MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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Michael Arens' SOUL TRAIN - Germany's Soul Music-Magazine Nr.1! (www.soultrainonline.de)

 

 

 

MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

KOLUMNE / COLUMN

 

 

 

 

 

Cherry Red Records/Rough Trade

Remastered, Reissued & Expanded - Soul-, Funk- & Jazz-Klassiker neu aufgelegt!

 

 

 

 

 

 

Cherry Red Records/Rough Trade

Remastered, Reissued & Expanded - Soul-, Funk- & Jazz-Klassiker neu aufgelegt!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Cherry Red Records/Rough Trade

Remastered, Reissued & Expanded - Soul-, Funk- & Jazz-Klassiker neu aufgelegt!

 

Der SOUL TRAIN wird nicht Müde, darüber zu berichten: Soul, Funk und Jazz brachten immer schon unzählige Stilblüten, Klassiker und obskure Trittbrettfahrer in Form von Künstlern und Alben hervor, welche bis heute die Klangfarbe des Genres bunter machen, nachhaltig verändern und schließlich ausmachen.

 

Das britische Cherry Red Records-Label und der deutsche Rough Trade-Vertrieb bringen seit geraumer Zeit regelmäßig große, kleine und bemerkenswerte Klassiker des weit verzweigten Soul-, Funk- und Jazz-Genres der Siebziger, Achtziger und Neunziger Jahre auf CD heraus.

 

Diese erscheinen wahlweise als Reissue, als Album-Doppelpack (2 Original-Alben auf einer CD), als Remastered Original-Album oder als Expanded Edition mit einer Menge faszinierendem Zusatzmaterial wie Bonus Tracks jeglicher Couleur, Liner Notes von versierten Kennern des Soul-Genres, Fotostrecken, Coverabbildungen und allerlei weiteren interessanten Zusatzfeatures.

 

Der SOUL TRAIN nimmt sich im Rahmen dieser Kolumne regelmäßig diesen Klassikern in neuem, teils edlem Gewand an und wird ausführlich über alle Aspekte der Veröffentlichungen wie die Musik, den bzw. die Künstler, den Sound, die Hintergründe, die Philosophie und nicht zuletzt das Produkt als Ganzes berichten.

 

Die SOUL TRAIN-Redaktion wünscht viel Spaß beim Lesen und Studieren sowie, last but not least, beim Hören!

 

 

Hier geht's zu den ersten Folgen von

Cherry Red Records/Rough Trade -

Remastered, Reissued & Expanded -

Soul-, Funk- & Jazz-Klassiker neu aufgelegt!

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6. FOLGE: Sun, Miracles, Platypus & Working Week

 

Kaum ist das neue Jahr ins Rollen gekommen, biegt sich mein Schreibtisch unter der Fülle an Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues, weswegen unsere Kolumne im SOUL TRAIN nun in die siebte Folge starten kann.

 

Die heute fast vergessene Funk- und Soul-Formation Sun aus den Siebziger Jahren macht dieses mal den Anfang.

 

Ihr 1976er “Wanna Make Love“-Set sowie ihr 1977er “Sun-Power“-Album finden sich auf der Veröffentlichung unter dem Banner der Soulmusic.com Records Classics-Reihe (“Two Original Classic Funk Albums On One CD“), und bieten zwar neben den Original insgesamt 17 Titeln keinerlei Bonus-Tracks, jedoch macht die schiere Möglichkeit, die zwei Album-Geheimtips endlich mal auf CD zu bekommen, erst den eigentlichen Reiz dieses Doppelpacks aus.

 

Ausführliche Liner Notes von Rico “Superbizzee“ Washington, alle notwendigen Infos zur Band und zu den durchaus auch durch Jazz-Elemente getragenen Individual-Sound von Sun sowie zu allen Tracks und eine Menge Abbildungen ergänzen das Set zu einem gelungenen Einstieg in die heutige Reissues-Kolumne im SOUL TRAIN.

 

 

Qualitativ hochwertiger aber auch eindeutiger kategorisierbar ist das “Splashdown“-Album der relativ kurzlebigen Breakwater-Formation aus dem Jahre 1980 – eines unserer ersten Highlights der heutigen sechsten Kolumne mit Neuauflagen kleiner und großer Soul-, Funk- und Jazzklassiker.

 

Das Ding ist stilistisch deutlich rundlaufender als die Sun-Alben und bekennt sich zum Funkgetränkten organischen Soul-Sound wie ihn einst Earth, Wind & Fire oder George Duke (der SOUL TRAIN berichtete bereits mehrfach) gemacht haben, ohne dabei ihre Individualität einzubüssen.

 

Das von Kae Williams Jr. und Rick Chertoff produzierte Set strotzt vor geschlossenem Konzept und spielfreudigem Vorwärtstrieb, ohne dabei aufdringlich zu sein. Alleine ein Album wie dieses auf CD zu bekommen ist ein Paukenschlag.

 

Wenn dann noch derart detaillierte Liner Notes von Christian John Wikane und die fast irrsinnige Fülle an Infos im umfangreichen Booklet sowie drei sehr sensibel ausgewählte Bonus Tracks (darunter die “Single Version“ von “Say You Love Me Girl“) das Bild nahezu perfektionieren, ist eine dringende Kaufempfehlung seitens des SOUL TRAIN sicher. Selten hat Soul und Funk mit Kick der Ära besser geklungen als hier – groovy!

 

Wieder etwas mehr dem Funk zugewendet war das mit gleichem Namen bestückte “Platypus“-Album aus dem Jahre 1979, dass sich traute, eine etwas härtere, aber durchweg nachvollziehbare Linie zu fahren.

 

Die sehr liebevoll aufbereitete Remasters-Edition des gerade bei Kennern und Sammlern begehrten Platypus-Longplayers kommt, wie schon die Remasters-Ausgabe des Breakwater-Albumhammers, mit einer Flut an Infos und Abbildungen im Booklet sowie sagenhaften sechs Bonus-Tracks, die bebildern, welchen Wandel populäre Soul-Musik seinerzeit vollzog – der Schritt vom Discosoul der Siebziger Jahre hin zum Street Sounds-Boogie der Achtziger begann damals gerade zu gären…

 

Shout Records, bekannt für ihre Neuauflagen und Werkschauen großer, kleiner und der breiten Masse eher unbekannter Alben und Künstler begeistern unter dem Banner von Cherry Red Records gleich mit zwei heute so gut wie vergessen geglaubten Ikonen der frühen Phase des Soul, des Rhythm and Blues und des Rock’n’Roll.

 

Mit Tommy Edwards (“It’s All In The Game - The MGM Recordings 1958-1960“) und Chris Kenner (“I Like It Like That - The Definitive Chris Kenner Collection 1956-1968”) nimmt sich Shout Records so nun zwei Northern Soul-Ikonen der späten Fünfziger und frühen Sechziger Jahre vor.

 

Das Tommy Edwards-Album kommt auf zwei CDs mit sagenhaften 57 Tracks, die neben vier kompletten Studioalben auch diverse Bonus Tracks sowie einen ausführliche geschichtlichen Abriss über Edwards im dicken Booklet von John Reed beinhalten.

 

Unterfüttert wird das einmal mehr durch eine Menge Cover-Abbildungen und Fotos von Tommy Edwards – ein Umstand, der auch dem Chris Kenner-Silberling zugute kommt. Die Liner Notes kommen hier von Clive Richardson und schlüsseln unter Zuhilfenahme der insgesamt 31 Tracks (!) Chris Kenners Geschichte und Karriere detailliert auf.

 

Beide Alben sind ohne wenn und aber echte Leckerbissen für Freunde der Wurzeln von dem, was wir heute Soul nennen und schließen zumindest teilweise die Lücke der kleinen aber feinen Soul-Nebenschauplätze in der Geschichte des schönsten Musikgenres der Welt.

 

Billy Paul ist im Vergleich zu Chris Kenner und Tommy Edwards alles andere als ein Nebenschauplatz des Genres. Bereits zuvor war ein Album-Klassiker im Gewand der Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues Teil dieser Kolumne im ehrenwerten SOUL TRAIN.

 

 

Dieses mal ist also sein 1973er “War Of The Gods“-Longplayer dran. Einmal mehr zeigt Billy Paul uns, dass er in seiner Hoch-Zeit in den Siebzigern ein eigenes Genre für sich war, irgendwo gelagert zwischen dem Flüsterschwulst-Funk eines Isaac Hayes, dem Zungenschnalzen eines Donnie Hathaway und der natürlichen Coolness eines Al Green.

 

So kann auch die Remasters-Neuauflage des “War Of The Gods“-Sets mit der Musik selbst am meisten Punkten, auch wenn die Extras wie Bonus-Tracks, Klappentext von Andy Kellman und die übliche Menge an Infos und Abbildungen dem Ganzen das Sahnehäubchen aufzusetzen verstehen.

 

Bleiben wir noch einen Moment bei den Klassikern des Soul-Genres. Im SOUL TRAIN berichteten wir immer wieder über die große Mary Wells, deren zwei Studio-Alben auf dem heute als legendär geltenden 20th Century Fox Records-Label, “Mary Wells“ und “Love Songs From Te Beatles“, beide aus dem Jahre 1965, dieser Tage ihre verdiente Neuauflage erhalten.

 

Die Doppel-CD ist Teil der Soumusic.com Records Classics-Reihe von David Nathan und ergänzt die auf zwei CDs verteilten 30 Titel (darunter eine Menge Bonus-Tracks) durch einen ausführlichen Klappentext von Kevin L. Goins und einer Masse an Coverabbildungen und Fotos der großen Soul-Chanteuse, die 1992 im Alter von gerade mal 49 Jahren an Krebs starb.

 

 

Bleiben wir bei den großen Frauen des Soul-Genres. Bei Dionne Warwick stimmt das immer mal wieder, obwohl gerade sie die Grenzen von Soul, Jazz und populärer Musik immer wieder auf ihre eigenen, mitunter gar verwegenen Proben stellte.

 

Zwei ihrer wohl fragwürdigsten oder sollte ich sagen denkwürdigsten Alben, “Dionne“ aus dem Jahre 1979 und der Millionenseller “Heartbreaker“ aus dem Jahre 1982 mit dem Welthit gleichen Namens aus, wie das gesamte Album, der Feder von Bee Gees-Mastermind Barry Gibb, erhalten nun im Zuge der Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues ihre mehr oder weniger verdiente Neuauflage.

 

So sehr die Musik als solches auf beiden Alben heute auch skeptisches Achselzucken zu erzeugen vermag, so sehr steht außer Frage, was für eine großartige und einzigartige  Stimme Dionne Warwick hatte und hat. Ein Stimme, die auch fragwürdige Produktionen wie das von Schmalz verklebte “Dionne“-Set zu veredeln vermag, das übrigens von keinem geringeren als Barry Manilow in Szene gesetzt wurde und durchaus seine Momente hatte und auch drei Dekaden nach der Original-Veröffentlichung noch hat.

 

Über das Wie, Warum und Weswegen informieren in beiden Remasters-Fällen mit ausführlichen Infos bestückte Booklets, die einem jedoch die Entscheidung, in welche geschmackliche Schublade die beiden ohne Zweifel zugleich als Klassiker zu bezeichnenden Longplayer nun fallen zu lassen sind, eher schwerer als leichter machen.

 

Ganz ähnlich verhält sich das übrigens gerne mit den Alben von Aretha Franklin, die immer mal wieder ähnlich unentschlossen in der Schnittmenge zwischen klassischem Soul, zeitgenössischen Strömungen, Funk, und sogar Blues, Gospel, Jazz oder Pop schwankten.

 

Sehr schöne Belege dafür sind ihr “Aretha“-Set von 1980, dass von Produzentenlegende Arif Mardin und Soulster Chuck Jackson bewusst zwischen dem damals abflauenden Discosoul, dem frisch aufkeimenden Boogie und dem spritzigen und zeitgemäßen Pop-Funk angelegt wurde und – leider - dementsprechend unentschlossen wirkt - Aretha Franklins Coverversion des unschlagbar guten Doobie Brothers-Klassikers “What A Fool Believes“ bebildert das auf nachdrückliche Art und Weise.

 

 

Wie wandlungsfähig jedoch Franklins Stimme zugleich ihre eigenen Alben machte, zeigt ihr “Love All The Hurt Away“ aus dem Folgejahr 1981, dass nun gänzlich von Arif Mardin produziert wurde, von der Optik her ein waschechtes Blues- oder Jazzalbum erwarten lässt, jedoch mit lupenreinem Discosoul und Boogie der Ära aufwartet – auch das einmal mehr typisch für die musikalische Achterbahnfahrt der Queen of Soul Aretha Franklin.

 

Beide Alben werden wie bei den Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues im Remasters-Gewand üblich, durch eine Flut an Bonus Tracks und die schiere Informationsvielfalt im beigefügten Booklet veredelt. Dionne Warwick und Aretha Franklin – zwei Soul-Stimmen, die alleine durch eben diesen Umstand aus durchschnittlichem Song-Material herausragenden Soul machen können.

 

Ein Attribut übrigens, dass auch auf Syreeta zutrifft, deren 1977er “One To One“-Album nicht weniger als eines der besten Soul-Alben der Siebziger Jahre sein dürfte und zweifelsohne ein weiteres Highlight der heutigen Soul-, Funk- und Jazz-Reissues-Kolumne mit Material aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade sein dürfte.

 

An der Neuauflage des Albums aus dem Hause Soulmusic.com Records stimmt fast alles – der Sound des Albums und die innovative Umsetzung des Materials von Syreeta Wright (als Künstlerin unterschlug sie ihren Nachnamen stets), die ihr Material übrigens selbst zu Papier und aufs Album bannte, aber eben auch die Liner Notes von A. Scott Galloway und die üblichen Abbildungen im liebevoll zusammengestellten Booklet, das unter anderem mit dem Original-Coverartwork, selbst das ein Hochgenuss, aufwartet.

 

Das im Original auf dem legendären Motown Records-Label erschienene Album-Monster ist eigenwillig genug, Soul-Individualisten zu beeindrucken, zugleich gefällig genug, Freunde von klassischen Soul-Sounds der Ära zu Begeisterungsstürmen hinzureißen.

 

Das Fehlen von Bonus Tracks ist bei alledem ein Manko, dass sich durchaus verkraften lässt. Syreeta und ihr “One To One“ – ein echtes Soul-Meisterwerk der SOUL TRAIN-Extraklasse.

 

Walter “Bunny“ Sigler war in den Siebziger Jahren gemeinsam mit Kenneth Gamble and Leon A. Huff Urvater des Phillysoul-Phänomens und war Mastermind hinter hunderten großer Phillysoul- aber auch klassischen Soul-Produktionen überhaupt.

 

Bis in anfänglichen Achtziger Jahre und vor einigen Jahren dann einmal mehr mit christlich inspirierter Black Music war Sigler das A und O hinter dem Phillysoul-Sound, dessen Magie ihn selbst auch als Solo-Künstler immer wieder packte.

 

“That’s How Long I’ll Be Loving You“ ist eines jener Solo-Alben von Bunny Sigler, dass zwar nicht zu den erfolgreichsten Projekten des Soul-Über-Produzenten, der er damals war, gehört, das aber durchaus seine eigene Handschrift trägt, die nur an der Oberfläche große Teile von Phillysoul bediente.

 

J. Matthew Cobb weiß in den mitgelieferten Liner Notes mehr zu diesem sehr speziellen Thema zu berichten – eine spannende Fotostrecke und die Masse an Infos im Booklet ergänzen das mit lediglich zwei Bonus Tracks veredelte Remasters-Ding aus dem Hause  Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade, darunter Bunny Siglers Version des O’Jays-Monsterhits “Love Train“ - der SOUL TRAIN berichtete – zu einem weiteren Must-Have der heutigen sechsten Folge dieser Soul-, Funk- und Jazz-Reissues-Kolumne.

 

 

Diesem Sound gar nicht so unähnlich ist das 1983er Ashford & Simpson-Album “High-Rise“ dass vom Klangbild her der Höhe seiner Zeit entsprach, aber eben dank der produktionstechnischen Raffinesse von Valerie Ashford und Nickolas Simpson nicht nur einfach seine Zähne in zeitgemäße Boogie- und Discosoul-Zähne schlug, sondern sich eine ganz eigene Handschrift herausnahm, die in der Folge aus dem Duo Ashford & Simpson einen weltweiten Erfolg zaubern sollte.

 

Das von Ashford & Simpson selbst produzierte Werk arbeitet auch mit Elementen aus hartem Funk und kommt in der Remasters-Neuauflage mit dem üblichen Füllhorn an Bonus Tracks, darunter dem “12“ M+M Instrumental Mix“ vom Titeltrack und Superhit “High-Rise“ sowie dem notwendigen, theoretischem Hintergrundwissen zu Ashford & Simpson im Booklet.

 

Für die zwei Neuauflagen zweier Alben von The Miracles aus der Soulmusic.com Records Classics-Reihe beginnen wir im Jahr 1972, dem Jahr, in dem Galionsfigur Smokey Robinson die Miracles verließ, um eine, wie sich herausstellen sollte, immens erfolgreiche Solo-Karriere zu beginnen.

 

Er wurde durch den damals 20-jährigen Billy Griffin ersetzt, der Jahre später Solo aufmerksamen SOUL TRAIN-Lesern durch seine Mega-Boogie-Erfolge “Hold Me Tighter In The Rain“ und “Serious“ ein Begriff werden sollte.

 

Lewis Dene (der SOUL TRAIN berichtete) schrieb die Liner Notes zu den Reissues der Miracles-Alben “Love Crazy“ aus dem Miracles/Billy Griffin-Jahr 1977 sowie “The Miracles“ aus dem Folgejahr 1978.

 

Die Musik ist auch heute noch zeitloser Classic Soul mit Spitzen aus Funk und sogar einigen wenigen Jazzlicks und dürfte besonders für Sammler und Soul-Fanatiker als auf CD gebannter Klassiker des Genres ein echter Leckerbissen sein.

 

Die Expanded Edition von “Love Crazy“ glänzt dabei durch drei Bonus Tracks und eine Menge Abbildungen und Infos zum Album – “The Miracles“ hätten einige Bonus Tracks trotz der eindeutigen Sprache, die die Qualität des Sets ausmacht, gut zu Gesicht gestanden. Was bleibt sind zwei kleine große Klassiker des weitläufigen nordamerikanischen Soul-Firmaments, die besonders für echte Soul-Freaks ein absolutes Muss darstellen.

 

 

Bereits in der letzten Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne im SOUL TRAIN berichteten wir über KC And The Sunshine Band, die nun eine Remasters-Edition eines eher unbekannteren Albums nachlegen.

 

“Do It Good“ wirkt auch heute noch spritzig und im Sinne von KC And The Sunshine Band-Mastermind Harry “KC“ Wayne Casey und Richard Finch durchaus gelungen, obwohl die originäre Magie 1974 noch nicht auf jenem Siedepunkt angelangt war, wie sie mit “That’s The Way (I Like It)“ 1976 erreicht wurde.

 

Das Album wirkt, das zeigt die Remasters-Neuauflage mit seinen vier Bonus-Tracks deutlich, verschachtelter und nicht so freilaufend wie die großen KC And The Sunshine Band-Monsteralben der späten Siebziger Jahre.

 

J. Matthew Cobb steuerte Liner Notes und eine Aufschlüsselung zum Hintergrund von “Do It Good“ bei – ein weiterer echter Leckerbissen der heutigen Soul-, Funk- und Jazz-Reissues aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade.

 

Zu ihrer Hoch-Zeit nicht weniger populär waren Rose Royce mit “Car Wash“ einem ähnlichen One Hit Wonder-Phänomen unterlegen wie KC And The Sunshine Band, obwohl das natürlich nur einen Bruchteil der Wahrheit der beiden Soul-Institutionen der Siebziger Jahre ausmacht.

 

Das 1982er “Stronger Than Ever“ jener Rose Royce-Formation sollte an die großen Erfolge wie eben jenes “Car Wash“ oder doch zumindest an den von “Love Don’t Live Here Anymore“ oder “Wishing On A Star“ anknüpfen, was auf kommerzieller Ebene leider nur bedingt funktionierte.

 

Qualitativ klingt das Set noch heute zeitlos und ist ein wunderbares Beispiel für melodischen und harmonischen Discosoul auf spielerisch höchstem Niveau. Vier lohnenswerte Bonus Tracks und einmal mehr eine Fülle an Infos zur Musik und zu Rose Royce im edel wirkenden Booklet versüßen die Remasters-Edition des heute oft gesuchten und begehrten Soul-Klassikers “Stronger Than Ever“ von Rose Royce.

 

Auch The Three Degrees sind weder im SOUL TRAIN, noch in dieser ehrenwerten Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne irgendwie Unbekannte.

 

“Maybe“ lautete 1970 der Titel des Debütalbums des im Verlauf der Siebziger Jahre immens erfolgreichen Three Degrees-Trios und zeigte bereits nachhaltig, welches Potential in den Drei steckte und ihnen spätere Welthits wie “When Will I See You Again“ oder “Dirty Ol’ Man“ bescherte.

 

Auf zwei CDs mit insgesamt sagenhaften 43 Songs, darunter beeindruckende zwölf Bonus Tracks wird “Maybe“ als Remasters-Ausgabe nun einmal mehr zelebriert.

 

Wieder zeichnete J. Matthew Cobb sich für die detailverliebten Liner Notes verantwortlich und bekam tatkräftige Unterstützung durch die bei Cherry Red Records übliche, umfangreiche Sammlung an Infos, Fotos und Coverabbildungen, welche ein sehr ganzheitliches Bild des Debütsets von The Three Degrees, eines der erfolgreichsten Sangestrios der gesamten Soul-Geschichte überhaupt, präsentiert.

 

 

Thelma Houston hat für den Verlauf des Soul-Genres zwar nicht ganz die gleiche schwergewichtige Rolle, die The Three Degrees, Dionne Warwick oder gar Aretha Franklin für sich beanspruchen können, aber ihr Beitrag ist bis heute ein sehr pointierter und immer wieder lohnenswerter – nachzuhören auf der Neuauflage bzw. der Expanded Edition ihres 1973er “The MoWest Album“-Sets, das in seiner sehr intimen Anmutung und seiner verspielten Liebäugelung mit Jazz, Funk und sogar Rock, Country und Folk eines mit einer sehr starken und nachdrücklichen Handschrift ist.

 

David Nathan höchstpersönlich ließ es sich nicht nehmen, den Teil seiner selbst initiierten Soulmusic.com Records Classics-Reihe mit Liner Notes zu bestücken. Unglaubliche neun Bonus-Tracks helfen, das einzigartige Konzept des “The MoWest Album“-Longplayers aufzuschlüsseln und elegant zu verfeinern.

 

Aus den Siebziger Jahren in die Achtziger. Damit nicht genug – wir wechseln auch das musikalische Spektrum. Denn weniger als Soul oder dessen Schwestergenre Funk stand bei der in den Eighties immens erfolgreichen Working Week-Formation der Jazz und der Swing und der Schmiss der rauchigen Jazz- und Latin-Hinterhofclubs der Musik-Metropolen des Planeten im Vordergrund.

 

Selbstredend kamen auch Einflüsse aus lateinamerikanischen Rhythmen aber eben auch Soul oder tanzbareren Populärmusikrhythmen mit ins Getriebe, das aus Working Week einst einen heute fast vergessenen Welterfolg machte, der so seinesgleichen bis in die Gegenwart sucht und gerade retrospektiv am besten mit Acts wie Matt Bianco (der SOUL TRAIN berichtete), Viktor Lazlo, Animal Nightlife oder aber Sade verglichen werden kann.

 

Die Deluxe Edition ihres “Working Nights“-Albums von 1985 überrascht neben dem Original-Album im klanglich besten Gewand mit einer Bonus-CD, die sich ausschließlich um Bonus Tracks und bisher unveröffentlichtes Material bemüht – besonders für Sammler und Fans von Working Week ein Füllhorn an schlicht schönem latineskem Club-Groove der Ära.

 

Noch weiter Richtung Jazz lehnen wir uns mit der Neuauflage von Meistersaxofonist Ornette Colemans Chappaqua Suite“, welches 1966 das erste vollständige Album war, dass Coleman mit Schlagzeuger Charles Moffett und Bassist David Izenson einspielte und so das erste Ornette Coleman Trio-Album ergab, aus dem Fenster. Kein Geringerer als Pharaoh Sanders ist übrigens Gast des noch heute sehr begehrten und regelrecht legendären Albums, das neben freilaufendem Bebop auch mit knackigen, mitunter kaum spürbaren Elementen aus Soul und Funk sein Unwesen treibt.

 

Rafi Zabor zaubert im Booklet die Geschichte des Dokumentarfilms “Chappaqua“, zu dem eben Ornette Coleman die Musik schuf, aus dem Hut und unterlegt das Ganze mit diversen vielschichtigen Fotos aus dem Schaffen Colemans sowie der Entstehung des Albums.

 

Zu einem weiteren Musik-Innovator und einer Legende in Sachen Filmmusik kommen wir zum Ende unserer heutigen sechsten Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne. Doch bevor wir das tun wenden wir uns ein letztes mal dem Jazz zu.

 

Dass dieser wie ein Virus auch vermeintliche Soul- und Popsternchen treffen kann, wissen wir nicht erst seit gestern. Dass aber die ansonsten eher weichgespülte Kuschelsoulerin Jaki Graham dem Subgenre Vocaljazz ihrer Ehrerbietung erweisen würde, konnte so niemand ahnen.

 

JNT Music veröffentlichte über das Cherry Red Records/Rough Trade-Label Jakis erstes abendfüllendes Studioalbum seit 1998, “For Sentimental Reasons“, dass sich auf seinen zwölf Titeln auf Jazz-Klassiker von Rodgers & Hart oder Gershwin konzentriert und einmal mehr herausstellt, warum Jaki Graham eine der ausdrucksstärksten britischen Soul- und in diesem speziellen Fall Jazz-Stimmen überhaupt hat.

 

Über das Warum, Wieso und Weshalb klärt das Booklet, das ebenfalls einen kurze biografischen Abriss über Jaki Graham mitliefert, auf. Nicht die Neuerfindung des Rads, das aber immerhin ein gesundes und lebendiges Lebenszeichen eine der erfolgreicheren Soulpop-Stimmen der Achtziger Jahre darstellt.

 

 

Was uns schließlich zum angekündigten Soundtrack-Mastermind und damit zum Schluss der heutigen Kolumne mit Neuaufgelegtem, Kompilierten, Erweitertem und veredeltem bringt: zu Ennio Morricone.

 

Dass seine Musik stets viel mit dem Gefühl und dem Anmut von allem, was sich in der Black Music-Schnittmenge aus Jazz, Soul, und Populärmusik der Sechziger- und Siebziger Jahre und dem, was wir heute so lapidar Easy Listening nennen, zu tun hatte und hat, zeigt einmal mehr die einzigartige vierfach CD-BOX “Morricone In Colour“.

 

Ennio Morricone bebilderte direkt oder indirekt und in einem runden halben Jahrhundert mehr als 500 Filme und gilt als einer der besten Belege dafür, dass der spielerische, selbstironische Umgang mit Musik dem Meisterlich-Klassischen in nichts nachstehen braucht. Soll heißen: billig klingen heißt nicht immer billig oder einsilbig zu sein.

 

So geschehen auch in den vorliegenden Soundtracks der immerhin acht (!) eher skurril anmutenden Filme, auf die sich die CD-Box im Vertrieb von Cherry Red Records/Rough Trade bezieht und die gleich alle Original-Coverabbildungen beinhaltet.

 

Ein mitgeliefertes Booklet klärt umfassend über die cineastischen Hintergründe und die dazugehörige Soundtrack-Arbeit des großen Ennio Morricone auf.

 

Überaus charmant und dem Sound der Ära entsprechend – alle Filme und die dazu gehörige Musik entstanden zwischen 1969 und 1979 – zeigt hier die erzindividuelle Zusammenstellung, dass Morricones wahre Kraft in der charmanten Umsetzung des musikalischen Themas liegt, für dessen Gelingen er auch schon mal unkonventionelle Sounds benutzte, die heute gerade deswegen oft das viel gerühmte Salz in der Easy Listening-Suppe machen – “Spiel mir das Lied vom Tod“ lässt grüssen.

 

Ennio Morricone“Morricone In Colour“ – ein würdiger Abschluss für den sechsten Teil der Reissues-Kolumne aus Remasters- und Expanded Editions, Neuauflagen oder besonders für Fans unverzichtbaren Sonder-Editionen kleiner und großer Black Music-Alben.

 

Bis bald im siebten Teil der Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne im SOUL TRAIN!

 

© Michael Arens

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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