Einheit funktionierenden Band wie Tower Of Power ist es dabei sicher auch ein Kriterium, ob sich ein bestimmter Song in Tower Of Power-Manier umsetzen lassen kann, ohne zugleich den eigenen Charakter zu verlieren. Oder ging es dabei nur um persönliche Vorlieben? Auch das kann Emilio aufklären: “Wir sind eine Menge Fragen durchgegangen bezüglich der Kriterien, die wir bei der Auswahl der einzelnen Songs ansetzen würden, was sich besser anhörte, was uns besser gefiel, usw.. Die einen meinten, dass wir nur populäre Soul-Songs aussuchen müssten, all die großen Motown-Hits und so weiter. Aber das machen ja schon alle anderen. Natürlich sollten ein paar Hits dabei sein, aber wir hatten größeres Interesse an den etwas obskureren Songs. Ich suchte mir also schließlich “You Met Your Match“ aus, das noch nicht einmal ein nennenswerter Erfolg war. Es war ein sehr kleiner Hit für Stevie Wonder, noch nicht einmal in der Top 40 in den späten Sechzigern.“
Und das “Great American Soulbook“ birgt noch weitere, für Tower Of Power recht ungewöhnliche, Überraschungen. So arbeiteten Castillo und die TOPs erstmals mit einem externen, Band-Fremden Produzenten zusammen. Mit George Duke, um genau zu sein (der SOUL TRAIN berichtete bereits vielfach über Duke, hier geht's zum SOUL TRAIN-Interview mit George Duke: ...weiter lesen›››). Castillo: “Nachdem wir diese neun Songs dann aufgenommen hatten - wir waren dabei der Rhythm-Section der originalen Songs sehr treu geblieben – realisierten wir, dass wir vier weitere Songs aufnehmen wollten. Mit diesen vier Songs wollten wir mit einem externen Produzenten arbeiten, der unseren Rhythmus stark nach links drücken könnte. So sind wir dann auf George Duke gekommen. Bei unserem “Souled Out“-Album hatten wir mit Jeff Lorber zusammengearbeitet, und diese Zusammenarbeit habe ich damals sehr genossen. Denn ich mag keine Toningenieure oder Produzenten mit technischem Hintergrund, ich mag musikalische Produzenten. Leute wie eben Jeff Lorber, oder natürlich Quincy Jones. Irgendwie kam also der Name George Duke ins Gespräch. Sein Zeug ist richtig Soulful. Wir riefen ihn an, und es stellte sich raus, dass das ein sehr intelligenter Schachzug war. Er ist ein großer Menschenfreund, er gibt dir ein sehr gutes Gefühl…“
Das Dutzend Songs, Coverversionen, die auf dem “Great American Soulbook“ vertreten sind, sind dabei ein recht eigenwilliges Sammelsurium aus Populärem, Unbekanntem aber auch vermeintlich schwer zu covernden Songs. “Heaven Must Be Missing An Angel“, der Soul/Disco-Superhit der Tavares, ist so einer. Ein Song, den trotz seiner Popularität bisher nur sehr wenige zu covern wagten, denn das Tempo macht dies grundsätzlich sehr schwer. So schön der Song auch sein mag. Emilio Castillo mag ihn jedenfalls mindestens genau so wie ich: “Ich mochte diesen Song immer. Er bringt mich immer zum Lächeln.“ erzählt er und erläutert: “Ich mag alles daran. Die Harmonien, den Spannungsbogen. Allerdings sah es erst einmal so aus, als wenn man daraus wirklich nur dieses übliche, hektische Soul/Disco-Ding machen könne. Wir waren dann im Studio und Larry hatte die Idee, einen Shuffle daraus zu machen. Sozusagen den Rhythmus zu verändern. Wir wollten einfach nicht, dass es sich genau wie das Original der Tavares anhört.“
Unter den Gästen des neuen Albums wie Joss Stone, der Walisischen
Eiche Sir Tom Jones oder Huey Lewis, der bereits mit
Stephen Kupka, kurz Doc genannt, an dessen Strokeland
Superband-Projekt, einem weiteren Projekt der Tower Of Power-Soul-
und Funk-Familie, beteiligt war, ist auch Sam Moore, eine Hälfte des
legendären Soul-Duos Sam & Dave (“Soul Man“), der erst kürzlich auf
dem aktuellen Paul Carrack-Album zu hören war (der SOUL TRAIN
berichtete mehrfach:
...weiter lesen›››
Aber dann darf da auch nicht Stefanie Heinzmann fehlen, eine der wenigen deutschsprachigen Stimmen des Soul und Funk überhaupt, die mit einem Tower Of Power-Song ihre Karriere in Stefan Raabs berüchtigter Casting-Show auf Pro7 begann, und eben jene Tower Of Power auf ihrem Debütalbum als Gäste begrüßen durfte (der SOUL TRAIN berichtete: ...weiter lesen›››). Herr Castillo erinnert sich: “Ja, irgendjemand schickte mir über YouTube den Clip, wie sie in dieser TV-Sendung (bei Stefan Raab, Anm. d. Red.) “Oil“ sang, und ich war beeindruckt. Besonders von der Band. Tatsächlich gefiel mir der Song live besser als auf ihrem Album, bei dem für meinen Geschmack etwas zu viele Synthesizer eingesetzt wurden. Jedenfalls erfuhr ich dann, dass sie aus der Schweiz kommt, und wir waren zufällig gerade auf dem Weg nach Zürich, um ein Konzert zu geben. Also arrangierte ich es, dass wir “Oil“ zusammen aufnehmen. Als wir dann kurz vor Ende der Aufnahmen zum “Great American Soulbook“ diesen Aretha Franklin-Song, “Since You’ve Been Gone (Baby, Baby, Baby)“, aufnahmen, nahmen wir Stefanie mit ins Boot. Allerdings ist dieser Song nur auf der europäischen Pressung enthalten, nicht in den USA und nicht in Japan. Dann gibt es wieder andere Bonus-Tracks in Japan, die widerrum in Europa nicht auf dem Album sind usw..“
Das “Great American Soulbook“ ist einmal mehr ein waschechtes Brett an Album. Eines, das so nur Tower Of Power machen kann. Der so typische, Bläsergetriebene Soul- und Funk-TOP-Sound bleibt uns damit, Coverversionen hin oder her, erhalten. Wir, die im übrigen überdurchschnittlich aktive TOP-Fangemeinde, wollen es auch gar nicht anders.
Immerhin funktioniert das Tower Of Power-Universum so schon seit über vier Dekaden. Ob es da auch mal ans Eingemachte geht? Die Band, der TOP-Sound, wirkt durchweg familiär und bis ins mikroskopisch kleinste Detail wie selbstverständlich aufeinander eingespielt. Ein sehr netter und absolut Bodenständig gebliebener Emilio Castillo fasst auch diese Frage wunderbar bildhaft zusammen: “Der Typ, an den ich mich wende, wenn ich einen guten Rat brauche, ist der Doc. Er hat immer eine Idee, kommt immer mit guten Dingen um die Ecke. Doc hatte auch die Idee zum Albumtitel, “The Great American Soulbook“. So ist der Doc. Wir stehen uns heute näher, als jemals zuvor. Erst letztens waren wir zu einem Konzert in Südkalifornien unterwegs. Es war eine Dreieinhalb-Stunden-Fahrt, und wir haben uns die ganze Zeit unterhalten. Auf dem Hin- und der Rückfahrt… wir stehen uns wirklich sehr nah. Auch nach 40 Jahren noch…“
© Michael Arens |
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Tower Of Power - Live!
05.11. Nürnberg – Hirsch 06.11. Aalen – Jazzfest 07.11. Ingolstadt – Jazztage 10.11. München – Muffathalle 11.11. Bremen – Modernes 12.11. Hamburg – Fabrik 13.11. Leverkusener Jazztage
Tickets sind unter unter www.eventim.de, www.karsten-jahnke.de und an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.
Alle Angaben sind wie immer ohne Gewähr!
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Tower Of Power |
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Aktuelles Album: Tower Of Power - Great American Soulbook (TOP Records/C.A.R.E. Music Group/ edel kultur) |
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TOP - Soul with a capital "S"! |
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