MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves |
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INTERVIEW |
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The Human League - Sheffield Forever Aktuelles Album: The Human League - Credo (Wall Of Sound/PIAS)
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The Human League (Joanne Catherall - Phil Oakey - Susan Ann Sulley) |
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The Human League - Sheffield Forever Aktuelles Album: The Human League - Credo (Wall Of Sound/PIAS)
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Ihren Ursprung hatte The Human League bereits 1977 im damals musikalisch pulsierenden, ja regelrecht explodierenden Schmelztiegel Sheffield, eine der wenigen Städte weltweit, dessen Name bis heute für einen eigenen Musikstil steht (Detroit und House kommt vielleicht noch in Frage, aber dann wird es auch schon schwierig…), in diesem Fall der Schnittmenge aus auslaufender Punk-Attitüde und frühen experimentellen Verwendungen von Synthie-Sounds der erstens Stunde, oft vermischt mit einem unwiderstehlichen Hang zu Melodie und Harmonie, dabei umwerfend tanzbar, ansteckend und voller Attitüde, die Charts-Pop ebenso berühren konnte wie Anhänger von Soul-Akkorden oder musikalisch-politischen Statements der Ära. Immerhin war Sheffield damals eine Schweiß- und Blutgetränkte Arbeiterstadt, das Herz der britischen Stahl-Industrie, und befand sich just zu dieser Zeit am Anfang eines ähnlichen, oft trostlosen Umbruchs wie die deutsche Stahlindustrie im Herzen des Ruhrgebietes. Echte, wahre Kreativität entsteht eben immer nur aus echter, wahrhaftiger Not…
Zu jenen Jahren begann der Aufstieg von Weltweit immens erfolgreichen Bands aus Sheffield wie Heaven 17, ABC, OMD oder eben The Human League.
Nachdem die Band in ihren Anfängen in der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre unter der Federführung von Sheffield-Musiklegende Martyn Ware zunächst The Future, dann Clock DVA und schließlich nach dem Zugang von Frontsänger Philip “Phil“ Oakey The Human League hieß, fundierten bereits ihre ersten beiden Alben, “Reproduction“ und “Travelogue“, ihren Status als ganz große Hoffnung Sheffieldscher New Wave-Synthie Pop-Identifikation.
Der Superhit “Being Boiled“, über die Jahre immer wieder neu auf den Markt gebracht und durch den Wiederholungsfaktor bis heute eine der drei großen Human League-Hymnen überhaupt (neben ihren zwei größten Hits “Louise“ und “Don’t You Want Me“), machte kommerziell den Weg frei für die ganz große Zeit des Sheffield-Sounds und zugleich des bis heute legendären Human League-Outputs Anfang bis Mitte der Achtziger Jahre.
Für eingefleischte Fans von The Human League, über die Jahre von einer Full Size-Band zum Trio Phil Oakey-Susan Ann Sulley-Joanne Catherall zusammengeschrumpft, fand schließlich nach mehreren immens erfolgreichen und für eine ganze Musik-Generation extrem bedeutsamer und einflussreicher Alben wie “Dare!“ und “Hysteria“ Anfang der Achtziger Jahre 1986 ein merklicher Bruch statt.
Das US-Superproduzentenduo Jimmy Jam & Terry Lewis, eigentlich auf Charttaugliche Soul- und RnB-Ästhetik spezialisiert, nahm sich dem Trio an und schneiderte ihnen den Superhit “Human“ auf den Leib, mit dem sich THL (The Human League) zwar einmal mehr die Konten füllen konnte und einen der wohl erfolgreichsten Ohrwürmer der letzten drei Dekaden ablieferte, zugleich aber auch einen großen Stilbruch wagte, der den Fans bis heute immer mal wieder sauer aufstößt.
Drei weitere Studioalben aus den Jahren 1990, 1995 und 2001 (“Romantic?“, “Octopus“ und “Secrets“) konnten künstlerisch und kommerziell nur noch bedingt an den ureigenen Stil von THL anknüpfen, der bis heute im wesentlichen von den überaus klaren, wunderbar verständlichen und markanten Stimmen von Oakey, Sulley und Catherall vermischt mit unterkühlter Synthie-Pop-Romantik und gelegentlichen Electronica-Spielereien mit klarer Struktur lebt.
Nachdem, das Trio im Verlaufe des ersten Jahrzehnts des noch jungen Jahrtausends immer mehr auf die Bühne zurückkehrte, liegt nun endlich das neue Studioalbum von The Human League vor: “Credo“.
Das Album ist ein erfreuliches, so viel sei verraten. Denn der Sound geht zurück zu den Wurzeln der Formation und ruht im wesentlichen auf eben jenen Zutaten, mit denen man bis heute einen Human League-Song binnen einer Sekunde aus Tausenden heraushören kann: Die Stimmen von Phil Oakey, Susan Ann Sulley und Joanne Catherall und den nachvollziehbaren, elektronisch unterkühlten Synthie-Melodien, die gemeinsam unglaublich soulful, zugleich strukturiert und bewusst metallisch, plastisch klingen. Ein Sound, wie er nur von The Human League – THL - kommen kann.
Als bekennender Freund des Sheffield-Phänomens und damit als Fan der Human League war es mir eine Ehre und ein echtes Anliegen, im SOUL TRAIN-Interview Phil Oakey nach “Credo“ sowie nach dem Grund zu befragen, warum es geschlagene zehn Jahre gedauert hat, bevor sich The Human League zu einem neuen Studioalbum aufraffen konnte…
Michael Arens: “Als eingefleischter Fan von The Human League und dem ganzen Sheffield-Zeug aus der großen Ära damals Anfang der Achtziger und nach einschlägigen SOUL TRAIN-Interviews mit einigen Giganten des New Wave-Industrial-Electro-Funk-Pop wie ABC (...weiter lesen›››), OMD (...weiter lesen›››), Spandau Ballet (...weiter lesen›››) oder Heaven 17 (...weiter lesen›››) freue ich mich natürlich sehr, dass es nun endlich auch Neuigkeiten, ein neues Album, von euch gibt. Warum hat das sage und schreibe zehn Jahre gedauert?”
Phil Oakey: “Als vor zehn Jahren unser letztes Album “Secrets” herauskam, meldete die Plattenfirma in der Woche der Veröffentlichung Konkurs an. Das führte natürlich leider zu sehr schlechten Verkaufszahlen und wir wurden zusehends sauer auf die Musikindustrie. Also entschieden wir uns, mehr Live aufzutreten. Wir tourten eine ganze Weile und bemerkten, dass wir das mochten. Es brachte auch genug Geld ein, unser Studio weiterzuführen. Aber nach sieben Jahren war es dann für uns an der Zeit, wieder kreativ zu sein, und sei es nur, um einige neue Songs auf unseren Konzerten präsentieren zu können. Wir gingen also zurück ins Studio und fingen an, an einigen neuen Stücken zu schreiben. Zu der Zeit arbeiteten wir mehrere Tage die Woche daran, einfach nur Ideen zu sammeln, hatten aber nach wie vor keine wirkliche Intention, ein komplett neues Album zu machen.”
Michael Arens: “Ich bin jedenfalls heilfroh, dass es zum neuen Album gekommen ist. Kaum zu glauben, wie lange es euch schon gibt. Es scheint erst gestern gewesen zu sein, seit ich die Kassette (!) mit “Louise“ in das Autoradio meines froschgrünen VW-Käfers geschoben habe. Ich möchte beschwören, dass ich gerade die großen Klassiker wie “Louise“ oder “Don’t You Want Me“ auch ohne Musik von Anfang bis Ende perfekt singen und intonieren konnte… Ich war übrigens auch ein Riesen-Fan deiner Zusammenarbeit mit Giorgio Moroder, “…we’ll always be together in electric dreams…“…”
Phil Oakey: “Ja, ich selbst kann gar nicht glauben, dass es runde 30 Jahre her ist, seit wir angefangen haben. Ich denke, dass wir heute unsere eigene Musik mehr genießen können als damals. Wenn man einen solch großen Erfolg hat, ist man zugleich auch ein bisschen gefangen. Heute können wir überall hingehen, wo wir möchten, und bleiben relativ anonym. Das war vor 30 Jahren schlicht unmöglich…”
Michael Arens: “Eure Musik war immer eine Verschmelzung eurer glasklaren Stimmen, deiner eigenen und denen von Joanne Catherall und Susan Ann Sulley gepaart mit den für den Sheffield-Sound üblichen unterkühlten Instrumental-Synthiepop-Charme, der eben den einzigartigen Human League-Sound macht…”
Phil Oakey: “The Human League muss einfach eine Stimme haben, auch, wenn wir schon sehr Instrumentale mögen und Dub Mixe. Alle diese Aspekte zusammen ergeben diesen typischen, wahren Human League-Sound. Die Stimmen sollten dabei wie ein eigenständiges Instrument funktionieren. Die einzelnen Worte, der Text, sollte dabei nicht so wichtig sein wie die Melodie oder die Art, wie die Worte mit der Musik zusammenpassen. Der Mix aus unseren drei Stimmen ist eines der Dinge, die einem einzelnen Human League-Track sofort eine hohe Wiedererkennbarkeit geben. Zugleich sollte ein Album Ebbe und Flut haben. Nicht jeder Song sollte als potentielle Chart-Single gesehen werden. Bei “Credo“ haben wir hart am Sequencing, also an der Reihenfolge der Songs gearbeitet und haben es geschafft, den Songs Licht und Schatten gleichermaßen zu geben. Zugleich haben wir es so geschafft, jedem Song sein bestes Potential abzuringen.”
Michael Arens: “Wie genau habt ihr das im Studio hinbekommen?”
Phil Oakey: “Nachdem wir wie erwähnt einige Tracks produziert hatten und diese eigentlich nur live performen wollten, kam Mark Jones von Wall Of Sound (das Label, auf dem “Credo“ erschienen ist, in Deutschland übrigens über den PIAS-Vertrieb erhältlich, Anm. d. Red.) auf uns zu und schlug uns ein komplett neues Studio-Album vor. Wir haben alte Synthesizer-Sounds für die Backing-Tracks benutzt und diese mit unseren Stimmen vermischt. I Monster aus Sheffield haben diese Stücke dann modern bearbeitet. Diese Kombination machte dann diese klassische, zugleich auf dem neuesten Stand befindliche Human League-Scheibe aus.”
Michael Arens: “Du erwähntest bereits I Monster. Mir liegt derzeit nur eine Vorab-Promo-Version eures neuen Albums vor, und Infos dazu sind rar gesät. Wer genau war an der Entstehung des Albums und an jenem Sound - eben Human League wie sie immer klangen auf dem technischen Niveau des neuen Jahrtausends – beteiligt?”
Phil Oakey: “Ich und unser Drummer Robert Barton haben die meisten Songs auf “Credo“ geschrieben. Das Produzententeam, I Monster aus Sheffield, hatte schon zuvor mit mir gearbeitet. Ich traf zufällig einen von ihnen, Dean Honer, im Park, als der gerade mit seinem Hund Gassi ging. Er interessierte sich für die Songs und fing an, an ihnen zu arbeiten. An dem Punkt begannen wir gemeinsam im Studio am Album zu arbeiten. Wir kreierten die Backing Tracks und die Vocals im Human League-Studio und reichten die Sachen an I Monster weiter. Das hat wirklich sehr gut funktioniert. Am Ende bekamen wir Songs mit Techniken gespickt, die es so sicher nicht gegeben hätte, wären wir alle gemeinsam im Studio gewesen.”
Michael Arens: “Was kommt nun als nächstes, was liegt auf dem weiteren Weg von The Human League?”
Phil Oakey: “Zurzeit sind wir intensiv damit beschäftigt, “Credo“ zu promoten, auch live, weltweit. Was liegt auf unserem Weg? Wer weiß das schon… Wir geben niemals auf, denn unsere Leidenschaft ist und wird immer unsere Musik sein!”
© Michael Arens |
The Human League (Phil Oakey Joanne Catherall Susan Ann Sulley)
The Human League (Susan Ann Sulley Joanne Catherall Phil Oakey)
The Human League (Joanne Catherall Phil Oakey Susan Ann Sulley)
Aktuelles Album: The Human League - Credo (Wall Of Sound/PIAS)
The Human League (Susan Ann Sulley Joanne Catherall Phil Oakey)
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