MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves |
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CD-BESPRECHUNGEN / CD-REVIEWS |
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CD-BESPRECHUNGEN / CD-REVIEWS |
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The Dynamics - 180000 Miles & Counting… (Favorite Recordings/Big Single/Indigo/Finetunes)
Die aus
Lyon, Frankreich stammende Dynamics-Formation spielt auf ihrem
zweiten Album selbstbewusst und überaus agil auf und vernetzt ihre eigenen
Lieblingsgenres Soul, Funk und Reggae zu einer oft individuellen, jedoch
stets gut geschmierten und einfach zugänglichen Mixtur aus eigenen
Groove-Erfahrungen. Immerhin waren The Dynamics die vergangenen
zweieinhalb Jahre auf den Bühnen des Erdballs unterwegs, was sich im
Albumtitel schon mal als Richtungsweisend ankündigt. Dabei sind unter
anderem diverse Coverversionen, von denen sofort als Opener das
unvergleichliche “Money“ von den O’Jays positiv auffällt. Auch
Anleihen bei Jazz, Afro und sogar Singer/Songwriter und sogar Zydeco, über
den wir im SOUL TRAIN bereits ausführlich berichteten ( © Dr. Chuck |
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Various - The Roots Of Mod (Chrome Dreams/In-Akustik) “Mod“ ist eigentlich die Kurzvariante des Begriffs “Modernist”, und definiert einen Lebensstil und eine damit verbundene Musikform, die in den frühen Sechziger Jahren vornehmlich in Großbritannien auserkoren wurden, in den Siebzigern und danach in den Achtzigern und Neunziger Jahren immer wieder eigene Neubelebungen und Subströmungen erfuhr und sich bis heute großer Beliebtheit erfreut. Dazu gehörte und gehört im Wesentlichen ein zumeist vor Individualität strotzender Motorroller (vornehmlich klassische, rare Modelle wie etwa eine Lambretta) sowie die standesgemäße Musik, die in ihrer Urversion Variationen von Rock’n’Roll und Soul beinhaltete, sich später mit Punk und dem, was in England unter “Northern Soul“ immens populär aber auch elitär ist, sowie gelegentlich Reggae und Ska vermischte. Das sehr liebevoll gestaltete Doppelpack von Chrome Dreams, Spezialisten in Sachen Besonderheiten und Mikronischen der Musikgeschichte, bebildern die Anfänge dieser immer noch recht unbekannten Bewegung auf gleich zwei CDs und sagenhaften 54 Stücken ausführlich. Detailverliebte Liner Notes von Alan Clayson, diverse Abbildungen und last but not least Songs von den Isley Brothers, Dave Brubeck, Mose Allison, Juliette Greco, The Miracles, Bobby “Blue“ Bland, Gene Chandler, Otis Blackwell, Shirley and Lee oder The Gerry Mulligan Quartet machen das Album zu einem echten Hochgenuss, auch, wenn die Soundqualität aufgrund des schieren Alters des Materials oftmals die Augenbraue zucken lässt. Einfach herrlich. © Dr. Chuck |
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Various - Jazzanova-Coming Home (Stereo Deluxe/Warner) Die “Coming Home”-Reihe bekommt mit den sehr privaten Lieblingsstücken des Jazzanova-Konglomerats (der SOUL TRAIN berichtete bereits mehrfach) eine weitere Folge, die durchweg beseelt und regelrecht gediegen ein wohliges und stimmiges Bild zeichnen kann. Dabei sind neben “Behind These Days, Berlin ’74“ von Jazzanova selbst, übrigens eines der besten Stücke der 17 Stücke langen sehr gelungenen Kompilation, kleine und große Songs aus Rhythm, Beat, Groove, Soul, Easy Listening, Jazz, Pop und Electronica von Arthur Russell, Joyce, Carmen Lundy, Jamie Cullum oder der großen Tracy Ullman, um nur einige wenige zu nennen. Weitere Highlights dürften fraglos das groovige “Bourgie, Bourgie“-Cover als Extended Disco Version von John Davis & The Monster Orchestra sowie das wundervolle Instrumental “Gollum“ von Harmonia sein. Düstere Beats wie der bei Andreya Trianas “Lost Where I Belong“ im Remix von Flying Lotus wirken dabei oft als Brückenschlagendes Verbindungsglied zwischen den zahlreichen Genres, die der Volltreffer-Sampler in sich vereint. Eine der bisher gelungensten Folgen der “Coming Home“-Reihe, und eine, die hoffentlich viele Nachahmer entfesseln wird. © Oliver Gross |
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Zulu 9.30 - Tiempo Al Tiempo (Kasba Music/Galileo MC) Das dritte Album der aus Barcelona stammenden Zulu 9.30-Formation (der SOUL TRAIN berichtete bereits mehrfach) befasst sich dieses mal mit dem Thema Zeit. Ihr erstes Album “Conecta O Revienta“ begeisterte 2005 noch mit Afro, Reggae und Latin, entwickelte sich mit Album Nummer Zwei, “Huellas“, dann deutlich weiter in Richtung Groove mit brasilianischen und karibischen Rhythmen, mit Bläsersätzen und gewissenhaften Soul- und Funk-Bausteinen. Genau dort setzt nun dieses dritte Studioalbum an, obwohl die Gangart wieder etwas zurückgelehnter, dafür selbstbewusster, bewusst behäbiger geworden ist – man muss sich eben nichts mehr beweisen. Dabei sind auch wieder folkloristische Elemente ihrer Heimat auf der iberischen Halbinsel zu hören und stellen klar, dass sich Zulu 9.30 auch dieses mal nicht wirklich einen Stil nachsagen lassen wollen. © Dr. Chuck |
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Jasmin Tabatabai & David Klein Orchester - Eine Frau (Edel) Auf den ersten, oberflächlichen Blick scheint “Eine Frau“ nur ein weiteres Werk einer deutschen Schauspielerin zu sein, die sich als Sängerin ihren Bekanntheitsgrad für sich arbeiten lässt. Erst auf den zweiten Blick stellt sich das von Produzent und Arrangeur David Klein konzipierte Projekt als sehr edel umgesetztes Stück deutschsprachiger Jazz, Chanson und Liedgut heraus, dass mit Klassikern wie “Augen der Großstadt“ von Kurt Tucholsky als erstem Titel des Liederreigens auch gleich Preisgibt, dass die Sprache der elf Stücke die des bewusst altmodischen, klaren Deutsch ist, was sich herrlich absetzt von jeglichem heutigen Sprachverständnis, in dem Denglisch eine immer größere aber auch überflüssigere Rolle spielt. Die Streicher des Sinfonieorchesters Basel tun ihr übriges, das Werk Altmodisch und äußerst Elegant und auf höchstem musikalischem Niveau klingen zu lassen. Jasmin Tabatabai schafft obendrein mit ihrem oft nah am Sprechgesang, am Rezitieren von Gedichten und Geschichten liegenden Gesangsstil dabei etwas ganz Besonderes: “Eine Frau“ klingt wie ein Album, dass Hildegard Knef aufgenommen hätte, würde sie heute, 2011, ins Studio gehen. Bravo! © Holger S. Jansen |
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T Bird And The Breaks - Never Get Out Of This Funk Alive (T Bird And The Breaks)
Der neue
Longplayer von T Bird And The Breaks (der SOUL TRAIN
berichtete: © Michael Arens |
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Ida Sand - The Gospel Truth (ACT Music/edel)
Das
dritte Album von Ida Sand belegt, was Fans und Freunde der Schwedin
bereits bei ihrem Debütalbum 2007 wussten: sie hat den Soul in der Stimme!
Auf “The Gospel Truth“ liebäugelt sie nun erstmals ganz unverfroren
mit eben Jenem und seinen Geschwistergenres Gospel und Jazz. Dass das Album
von Funkster Nils Landgren (gemeinsam mit Siggi Loch)
produziert wurde ist ebenfalls ein Glücksgriff, der dem Groove des Sets
lebendig zuarbeitet. Klassiker wie Bill Withers’ “Ain’t No
Sunshine“ bekommen so neben der erdigen Soul-Stimme Sands eine Art
schleppende Schwere, die man bisher nur aus der schwarzen Musik des
amerikanischen Südens kannte. Gäste sind dabei unter anderem Crusaders-Urgestein
Joe Sample, Über-Drummer Steve Gadd und Raul Midón (der
SOUL TRAIN berichtete: © Holger S. Jansen |
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Sanchez - Love You More (VP Music/Groove Attack)
Eine
echte Konstante – der Fels in der Brandung - im stets um Zeitgeist und den
größten Hype bemühten Reggae-Genre ist Sanchez (der SOUL TRAIN
berichtete: © Lex |
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Claus Boesser-Ferrari/Thomas Siffling - Duologix (Jazz’n’Arts/In-Akustik) Dass sich der deutsche Gitarrenvirtuose Claus Boesser-Ferrari und der im positivsten Sinne umtriebige Trompeter Thomas Siffling irgendwann einmal auf einem gemeinsamen Album begegnen würden, war vorhersehbar. Was nach noch nicht einmal zwei Tagen in einem Studio im Odenwald dabei herausgekommen ist, ist überaus bemerkenswert, denn das Album mit dem kurzen aber prägnanten Titel “Duologix“ kommt gänzlich ohne Samples und Overdubs aus. Zwei Musiker, ein Studio und den Kopf voller Inspiration und Faszination für Musik überhaupt - weg vom Schubladendenken wie Jazz, Pop und Co…. Das Ergebnis, das Dutzend Titel von “Duologix“, ist zugleich aber auch alles andere als leichte Kost. Man sollte sich dem Material, zusammengestellt aus der Feder von Thomas Siffling und Claus Boesser-Ferrari selbst sowie Musik wie “Ghost Town“ von Bill Frisell, “Come Together“ der Beatles oder aber auch Bizarrem wie “Winnetous Love Theme“ von Martin Böttcher richtig widmen, sich hineinversetzen in die spielerische Magie, die im Zusammenspiel der Zwei im Studio entstand. Dass Mongo Santamarias “Afro Blue“ den Reigen eröffnet, lässt bereits ahnen, dass sich die zwei Herren Boesser-Ferrari und Siffling hier echte Gedanken gemacht haben, während sie die eigentliche Arbeit verrichteten - der Appetit kommt beim Essen. So ist “Duologix“ ein außergewöhnliches, mitunter fast experimentell wirkendes Kleinod unter den zahllosen Jazz-Veröffentlichungen der letzten Zeit. Ganz bestimmt ist das “Duologix“ nicht für jedes Ohr bestimmt - ganz sicher wird es aber auch seinesgleichen für lange Zeit suchen. © Michael Arens |
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Fatoumata Diawara - Fatou (World Circuit/Indigo) Das Cover täuscht nicht: Fatoumata Diawaras Debütalbum ist mehr ein Singer/Songwriter-Album als es ein afrikanisches Folkalbum im herkömmlichen Sinne ist. Die in der Elfenbeinküste geborene, in Mali aufgewachsene und in Paris lebende Fatoumata nimmt sich auf dem Dutzend hervorragend aufeinander eingestimmter Songs wunderbar entspannt zurück. Der Umstand, dass hier und da auch Schlagzeug, Bass, afrikanische Instrumente und einiges mehr mit im Spiel sind, ist eigentlich unerheblich, bleiben diese Elemente doch bewusst im Hintergrund um Diawara und ihr Gitarrenspiel und ihre Texte im Vordergrund zu halten. Diese lassen sich aufgrund der Sprachbarriere zwar nicht immer nachvollziehen, werden aber im edel verarbeiteten Booklet in Französisch und Englisch als Übersetzung mitgeliefert. Fatoumata Diawara nimmt sich dabei stimmlich ebenfalls zurück, obwohl es zugleich eben eine große Portion Lebensfreude zu sein scheint, die ihre Musik auf diesem durchweg stimmigen und eklektischen Debütalbum zu einer großen neuen Hoffnung am afrikanischen Musikhimmel macht. © Holger S. Jansen |
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Tineke Postma - The Dawn Of Light (Challenge Records/Sunny Moon) Als feste Größe der internationalen Jazz-Szene hat Tineke Postma bereits mit Dianne Reeves, Terri Lyne Carrington, Esperanza Spalding oder Geri Allen zusammen gearbeitet. “The Dawn Of Light“ ist nun das Albumdebüt der quirligen Niederländerin auf dem renommierten Challenge Records-Label, die bereits mit 13 Jahren mit Candy Dulfer auf der Bühne stand. Den Ruf, den sich Postma bis dato mit ihren bei der Presse hoch gelobten Alben wie “For The Rhythm“, “A Journey That Matters“ und “The Traveller“ erworben hat, eilt ihr voraus und lässt zunächst die Frage offen, ob ihr neues Werk nun diese Erwartungen erfüllen kann. Spielerisch macht Tineke Postma dabei so schnell niemand etwas vor. Auch die Marschrichtung, gemeinsam mit ihrer Begleitung bestehend aus Marc van Roon (Piano), Frans van der Hoeven (Doppelbass) und Martijn Vink (Schlagzeug) zeitgenössischen Jazz auf dem Höhepunkt des Zeitgeistes abzuliefern, erfüllt sie mit Bravur. Und auch das Sahnehäubchen, Esperanza Spalding als prominenten Gast auf dem Album begrüßen zu können, reiht sich wunderbar in das konzeptionell gelungene Album ein. Die Frage, die sich mir jedoch einmal mehr stellt ist die des eigentlichen Materials - übrigens aus eigener Feder sowie “Off Minor“ von Thelonius Monk - und dessen Umsetzung. Harmonien und Melodien nur flüchtig die Türen aufzustoßen kann auch am Nervenkostüm des Hörers zerren, ohne das dies die Absicht des Künstlers - hier Tineke Postma, die sich redlich um konzeptionelle Zusammengehörigkeit bemüht - war und ist. Etwas mehr Bodenhaftung und, so traurig und kontraproduktiv es klingt, Eindimensionalität hätten dem Werk vielleicht etwas Intellektualität genommen, dafür deutlich mehr griffige Bodenhaftung gegeben. Was bleibt ist ein spielerisch absolut hochwertiges Jazzalbum mit Fokus auf Interpretation und freies Spiel. © Michael Arens |
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Cédric Hanriot - French Stories (Cédric Hanriot/Plus Loin/Harmonia Mundi) Dass Cédric Hanriot in seiner Heimat Frankreich alles andere als ein Unbekannter ist, belegt nicht nur die spielerische Reife von “French Stories“, sondern auch die Gästeliste, die sich für die Aufnahme des überaus gelungenen Longplayers zusammengefunden hat: so bedient kein Geringerer als John Patitucci den Bass, und eine Terri Lyne Carrington ließ es sich nicht nehmen, Schlagzeug zu spielen und das Werk mit ihrer nachdrücklichen Stimme zu bebildern. Tatsächlich hält “French Stories“, was der Albumtitel verspricht - tiefgehender, zeitgenössischer Jazz französischer Mach- und Gangart gekreuzt mit der elektrisierenden Art, die Jazz von der Ostküste der USA - aus New York - 2011 nun mal auszeichnet. Da darf natürlich auch ein Ausflug in Spoken Poetry wie bei “Your Sweetness“ nicht fehlen, zugleich gefolgt von Stücken wie “Prélude“, das vom Geiste klassischer, französischer Musikkultur getrieben ist. Auffällig am Projekt ist dabei die grazile Virtuosität, die in berechneten Bahnen in Form von Pianist Hanriot durch das Programm der zehn Titel führt, ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren. Ein ansprechend gestaltetes Booklet gibt dabei Aufschluss über das größtenteils selbst komponierte Material sowie über die beteiligten Musiker. Runde Angelegenheit, dieses “French Stories“. © Michael Arens |
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Alborosie - 2 Times Revolution (Greensleeves Records/VP Music Group/Groove Attack)
Dass
sich ein waschechter Sizilianer – Alberto D’Ascola – auf Jamaika zu
einem der ganz großen Aushängeschilder des Reggae entwickelt klingt wie eine
Geschichte aus einem Hollywood-Streifen. Doch an der Geschichte stimmt
einfach alles – Alborosie hat sich in wenigen Jahren vom laienhaften
Nischen-Toaster zum großen Reggae Mega-Act entwickelt. Auch auf seinem
neuesten Album zeigt er, warum das möglich war: Alborosie versteht
Reggae und hat genau die richtige Stimme und Stimmung dafür – Alborosie
scheint besonders für Roots-Reggae geboren zu sein. Der wird auf den 15
Titeln regelrecht zelebriert und wird tatkräftig durch Junior Reid,
Perfect Harmony und Etana (der SOUL TRAIN berichtete:
© Marco Steinbrink |
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Hanne Boel - The Shining Of Things (Sundance Music/Edel) Hanne Boel ist so etwas wie die Vorzeigesängerin der dänischen Jazz- und Singer/Songwriter-Kultur. Das neue Album der Chanteuse mit dem Brocken ehrliche Muttererde in der Stimme zeigt einmal mehr, dass Boel auf ganzer Linie die Zügel in der Hand hält - elegante Dominanz ist das Stichwort, dass mir beim Hören von “The Shining Of Things“ in den Sinn kommt. Dabei interpretiert Hanne Boel dieses mal kleine und große Werke aus Rock, Pop und Jazz von David Sylvian, Willie Nelson, oder Joni Mitchell bis zu Antonio Carlos Jobim oder Leonard Cohen - die Auswahl beeindruckt in seiner Sensibilität und seinem Zusammengehörigkeitsgefühl. Dabei helfen ihr unter anderem Produzenten Jacob Karlzon und Lars Nilsson, den atmosphärisch immens dichten Teppich nicht nur zu einem Reigen aus Singer/Songwriter und Jazz zu weben, sondern diesem gleich auch einen Schleier aus Traurigkeit und Zuversicht gleichermaßen zu verabreichen. Mario Biondi, einer von Italiens vielversprechendsten Jazz-Importen, wertet das Album durch gleich zwei Titel, an denen er als Gast beteiligt ist, auf und macht Willie Nelsons “Funny How Time Slips Away“ zu einem der vielen kleinen Höhepunkte des Werkes, dem man höchstens vorwerfen kann, dass etwas mehr Leichtigkeit, eine Spur mehr Selbstironie der etwas ernsten, düsteren Anmutung gut getan hätte. Aber auch das liegt, wie es so schon heißt, wie immer im Auge, Verzeihung, Ohr, des Betrachters bzw. Hörers. © Michael Arens |
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Jarabedepalo - Y Ahora Qué Hacemos? (Skip Records/Soulfood) In Spanien sind Jarabedepalo Superstars und zeigen mit diesem, ihrem achten Album, noch einmal, wofür das Projekt um Mastermind Pau Donés steht: für Pop- und Jazztaugliche Rock-Attitüde, die sich zum einen mit der spanischen Sprache verbindet, zum anderen so ziemlich alle zeitgenössischen Musikstile wie selbstverständlich in sich vereint, wenn oft auch nur bei zweitem hinhören. So sind hier Rock, Pop, Jazz, Blues und Soul ebenso zuhause wie Flamenco, Samba, Bossa Nova oder kubanische Musik, um nur einige wenige zu nennen. Ob die Mischung auch hierzulande derart großen Zuspruch erhalten wird, bleibt für mich jedoch fraglich, da der Mix, so stimmig er auch sein mag, für unsere Ohren doch recht ungewöhnlich klingt. Über die musikalische Qualität des vorhandenen Materials von “Y Ahora Qué Hacemos?“ sagt das selbstverständlich nichts aus. Donés lud sich für das Album eine illustre Riege an Gästen ein. So ist beispielsweise der andalusische Liedermacher Joaquin Sabina dabei, oder Antonio Orozco, in Spanien populärer Singer/Songwriter aus Barcelona. “Y Ahora Qué Hacemos?“ ist ein eigenwilliges Album, dass mich mal an die Titelmusik der Achtziger Jahre-Sitcom “Roseanne“ erinnert, mal an die Clubdurchtränkte Folklore-Mixtur der Ojos de Brujo, ein anderes mal an die Bluesdurchflutete Schwere diverser Zucchero-Produktionen. Und das hat Charme. Langeweile klingt jedenfalls anders. © Michael Arens |
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Bérangère Palix - Le Bleu de Berlin (Raumer Records) Die aus Südfrankreich stammende Wahlberlinerin Bérangère Palix legt ihr “Le Bleu de Berlin“-Album umfassend zwischen klassischem Chanson, Jazz und Pop an und erzählt elf teils sommerlich anmutende Geschichten, die sich auch ohne besondere Kenntnis der französischen Sprache durchaus genießen lassen können. Dass Palix aber in der französischen Sangeskultur, dem französischen Chanson, ihr eigentliches Herz und ihren Puls hat, lässt sich trotz aller Anleihen bei jenem Jazz nicht wegzeichnen. So sind dann Songs wie das deutschsprachige “Gartenkolonie“, übrigens mit einem hinreißenden Akzent von Bérangère Palix interpretiert, eher die Ausnahme für das ansonsten extrem französische Album, das gerade deswegen authentisch und ehrlich wirkt. Der gleiche Song legt dann auch offen, dass Madame Palix weiß, was Musik braucht, um unbeschwert zu unterhalten: Humor. Den legt sie hier überdeutlich offen. Thibault Falk (Flügel, Fender Rhodes, Marimba), Denis Jabusch (Kontrabass) und Tilman Person (Schlagzeug) begleiten Bérangère auf ihrem stimmlich verspielten aber nie überzeichneten Weg durch die Welt des französischen Chanson Made in Berlin. “Le Bleu de Berlin“ ist ein überraschend schönes, kurzweiliges Werk. Auch, wenn man schon ein Ohr für französische Musik haben sollte, um die Schönheit vom Berliner Blau vor dem geistigen Auge und Ohr in seiner ganzen Pracht entfalten zu können © Michael Arens |
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Lebowski - Cinematic (Lebowski) Die Band mit dem kernigen Namen stammt aus Polen. Sie wurde vor runden zehn Jahren gegründet und verarbeitet auf ihrem neuen Album mit dem Richtungsweisenden Titel “Cinematic“ Elemente aus Rock, Pop, Jazz, aber auch Folklore und Meditationsmusik zu einem Soundtrack zu einem nicht existenten Film. Das liest sich nicht nur interessant, das hört sich auch so an. Dabei werden Stimmungen erzeugt, die zum einen aus dunklen Episoden der eigenen Vergangenheit - den legendären Leichen im Keller - aber auch aus lebensbejahenden sommerlichen und leichtfüßigen Episoden bestehen können. Marcin Grzegorczyk (Gitarre), der zugleich Produzent des zehn Titel langen Werkes ist, sowie Marcin Luczaj (Keyboards), Marek Zak (Bass) und Krzysztof Pakula (Schlagzeug) alias Lebowski schwelgen hier in geheimnisvollen Melodieführungen, bewusst staksigen Jazzlicks, in verträumten Gitarrenpassagen und voluminösen Sphären und unterstützen so den Eindruck, der zeitgleich beim studieren des extrem gelungenen Äußeren des Albums - dem Booklet - entsteht: ein Albumkonzept. Im haptisch sehr stimmig umgesetzten Booklet finden sich neben Bandfotos auch jede Menge Infos zu Album, Musikern und Konzept des ungewöhnlichen, aber gelungenen Albums, dass seine wahre Kraft erst beim wiederholten Hören entfaltet. Sicher ist “Cinematic“ Musik, mit der man sich befassen muss, um dem eigenen Kopfkino genug Freiraum zur Entfaltung zu geben. Hat man sich aber erst einmal auf diesen Schritt eingelassen, fließt der Rest von ganz alleine. Garantiert ist “Cinematic“ so nicht wirklich Material fürs Auto, um die Beschallung des täglichen Rückwegs von der Arbeit nach Hause sicher zu stellen. Wer aber bereit ist, sich auf ein verworrenes, manchmal verstörendes, aufreibendes, ungewöhnliches Album mit Individual-Konzept einzulassen, der wird hier sicher nicht enttäuscht. © Michael Arens |
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The Female Jazz Art - Moods (ATS Records/MVH) Saxofonistin Swantje Lampert und Pianistin Barbara Rektenwald liegt das Wohlbefinden des Hörers am Herzen. Melodien und Harmonien sind die Hauptzutaten für das zwar jazzige, aber von der Attitüde her durchaus auch in den Chill- und Loungebereich gehörende Female Jazz Art-Projekt, dass hier mit dem Longplayer-Debüt des Duos seinen Weg in den Sommer findet. Unterstützt von Bassist Peter Strutzenberger, Schlagzeuger Walther Großrubatscher und Perkussionistin Angela Berann ist es wunderbar befreiend, die warmen, ruhigen Interpretationen des Female Jazz Art-Duos von Brahms über Mahler bis zu diversen eigenen Kreationen zu hören. Dabei wurde großer Wert auf Ausgewogenheit und Stimmung gelegt, so dass hier Beständigkeit und Durchzugskraft bei aller selbstbestimmter Ruhe unnötigen Experimenten Vorweggreifen und richtig Spaß machen. Spaß, der nicht nur durch Tiefgang und spielerisches Können, sondern durch gefühlte Leichtigkeit zu überzeugen weiß. Zwar könnten böse Zungen behaupten, dass die bewusste Langsamkeit, die mitunter nahe an Meditationsmusik angelegt wurde, hier schlicht schnöde Langeweile widerspiegelt. Doch das wäre das gleiche, wie zu behaupten, ein Auto wäre nur dazu da, jemand von Punkt A nach Punkt B zu bringen. “Moods“ ist ein kleines, feines, unaufdringliches, dicht gewebtes, aber federleicht zu hörendes Album, das gerade als Debütalbum ein großes Aufhören verdient. © Michael Arens |
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New York Electric Piano - Keys To The City Volumes 1 & 2 (Buffalo Puppy Records) New York Electric Piano starteten eigentlich als ein Instrumentales Trio und verbreiterten sich im Laufe ihrer Handvoll Alben immer mehr zu dem, als das sie auf ihrem neuen Longplayer “Keys To The City Volumes 1 & 2“ auftreten: als ein kleines, eigenständiges Konglomerat aus Jazz-Musikern, die allesamt nur das eine Ziel verfolgen: richtig gute Musik abzuliefern. Das gelingt ihnen auf gleich zwei CDs durchweg sehr geschlossen, obwohl es gerade die Momente, in denen der Sound von New York Electric Piano mal mehr nach Funk oder nach Acapella-Musik á la Manhattan Transfer oder auch nach Fusion Jazz der harmonischeren Art klingt, sind, die dem Werk mit seinen insgesamt 23 Stücken erst richtiges Entertainment einverleiben. So sehr das Album vom Cover-Artwork her, von der Namensgebung der Band als auch vom Albumtitel her auch Tiefgang vermitteln will, so leicht zugänglich ist das Material, das fast durchweg absolut harmonisch und melodisch klingt und sich nur in wenigen Spitzen in improvisatorischem Jazz verliert. Besonders gelungen sind dabei Stücke wie “Scrapple For The Apple“, die überaus lebendiger Funk-Jazz mit eigenwilliger Umsetzung sind und zeigen, dass man auch ausgetretenen Jazz-Pfaden wie Fusion noch immer neue Aspekte abverlangen kann und sollte. Wer es als Jazz-Fan leid ist, die hunderttausendste standardisierte Mainstream Jazz-CD zu hören, dem dabei zugleich an Melodien und Harmonien gelegen ist, sollte sich auf “Keys To The City Volumes 1 & 2“ problemlos wieder finden. © Michael Arens |
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Schneeweiss und Rosenrot - Pretty Frank (Enja & Yellowbird Records/Soulfood) Es ist doch so: Es gibt Alben, die geben einem noch vor der eigentlichen Musik, sprich: nur aufgrund des Äußeren, bereits klare Hinweise auf die stilistische Ausrichtung der vorhandenen Musik. Alben, bei denen das Cover alleine bereits Bände spricht über Attitüde, genretechnische Auswüchse und angepeilte Käuferschicht eines Produktes. Und dann gibt es Alben wie “Pretty Frank“ von Schneeweiss und Rosenrot, dass erst einmal Rätsel aufgibt und überaus sparsam ist mit Eindeutigkeiten oder Hinweisen. Und so ist “Pretty Frank“ genau das, was es sein will: undefinierbar. Wie ein liebevoll zubereiteter Eintopf mit zwei Dutzend Zutaten, weiß man auch hier nie so genau, was da gerade im Musikmix präsent ist. Was zählt ist derweil nur, dass das, was man auf dem Teller - im CD-Player - hat, irrsinnig gut schmeckt. Will man dem Kind “Pretty Frank“ denn dann doch einen Namen geben, und sei es nur für den Versuch einer inhaltlichen Erklärung, müsste man mit einer Aneinanderreihung diverser Musikstile von Jazz und Chanson über Singer/Songwriter, Pop, Rock, Avantgarde bis zu Soul und selbstredend Electronica 2.0 beginnen. Doch selbst damit käme nur die halbe Wahrheit zum verrückten Allerlei von Lucia Cadotsch (Vocals), Johanna Borchert (Piano), Petter Eldh (Bass) und Marc Lohr (Schlagzeug) alias Schneeweiss und Rosenrot an die Oberfläche. Das wirkt mal schön lustig, läuft mal schrecklich linksgedreht, mal gradlinig nach vorne, hat mal Soul-Gesang, mal Spoken Word-Romantik und vergeht sich auch mal an harmonischem Daten- und Ideenklau aus Prog-Rock, Jazz, Kraftwerk, Brit-Funk und einer verstörenden, stürmischen Nacht im Zelt mitten im schottischen Hochland - oder so. “Pretty Frank“ ist nicht einfach nur ein Album, sondern ein echtes Projekt, das es zu entschlüsseln gilt. Doch keine Bange - das Ganze liest sich dann doch schlimmer, als es sich anhört. Musikalisch gibt es hier jedenfalls einiges zu entdecken… © Michael Arens |
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