MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves |
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KOLUMNE / COLUMN |
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Cherry Red Records/Rough Trade Remastered, Reissued & Expanded - Soul-, Funk- & Jazz-Klassiker neu aufgelegt!
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Cherry Red Records/Rough Trade Remastered, Reissued & Expanded - Soul-, Funk- & Jazz-Klassiker neu aufgelegt!
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Cherry Red Records/Rough Trade Remastered, Reissued & Expanded - Soul-, Funk- & Jazz-Klassiker neu aufgelegt!
Der SOUL TRAIN wird nicht Müde, darüber zu berichten: Soul, Funk und Jazz brachten immer schon unzählige Stilblüten, Klassiker und obskure Trittbrettfahrer in Form von Künstlern und Alben hervor, welche bis heute die Klangfarbe des Genres bunter machen, nachhaltig verändern und schließlich ausmachen.
Das britische Cherry Red Records-Label und der deutsche Rough Trade-Vertrieb bringen seit geraumer Zeit regelmäßig große, kleine und bemerkenswerte Klassiker des weit verzweigten Soul-, Funk- und Jazz-Genres der Siebziger, Achtziger und Neunziger Jahre auf CD heraus.
Diese erscheinen wahlweise als Reissue, als Album-Doppelpack (2 Original-Alben auf einer CD), als Remastered Original-Album oder als Expanded Edition mit einer Menge faszinierendem Zusatzmaterial wie Bonus Tracks jeglicher Couleur, Liner Notes von versierten Kennern des Soul-Genres, Fotostrecken, Coverabbildungen und allerlei weiteren interessanten Zusatzfeatures.
Der SOUL TRAIN nimmt sich im Rahmen dieser Kolumne regelmäßig diesen Klassikern in neuem, teils edlem Gewand an und wird ausführlich über alle Aspekte der Veröffentlichungen wie die Musik, den bzw. die Künstler, den Sound, die Hintergründe, die Philosophie und nicht zuletzt das Produkt als Ganzes berichten.
Die SOUL TRAIN-Redaktion wünscht viel Spaß beim Lesen und Studieren sowie, last but not least, beim Hören!
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Hier geht's zu den ersten Folgen von Cherry Red Records/Rough Trade - Remastered, Reissued & Expanded - Soul-, Funk- & Jazz-Klassiker neu aufgelegt!
Folge 1:
Folge 2:
Folge 3:
Folge 4:
Folge 5:
Folge 6:
Folge 7:
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8. FOLGE: Five Star Heatwave
Einmal mehr starten wir die neue Folge der Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr.1 - dem SOUL TRAIN – mit einem echten Monster an Album.
Irgendwo zwischen Early Eighties British Jazzfunk, dem Soul der Ära und zeitgenössischem Pop gelagert, machte Junior Giscombe 1981 mit “Ji“ von sich reden, das den wohl bisher größten Hit für Junior hervorbrachte: “Mama Used To Say“, das seinerzeit sogar in den Pop-Charts eine nicht unerhebliche Rolle spielte.
Die Soul Music Classics-Neuauflage aus dem Hause Soulmusic.com Records von David Nathan, der zum Reissue gleich auch die umfangreichen und sehr lesenswerten Liner Notes beisteuerte, strotzt vor Informationsgehalt und bietet neben den vielen Abbildungen und Infos zur Musik des Sets gleich sieben Bonus Tracks, die deutlich zeigen, welchen Status Junior seinerzeit hatte.
“Ji“ ist bis heute mehr als hörenswert und ist rein musikalisch fraglos eines der ersten echten Höhepunkte der heutigen Reissue-Kolumne, was gar nicht so leicht ist, ist doch das zweite vorgestellte Album dieses mal eines von Change, über die wir im SOUL TRAIN bereits unzählige male berichteten.
“Turn On Your Radio“ lautete der Titel ihres 1985er Albums, dass “Let’s Go Together“, bis heute eines der erfolgreichsten Stücke von Change überhaupt, enthielt, zugleich aber bereits den Anfang vom Ende der Formation einläutete; einmal mehr produziert von Jacques Fred Petrus und Timmy Allen.
“Mutual Attraction“ und “Oh What A Feeling“ waren weitere solide Hits des Albums, dem man höchstens vorwerfen konnte und kann, dass es sich etwas zu sehr im Mainstream und im zeitgenössischen Pop ausruht, denn sich auf seine eigenen Wurzeln aus Soul, Discosoul und Boogie zu verlassen.
Erstaunliche sieben Bonus Tracks, darunter der “12“ Paul Hardcastle Remix“ von “Let’s Go Together“ und “Oh What A Feeling“ sowie der “12“ Nick Martinelli Remix“ von “Mutual Attraction“ (der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über Paul Hardcastle und Soul-Überproduzent Nick Martinelli) unterstützen den umfangreichen Klappentext von Rico “Superbizzee“ Washington, der dem Change-Format hier noch einmal ein klares Gesicht geben kann.
Change mit der Remasters-Neuauflage des “Turn On Your Radio“-Albums – nur einer von vielen weiteren Klassikern dieser achten Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne.
Wenn auch “Blam“ von The Brothers Johnson (der SOUL TRAIN berichtete) nicht ganz an den Status eines wahrhaften Album-Klassikers heranreicht und Megahits wie “Stomp!“ trotz moderater Single-Erfolge wie “Ain’t We Funkin’ Now“ schlichtweg fehlen, ist die musikalische Qualität des Sets auch 35 Jahre nach dessen erscheinen im Jahre 1978 über jeden Zweifel erhaben.
Die fast instrumentale Anmutung des Sets, dass elegant und kernig zugleich zwischen Discosoul und kantigem Funk pendelt und so eine ganz eigene Handschrift trägt, überzeugt bis heute und wird auf dieser Soul Music Classics-Neuauflage aus dem Hause Soulmusic.com Records gemeinsam mit allen notwendigen Informationen und Credits zum Material angeboten.
Über die etwas traurige Tatsache, dass die Wiederauflage mit nur einem Bonus Track, der “US Single“ von “Ride-O-Rocket“ auskommen muss, wird letztlich durch die üppigen Liner Notes von Lewis Dene wieder wett gemacht.
Vier Bonus Tracks wie auf “Solid“ von Ashford & Simpson, ebenfalls alles andere als Unbekannte im SOUL TRAIN, klingt dagegen schon etwas lohnenswerter. Die Wiederveröffentlichung aus dem Hause Cherry Pop/Cherry Red Records stellt selbstredend den unsterblichen Superhit von Ashford & Simpson – eben jenes “Solid“ - in den Vordergrund.
Songtexte, eine Menge an Abbildungen und Handelsübliche Infos zum Soul-Phänomen Ashford & Simpson und dem immensen Welterfolg von “Solid“ veredeln das Reissue des Sets zu einem weiteren kleinen Highlight der heutigen Cherry Red Records-Reissue-Kolumne.
A Taste Of Honey (der SOUL TRAIN berichtete) gehörten ursprünglich klar in die Disco-Ära der Siebziger Jahre, adaptierten aber ebenso wie unzählige weitere Bands und Künstler der Discosoul-Ära ihren Sound der jeweiligen Ära entsprechend. Ihre Alben “Another Taste“ aus dem Jahre 1979 sowie ihr “Ladies Of The Eighties“-Set von 1982 sprechen da eine deutliche Sprache.
Beide Remasters-Neuauflagen zeigen mit einigen wenigen Bonus Tracks und den üblichen, umfangreichen Klappentexten die Entwicklung der Formation aber auch der Soul-Subströmung Disco/Discosoul auf und schaffen es zugleich, die musikalische und spielerische Qualität des damals “neuen“ A Taste Of Honey-Sounds, insbesondere auf “Ladies Of The Eighties“, seinerzeit von Al McKay produziert, dediziert aufzuzeigen - runde Angelegenheit ohne allzu viele Ecken und Kanten.
Stilistisch aus der gleichen Ecke stammte “Eau De Vie“, dass wohl mit Abstand erfolgreichste und populärste Delegation-Album überhaupt, im Original erschienen 1979.
Der bis heute mit Delegation unzetrennbar verknüpfte Discosoul-Megahit “Heartache No.9“ sowie die moderaten Hits “Put A Little Love On Me“ und “You And I“ befinden sich gleich in mehreren Versionen auf der Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Neuauflage des Über-Albums.
Die fünf Bonus Tracks und das bis heute absolut schlüssige und musikalisch überzeugende Albumkonzept, die besonders für Freunde des Genres unverzichtbaren Liner Notes von Christian John Wikane sowie die unzähligen Abbildungen im umfangreichen Booklet, zeigen, wie einfluss- und facettenreich die Welt der Black Music im Zeichen der Delagation im Allgemeinen und des Soul im speziellen der Ära bis heute war und ist.
Ähnliches ließe sich auch über Heatwave sagen, obwohl die Formation deutlich weniger Erfolg und Popularität genießen konnte als Delegation, obgleich dieses widerrum auch nur für den Markt außerhalb Nordamerikas gelten dürfte.
“Current“ war 1982 eines der späten Alben der musikalisch gerade in Wechselwirkung mit Delegation überzeugenderen Formation, der hier mit dieser Remasters-Reissue neues Leben eingehaucht wurde.
Drei Bonus Tracks und die Fülle an Zusatzinfos im mitgelieferten Booklet macht die Neuauflage besonders für Sammler zu einem faszinierenden Stück Soul-Geschichte, wenn auch “Current“ wohl nicht zum besten zählt, was die unvergessene Heatwave-Formation ausmachte (“Posin’ ’Til Closin’“ kommt mir in den Sinn…).
Addieren wir dem Sound von Delegation und Heatwave eine kernige Spur Funk, stehen wir dem Sound von GAP Band schon sehr eng gegenüber.
Die Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Remasters-Edition ihres “GAP Band VI”-Albums von 1984 kontert mit fünf Bonus Tracks - “GAP Band 8” von 1986 gleich mit sechs Extra-Songs, was wohl insbesondere dem GAP Band-Megahit “Big Fun“ aus dem gleiche Jahr zuzuschreiben wäre.
Rein musikalisch kamen GAP Band jedenfalls mit beiden Alben bereits im letzten Drittel ihres Schaffens an, was jedoch dem Hörerlebnis beider Alben bis heute keinen Abbruch tut. Gerade “Big Fun“ überzeugt in seiner fast schlichten Direktheit bis heute und dürfte auch durch die Liner Notes und die weiteren Extras beider lohnenswerten Neuauflagen nicht nur Fans des Soul- und Funk-Genres überzeugen.
Doch gehen wir wieder einen Schritt zurück in der Geschichte des Soul. Die Siebziger Jahre gehörten da eindeutig zu einem der kreativsten Zeitabschnitte und brachte Namen wie Billly Paul aber auch den des etwas unbekannteren Tyrone Davis hervor.
Gerade Billy Paul war im Rahmen dieser ehrenwerten SOUL TRAIN-Kolumne immer wieder Thema und behält sich bis heute einen ganz speziellen Platz im Zenith aller Soul-Künstler bereits, was durch sein 1971er “Going East“-Set einmal mehr unterstrichen wird.
Einmal abgesehen von den drei Bonus Tracks und den packenden Liner Notes von Andy Kellman ist es bis heute Billy Pauls unverkennbare Stimme, die das Salz in der Soul-Suppe ausmacht und “Going East“ wie den meisten Billy Paul-Sets eine ganz eigene Würzung gibt und es bis heute zu einem echten Kleinod in Sachen Seventies-Soul macht.
Etwas dramatischer wird es mit besagtem Tyrone Davis (auch er ist alles andere als ein Unbekannter im SOUL TRAIN), der seinen Soul eigentlich fast ebenso eklektisch herunterbetete wie Paul, dem aber der Weltumspannende Erfolg, wie ihn Billy Paul zumindest mit “Me And Mrs. Jones“ erfuhr, immer verwehrt blieb.
Sein 1979er “In The Mood With Tyrone Davis“-Set, dass seinerzeit von Leo Graham produziert wurde, zeigt die bescheidene, stets wirkungsvolle Art und Weise wie Davis seine Vocals im Soul- und Discosoul-Geflecht verteilen konnte.
Christian John Wikane schlüsselt das in den Liner Notes zur Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Remasters-Edition noch einmal klar auf und wird von allen notwendigen Infos, zahlreichen Abbildungen und last but not least vom eklektischen Soul-Abgesang des Tyrone Davis unterstützt.
Noch viel nachhaltiger, dafür in Soul, Discosoul, aber auch in weiteren Geschwistergenres wie Funk und Jazz beheimatet, machte George Duke (der SOUL TRAIN berichtete unzählige Male) besonders in dieser Ära von sich reden.
Obwohl sein 1978er “Don’t Let Go“-Set weniger mit Superhits wie etwa seinem unvergleichlichen “Reach Out“ konterte, war doch gerade dieses Album ein ganz besonders gelungenes Beispiel dafür, wie fließend die Grenzen zwischen all jenen erwähnten Black Music-Strömungen sein können, ohne dabei den gegenseitigen Respekt zu verlieren.
Die Soul Music Classics-Neuauflage aus dem Hause Soulmusic.com Records punktet mit einer Vielzahl an Infos und Abbildungen und gleich drei Bonus Track-Alternativ-Versionen von “Dukey Stick“ sowie einem faszinierenden Klappentext von A. Scott Galloway, der noch einmal den Status George Dukes, gerade in der Ära, unterstreicht.
Ähnlich missionarisch war Ronnie Laws seinerzeit unterwegs, obwohl der Faktor Funk hier weitestgehend Bausteinen aus puristischem Soul, aus melodischem Jazz und Jazz Fusion sowie einer Prise Pop weichen musste.
“Mr.Nice Guy“ (1982) und “Classic Masters“ (1984) zeigen das gerade als Neuauflage (“Two Classic Jazz Funk Albums On One CD“) auf einem Silberling, einmal mehr aus dem Hause Soulmusic.com Records.
Die insgesamt 17 Titel der zwei Original-Alben stehen sinnbildlich für den fast spielerischen Umgang mit der Schnittmenge aus Soul, Jazz und Funk, machen auch drei Jahrzehnte nach der Original-Veröffentlichung gehörigen Spaß und begeistern insbesondere durch informative Worte von Jeff Lorez, der für den Klappentext zuständig war. Fraglos eine der besten Wiederveröffentlichungen der heutigen Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissue-Kolumne im SOUL TRAIN.
Roy Ayers passt musikalisch in genau die gleiche Sparte, obwohl hier der internationale Erfolg im Gegensatz zu Ronnie Laws eine ganz eigene Sprache spricht. Auch, wenn sein “I’m The One (For Your Love Tonight)“-Set aus dem Jahre 1987 eher als kleine Fußnote in die Karriere von Ausnahmemusiker Roy Ayers (der SOUL TRAIN berichtete immer wieder) passen dürfte, ist doch die Soulmusic.com Records-Neuauflage als Expanded Edition ein sehr feines, kleines, feistes Stelldichein, das besonders für Fans Ayers’ ein echtes Füllhorn sein dürfte, auch, wenn es ruhig mehr als der eine Bonus Track (der “Extended Dance Mix“ von “I’m The One“) hätte sein dürfen.
Bleiben wir im Jazz Fusion, im Jazzfunk und in den seichteren Seitenarmen des Soul. “Back To Back“ von The Brecker Brothers Band ist seit seinem Erscheinen 1976 eines der wohl einflussreichsten und innovativsten, zugleich aber auch fast vergessenen Meisterwerke des Genres.
Sogar Anleihen bei Latin und zeitgenössischer Popularmusik machen die hitzige Melange des Sets bis heute zu einer ganz Besonderen, die auf dieser Expanded Edition, einmal mehr bei Soulmusic.com Records erschienen, nun ihre verdiente Neuauflage erfährt.
Zwei Bonus Tracks, sehr ausführliche und persönliche Liner Notes von A. Scott Galloway, eine Menge Abbildungen sowie alle notwendigen Credits zum Material auf “Back To Back“ der Brecker Brothers Band machen dieses Reissue zu einem unverzichtbaren Zentimeter Mehr an jeder CD-Wand eines echten Freundes des Genres.
Crusaders-Mitstreiter Wilton Felder setzte sich etwa in der gleichen Ära in die gleichen musikalischen Nesseln, obwohl der nun neu herausgebrachte Mix seiner zwei Alben “We All Have A Star“ (1978) und “Inherit The Wind“ (1980) auf einem Silberling (Cherry Pop/Cherry Red Records) schon mehr als deutlich dem Jazz Fusion und dem Jazzfunk denn den klassischeren Strömungen des Urgenres Soul zugeordnet werden darf.
Die insgesamt 14 Stücke wirken auch heute noch spritzig und herrlich analog und werden durch Liner Notes von Soulmusic.com Records-Mastermind David Nathan und einer Menge Infomaterial im Booklet aufgeschlüsselt. Gerade für Fans von Saxofonist und Bassist Wilton Felder und den Crusaders bzw. dem Crusaders-Umfeld ein unbedingtes Reissue-Muss!
Dem Jazz Fusion addierte die Azteca-Formation zu seiner Hoch-Zeit in den Siebziger Jahren noch eine merkliche Spur Rock hinzu, die dem Sound der von Pete und Coke Escovedo gegründeten US-Band eine kraftvolle, nachhaltige Handschrift verlieh.
Ihr selbstbetiteltes Debütalbum “Azteca“ aus dem Jahre 1972 und ihr Folgealbum “Pyramid Of The Moon“ von 1973 belegen dies gerade unter Mithilfe des Füllhorns der den Remasters-Editionen der Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues beigefügten Informationen und zeigen, wie wichtig auch die Wechselwirkung zwischen Lateinamerikanischen Rhythmen und dem, was man bis heute unter Black Music versteht, war und ist.
Noch wilder funktionierte und funktioniert das bei Mandrill, einer eigentlichen Funk-Formation aus Brooklyn, New York, der man jedoch stets auch die eigene Affinität zu Elementen aus Latin und besonders Jazz anhörte – alleine die Bläsersätze sprechen hier Bände. Nachzuhören auch auf ihrem1978er “We Are One“-Set, dass als Neuauflage von Cherry Pop/Cherry Red Records und wie immer im Vertrieb von Rough Trade auch höchsten Sammleransprüchen aber auch den Wünschen von echten Funk-Freaks entspricht. Brüller.
Nach so viel geballtem Funk-Testosteron wenden wir uns den weiblichen Tönen zu.
Carmen McRae war bereits Teil dieser Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne und begeistert nun mit einer brandneuen Remasters-Edition ihres “I Am Music“, dass im Original 1975 erschien und seinerzeit unter anderem von Jazz-Gigant Dave Grusin arrangiert, orchestriert und dirigiert wurde.
Dass hier der Jazz eine übergeordnete Rolle spielt, Soul, Funk oder Pop jedoch eine oft gefühlte Rolle als Fundament tragen, macht den Sound und damit den Charme des Sets aus, das trotz des Fehlens von Bonus Tracks aufgrund der schieren Qualität der Musik und einmal mehr durch die Fülle an Abbildungen und Infos im Booklet überzeugen kann.
Patti Austin, Nancy Wilson und Deniece Williams (der SOUL TRAIN berichtete mehrfach über alle erwähnten) bewegten sich ihrer Glanzzeit in eben der gleichen musikalischen Schnittmenge wie Carmen McRae – Jazz, Soul, Funk und Pop waren ihr Vehikel, ihren Stimmen Zeitgeist zu verleihen und ihre Alben unsterblich zu machen.
Patti Austin wurde nun mit Hilfe einer Soul Music Classics-Neuauflage aus dem Hause Soulmusic.com Records von David Nathan ein sehr gediegenes Denkmal gesetzt. “End Of A Rainbow - The CTI Masters“ lautet der vollständige Titel der Kompilation, die unter den insgesamt 18 Tracks auch Austins komplett erstes CTI-Album anbietet.
David Nathan höchstpersönlich ließ es sich nicht nehmen, über das Wie und Warum von Patti Austin und ihrer CTI Records-Historie in Form von üppigen Liner Notes aufzuklären – eine großzügige Masse an Abbildungen und Infos zum Thema veredeln das Album zu einem weiteren Highlight der heutigen Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne und leiten über zur nächsten Powerfrau in Sachen Soul mit Jazzvortrieb: Nancy Wilson.
Im SOUL TRAIN ebenfalls eine der üblichen Verdächtigen ist Nancy Wilson bis in die Gegenwart eine der fleißigsten, aber auch widererkennbarsten Phänomene weiblicher Soul- und Jazz-Affinität.
Gleich vier ihrer Alben wurden so von Soulmusic.com Records auf zwei Folgen der “Two Original Classic Albums“-Reihe als Expanded Edition veredelt.
“This Mother’s Daughter“ (1976) und “I’ve Never Been To Me“ (1977) zeigen trotz ihrer Soul-Schwere die deutliche Affinität zu Jazz und klingen auch über drei Dekaden später frisch und authentisch. Die insgesamt 20 Titel des Silberlings werden, wie es nicht anders sein könnte, durch eine schiere Masse an Infos im Booklet veredelt, was auch für die Doppel-CD Nancy Wilsons mit ihren beiden “Keep You Satisfied“- und “Forbidden Lover“-Alben (1985 und 1987) gilt.
Beide Alben zeigen überdeutlich Wilsons damalige Hinbewegung zu klassischen Jazz-Elementen und können auch heute noch bewegen und elegant überzeugen. Auch diese Neuauflage kommt mit der gewohnt routinierten und informativen Fülle an Abbildungen und Abhandlungen über das Schaffen eine der größten Stimmen der Black Music überhaupt – Nancy Wilson.
Um das gleiche Attribut zu erhalten, fehlte Deniece Williams dagegen stets die authentische Grundlinie, die aus ihr, eigentlich eine klassische Soul- und Jazzstimme, dann auch mal eine vorübergehende Pop-Ikone macht.
Nicht so jedoch bei ihrem 1979er Set, dass seinerzeit von keinen Geringeren als David Foster und Ray Parker Jr. (der SOUL TRAIN berichtete) produziert wurde und das klar in klassischen Soul-Strukturen seine Berechtigung findet.
Drei Bonus Tracks sowie, neben diversen Abbildungen, ausführlichem Klappentext von, einmal mehr, Andy Kellman, zeigen noch einmal die “wahre“ Deniece Williams, deren Ruhm wie kaum ein anderer mit der stilistischen Bewegung ihrer Musik selbst nach oben und nach unten schwappte wie Ebbe und Flut.
Ein echter Leckerbissen für Sammler und eisenharte Fans des Soul-Genres bietet sich mit der Remasters-Neuauflage des “Dick Jensen“-Albums des Künstlers gleichen Namens.
1973 war es, als die Philly Soul-Pioniere Gamble/Huff (Kenneth Gamble und Leon A. Huff), Thom Bell und Bunny Sigler sich Dick Jensens annahmen, und aus einem vermeintlichen Country- und Folk-Crossover-Act aus Hawaii einen waschechten Soul-Aspiranten formen wollten, was nur teilweise gelang und heute seinen ganz eigenen Charme hat, der dieses Album, diese Neuauflage zu einem weiteren Highlight dieser Kolumne macht.
Die Geschichte Dick Jensens wird von Stephen SPAZ Schnee mit detailverliebten Worten im mitgelieferten Booklet ausführlich umrandet und werden unterstützt durch diverse Abbildungen und Infos, die das Album zu einem echten Augen- und Ohrenschmaus werden lassen – nie klang Seventies-US-Soul so eigenwillig und ungläubig. Schön, das. Auch, wenn Bonus Tracks das Ganze noch hätten untermauern können.
Klassischer geht es da schon bei der Shout! Records-Kompilation “Unbelievable/Cross My Heart-Chess Recordings 1964-1969“ (im Vertrieb von Cherry Red Records/Rough Trade) mit insgesamt 24 Stücken von Billy Stewart zu, obwohl ja gerade dieser durch seinen Gesang individuelle Maßstäbe setzte, die ihn bis heute zu einem beliebten Ziel unzähliger Northern Soul-Freunde macht. Besonders für Rhythm and Blues-Fans und Northern Soul-Hipster der ersten Stunde ein unverzichtbares Album, dass neben den zwei erwähnten Original-Alben “Unbelievable“ und “Cross My Heart“ insbesondere über seinen mehr als ausführlichen Klappentext von Clive Richardson überzeugen kann. Klasse.
Machen wir einen Sprung in die Achtziger Jahre – und von Black Music-gezeichneteren Tönen in den Pop.
John “Jellybean“ Benitez war in der großen Eighties-Ära (eine allzu oft zu unrecht verschmähte Musik-Ära) einer der größten und einflussreichsten Produzenten und Ikonen der Soulgetränkten Popularmusik, der sogar weltweite Megaacts wie Madonna auf den rechten Weg brachte.
In der zweiten Hälfte der Achtziger führte in das zu diversen Solo-Projekten unter eigenem Pseudonym Jellybean, was jedoch eher Ensemble-Alben waren, welche die Zwischenwelt aus Soul, Pop, Funk und Dancefloor bearbeiteten und, wie das vorliegende “Just Visiting The Planet“-Set aus dem Jahre 1987, immensen Erfolg hatten.
“The Real Thing“ war der Megasingleerfolg des Albums, dass als Gäste neben Steven Dante oder Elisa Fiorillo auch Contortions-Frontfrau Adele Bertei featurte, die auch die Liner Notes zur Cherry Pop/Cherry Red/Rough Trade-Neuauflage schrieb.
Fünf Bonus Tracks können überzeugen - ein echter Zeitzeuge mit einem wahrhaften, weltweiten Dancefloorhit “The Real Thing“, ohne den in der Ära, egal ob auf Ibiza, in Brooklyn, in Tokio oder im Ostfriesischen Hinterland keine Disco auskam, runden “Just Visiting The Planet“ als Neuauflage mit allerlei Extras gekonnt ab.
Mindestens ebenso erfolgreich, in jeden Fall aber langlebiger war die Five Star-Formation, die sich als reine Familienbande – die Mitglieder sind Nachkömmlinge von Reggae-Legende Buster Pearson - 1983 formierte und 1985 mit einem regelrecht fulminanten Soulpop-Album, “Luxury Of Life“, debütierte, das bis heute einer der ganz großen Klassiker der Popgeschichte der Achtziger Jahre ist.
Riesenhits wie “Love Take Over“, “All Fall Down“ oder “Let Me Be The One“ bedeuteten den Anfang einer beispiellosen Karriere, die jedoch mit jedem Album immer ein klein wenig mehr das Soul im Musikstil ausklammerte und sich mehr und mehr dem Pop und dem Kommerz hingab, was zugleich jedoch musikalisch durchaus seine Reize hatte.
“Silk & Steel“ erhielt im Folgejahr 1986 mit “Can’t Wait Another Minute“, “If I Say Yes“, “The Slightest Touch“ und “Are You Man Enough?“ weitere Megahits, die immer noch deutlich Soul im Marschgepäck anzubieten hatten.
Doch bereits ihr 1987er “Between The Lines“-Album entfernte sich einen Schritt weiter weg vom Soul zum Pop, obwohl moderate Hits wie “Somewhere Somebody“ oder “Whenever You’re Ready“ noch immer das kommerzielle Geschehen bestimmten.
1988 sagte dann bereits der Titel ihres neuen Sets “Rock The World“ an, dass der Soul-Pfad immer geringere Bedeutung in der Musikmelange der Five Star-Formation hatte. “Another Weekend“ oder “Let Me Be Yours“ waren moderate Hits der Ära, konnten jedoch nur noch rudimentär an die ersten großen Erfolge im Zeichen von Soulpop anknüpfen, weshalb es 1990 an der Reihe war, kurzzeitig zurück auf den sprichwörtlichen Soul Train zu springen. Das selbstbetitelte “Five Star“-Album konterte mit “Treat Me Like A Lady“ und nutzte geschickt Bausteine aus dem damals hoch im Boom befindlichen New Jack Swing.
Nach dem 1991er “Shine“-Album mit dem Hit gleichen Namens verlor sich die Spur der Five Stars etwas. Nur noch sporadisch gab es Neues wie die 2001er Singleauskopplung “Funktafied“, die wieder deutlicher nach ihren eigenen Soul- und RnB-Spuren klang und den Sound ihres “Shine“-Sets, dass in den USA produziert wurde, unterstrich.
Über Cherry Pop/Cherry Red Records/Rough Trade erscheint dieser Tage gleich die ganze Reihe ihrer vorab erwähnten Studioalben in neuem Gewand, prall gefüllt mit ausführlichen Liner Notes, mit einer Masse an Abbildungen und einer respektablen Anzahl an Bonus Tracks, wobei hier einmal mehr das Five Star-Erstlingswerk “Luxury Of Life“ zu erwähnen wäre, das unter den insgesamt sechs Bonus Tracks auch den “M+M Remix“ (M+M steht für John Morales und Sergio Munzibai – der SOUL TRAIN berichtete) von “All Fall Down“ und von “System Addict“ anbietet. “Five Star“, ihr 1990er Album erscheint gleich als Doppel-CD mit 13 Bonus Tracks.
Die Alben wurden liebevoll aufbereitet und zeigen gefühlvoll und nachhaltig einen wichtigen Teil der Entwicklung der populären Musik mit Soultouch der Achtziger Jahre auf. Ganz sicher ein interessante Reihe - nicht nur für Fans von Five Star (Stedman, Lorraine, Denise, Doris und Delroy Pearson) ein lohnenswerter Zeitzeuge!
Themenwechsel. Joao Gilberto gilt zusammen mit Antonio Carlos Jobim als Erfinder des Bossa Nova. Der Gitarrist, Sänger und Komponist ist bis heute als einer der musikalischen Galionsfiguren brasilianischer Musikkultur.
Gleich zwei Veröffentlichungen von Él Records im Vertrieb von Cherry Red Records/Rough Trade zelebrieren das Phänomen Joao Gilberto.
“The Legend“ heißt das CD-Doppelpack, dass, haptisch herausragend bearbeitet, die drei Joao Gilberto Originalalben “Chega De Saudade“ (1959), “O Amor, O Sorriso E A Flor“ (1960) und “Joao Gilberto“ (1961) auf CD1 sowie diverse Raritäten und Kuriositäten sowie frühe Singles Gilbertos auf CD2 präsentiert.
Neben der Musik an sich dürften es die ausführlichen Liner Notes zur Geschichte der Brasil-Musiklegende Joao Gilberto und die diversen Abbildungen sein, die im edlen Schuber einen ganz eigenen Glanz versprühen – der unvergleichlichen Musik und der musikalischen Magie Joao Gilbertos Entsprechend.
Etwas kompakter wird das Thema Joao Gilberto dann bei “The Hits Of Joao Gilberto“ (ebenfalls erschienen bei Él Records im Vertrieb von Cherry Red Records/Rough Trade) angegangen.
Insgesamt 27 Klassiker lang wird man einmal mehr Zeitzeuge des Schaffens von Bossa Nova-Innovator Joao Gilberto. Jazz- und Brasil-Superstars ihrer Ära von Julie London, Stan Getz oder Herbie Mann über Sacha Distel, Lalo Schifrin und Charlie Byrd bis zu George Shearing, Cal Tjader oder Soul- und Jazz-Ikone Quincy Jones zeigen in eigenen Versionen auch viele Dekaden nach ihrer Entstehung einmal mehr detailliert und liebevoll auf, warum Joao Gilberto eben bis heute als der Innovator brasilianischer Musik gilt.
Wir bleiben kosmopolitisch. Francoise Hardy ist in ihrer Heimat eine Legende und ist bis heute eine französische Musik-Institution der musikalisch goldenen Sechziger Jahre. “Tous Les Garcons Et Les Filles“ war und ist ihre inoffizielle Hymne und wird auf der Kompilation mit dem schlichten Titel “Francoise Hardy“ (der Titel ihres Debütalbums) mit insgesamt 22 Titeln ebenso bedacht wie ihre Ausflüge in andere Sprachen, hier ins Italienische.
Das alles fasziniert über alles Massen und versprüht den unwiderstehlichen Charme der Swinging Sixties mit all seinen Facetten – die Stimme Francoise Hardys ist dafür bis heute eine überaus Prädestinierte.
Erschienen ist die edel ausstaffierte Neubelebung alten Hardy-Materials bei Él Records im Vertrieb von Cherry Red Records/Rough Trade – ein Individual-Album, das so gar nicht überzuleiten vermag zu den letzten beiden CDs der heutigen Kolumne mit Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues. Denn diese führen uns ein letztes mal in die rührigen Achtziger Jahre…
Stephen “Tin Tin“ Duffy war Gründungsmitglied von Duran Duran, arbeitete in der Folge für die Barenaked Ladies oder sogar für Robbie Williams. 1985 veröffentlichte er ein bis heute fast vergessenes Solo-Album, “The Ups & Downs“, das besonders in den USA Erfolge verbuchen konnte und den Sound der Ära mehr als beispielhaft bebilderte.
“Kiss Me“ war der Megahit des Sets, das sich aber auch als Ganzes bis heute durchaus sehen und hören lassen kann.
Cherry Pop/Cherry Red Records bringt die Neuauflage dieses Albums nun mit dem Original Cover-Artwork, einem Interview mit Duffy sowie gleich sieben Bonus Tracks, die das individuelle Pop-Geflecht des Enfant Terribles des Achtziger Jahre Bubblegum-Pop noch einmal aufleben lassen, womit wir beschreibend bereits beim letzten Album der heutigen SOUL TRAIN-Kolumne mit Cherry Red Records-Reissues wären.
Paul Rutherford war ein Mitglied einer der erfolgreichsten Formationen der Achtziger Jahre – Frankie Goes To Hollywood. 1989 wollte er – zwei Jahre nach der Auflösung von FGTH - zeigen, dass er eine Stimme hat – eine, die sogar Volumen und Soul ihr Eigen nennt.
Heraus kam das selbstbetitelte “Paul Rutherford“-Album, dass unter anderem als moderaten Superhit die Coverversion des Chic-Klassikers “I Want Your Love“ vorzuweisen hatte.
Stilistisch brachte uns das Geflecht Pop als auch Soul näher und hatte als roten Faden eine knackige Club-Attitüde, die in ihrer Gradlinigkeit wohl auch von den Albumgästen und diversen Produzenten profitierte: Martin Fry und Mark White alias ABC (der SOUL TRAIN berichtete) waren dabei, Soul-Chanteuse Beverley Skeete oder UK-Eighties Produzenten-Ikone Joe Dworniak waren ebenfalls mit von der beseelten Dance- und Soulpop-Partie, die bis heute durchaus und durchweg hörenswert ist.
Die über Cherry Pop/Cherry Red Records/Rough Trade erschienene Neuauflage kommt gleich mit zwei CDs: Während CD1 das Original-Album zuzüglich diverser Bonus Tracks anbietet, kontert CD2 mit diversen Remixes, bei denen immer wieder die Club-Attitüde des Werkes im Vordergrund steht.
Insgesamt 26 Tracks und eine herausragende Informationsfülle im mitgelieferten Booklet machen aus der Reissue von “Paul Rutherford“ des Künstlers gleichen Namens, der danach nie wieder ein Album aufnahm und heute in Neuseeland lebt, ein letztes, unbedingt zu beachtendes Highlight der heutigen, achten Folge der Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr.1 - dem SOUL TRAIN!
Wir sehen uns in Folge Neun!
© Michael Arens
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