MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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Michael Arens' SOUL TRAIN - Germany's Soul Music-Magazine Nr.1! (www.soultrainonline.de)

 

 

 

MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

KOLUMNE / COLUMN

 

 

 

 

 

Cherry Red Records/Rough Trade

Remastered, Reissued & Expanded - Soul-, Funk- & Jazz-Klassiker neu aufgelegt!

 

 

 

 

 

 

Cherry Red Records/Rough Trade

Remastered, Reissued & Expanded - Soul-, Funk- & Jazz-Klassiker neu aufgelegt!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Cherry Red Records/Rough Trade

Remastered, Reissued & Expanded - Soul-, Funk- & Jazz-Klassiker neu aufgelegt!

 

Der SOUL TRAIN wird nicht Müde, darüber zu berichten: Soul, Funk und Jazz brachten immer schon unzählige Stilblüten, Klassiker und obskure Trittbrettfahrer in Form von Künstlern und Alben hervor, welche bis heute die Klangfarbe des Genres bunter machen, nachhaltig verändern und schließlich ausmachen.

 

Das britische Cherry Red Records-Label und der deutsche Rough Trade-Vertrieb bringen seit geraumer Zeit regelmäßig große, kleine und bemerkenswerte Klassiker des weit verzweigten Soul-, Funk- und Jazz-Genres der Siebziger, Achtziger und Neunziger Jahre auf CD heraus.

 

Diese erscheinen wahlweise als Reissue, als Album-Doppelpack (2 Original-Alben auf einer CD), als Remastered Original-Album oder als Expanded Edition mit einer Menge faszinierendem Zusatzmaterial wie Bonus Tracks jeglicher Couleur, Liner Notes von versierten Kennern des Soul-Genres, Fotostrecken, Coverabbildungen und allerlei weiteren interessanten Zusatzfeatures.

 

Der SOUL TRAIN nimmt sich im Rahmen dieser Kolumne regelmäßig diesen Klassikern in neuem, teils edlem Gewand an und wird ausführlich über alle Aspekte der Veröffentlichungen wie die Musik, den bzw. die Künstler, den Sound, die Hintergründe, die Philosophie und nicht zuletzt das Produkt als Ganzes berichten.

 

Die SOUL TRAIN-Redaktion wünscht viel Spaß beim Lesen und Studieren sowie, last but not least, beim Hören!

 

 

Hier geht's zu den vorherigen Folgen von

Cherry Red Records/Rough Trade -

Remastered, Reissued & Expanded -

Soul-, Funk- & Jazz-Klassiker neu aufgelegt!

 

Folge 1 - British Jazzfunk, Nick Martinelli & Co.: ...weiter lesen›››

Folge 2 - Alicia, Gladys & Blue Eyed Soul: ...weiter lesen›››

Folge 3 - The Three Degrees of Funk: ...weiter lesen›››

Folge 4 - Smoked, Dynamic & Superior - An Mtume Odyssey: ...weiter lesen›››

Folge 5 - Tavares, Teena, Tata & Wah Wah: ...weiter lesen›››

Folge 6 - Sun, Miracles, Platypus & Working Week: ...weiter lesen›››

Folge 7 - The Duke Of Change: ...weiter lesen›››

Folge 8 - Five Star Heatwave: ...weiter lesen›››

 

 

9. FOLGE: The Funk of Disco - Con Funk Shun, Watsonian, Cerrone & Co.

 

Jerry Butler wurde 1939 in Sunflower, Mississippi im Süden der USA geboren. Seine Stimme gilt bis heute als eine der größten, wenn auch nicht populärsten oder erfolgreichsten des Soul-Genres. Als Opener der heutigen, neunten Folge der Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr.1 - dem SOUL TRAIN – hinterlässt die “Two Original Classic Soul Albums On One CD“-Neubelebung seiner 1976er und 1977er Alben “Love’s On The Menu“ und “Suite For The Single Girl“ einen regelrecht monströsen Eindruck, der immer wieder durch Butlers nachdrückliche, wunderbar geerdete Stimme Einzug in den Soul-Himmel hält.

 

Die Reissue aus dem Hause Soulmusic.com Records der britischen Soul-DJ-David Nathan glänzt mit Liner Notes von Kevin Goins, diversen Abbildungen und jeder Menge Infos zum herausragenden, mit fug und recht als Zeitlos zu bezeichnenden Materials, das seinerzeit übrigens beim legendären Motown-Label erschien, was das Fehlen von Bonus Tracks locker wieder wett macht.

 

 

Arthur Prysock erging es in Sachen Popularität ganz ähnlich wie Jerry Butler. Obwohl seine Stimme mit dem unverkennbar dunklen Timbre einen durchschnittlichen Song bis zur letzten Sekunde mit unglaublich viel Grazie tragen konnte, waren seinen sangestechnischen Aktivitäten zwischen Soul, Gospel und Blues zumindest auf internationaler Ebene nie allzu große Erfolge beschienen.

 

Sein wohl größter Hit war dabei das 1976er “All My Life“-Album, das sich, sicher eine der Problematiken des Sets, wie eine glatte Barry White-Kopie (White war damals auf dem absoluten Zenith seiner Karriere und zumindest in den USA vermutlich bekannter als der US-Präsident – der SOUL TRAIN berichtete) anhörte – und es immer noch tut.

 

Nimmt man sich jedoch die Zeit, dem Album Zeit zum Atmen zu geben und versucht, gerade in Hinsicht auf Struktur und auf Prysocks unschlagbar gutes Organ, zwischen den Zeilen zu lesen bzw. zu hören, entfaltet sich vor einem eines der besten Soul-Alben der Siebziger Jahre überhaupt.

 

Steven E. Flemming Jr. schlüsselt die unterschiedlichen Problematiken aber auch Einzigartigkeiten um Arthur Prysock im ausführlichen Klappentext auf und unterstreicht so gemeinsam mit den zahlreichen Abbildungen, der liebevollen Aufbereitung des Monsteralbums und der “Single Version“ von “When Love Is New“ als Bonus Track das Set zu einem der Höhepunkte der heutigen SOUL TRAIN-Kolumne mit Reissues und Remastered bzw. Expanded Editionen aus dem Hause Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade.

 

Wir bleiben beim Soul klassischer Zeichnung, wenn auch “Ship Ahoy“, vermutlich das legendärste, populärste und erfolgreichste Album der O’Jays, aus dem Jahre 1973 bereits mit einigen bemerkenswerten Elementen aus knackigem Funk liebäugelt – der Megahit des Albums, “For The Love Of Money“, das gerade in TV, in der Werbung etc. unglaublich häufig verwendet wurde und wird, spricht hier Bände.

 

Der Album-Klassiker kommt als Remasters-Edition mit drei Bonus Tracks, darunter Varianten eben jenes “For The Love Of Money“ aber auch von den beiden anderen Superhits des Longplayers, “Now That We Found Love“ und “Put Your Hands Together“.

 

Unglaublich ausführliche, liebevoll und detailliert verfasste Liner Notes von Christian John Wikane sowie eine Masse an Abbildungen macht die Neuauflage eines der wichtigsten Soul-Meilensteine der Musikgeschichte überhaupt zu einem unbedingten Muss für jeden echten Soul-Fan.

 

Leider verhält es sich mit dem nächsten Kandidaten, der im SOUL TRAIN schon mehrfach erwähnten Delegation-Formation, etwas anders. Ihr 1983er “Deuces High“-Set geht als Dancefloor-Burner im Zeichen von waschechtem Eighties-Discosoul zwar als beispielhaftes Reißbrettprojekt durch, ist in der Masse der Produktionen der Ära aber eher unauffällig und bleibt so allerhöchstens als Kopie seiner selbst, als Delegation-Kopie, die mit dem Superhit “Heartache No.9“ einst Discosoul-Geschichte schrieben, im Gedächtnis.

 

Zwar funktioniert das Werk aus heutiger Sicht als Discosoul klassischster Zeichnung mit Auszeichnung, Musikgeschichtlich dürfte das Werk und damit wohl auch die Remasters-Edition mit seinen fünf Bonus Tracks und der üblichen Informationsfülle im Booklet  jedoch eher als Lückenfüller zwischen den größeren und ganz großen Klassikern des Genres und auch der Delegation-Alben gelten.

 

 

Im SOUL TRAIN ebenfalls alles andere als ein Unbekannter ist Soul- und Disco-Monument George McCrae, der im Zuge unserer Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne bereits einige Male im Gespräch war.

 

“Diamond Touch“ aus dem Jahre 1976 ist eines der Alben, die dem Ruhm und der musikalischen Identifikation und Wiedererkennung McCraes bereits damals eher hinterher hechelten und teils haarsträubende musikalische Umsetzungen mit plakativem Nach-Vorne-Wums und absorbierter und in schnöden Discopop verwandelter James Brown-Energie ihr Eigen nannten.

 

Die Remasters-Edition des Werkes, das sogar unfreiwillig humoristische Momente bereithält, kann unter dem Strich insbesondere durch seine liebevolle Aufbereitung überzeugen. Die Neuauflage von “Diamond Touch“ – sicher eher etwas für eingefleischte George McCrae-Jünger.

 

Cerrone funktionierte da im gleichen Jahr schon wesentlich überzeugender, blieb er doch von vorneherein bei seinen Leisten, als er mit “Love In C Minor“ sein wohl populärstes und mit Abstand erfolgreichstes Album ablieferte.

 

Die nach heutigen Maßstäben Plastilinhaltige, leicht schlüpfrige und klebrig anmutende Pseudoinstrumental Disco-Oper (das Album hat immerhin nur drei Stücke) funktionierte und funktioniert als Disco-Burner vermutlich nur bedingt. Die wahren Qualitäten der Remasters-Auflage des Disco-Klassikers liegen derweil sicher eher im archivarischen Wert - ein Umstand, der gerade durch die Informationsfülle, darunter ein umfangreicher Klappentext von Rico “Superbizzee“ Washington und eine Menge Abbildungen, Rückenwind bekommt.

 

Wendy & Lisa (der SOUL TRAIN berichtete) waren gegen Ende der Achtziger Jahre eines der angesagtesten Projekte im Fahrwasser des damaligen Black Music-Gottes Prince, der trotz aller Beschränkung seiner produktionstechnischen Assistenz auch beim größten Wendy & Lisa-Hitalbum “Fruit At The Bottom“ 1989 unüberhörbar immer wieder allgegenwärtig ist.

 

Die Cherry Pop-Special Edition des Albums offeriert neben den zehn Originaltiteln des sehr kantigen Sets zwischen Funk, Soul und Pop sechs Bonus Tracks, darunter die “According To Prince“-Version des moderaten Charthits “Lolly Lolly“ – ein Bonustrack, der Bände spricht.

 

Die Wiederauferstehung des Album-Klassikers der Ära kann neben der Musik selbst insbesondere mit sehr interessanten Kommentaren von Wendy & Lisa selbst zu jedem der einzelnen Album-Songs aufwarten und macht das Ding zu einem weiteren Highlight der heutigen, neunten Folge mit Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues.

 

Leonard Caston Jr. war in den Sechziger und Siebziger Jahren ein Soul-Songwriter-Routinier der unter anderem Superhits wie “Nathan Jones“ für die Supremes schrieb.

 

Bei Motown Records traf er schließlich auf die Sängerin Carolyn Majors, die er später auch heiratete. 1974 nahmen die Zwei ihr erstes und bis dato einziges Album auf, sieht man mal von ihrem zweiten Longplayer 1975 ab, der nach Fertigstellung erst in diesem Jahr in Teilen im Zuge dieser Neubearbeitung des Caston & Majors-Materials das Licht der Welt erblickte.

 

Dass Caston & Majors auch dem Gospel Nahe standen, hört man dem bombastischen, sehr voluminös und verspielten Set mit dem schlichten Titel “Caston & Majors“ bis heute an. Zugleich war die Handschrift des Duos damals derart individuell, dass einem das Zähneknirschen des Motown-Labels, damals für die Veröffentlichung zuständig, förmlich als Kopfkino vor dem geistigen Auge erscheint: Das Set klingt wie eine frühe, unbewusste Hommage an ABBA, an eine charmante Bombast-Anleihe bei den Carpenters, an eine Liebesbekundung an die Harmonien der Beach Boys oder wie eine unbeabsichtigte Blind Boys Of Alabama-Persiflage als Vermischung von Barry White (der SOUL TRAIN berichtete), dem Gospel einer Mahalia Jackson aber auch dem Funk eines George Clinton und dem Songschreiber-Narzissmus eines Gilbert O’Sullivan. Das mag sich krude lesen – es hört sich ebenso krude, aber eben auch unverschämt charmant und irgendwie mystisch an. Soul mit ureigener Handschrift eben.

 

Das eigenwillige Album liefert so neben detailverliebten Liner Notes von J. Matthew Cobb insgesamt neun sehr unterschiedliche, teils faszinierende Bonus Tracks. Caston & Majors mit der Remasters-Edition ihres gleichnamigen, einzigen Albums – ein wahrer Leckerbissen für Soul-Individualisten.

 

 

Die britische Reggae-Band Black Slate veröffentlichte 1980 mit “Amigo“ ihr zweites Album, das moderaten Erfolg insbesondere im vereinigten Königreich als auch auf dem europäischen Festland verbuchen konnte.

 

Kurzweilig, unaufdringlich und sehr zusammengehörig produziert funktionierten die zehn Original-Album-Songs bereits damals auch ohne Tonangebenden Superhit, obwohl die Remasters-Neuauflage des sehr soliden Roots- und Pop Reggae-Sets die  Singles “Black Slate Rock“, “Boom Boom“ sowie Titeltrack “Amigo“ als Bonus Tracks beinhaltet und einmal mehr zeigt, dass sich eine gut geölte Bandgemeinde durch Alben und nicht durch Singles definiert.

 

Liner Notes von Rob Kenner und die standardmäßige Fülle an weiterführenden Infos erfüllt die Erwartungshaltung an die Wiederveröffentlichung eines der eher unbekannteren britischen Reggae-Kapitel.

 

Johnny Guitar Watson gilt bis heute als eine der innovativsten und wegweisendsten, zugleich aktivsten Soul-, Funk-, Blues- und Jazz-Legenden überhaupt - der SOUL TRAIN berichtete immer wieder.

 

1996 starb der Multiinstrumentalist, Komponist, Sänger und Galionsfigur Nordamerikanischer Black Music-Kultur Watson während eines Live Gigs im Blues Café im japanischen Yokohama im Alter von 61 Jahren an Herzversagen.

 

Die schier unglaubliche Fülle seiner Alben, Singles und Gastspiele auf Singles und Alben, bei Konzerten oder schlicht als Ideengeber bei unzähligen Projekten ist bis heute mehr als erstaunlich und sagt viel über Johnny Guitar Watsons Musikverständnis und seine Liebe zum Genre Black Music als Muttergenre seiner Lieblingsspielarten Soul, Funk, Blues und Jazz aus.

 

Zwei seiner bis dato legendärsten Alben, “Ain’t That A Bitch“ (1976) und “A Real Mother For Ya“ (1977) erschienen nun als Teil der “2 Classic Albums On 1 CD“-Reihe auf Cherry Red Records.

 

Das Fehlen von Bonus Tracks wird locker durch den ausführlichen Hintergrundbericht von Daryl Easlea im mitgelieferten Booklet und den diversen Abbildungen wettgemacht. Wirklich wichtig ist jedoch auch fast vier Dekaden später der intensive Funk- und Soul-Mix, mit zielsicherer Hand und eklektischem Musikverständnis eingespielt von einem bestens aufgelegten Johnny Guitar Watson auf dem unüberhörbaren Höhepunkt seiner Karriere.

 

Sozusagen als Seitenprojekt ließ er für einige Projekte unter dem Namen The Watsonian Institute seinen Co-Musikern den Vortritt und unterstütze diese lediglich – das Wortspiel im Projektnamen bebildert diese Wechselwirkung wunderbar.

 

Die ebenfalls als Teil der “2 Classic Albums On 1 CD“-Reihe auf Cherry Red Records erschienenen zwei Longplayer “Master Funk“ (1978) und “Extra Disco Perception“ (1979) ließen zu ihrer Zeit keinen Zweifel daran, dass Mastermind Johnny Guitar Watson Funk ebenso sehr auf dem musikalischen Schirm hatte wie das Muttergenre Soul. Eine klare Grenze lässt sich in keinem der insgesamt 14 Original-Album-Titel ziehen und begünstigt so lediglich den sehr gefälligen, teils von knackigen Funk-Breaks bestimmten Sound der Alben, die in der Neuauflage mit üppigem Klappentext von Black Music-Journalist Tony Rounce sowie diversen Abbildungen kommt.

 

 

Eine ganz ähnliche Musikästhetik hatten zu ihrer Hoch-Zeit in den Siebziger und Achtziger Jahren Con Funk Shun (der SOUL TRAIN berichtete), eine kalifornische Funk- und Soulband (in genau der Reihenfolge), die 1973 von Schlagzeuger Louis A. McCall Sr. und Sänger und Gitarrist Michael Cooper (der SOUL TRAIN berichtete ebenfalls) gegründet wurde.

 

Um es vorwegzunehmen: Dem inhaltlichen und musikalischen Anspruch der Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne werden die Wiederveröffentlichungen von gleich fünf mehr oder weniger klassischen Con Funk Shun-Alben auf insgesamt zwei CDs (“Con Funk Shun” von 1976 und “Secrets” von 1977 auf einer CD sowie “Touch” (1981), “7“ (1982) und “To The Max“ (1983) auf einer Doppel-CD) spielend gerecht.

 

Die jeweils umfangreichen Klappentexte und Informationen in den Booklets der Con Funk Shun-Funk-Zeitzeugen machen den sparsamen Umgang mit Bonus Tracks wieder wett und stellen so mit den insgesamt fünf Alben auf drei Silberlingen weitere Highlights der heutigen Reissues-Kolumne in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr.1 - dem SOUL TRAIN.

 

Stephanie Mills ist im SOUL TRAIN im Allgemeinen ein gern gesehener und gehörter Gast. Ihre Musik, ihre Alben ziehen sich wie ein roter Faden durch das Magazin im Allgemeinen als auch durch diese Kolumne im Besonderen.

 

Einmal mehr gibt es nun von Soulmusic.com Records des gerade in Zusammenhang mit Reissues immer wieder erwähnten David Nathan zwei Alben von Mills als Teil der “Original Classic Soul Album“-Reihe als Expanded Edition inklusive diverser Bonus Tracks.

 

“Merciless“ aus dem Jahre 1983 und “I’ve Got The Cure“ aus dem Folgejahr 1984 sind unbestreitbar zwei der besseren Stephanie Mills-Alben, die, wie überhaupt alles, was Mills an Musik herausbrachte, insbesondere von ihrer ausdruckstarken, sehr stark wiedererkennbaren Stimme leben.

 

Beide Neubelebungen profitieren neben der üblichen Fülle an Infos und Bonus Tracks immer wieder auch vom unverkennbar konsequenten Discosoul, der Stephanie Mills seinerzeit zu eine der wahren Größen jener Soul-Subströmung werden ließ - gerade der Superhit “The Medicine Song“ vom “I’ve Got The Cure“-Album spricht hier eine deutliche Sprache.

 

 

Selbige obliegt einmal mehr auch Nancy Wilson, ebenfalls Dauergast der Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne im SOUL TRAIN. Die “2 Classic Albums On 1 CD“-Neuauflage aus dem Hause Soulmusic.com Records beinhaltet dieses mal ihre Alben “Can’t Take My Eyes Off You“ und “Now I’m A Woman“, beide aus dem Jahre 1970, einer Zeit, in der es durchaus üblich war, mehrere Alben pro Kalenderjahr herauszubringen – Musik war noch immer eher ein Handwerk denn eine anerkannte Kunst.

 

Die insgesamt 23 Stücke der CD, davon drei Bonus Tracks, und die ausführlichen Liner Notes von A. Scott Galloway machen neben der in der Wechselwirkung zwischen Jazz, Soul und Blues befindlichen auch über vier Jahrzehnte später auf der Höhe der Zeit befindlichen  Musik eine herausragende Figur – einmal mehr ein weiterer Höhepunkt der heutigen Cherry Red-Reissues-Kolumne im SOUL TRAIN.

 

Mit immerhin fünf Power-Frauen der Soul-Geschichte – Fern Kinney, Donna Washington, Freda Payne, Gwen Guthrie und Donna Allen geht es weiter.

 

Fern Kinney war stimmlich eher ein heiseres Discosternchen denn eine waschechte Soul-Stimme mit Volumen und Nachhaltigkeit, doch mal ehrlich – war es mit den Stimmen von Soul-Giganten wie Diana Ross oder Dusty Springfield jemals anders? Es kommt halt immer auf den Gesamtzusammenhang an… So ist Fern Kinneys 1979er “Groove Me“-Album bis heute ein kleiner, feiner Klassiker der späten Siebziger Jahre im Zeichen von Soul und Discosoul. Dank der Labelheimat – Malaco Records aus Mississippi – machte Fern Kinney hier auch vor Country keinen Halt, auch wenn ihr wohl größter Hit, Titeltrack “Groove Me“, bis heute klar in den Soul-Bereich einzuordnen ist.

 

J. Matthew Cobb steuerte die Liner Notes bei – sieben Bonus Tracks veredeln die Remasters-Neuauflage zu einem lohnenswerten Stück Black Music-Geschichte.

 

 

Richtig knackig und auch mal Funk-getränkt geht es auf dem “Going For The Glow“-Album von Soul-Sängerin Donna Washington zu, dass sich auch aufgrund des Original-Veröffentlichungsjahr 1981 klarer als jene Fern Kinney zum damalig schwer angesagten Discosoul bekennt.

 

Auch Washingtons Stimme ist eher die einer mit Tiefgang und Seele bestückten Soulsängerin, obgleich sie immer wieder auch kämpfen muss, dem rund produzierten Werk mit ihrem Organ zu folgen; Charles Waring verfasste den umfangreichen Klappentext zur Reissue. Auch, wenn es mehr als der eine Bonus Track (die “Single Version“ von “’Scuse Me, While I Fall In Love“) hätte sein dürfen, macht die Neuauflage aus dem Hause Soulmusic.com Records eine mehr als gute Figur.

 

Selbiges gilt auch für Freda Paynes 1978er “Supernatural High“-Set, das ebenfalls als “An Original Classic Soul Album“-Wiederveröffentlichung in waschechtem Soul und immer wieder in standhaftem Discosoul badet.

 

Direkt, schnörkellos und klar nach vorne peitschend konzentrierte sich die Musik des Sets damals auf Streicher, Harmonien und Melodien, die Soul-Superproduzent Skip Scarborough für Freda Paynes Stimme maßschneiderte.

 

Die Musik ist durchweg regerecht groovy und nachvollziehbar Boogieesk, obwohl einige wenige Songs wie etwa der Album-Opener “Happy Days Are Here Again/Happy Music (Dance The Night Away)“ heute nur schwer zu vermitteln sein dürften. Doch dann kommt ein Song wie das wunderbare und fast magische Midtempo “Tell Me Please“, das sofort wieder mit Freda Paynes Soul-Gefühl versöhnt und das Album zu einem weiteren Top-Kandidaten der heutigen Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne im SOUL TRAIN werden lässt.

 

Womit wir beim ultimativen Highlight der heutigen, neunten Reissues-Kolumne wären: Gwen Guthrie (der SOUL TRAIN berichtete immer wieder) und der Neuauflage ihres “Good To Go Lover“-Albums aus dem Jahre 1986.

 

Zwar war zu jener Zeit die beste Zeit des Discosouls gelaufen und immerneue Strömungen wurden ausprobiert und wieder verworfen und bis dato unbekannte Synthie- und Keyboardsounds fanden nach heutigen Maßstäben ihren Keksdosenartigen Weg in die zeitgenössische Soul-Musik, jedoch lag gerade in dieser starken Veränderungen ausgesetzten Zeit darin auch ein Vorteil, denn gerade Alben wie jenes von Gwen Guthrie zeigte, wie Wandlungsfähig und tatsächlich Neu Soul und neue Sounds der Ära klingen konnten.

 

Alleine der Opener, die Discosoul-Coverversion des Burt Bacharach/Hal David-Megaerfolges “(They Long To Be) Close To You“ (die bekannteste Version dürfte von den Carpenters sein – der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über gerade diesen Song) zeigte, dass der Sound zwar einer mit Soul-Fußspuren, aber auch ein sehr eigener war, was besondere Brisanz erhält, bedenkt man, dass Gwen Guthrie ihr Album damals selbst produziert hat.

 

“Outside In The Rain“ und der herrlich Basslastige Dancefloor-Midtempo-Burner “Ain’t Nothin’ Goin’ On But The Rent“ waren weitere Hits des herausragenden und stellenweise regelrecht coolen Sets, das als Reissue aus dem Hause Soulmusic.com Records (Vertrieb wie immer über Cherry Red Records/Rough Trade) neben der Musik selbst auch mit Liner Notes von Justin Kantor und den üblichen Infos zum Material und zu Gwen Guthrie als auch mit vier Bonus Tracks, darunter dem “12“ Club Mix“ von “Ain’t Nothin’ Goin’ On But The Rent“ zu begeistern weiß.

 

Noch spürbarer als bei Gwen Guthrie werden die Club-Affinität und dementsprechend trockene Bassbeats bei “Perfect Timing“ von Donna Allen, dass nun als Remasters Edition mit einer irrsinnigen Menge an Abbildungen, detailliertesten Liner Notes von Garry Moran und sagenhaften sieben Bonus Tracks mehr als begeistert. Brüller!

 

Das Album, dass bis heute ohne wenn und aber der größte Erfolg von Donna Allen bleiben sollte (abgesehen von ihrer späteren “Joy & Pain“-Single, einer Coverversion des großartigen Maze-Klassikers), kann konzeptionell mit einem Stellwerk zwischen Clubtauglichem Soul, knackigen Funk-Elementen und Pop-Affinität überzeugen und präsentiert ganz nebenbei Donna Allen als hervorragende Sängerin – keine Selbstverständlichkeit gerade in der Ära der Album-Veröffentlichung 1987. Besonders Empfehlenswert!

 

 

Themenwechsel. Ennio Morricone, Komponisten-Ikone, der sich insbesondere mit unzähligen Soundtracks in den Annalen der Musikgeschichte verewigt hat (der SOUL TRAIN berichtete wiederholt, auch im Zuge dieser Kolumne) ist immer wieder Fokus diverser Kompilationen. Zwei Veröffentlichungen mit teils obskuren Soundtrack-Basteleien unter dem Banner “Morricone Giallo“ (“Giallo“ ist eine sehr eigene, speziell italienische Form von Thriller) und “Morricone Pops“, beide in Kooperation mit Cherry Red Records erschienen, zeigen exemplarisch die Bandbreite des italienischen Über-Komponisten, der für einige der legendärsten Soundtracks der Filmgeschichte verantwortlich war.

 

So skurril das Material der zwei Kompilationen auch klingen mag, so Jazz- und, tatsächlich immer mal wieder, Soul-Affin sind beide Veröffentlichungen hier zu empfehlen – nicht zuletzt aufgrund der umfangreichen Begleittexte, die aus den Nischenprodukten faszinierende Lehrstunden in Sachen Musik-Zeitgeschichte machen.

 

Es bleibt skurril. 17 Jahre lang galten The Blow Monkeys (der SOUL TRAIN berichtete) zwischen ihrer Auflösung 1990 und ihrer Neufirmierung 2007 als Verschollen. Besonders Mastermind und Blow Monkeys-Identifikationsfigur Dr. Robert, der durch seine Organ die nachdrückliche Stimme der Blow Monkeys – die Blow Monkeys SIND Dr. Robert – mit Leben füllte, ließ sehr wenig von sich hören, außer, dass er 1990 ein Lokal auf der Kanareninsel Lanzarote eröffnete.

 

Seit ihrer Wiederauferstehung vor immerhin auch schon wieder sechs Jahren gab es drei Alben. Ihr viertes Album neuerer Zeitrechnung, ihr Neuntes insgesamt, wird nun, kurz nach der Wiederveröffentlichung einiger ihrer klassischen Longplayer (nachzulesen in der letzten, achten SOUL TRAIN-Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne), veröffentlicht: “Feels Like A New Morning“, erschienen direkt bei Cherry Red Records.

 

Um es vorwegzunehmen – der Wave-Biss der frühen Werke ist kaum noch spürbar, wobei das eine schlechte und eine gute Nachricht gleichermaßen ist. Denn wer will schon ewig das ein und gleiche machen. Aber etwas weniger Independent-Rock-Attitüde hätte es trotz aller poppigen, voluminösen Soul-Ausflüge und angedachter Bläsersätze ruhig sein dürfen.

 

Alles in allem ist es dabei einmal mehr Dr. Roberts markige, eindringliche und glasklare Pop-Stimme, die das Werk bestimmt und als Blow Monkeys-Album identifizieren lässt.

 

Für mich viel interessanter ist CD2 des haptisch gelungenen Sets – eine zehn Stücke lange Akustik-Session, in denen Dr. Robert, der mit vollständigem Namen Robert Howard heißt, die großen und kleinen Blow Monkeys-Klassiker von “Digging Your Scene“ über “It Doesn’t Have To Be This Way“ bis zu “It Pays To Belong“ zum besten gibt – und das versöhnt dann auf melancholische Art und Weise mit den Blow Monkeys, wie sie mal waren.

 

Als Absacker greifen wir ein Thema aus der letzen, der achten Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne auf: Five Star. Als Abrundung der dort vorgestellten Neuauflagen der legendären Soulpop-Alben der britischen Formation gibt es nun ebenfalls und ergänzend die so genannte “Remix Anthology“ (erschienen über Cherry Pop), die auf zwei CDs mit insgesamt 26 Tracks alle wichtigen und/oder bemerkenswerten Remixe ihrer großen Singles, von “All Fall Down“ über “System Addict“ bis zu “Somewhere Somebody“ beinhaltet (der Albumuntertitel “The Remixes 1984-1991“ spricht Bände - gerade Five Star lebten vom Zeitgeist der Remixe – ein Phänomen, das seine absolute Hoch-Zeit zwischen den späten Achtzigern und frühen Neunzigern hatte).

 

Das Ganze wird von keinem Geringeren als Five Star-Gründungsmitglied Stedman Pearson in Form von ausführlichen Liner Notes im mit vielen Abbildungen gespickten Booklet maßgeblich unterstützt und dürfte nicht nur Freunde und Fans von Five Star sondern zugleich auch Anhänger der Ära sowie der gelungenen Vermischung von Soul-Elementen mit Pop-Attitüde und Funk-Dreistigkeit ein gefundenes Fressen sein.

 

Wir sehen uns in der nächsten, zehnten Folge der Big Break Records/Cherry Red Records/Rough Trade-Reissues-Kolumne in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr.1 - dem SOUL TRAIN!

 

© Michael Arens

 

 

 

 

 

 

 

 

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